Flora und Fauna 17. September 2021

Tortuguero – Der kleine Amazonas Costa Ricas

Daniel Küng

Komm mit und entdecke das Naturjuwel Costa Ricas. Auf unserer Dschungelsafari fühlen wir uns wie Abenteurer und tauchen ein in eine fantastische Tier- und Pflanzenwelt.

Als Kolumbus 1502 an der Karibikküste landete, taufte er das neu entdeckte Land Costa Rica. Die Ureinwohner empfingen ihren „Gast“ traditionell mit Geschenken und überreichten dem Entdecker Gold- und Jadeschmuck. Daraus schloss Kolumbus, dass es hier wohl große Gold- und Jade-Vorkommen geben muss und so kam der Name „Reiche Küste – Costa Rica“ zustande. Glücklicherweise war das ein Irrtum und die Urvölker Costa Ricas besaßen die wertvollen Artefakte lediglich durch Tausch und Handel mit den großen Indianerkulturen Südamerikas und Mexikos. So geriet Costa Rica deshalb bei den Spaniern schon bald in Vergessenheit und wurde nicht wie viele andere lateinamerikanischen Länder ausgebeutet.

Das war ein wichtiger Grundstein für die bis heute friedliche Kultur des Landes. Der Name „Reiche Küste“ passt jedoch dank dem enormen Reichtum an Flora und Fauna weiterhin hervorragend zum Land. Nur wenige Kilometer von der Stelle entfernt, wo Kolumbus vor rund 520 Jahren an Land ging, liegt einer dieser „Naturjuwelen“: der Tortuguero Nationalpark.

 

An der Ostküste Costa Ricas lockt der Tortuguero-Nationalpark mit seinen zahlreichen Flussläufen und Kanälen, geprägt von einer spektakulären Flora und Fauna.

 

Der dichte Regenwald wird hier von zahlreichen Flussläufen und Kanälen durchzogen und wird deshalb oft auch als der „kleine Amazonas Costa Ricas“ bezeichnet. Das Dorf Tortuguero ist nur per Boot oder mit dem Flugzeug erreichbar. Lasst uns gemeinsam für einen Tag eintauchen in dieses Naturparadies:

Ein lautes Brüllen reißt mich aus dem Schlaf. In den Bäumen über meinem Zimmer macht das Leitmännchen einer Brüllaffengruppe klar, wer hier der Chef ist. Etwas weiter entfernt stimmen andere Affengruppen ins Gebrüll ein. Das nächtliche Zirpen der Grillen und das metallische Klicken der Frösche wird nach und nach abgelöst durch ein Vogel-Konzert. Tukane, Papageien und Webervögel begrüßen den neuen Tag mit ihren exotischen Lauten. Ich schließe die Augen und lasse diese Geräuschkulisse noch ein wenig auf mich wirken.

 

In Tortuguero wird man morgens nicht vom Hahn, sondern von den Brülllaffen geweckt.

 

Ich beschließe es den Costa Ricanern gleichzutun und früh aufzustehen. „Madrugar“, sagt man hier. Die Luft ist noch kühl und die aufgehende Sonne über der Karibik taucht die Landschaft in ein goldenes, warmes Licht. Am Strand setze ich mich auf einen angeschwemmten Baumstamm und genieße den Blick auf die unendliche Weite des Meeres. Die Wellen rollen wild und unaufhaltsam an den Strand. Sorgen und Ängste sind plötzlich weit weg und es erfasst mich eine wohltuende innere Ruhe und Ehrfurcht vor dieser Naturkraft.

Ich gehe noch etwas am Strand entlang und entdecke die Spuren einer Meeresschildkröte, die letzte Nacht ihre Eier im Sand vergraben hat. In rund 3 Monaten werden hier rund 50 Junge schlüpfen und den Weg zurück ins weite Meer suchen. Die wenigen, die es überleben, werden nach rund 25 Jahren genau an diesen Ort zurückkehren und es ihrer Mutter gleichtun.

 

Im Sand sind die Spuren einer Meeresschildkröte zu sehen, welche wohl in der vergangenen Nacht zur Eiablage an den Strand kam.

 

Das typische Frühstück in Costa Rica: Gallo Pinto

Nun wird aber Zeit für das Frühstück und wir stärken uns mit einem „Gallo Pinto“. Das typische Frühstück Costa Ricas besteht aus Reis mit schwarzen Bohnen, gebratenen Eiern, Kochbanane, Tortilla, einem leckeren Kaffee und natürlich wunderbar süße Ananas, Papaya und Wassermelone. (» hier geht’s zum Rezept)

 

Carlos, der lokale Naturführer, Jorge, der Bootsführer und Serafino, unser Reiseleiter, stehen schon bereit bei der Anlegestelle und empfangen unsere Gruppe mit einem herzlichen „Buenos Días“. „Habt Ihr alles dabei? Fernglas, Fotoapparat, Mütze, Sonnenschutz und Regenschutz?“ Ich frage mich kurz, wozu wohl der Regenschutz gut sein soll. Die paar Wolken am Himmel schauen ja nicht gerade nach Regen aus.

Wir sind noch nicht einmal ins Boot gestiegen, da landet auf dem Geländer der Bootsanlegestelle ein prächtiger Tigerreiher und pflegt gemächlich mit dem spitzen Schnabel sein Gefieder. Es sollte heute nicht das letzte Fotosujet werden …

 

Der Tigerreiher bleibt nicht der einzige interessante Vogel, dem wir heute begegnen.

 

Langsam überqueren wir den großen Tortuguero Kanal, wo Carlos auf der anderen Seite mit seinem geschulten Auge riesige Leguane gesichtet hat. Die bis zu zwei Meter langen Echsen erinnern an die Dinosaurierzeit und sonnen sich auf den Ästen der Bäume. Darüber turnen Klammeraffen flink durch die Baumkronen.

 

Hier muss man ganz genau hinsehen: Ein Leguan hat sich unter den Blättern versteckt.

 

Zu Boot lässt sich der Nationalpark am besten erkunden.

Bevor wir in den eigentlichen Nationalpark eintauchen, nimmt uns Carlos auf eine extra Pirschfahrt entlang eines Kanals in Strandnähe mit. In den vergangenen Tagen wurden hier mehrmals Jaguare gesichtet, die am Strand ihre Lieblingsspeise – grüne Meeresschildkröten – jagen. Tja, ein ziemlich unfairer Kampf, denn die bis zu 190 kg schweren Panzertiere sind an Land reichlich unbeweglich. Aber so ist nun mal die Natur. Auf jeden Fall bekommen die Raubtiere nach dem salzigen Leckerbissen Durst und kommen zu diesem Kanal um Süßwasser trinken. Heute zeigen sich die Wildkatzen leider nicht, aber wir werden bald mit vielen anderen Tierarten dafür entschädigt.

Ein Faultier hat es sich in den Baumkronen gemütlich gemacht.

Im Nationalpark biegen wir in immer engere Dschungelkanäle ein. Wo meine Mitreisenden und ich nur eine grüne Wand aus Blättern, Baumstämmen und Gestrüpp sehen, entdecken unsere Naturführer immer wieder Tiere. Kaimane, Schildkröten, grüne Aras, Kahnschnäbel, zahlreiche Reiherarten, Brüll- und Klammeraffen, Faultiere, Boas und als Krönung ein riesiges Krokodil. Ich bin froh, dass wir das alles von einem sicheren Boot aus beobachten dürfen. Mutigere Zeitgenossen mieten sich ein Kanu und gleiten völlig lautlos durch die Kanäle.

 

 

Krokodile wachsen ihr Leben lang; hier haben wir ein besonders großes Exemplar entdeckt.

 

Fasziniert von der ganzen Tierwelt merke ich kaum, dass sich die Wolken inzwischen verdunkelt haben. Kurz darauf prasselt ein heftiger tropischer Wolkenbruch auf uns nieder und wir sind froh um den mitgebrachten Regenschutz. Aber es bleibt angenehm warm und der Spuk ist nach 15 Minuten vorbei. In Tortuguero fallen pro Jahr rund 6.000 Liter Regen pro Quadratmeter, weiß Serafino. Deshalb ist es hier auch so üppig grün.

 

Nicht ohne Grund heißt der Regenwald Regenwald. Pro Jahr fallen hier in Tortuguero rund 6.000 Liter Regen pro Quadratmeter.

 

3 Stunden und mindestens 200 Fotos später kehren wir zum Mittagessen in die Lodge zurück. Der Vormittag war wie ein Besuch eines riesigen Zoos, mit dem Unterschied, dass die Tiere hier alle in Freiheit leben. Für den Nachmittag verspricht uns Serafino einen tieferen Einblick in die Flora des Regenwaldes. Mit dem Boot fahren wir zum „Cerro Tortuguero“, dem weit und breit einzigen Hügel an der Karibikküste. Das Ziel ist die Aussichtsplattform auf dem 119 Meter hohen „Gipfel“. Aber den müssen wir uns zuerst verdienen!

Serafino hat etwas entdeckt!

Auf einem gut befestigten Steg wandern wir durch den tropischen Regenwald und Serafino zeigt uns alle 10 Meter ein neues Wunder der Natur. Farne, sich fortbewegende Palmen, jahrhundertealte Baumriesen, Aufsitzerpflanzen, Lianen und dazwischen immer wieder winzige Tiere wie den Pfeilgiftfrosch oder Blattschneiderameisen. Nach 450 Treppenstufen bekommen wir dann die Belohnung. Eine fantastische Aussicht über den „kleinen Amazonas Costa Ricas“.

 

Auf dem 119 Meter hohen „Gipfel“ des Cerro Tortuguero.

 

Den Tag lassen wir im Dorf von Tortuguero bei einem kühlen Imperial ausklingen, einem der einheimischen Biere. Die Sonne versinkt hinter dem Regenwald und taucht die Wolken in ein romantisches Orange. Nach dem heutigen Tag habe ich das Gefühl, endlich wieder mit der Natur verbunden zu sein.

 

Sonnenuntergang im Dorf von Tortuguero

 

Daniel nimmt dich mit auf ein Dschungelabenteuer:

 

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