Unsere Reisende Christine berichtet von einer ereignisreichen Tour durch China: Von kaiserlichen Palästen bis zur gläsernen Brücke von Zhangjiajie.
Um es gleich vorwegzunehmen: Nach dieser Erlebnisreise brauchst du Urlaub.
Aber: Genieße die vielen schönen Momente, denn es lohnt sich – Fahrten mit dem Hochgeschwindigkeitszug, zwei Inlandsflüge, ein netter Reiseleiter, sympathische Mitreisende, viel Kultur, grandiose Landschaften, aufgeschlossene Menschen und natürlich köstliches Essen.
Mit großen Erwartungen ins Reich der Mitte
Am 4. Juni startete in Frankfurt a. M. unser Nachtflug ins Reich der Mitte. Voller Erwartungen landete unsere neunköpfige Gruppe in Beijing und wurde hier von unserem sympathischen Reiseleiter herzlich begrüßt, der sich mit dem deutschen Namen „Peter“ vorstellte. Es ging dann auch tatsächlich gleich mit dem Besichtigungsprogramm los: Wir schlenderten durch Hutong, das Altstadt-Viertel von Beijing. Hier fühlte ich mich in die Zeit des alten China versetzt. Nur die zahlreichen geräuschlosen Elektroroller passten nicht so recht in das historische Bild.

Wiedersehen nach 45 Jahren am Platz des himmlischen Friedens
Am dritten Tag in Beijing sahen wir uns den Himmelstempel aus der Ming-Dynastie an, der heute zum UNSECO-Weltkulturerbe gehört. Nach dem ersten gemeinsamen Essen, bei dem wir chinesische Köstlichkeiten probierten, fuhren wir müde ins Hotel.
Der Platz des Himmlischen Friedens war für mich ein absoluter Höhepunkt der Reise. Ich hatte als junge Frau das Glück gehabt, für die Handelsmarine der DDR auf unterschiedlichen Frachtschiffen die halbe Welt – und auch China – zu sehen. Es gibt aus dem Jahr 1980 ein Foto von mir, das vor dem Eingangstor zur Verbotenen Stadt, am Tian’anmen Platz, aufgenommen wurde. An genau dieser Stelle wollte ich nun nach 45 Jahren ein Vergleichsfoto machen. Damals hatten wir keine Zeit für die Verbotene Stadt gehabt, aber dieses Mal hatten wir Zeit und in Peter einen kompetenten Führer durch die gewaltige Anlage. Er vermittelte uns sein Wissen auf eindrucksvolle Art. Am Abend ließen wir uns dann leckere Peking-Ente schmecken.
Chinareise-Highlight: Wanderung auf der Großen Mauer
An Tag 4 der Reise wurden wir alle zu „Helden“, denn wir wanderten auf der Großen Mauer. Eindrucksvoll schlängelt diese sich durch eine famose Berglandschaft. Wir kamen bei unserer Wanderung teilweise ziemlich ins Schwitzen, denn es waren rund 35 Grad. Zu unserer Überraschung hatte Peter eine Flasche „Chinesischen Mauerwein“ mitgebracht und jeder, der wollte, bekam einen kleinen Schluck zum Anstoßen. Ich konnte es kaum glauben, wir waren in China und wir sind auf der Großen Mauer gewandert!
Oft wollte ich mich kneifen, aber: Ja, es ist wahr – wir sind in China!
In einem einfachen Gästehaus in der Nähe der Mauer zeigten uns die herzlichen Gastgeber am Abend, wie echte Dumplings gemacht werden. Selbstgemacht schmecken sie einfach am besten.
Mit dem Hochgeschwindigkeitszug sausten wir an Tag 5 mit 300 Sachen nach Datong. Dort besichtigten wir die Yungang-Grotten. Natürlich konnten wir nicht alle 252 Höhlen mit ihren über 51 000 Buddha-Statuen besichtigen. Wir sahen trotzdem viele große und unzählige kleine in den Felsen gemeißelte Figuren des Erleuchteten, aus dem 5. und 6. Jahrhundert – wir waren begeistert.
8000 Krieger zum Schutz des ersten chinesischen Kaisers
Am 9. Tag brachte uns der Hochgeschwindigkeitszug von Pingyao nach Xi’an. Nach einem Spaziergang entlang der Stadtmauer und durch die Gassen mit Garküchen und kleinen Läden wartete das große Highlight: die berühmte Terrakottaarmee. Dieser bedeutendste archäologische Fund des 20. Jahrhunderts umfasst rund 8000 Krieger, Pferde und Streitwagen, die vor 2.200 Jahren geschaffen wurden, um den ersten Kaiser der Qin-Dynastie zu schützen – ein Anblick, der uns ehrfürchtig staunen ließ.

Blick auf die chinesische Terrakottaarmee: In langen Reihen tausende detailreich gestaltete Tonkrieger, Pferde und Streitwagen.
Die nächste Station war Chengdu, wo wir nach 11 Reisetagen ankamen. Hier besuchten wir die Aufzuchtstation für die süßen Pandabären und überzeugten uns bei dieser Gelegenheit, dass es den Tieren in der weitläufigen Anlage gut geht.
Zhangjiajie: Natur pur und etwas Herzklopfen
Nach den vielen Kulturtagen folgte Natur pur: Mit dem Flugzeug ging es nach Zhangjiajie, wo wir drei volle Tage im UNESCO-Weltnaturerbe verbringen konnten – mehr Zeit als bei den meisten Anbietern. Schon die erste Wanderung entlang eines Bachs eröffnete uns den Blick auf die beeindruckenden Sandstein-Säulen, die später sogar den Film „Avatar“ inspirierten. Absoluter Höhepunkt war die 430 m lange Glasbrücke über den Grand Canyon, deren transparenter Boden für Herzklopfen und Gänsehaut sorgte – umso mehr, da wir sie fast für uns allein hatten. Beim Abstieg wählte jeder seinen Weg: zu Fuß, per Fahrstuhl oder, wie ich, mutig per Zipline. Unten empfing uns mystische Stimmung im Regen, doch mit unseren Regencapes konnten wir weiter durch die dampfende Landschaft wandern.
Chinareise zu versteckten Schätzen: Fenghuang und die Reisterrassen von Ping’an
Im Anschluss ging es an Tag 15 in die „schönste“ kleine Stadt Chinas: Fenghuang. Sie ist berühmt für ihre Stelzenhäuser, enge, noch nicht touristisch erschlossene Gassen und zahlreiche malerische Brücken. Wir hatten viel Zeit zum Schlendern, lokale Köstlichkeiten und beobachteten die chinesischen Touristen – viele leihen sich hier die traditionelle Kleidung der Mioa oder Tujia aus und spazieren durch die Stadt. Wenn am Abend in den historischen Gebäuden die Lichter angehen und diese sich im Fluss spiegeln, ist die Stadt besonders schön.

Touristisch wenig erschlossen: Fenghuang, berühmt für die charmanten Stelzenhäuser
Mit diesen Eindrücken im Kopf ging es nach 17 Reisetagen weiter durch herrliche Berglandschaften. Unser Ziel waren die stufenförmig angelegten Reisterrassen von Ping’an. Sie sind etwa 650 Jahre alt und liegen auf 800 m Höhe. Die Terrassen wurden von den Zhuang- und den Yao-Völkern über Generationen hinweg angelegt; heute sind sie ein beeindruckendes Beispiel für nachhaltige Landwirtschaft und kulturelles Erbe. Wir schnürten unsere Wanderschuhe und los ging’s: wir wanderten auf schmalen Wegen und unförmigen Treppen durch Dörfer und entlang der Reisfelder.
Malerische Reisterrassen von Ping’anAn Tag 19 wartete ein weiteres Naturwunder auf uns: die Karstkegelberge in Yangshuo. Hier fuhren wir auf Rädern und mit einem Boot den Fluss entlang und wanderten auf einen dieser Berge. Von oben hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf die Landschaft. Ein Bild der Karstkegelberge findet man heute auf dem 20-Yuan-Schein. Diesen ereignisreichen Tag ließen wir dann mit einem wohlschmeckenden Essen in der Gruppe ausklingen.

Unsere WI-Autorin mit einem 20-Yuan-Schein, im Hintergrund die Karstkegelberge
Glitzerndes Shanghai: Flanieren zwischen Wolkenkratzern und traditioneller Promenade
Der Weiterflug in das Wirtschaftszentrum Shanghai am Abend des 20. Tages dauerte nur zwei Stunden. Am nächsten Tag stand dann Sightseeing in der Innenstadt an und ein besonderer Höhepunkt war unsere Fahrt auf den 420 m hohen Jinmao-Tower. Von der Aussichtsplattform im 88. Stockwerk konnten wir den Rundblick auf die Stadt und die Uferpromenade genießen. Heute, 2025, sind Wolkenkratzer und viele andere Bauwerke hinzugekommen; die historische Uferpromenade ist aber geblieben. Hier konnte ich nochmal in Erinnerungen schwelgen 1977 war ich das letzte Mal in Shanghai. Zu keiner Zeit war mir damals der Gedanke gekommen, hier 48 Jahre später nochmals zu flanieren.
Unseren letzten Tag hatten wir dann zur freien Verfügung und genossen einfach nochmal das Flair dieser riesigen Metropole. Am Abend erfüllten wir uns einen weiteren Wunsch: Es ging auf den 632 m hohen Shanghai-Tower mit seinen 128 Etagen – das höchste Gebäude Chinas und das dritthöchste der Welt. Der Panoramablick von der Aussichtsplattform über ganz Shanghai ist einfach atemberaubend – die Wolkenkratzer erstrecken sich bis zum Horizont und abends erstrahlt und funkelt die gesamte Skyline. Ein unvergessliches Erlebnis zum Abschluss!

Blick aus über 600 Metern hinunter auf Shanghai
Ein Highlight wartete zum Abschluss noch auf uns: Wir fuhren mit der Magnetschwebebahn zum Flughafen, die aus Sicherheitsgründen „nur“ 300 km/h schnell fahren darf. Dort verabschiedeten wir uns von unserem Guide Peter und bedankten uns für dessen informative, umfangreiche Reisebegleitung. Gegen Mittag hob unser Flieger von Air China ab und brachte uns sicher nach Frankfurt zurück, wo die Erlebnisreise für uns endete. Die Erinnerungen an diese werden aber zweifellos lange anhalten und mir noch oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Danke schön, China!
感谢中国