Wie erleben die Menschen aus unseren Reiseländern die aktuelle Krisenzeit? Welche Maßnahmen haben sie zum Kampf gegen das Coronavirus ergriffen und wie gehen sie mit der Situation um? Unsere Reiseleiter berichten.
In allen Ländern der Welt wird es ruhiger. Die meisten Reisenden sind wieder in ihrer Heimat und jedes Land für sich hat Maßnahmen getroffen, um die weitere Verbreitung des Coronavirus aufzuhalten. Wir stehen mit unseren Reiseleitern in regelmäßigem Kontakt und haben nachgefragt, wie sie die Situation in ihrem Land gerade empfinden, welche Ängste sie auch stellvertretend für die Menschen vor Ort haben und wie sie in die Zukunft blicken. Eines klingt bei ihren Rückmeldungen immer durch: Der enge Zusammenhalt aller Menschen auf der ganzen Welt!
Ruth aus Simbabwe
Bisher sind die Zahlen an COVID-19-Erkrankten in Simbabwe sehr gering. „Vergangenes Wochenende waren es 5 bestätigte Fälle. Nur ein Mensch ist bisher an der Krankheit gestorben”, berichtet WORLD INSIGHT-Reiseleiterin Ruth aus ihrem Heimatland. „Die Regierung reagierte sehr schnell. Ab heute, 30.03.2020, gilt für die nächsten 21 Tage eine nationale Ausgangssperre. Die Menschen vor Ort dürfen ihr Zuhause nur in Notfällen verlassen, um der Verbreitung des Coronavirus keine Chance zu geben. Die Herausforderung: Etwa 90 Prozent aller Menschen in Simbabwe sind arbeitslos und müssen für ihr Einkommen selbstständig sorgen. Die Ausgangssperre bedeutet also für die meisten, dass sie keinerlei Einnahmen in dieser Zeit haben.” Auch Ruth ist im Ungewissen. Ihre nächste WORLD INSIGHT-Tour, die am 18.4. starten sollte, wurde abgesagt. Dennoch bleibt sie gelassen und meint: „Wenn sich jetzt alle Menschen konsequent an die Ausgangssperren halten, haben wir eine reelle Chance, dass wir das Virus in den Griff bekommen!”
Robert aus Südafrika
Unser Reiseleiter Robert aus Südafrika schickt uns sogar einen ganzen Bericht über die Lage vor Ort und dem Umgang mit dem Coronavirus:
„Es ist immer wieder erstaunlich, wie Südafrika auf eine Krise reagiert. Ich denke, dass die politische Vergangenheit sowie der Prozess der Versöhnung nach den Apartheitsjahren viel dazu beitragen, wie Südafrikaner in solchen Zeiten reagieren. Wir kommen aus einer gespaltenen Vergangenheit und sind im Alltag noch sehr oft verschiedener Meinung. Auch politisch gehen die Einstellungen und Ansichten noch weit auseinander. Wenn aber Herausforderungen auf uns zukommen, wie zum Beispiel Krankheiten wie SARS, MERS oder jetzt das Coronavirus, zeigt sich ein großer Zusammenhalt der Südafrikaner.
Seit letzem Donnerstag, dem 26. März um Mitternacht, gelten auch hier in Südafrika Ausgangsbeschränkungen. In den letzten 2 Wochen gab es, wie auch in anderen Ländern, Hamsterkäufe und jeder wollte eine Schutzmaske haben. Auffallend dabei ist jedoch der unterschwellige Humor beim Einkaufen. Die ausgetauschten Blicke fragen fast: ‘Was machen wir hier überhaupt für irrsinnige Sachen?’
Natürlich machen wir uns auch große Sorgen. Die Zukunft ist ungewiss und vor allem den Tourismus trifft es besonders hart. Keine Besucher bedeuten kein Einkommen – und zwar sofort. Der Tourismus beschäftigt hier über 700.000 Menschen. Es ist eine Katastrophe für den Sektor und ich als freiberuflicher Reiseleiter bin einer von über 15.000 in Südafrika. Wir wissen, dass die nächsten Monate sehr schwierig werden. Und wir wissen, dass sich viel ändern und der Wiederaufbau nicht einfach werden wird.
Für mich ist klar, ich würde diese Herausforderung nirgendwo anders anpacken wollen als hier. Und wenn diese verrückte Zeit vorbei ist, ist eines sicher: Die Welt wird dieses wunderschöne Land immer wieder besuchen wollen!“
Ana aus Guatemala
Erst im Februar war WORLD INSIGHT-Geschäftsführer Otfried Schöttle zusammen mit unserer Reiseleiterin Ana auf Inspektionstour durch Guatemala. Zu diesem Zeitpunkt von Corona noch keine Spur. Jetzt, Ende März, sieht es auch hier anders aus. Ana erzählt uns von der Situation in ihrem Land:
„Am 13.03. haben wir den ersten Fall gehabt. Es war ein junger Mann (27 Jahre), der aus Europa nach Guatemala kam. 3 Tage später hatten wir schon die Grenze gesperrt für bestimmte Länder wie Italien, Spanien, Deutschland, Korea und Iran. Nach und nach haben wir extremere Maßnahmen ergriffen: Zum Beispiel wurden alle Schulen und Einkaufszentren geschlossen. Nur Apotheken, Krankenhäuser, Supermärkte und Märkte können geöffnet bleiben. Seit einer Woche hat unser Präsident eine Ausgangssperre von 16:00 Uhr bis 04:00 Uhr angeordnet. Die Mehrheit der Guatemalteken bleiben zu Hause und folgen den Regeln. Wer sich nicht daran hält, muss mit hohen Strafen oder sogar mit Gefängnis rechnen. Meiner Meinung nach sind die Methoden, die unser Präsident Giammattei anordnet, sehr gut. Er sorgt viel für alle diese Leute, die von Tag zu Tag leben wie zum Beispiel die Verkäufer auf den Märkten.”
Auf unsere Frage, was die aktuelle Situation mit den Menschen vor Ort macht, antwortet Ana: „Wir sind besorgt, dass unser Gesundheitssystem nicht in der Lage sein wird, uns allen zu helfen, wenn sich mehr Menschen infizieren. Vor allem in ländlichen Gebieten. Wir hoffen das Beste vor allem für die Menschen, die nicht arbeiten gehen dürfen und für die das Essen in der Schule das einzige ist, was sie am Tag bekommen.“
Auch in Guatemala spielt der Zusammenhalt der Menschen eine wichtige und große Rolle: Ein neues Programm soll dabei helfen, dass die Kinder zu Hause weiter lernen können und weiterhin etwas zum Essen bekommen. Die Ausgangssperre gilt laut Ana noch bis zum 31.03. – danach muss man sehen wie es weiter geht. Glücklicherweise gibt es bisher nur wenige COVID-19-Fälle in Guatemala, so dass nicht nur Ana durch die Ausgangssperre eine gute Chance sieht, einer Verbreitung des Virus erfolgreich entgegenwirken zu können.
Kurosch aus dem Iran
Die Lage in Iran ist noch deutlich angespannter. Dieses Land hat der Virus neben China, Italien, Deutschland und Südkorea besonders hart getroffen. Unser Reiseleiter Kurosch aus dem Iran berichtet, dass viele Leute sich nicht mehr trauen, raus zu gehen. „Jeder ist auf sich allein gestellt und lebt von seinen Ersparnissen. Hinzu kommt noch die Inflationen von bis zu 70% durch angehängte Sanktionen. Auch die Lebensmittelpreise sind zum Vormonat drastisch gestiegen. Die Bevölkerung hat Angst und große Sorge vor Perspektivlosigkeit. Es mangelt an lebenswichtigen Medikamenten, Masken und Desinfektionsmitteln sowie Handschuhen. Solidarität ist zurzeit die einzige Maßnahme, die jeder beherzigen kann und die den Meschen Halt gibt.“
Nach Regierungsangaben gibt es 2.234 Todesfälle. Die Städte Ghom und Teheran sind am stärksten betroffen. Leider steigt die Zahl der Infektionen weiter. Daher hält sich die Bevölkerung die Ausgangssperre und gehen nur raus, um einzukaufen. Auch in Iran sind nur Supermärkte, Bäckereien, Krankenhäuser, Apotheken und Tankstellen geöffnet, alle anderen werden beim Verstoß gegen diese Regelung bestraft. „Maßnahmen, die Menschen in aller Welt die Hoffnung gibt, dass wir diese Pandemiewelle gemeinsam besiegen können!“, sagt Kurosch.
Ahmad aus Jordanien
Aus Jordanien hören wir von WORLD INSIGHT-Reiseleiter Ahmad, dass die dortige Ausgangssperre bis auf
Weiteres verlängert wurde. Man geht von weiteren 14 Tagen aus. Trotz der Ausgangssperre erlaubt man den Menschen im Alter zwischen 16 bis 60 Jahren von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr Lebensmittel in kleinen Supermärkten und Bäckereien einzukaufen und Apotheken im gleichen Wohnort zu Fuß zu besuchen. Die Polizei überwacht in jedem Ort diese Maßnahme und sorgt dafür, dass keine Menschenansammlungen stattfinden. Auch in Jordanien ist der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung groß: „Die Regierung hat eine landesweite Verteilung von wichtigen Lebensmitteln mit Hilfe des jordanischen Militärs organisiert. Brot, Reis, Getränke werden für 1 JD pro Sache verkauft. Wer aber nicht zahlen kann, dem wird es auch ohne Bezahlung gegeben. Menschen, die in Gebieten leben, in denen es keine kleinen Märkte gibt, werden auch kostenfrei mit Lebensmitteln beliefert“, berichtet Ahmad.
„Jordanien hat selbst bis heute, 30.3.2020, 246 Corona infizierte Mitbürger in den Krankenhäusern und ca. 3.500 Menschen, die unter Quarantäne stehen in den Hotels am Toten Meer und Amman. Das sind Einheimische, die in das Land Jordanien eingereist sind, kurz bevor der Flughafen Amman geschlossen wurde. Daher stehen sie seit dem 16.03.2020 bis 30.03.2020 zur Sicherheit in Quarantäne. Das große Ziel der Regierung ist, die Zahl der infizierten Menschen so gering wie möglich zu halten, natürlich mit Hilfe der Menschen im Land. Trotz weniger Möglichkeiten ist Jordanien derzeit weltweit in den Medien, da man hier die richtigen Schritte frühzeitig eingeleitet hat. Täglich um 20.00 Uhr sitzen alle Jordanier vor dem Fernseher und warten auf den Bericht des Gesundheitsministers, der in den letzten Wochen zum Volksheld geworden ist. Er liest die aktuellen Zahlen und Fakten vor, informiert über die nächsten Maßnahmen und dann spricht er ohne Zettel einfach von Herzen: dass wir uns dran halten müssen und dass wir diese schwere Lage gemeinsam schaffen können. Ich und meine Familie haben immer Tränen in den Augen, wenn er zu uns spricht“, erzählt Ahmad weiter.
„Abends, wenn der Muezzin zum Abendgebet in der Moschee ruft, bittet er die Menschen zu Hause zu bleiben und zu beten. Anschließend gehen die Kinder an die Fenster oder auf die Balkone und rufen ‘Allah Akbar’, übersetzt ‘Gott ist Groß’. Das gibt den Menschen hier im Land Hoffnung.“ Mit den Worten „Ich bin mir sicher, dass wir bald aus dieser Krise raus sind.“ schließt Ahmad seinen Bericht aus Jordanien ab und sendet liebe Grüße und vor allem Gesundheit in die ganze Welt.
Mint aus Thailand
Auch Thailand reagiert mit Grenzschließungen und hat seit 26. März den Notstand ausgerufen. Unsere Reiseleiterin Mint berichtet, dass es nach dem Ausbruch des Coronavirus in Thailand über 1.000 Patienten gibt. Die Regierung hat verschiedene Maßnahmen angeordnet, die Einschränkungen der Bewegungs- und Reisefreiheit, der Versammlungs- und der Meinungsfreiheit betreffen. Im Land kommt daher gerade alles zum Stillstand; auch Transporte aller Art wurden gestoppt.
„Die Thailänder haben große Angst vor dieser Krankheit. Jeder ist sehr vorsichtig und trägt einen Mundschutz. Einige Leute können es sich jedoch nicht leisten, Masken zu kaufen. Also machen sie die Masken selbst zu Hause. Die sind zwar nicht wie die Masken aus den Krankenhäusern, aber sie sind besser als nichts. Der Zusammenhalt unter dem Menschen ist toll: Einige Personengruppen spenden Mundschutz an Bedürftige und an verschiedene Krankenhäuser. Noch etwas Positives: die Zahl der Infizierten ist bisher nicht gestiegen.
Die Regierung bittet uns für ungefähr einen Monat, zu Hause zu bleiben und soziale Distanz zu wahren. Ich glaube, es dauert zwar noch bis alles wieder normal ist. Dennoch hoffe ich, dass die Gäste von WORLD INSIGHT bald wieder nach Thailand kommen. Bleibt gesund!”