Reisebericht Namibia-Botswana 30. April 2025

Wüste, Witze und wilde Tiere: Humorvoll durch den Süden Afrikas

WORLD INSIGHT Reisegast

Einen Elefanten in freier Wildbahn sehen – dieses Ziel hat sich WORLD INSIGHT-Reisende Dagmar gesetzt. Hierfür machte sie sich auf nach Namibia-Botswana. Was sie dort erwartete? Wir lassen sie selbst sprechen.

Moin, moin aus Bremen. Es folgt ein Reisebericht meiner zweiten Afrika-Tour. Der Kontinent fasziniert mich offensichtlich, da ich sieben Monate später schon wieder in Windhoek lande. Diesmal als Teilnehmerin der Erlebnisreise Namibia, Botswana und Zimbabwe. Ich möchte einen Elefanten mal in freier Wildbahn sehen und in Botswana ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher als Bremen.

Es waren schon wieder wirklich viele Eindrücke und ein paar beschreibe ich euch näher.

Tour-Start: Am 18.11.24 geht’s los. Gemäß der Reisebeschreibung wird zehnmal im Zelt übernachtet und dafür wird uns eine Matratze gestellt. Das Einpacken eines Schlafsacks ist obligatorisch. Diese Information habe ich gelesen und als Platzverschwendung im Koffer abgetan. Warum? Ich weiß es doch auch nicht mehr. Eine große Packung Spekulatius habe ich merkwürdigerweise mitgenommen. Wenigstens mein extra Schlafsack-Inlett hat es ins Hauptgepäck geschafft.

Temperatur: Namibia kann im Dezember in der Wüste übrigens richtig kalt werden und Spekulatius gibt es in jedem Spar-Markt vor Ort zu kaufen. Tagsüber blauer Himmel mit mindestens 34°C und sternklare Nächte mit knapp 10°C. Kalte Füße sind sehr lästig – besonders meine. Jetzt bin ich stolze Besitzerin von namibischen Wollsocken. Ich werde meine Pack-Prioritäten überdenken.

Wir sind zur offiziellen Regenzeit in Botswana unterwegs und campieren in den Verbreitungsgebieten der Anopheles-Mücke, welche die alleinige Verantwortung für Malaria trägt. Durch Expositionsprophylaxe lässt sich eine Ansteckung wohl am besten vermeiden. Tagsüber sind es hier aber gerne über 40°C und in der Dämmerung bleibt das Thermometer bei 26°C stehen. Lange Hosen und Langarmshirt zur Stich-Unterbindung? Ich setze zusätzlich auf das örtliche Anti-Mück. Und was vergesse ich beim ersten Einkaufsstopp? Genau – das Mücken-Spray. Wasser und Obst habe ich gekauft. Auch hier werde ich mich meinen Prioritäten nochmals widmen.

Campingtour: Der Zeltaufbau wird direkt am Anfang der Reise einmal für alle demonstriert – leider nicht an meinem Zelt. Die Routine des fast täglichen Nestbaus gelingt schon nach dem ersten eigenständigen Auf- und Einklappen des Gedöns ganz gut. Jeder einzelne hat ja so seine Camping-Kernkompetenzen. Ich bin gut im Abwasch, Auf- und Abbau von Tischen, Stühlen und Zelten – auch von Fremd-Zelten. Dafür betrete ich selten die „Küche“.

Erinnerungskultur: In der Dämmerung finden wir uns oft, nach und nach im Kreis, um ein romantisches Lagerfeuer ein – nicht nur um den Tag bei einem Kaltgetränk Revue passieren zu lassen, sondern auch um Geschichten auszutauschen. Im Hintergrund wird gelacht, gekocht, unter Geklapper der Tisch gedeckt und irgendjemand raschelt immer in seinem Zelt. Eigenartigerweise setzen wir uns zum Essen abends oft nicht an die gedeckte Tafel, sondern verweilen im Kreis um das Feuer, mit den Tellern auf den Knien und den Getränken auf dem Boden. Es hat schon etwas sehr Ursprüngliches, wenn sich eine Gruppe von Fremden zum ersten Mal um eine Feuerstelle versammelt. Danach ist man, auch als Alleinreisende, nicht mehr so fremd. Ich hatte ganz vergessen, wie schön das sein kann.

Lagerfeuerromantik vom Feinsten

Meine anfänglichen Mücken-Bedenken werden schnell zerstreut. Ich gehöre zu den Glücklichen, welche – egal wo sie sich an einem Feuer platzieren – gefühlt immer im Qualm mit tränenden Augen sitzen. Ein unübertroffener Vorteil von Gruppen-Touren ist die Hilfsbereitschaft der Mitreisenden. Es ist ganz reizend, wenn mir direkt am ersten Lagerfeuer unterschiedlichste Mückenschutzmittel angeboten werden. Natürlich habe ich die Nerven verloren und meinen Schutz-Bedarf einige Tage später doch noch gedeckt. Augentropfen habe ich mir auch gegönnt, da keine KI den Rote-Augen-Effekt auf Grund von Qualm beheben kann.

Spielstruktur: Wir werden auf dieser Reise an dem Gesellschaftsspiel „Stempel-it 2.0“ teilnehmen. Bei unserer Einreise in Namibia gibt es nach Formularausfüllung den ersten Stempel – zum Warmwerden. Diese Bustour wird von uns Spielteilnehmern volle Konzentration verlangen. Drei Länder, drei unterschiedliche Formulare in knapp drei Wochen. Bei jedem Grenzübertritt ist von uns ein Aus- und/oder Einreiseformular analog auszufüllen. Stifte sind selbstredend mitzubringen. Unser Kfz-Kennzeichen und wechselnden Unterkunftsadressen müssen bereitgehalten werden, sowie ein Ansprechpartner und eine Telefonnummer in dem jeweiligen Land. Mal muss das ganze Formular ausgefüllt werden und manchmal nur ein Teil. Signatur nicht vergessen. Bitte keine Fehler – die Grenzer haben es schon so schwer genug in der Hitze mit uns schnatternden Touristen. Die Prozeduren haben ihren individuellen Charme. Am Ende der Reise sind es sage und schreibe 17 Stempel. Eigentlich müsste es eine gerade Anzahl von Stempeln sein. Egal – es ist trotzdem mein absoluter Stempel-Rekord im Pass in 3 Wochen. Bürokratie liebe ich schon immer. Dieser leicht chemische Geruch der Formulare, deren Farbabrieb an meinen Patschefingern und Stempel im Allgemeinen. Herrlichst! Ja – möglicherweise hatte ich früher eine Kinderpost und war vielleicht auch schon auf dem Jakobsweg.

Mondscheintour: Des Öfteren werden wir uns auf dieser Reise fernab von ziviler Lichtverschmutzung aufhalten. Ich bin immer noch an Milchstraßenfotografie interessiert und freu mich schon seit Wochen darauf, nachts um 3 Uhr aufzustehen, um den Himmel zu fotografieren. Klar – Sternschnuppen liebe ich auch ein wenig. Es wäre schon schön, wenn es mir gelingen würde, eine Wunsch-Schnuppe festzuhalten. Ein unbedachter, positiver Nebeneffekt des sehr frühen Aufstehens ist – der Kreislauf kommt in Schwung und mir wird wieder warm. Natürlich gebe ich mich vor Ort einer Generalprobe mit Stativ hin, um meine Kameraeinstellungen zu überprüfen. Knips-knips. Das Ergebnis? Schwarz auf Schwarz. Kein Stern. Kein Nix. Unter dem Schein meiner Stirnlampe führe ich eine Nachkontrolle der Einstellungen durch und finde keinen offensichtlichen Fehler. Die Kamera muss kaputt sein – alles andere ist undenkbar. Mist! Und das am Anfang der Reise! Ich schwenke den Sucher auf unser Lagerfeuer. Das Display bleibt schwarz auf schwarz? Vielleicht hilft es ja den Objektivdeckel abzunehmen? Aha! Doch nicht kaputt. Diese Probe breche ich hier und jetzt unter Eigengelächter ab. Später auf der Reise gelingt mir tatsächlich doch noch das ein oder andere Bild.

Ein Sternenhimmel wie aus dem Bilderbuch!

Natur: Einer der ersten Campingplätze am Kaziikini Schutzgebiet hat keinen Zaun, um die niedlichen Tiere auf Distanz zu halten. Das finde ich prinzipiell gut. Die Gruppe bekommt direkt bei Ankunft drei Anweisungen:

  • keine geöffneten Snacks in den Zelten lagern
  • das offizielle Lager nicht verlassen
  • nachts nicht alleine auf Klo gehen oder umherwandern

Aha? Kurz nach der Ansage brüllt ein Löwe in der Ferne und ein zweiter antwortet – deutlich näher. Aha? Das Kollektiv stellt ausnahmsweise diese drei Anweisung nicht in Frage. Wer tags schon weiß, dass in der Nacht ein dringendes Geschäft pressieren wird – bekommt ein Zelt-Not-Klo in Form eines leeren 5-Liter-Wasserkanisters mit Sandboden. Aha? Das ist jetzt wirklich so gar nicht mein Ding! Und was soll ich machen, wenn das kleine Geschäft expandiert? Also ich werde nach 20 Uhr vorsorglich nichts mehr essen und trinken. Die kleine Not-Klo-Lösung wurde übrigens tatsächlich angenommen – nein, nicht von mir. Ich habe mir Rückendeckung von unserer 86-Jährigen Mitreisenden geholt, um stirnlampen-erhellt meine Waschhausroutine abzuspulen.

Bringen Herzen zum Schmelzen: Löwenkinder

Infrastruktur: Straßenmärkte und Souvenir-Shops haben es mir weltweit wirklich angetan und noch nie herrschte ein Mangel an Einkaufsgelegenheiten. Ich kann eigentlich alles gut gebrauch und weiß oftmals gar nicht wie dringend. Ich sag mal so, nach dieser Reise bin ich stolze Besitzerin von Wollsocken, eines Springbockfells, diverser Armbänder und Statuetten. Ein T-Shirt mit unserer Reiseroute und ein Hemd in einem fröhlichen Braunton mit wertiger Eine Elefant-Sands-Lodge-Stickerei habe ich mir auch noch genehmigt. Das Hemd sieht verdächtig nach Ranger-Oberbekleidung aus. Passt hervorragend zu meinem Camouflage-Rock. Die Kleidungskombination sorgt auf der weiteren Reise dafür, dass mich andere – ja, richtige Ranger – mit dem Hang-Loose-Handzeichen und einem ebenso lässigen “Whatsup?” in diversen Städten auf offener Straße begrüßen. Naturgemäß grüße ich mit einem freundlichen, leichten Nicken und überschwänglichem, norddeutschen „Moin!“ zurück.

Kreatur: Es sprengt den Schreibrahmen alle Tiere einzeln zu erwähnen, welche auf unseren diversen Pirschfahrten zu Wasser oder zu Lande durchs Bild gelaufen, geflogen oder geschwommen sind.

Auf Elefanten – als großes Ziel meiner Reise – möchte ich trotzdem noch eingehen. Für den heutigen Tag auf der A3 in Botswana platziere ich mich vorne auf dem Beifahrersitz und hoffe auf tierische Motive. Am Straßenrand ist eine Wasserleitung unter der Erde verlegt. Betonschächte mit Betondeckeln sollen die Zugänge vor unbefugtem Gebrauch schützen. Es ist heiß. Die Sonne brennt. Keine Frisur sitzt mehr. Alle dösen und dämmern hinten vor sich hin. Ich zähle tote Insekten auf der Frontscheibe. Wir fahren an so einigen Pfützen, verschobenen Deckeln oder zerborstenen Schächten vorbei. So eine Betonabdeckung ist für einen Elefanten offensichtlich kein Hindernis, sondern eher eine Herausforderung, welcher man sich gerne stellt und daran rüsselt.

Und dann geht´s los – alle 50 Meter steht plötzlich in der Mittagshitze ein Elefant. Entweder wie bestellt in einer Pfütze oder unter Bäumen in Gruppen – beides direkt an der Straße. Ich dreh beim ersten Anblick steil und muss meiner Freude und Verblüffung akustischen Raum geben. Der Satz: „Schaut – dort steht ein Elefant!“ ist mir völlig entfallen. Raus rutscht mir rutscht nur ein infantiles: „Oh-oh-oh-da. Vorbei! Oh-oh-oh-da-da!“ Fahrer Ewald ist sichtlich verwundert und tritt abrupt auf die Bremse. Alle sind wieder wach und ich bin jetzt verliebt in Elefanten. Diese Verblüffung nutzt sich übrigens beim 20. Seitenstreifen-Elefanten etwas ab.

Ein kleines Malheuer auf der Strecke

Reparatur: Auf irgendeinem Teilabschnitt im Nirgendwo gibt unser Truck ein neues, lautes Geräusch von sich. Ewald kommt am Rand des Highways zum Stehen. Kurze Diagnose – der Keilriemen ist gerissen. Zum Glück sind Ewald und Stephan nicht nur Köche, Kindermädchen und Übersetzer – sondern auch Mechaniker. Die beiden machen sich souverän daran einen neuen Keilriemen aufzuziehen. In der Zwischenzeit dürfen wir alle aussteigen. Die Anweisung lautet: „Bleibt in der Nähe des Buses.“ Nähe ist ja relativ und wieviel Distanz verträgt Sie? Die im Kopf formulierte Antwort von allen: „Ja, ja!” Ein paar Bus affine Mitreisende bleiben neben der improvisierten Werkstatt stehen – natürlich mit wohlgemeinten Tipps und Tricks. Nikolaus nutzt diesen Stopp um Interessierte mit einer Feldenkrais-Methode, in bewusste, neue Bewegungsabläufe einzuweisen. Die Neigungsgruppe bildet neben dem defekten Bus einen Halbkreis und bewegt sich langsam, fast schon bedächtig und synchron hin und her, vor und zurück. Alle anderen nehmen sich eine persönliche Auszeit – in Afrika Buschi-Buschi genannt – und sind nicht mehr zu sehen. Ich suche auf der anderen Straßenseite schlendernd Fotomotive. In zirka 70 Meter Entfernung treten acht Elefanten inklusive Kälbern aus dem Busch. Sie wechseln auf meine Straßenseite und kommen mir entgegen. Ich bin mir meiner Ranger-Verantwortung natürlich seit Hemd-Besitz bewusst und informiere die anderen über die Möglichkeit einer Elefantenbegegnung. Guide Stephan trommelt die Menschen-Herde sofort zusammen – es tauchen alle aus der Buschi-Buschi-Deckung auf und bewegen sich schnell – überhaupt nicht mehr synchron – Richtung Bus.

Bootstour: Ein Bootsausflug im Gewitter auf dem Chobe-Fluss? Ja oder nein? Die Alternative im Zimmer zu sitzen, ist nicht ganz so verlockend – wir sind schließlich Reisende. Ich habe den Poncho der Ponchos im Gepäck und könnte – wenn es notwendig erscheint – damit ein Biwak bauen. Die Dauer der Entscheidungsfindung trägt dazu bei, dass es nur noch leicht regnet. OK – den Poncho nehme ich aber trotzdem mit. Wir werden mit der Aussicht auf Büffel und Nilpferde auf den Ausflugsdampfer verbracht. Zwischendurch pladdert es aber doch noch ganz schön – von oben – da es relativ windstill ist. Ich ergattere einen Sitzplatz in der noch überdachten ersten Reihe – merkwürdigerweise will da überhaupt keiner sitzen. Warum? Sobald der Wind auffrischt – damit umschließe ich auch Fahrtwind – kommt der Regen frontal. Aha! Es gibt ja spritzwassergeschützte Kameras. Ratet doch mal, was ich wohl nicht habe. Am Horizont läuft ein dramatisches Gewitter ab und im Vordergrund stehen malerisch Büffel und Nilpferde mit Silberreihern knietief im Schwemmland. Wunderschöne Kontraste.

Tanz-Kultur: In einer Lodge wird um 19 Uhr eine Tanzvorführung dargeboten. Ich suche mir frischgeduscht durch das Hotel-Labyrinth meinen Weg zum Aufführungsort. Ich habe mir einen Videoauftrag erteilt und erfülle diesen vom Rand aus – in der ersten Reihe. Alles in allem wird es eine sehr rhythmische Darbietung. Keine Instrumente – nur Stimme, Klatschen, Stampfen, dramatische Mimik und große Gestik. Es sieht nach Spaß aus. Wer hätte gedacht, dass zum Abschluss der Aufführung freiwillige Mittänzer aus dem Publikum gesucht werden? Unter der ersten mir entgegengestreckten Hand des größten Tänzers ducke ich mit weg und täusche eine Ohnmacht vor. Mit dem Gebaren komme ich bei einer kleinen, sehr energischen Lady nicht durch. Sie schnappt lächelnd meine Hand und lässt nicht mehr los. Hm…. sie hat ja keine Ahnung. Es fängt mit einfachem Armeschwenken an und steigert sich zu mehr oder minder komplizierten Schrittkombinationen. Ich werde an den Zeremonienmeister und Einpeitscher abgeben. Ich bin irritiert, ob des Personenwechsels und direkt raus aus dem Takt. Mein Freestyle-Talent ist jetzt gefragt – sehr zur Verwunderung meines Tanzpartners. Humor ist ebenfalls von Vorteil, um diese Darbietung für mich zu einem einigermaßen würdevollen Ende zu bringen.

Wenn zwei Kulturen aufeinandertreffen

Kultur: Zusammen mit zwei Stammesangehörigen der San wollen wir durch eine weite, wilde Landschaft im Erongo-Gebirge schlendern. Feuermachen und Spurenlesen steht auf dem Vorführungsplan. Eine Schar Kinder beobachtet uns unter Gekicher – natürlich mit Sicherheitsabstand. Nicht mit mir. Ich fordere die frechste Kleine mit einer pantomimischen Einlage auf, an unserem Walk teilzunehmen. Es schließen sich alle bezaubernden Kinder an. Auf dem Weg suche ich mir drei etwa gleichgroße Steinchen und biete meine quasi nicht vorhandenen Jonglierkünste dar. Das scheinen noch nicht so viele Reisende vorgeführt zu haben. Es wird noch mehr gekichert – nicht mehr ganz so schüchtern. Feuermachen und Spurenlesen? Ach – die Interaktion mit den Mini-San ist für mich viel spannender. Auch ohne Worte kann man sich hervorragend auf das Spiel „Fangen und Werfen“ verständigen. Wobei ich versuche, gezielt jedem Kind einen Stein zuzuwerfen. Als Belohnung werden von den Kindern alle gefangenen Steine gleichzeitig in meine Richtung geworfen. Ein paar kann ich sogar mit einem artistischen Auftritt fangen – sehr zu meiner Freude!

Bei der Feuer-mach-Präsentation hocke ich mich abseits in den Hintergrund und zeige der Kindergruppe auf meinem Kameradisplay die von mir bereits gemachten Fotos. Ich tippe auf die abgelichteten, einzelnen Persönchen in den Gruppenbildern und mir werden die Namen leise ins Ohr geflüstert. Alle wollen die Fotos sehen und müssen daher auf Tuchfühlung mit mir gehen. Irgendwann habe ich eine kleine Hand im Nacken, welche unbewusst und trotzdem fasziniert an meinen Haaren nestelt. Das liegt nicht unbedingt an meiner Haarpracht, sondern vielmehr daran, dass San die Haare einfach und sehr kurz tragen. Letztendlich wollen alle mal die Haare der komischen Tante streicheln oder zum Zopf zusammen zupfen. Ich bin genauso fasziniert von den jungen Menschen, wie sie von meinen Haaren.

Entdeckungstour: In Swakopmund ist ein Tag der Freizeit gewidmet – dachte ich. Um 7:30 Uhr sitze ich ausgeruht und ohne mir bekanntem Plan für den Tag beim Frühstück. Ich lasse es mir gut gehen. Ein richtiger Tisch und richtige Stühle. Nichts kann zusammengeklappt werden. Fantastisch! So eine Camping-Reise lässt mich vor Freude über Kleinigkeiten – wie ein Bett mit Decke – fast in Tränen ausbrechen. Eine Mitreisende ist schon gestiefelt und bereit für ihren gebuchten Ausflug um 8 Uhr. Ich schlürfe in aller Seelenruhe meinen Kaffee, gucke Löcher in die Luft, frage höflich nach den Tagesplänen der anderen und verneine die Frage, ob ich etwas vorhabe. Ein stattlicher, im Safari-Look gekleideter Mann holt meine Mitreisende ab – es wird in der Lobby diskutiert. Ich verfolge den Prozess interessiert. Es scheint ein Problem zu geben. Logisch. Immer ist irgendetwas. Ich grinse und schlürfe meinen Kaffee. Die Rezeptionistin kommt in den Frühstücksraum und fragt alle anwesenden, wer sich noch für die Tour angemeldet hat. Eine Person fehlt noch. Ich denke mir meinen Teil lächelnd – es hört ja immer jemand nicht richtig zu. Nur sehr langsam kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht dieses fehlende Geschöpf sein könnte. Ist das möglich? Ein kurzes Handzucken meinerseits bei der Interessensabfrage am gestrigen Tag und schon ist der Vertrag geschlossen? Könnte sein? Ich war gestern etwas unkonzentriert auf Grund von genereller Erschöpfung durch Eindrücke und Erlebnisse. Ich bequeme meinen ausgeruhten Körper zur Rezeption um mich als Ersatzkandidat anzubieten. Hm – mein Name steht schon auf der Liste. Komisch.

Inventur: Laut Mark Twain ist Reisen tödlich für Vorurteile. Das kann ich bestätigen. Auf dieser Reise habe ich wieder Tribut gezahlt – diesmal in Form eines Vorbehalts. Ich war dem arroganten Irrglauben aufgesessen, dass ich nicht mehr von Reisegruppen überrascht werden kann. Weit gefehlt. So viele unterschiedliche Lebensentwürfe, Herangehensweisen, liebenswerte Eigenarten und persönliche Spezialeffekte habe ich selten in einer Gruppe vereint erlebt. Eine ganz tolle und auch sehr besondere Mixtur. Das Ziel, auf einer Reise, unvergessliche Eindrücke und Erlebnisse zu sammeln vereint uns ja doch irgendwie. Akzeptanz der Verschiedenheit und Humor, lassen persönliche Differenzen – welche in jeder Gruppe auftreten – im Hintergrund verschwinden. Besondere Begegnungen mit phänomenalen Tieren, außergewöhnlichen Menschen und beispiellosem, klare Sternenhimmel springen in den Vordergrund. Offenheit schafft oft Verständnis. Eine Portion Gelassenheit oder Ohrstöpsel helfen natürlich auch.

Den Kampf für ordentliche Fingernägel, eine adrette Frisur und saubere Füße habe ich direkt aufgegeben. Auch hier hilft die Akzeptanz des Iss-Halt-So-Zustandes weiter. Die daraus resultierende Freizeit und die weitest gehende Internetlosigkeit habe ich genutzt um mich Gesprächen, dem Staunen oder dem Schreiben zu widmen.

Eigentlich wollte ich doch nur Elefanten sehen und habe schon wieder so viel mehr erhalten!

Merci beaucoup an alle!

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