INSIGHT Albanien 9. April 2021

Geschichten aus Europas verborgenem Land

WORLD INSIGHT

Country Managerin Jenka erlebte eine Kindheit, geprägt von der tragischen Geschichte ihres Landes – dass Reisende die Schönheit des lange abgeschotteten Albaniens endlich erleben dürfen, lässt sie erstrahlen.

„Das letzte Geheimnis Europas“ ist der Titel der WORLD INSIGHT-Erlebnisreise durch das seit über 100 Jahren unabhängige Albanien. Und tatsächlich erscheint vieles an dem kleinen Staat auf der Balkanhalbinsel bis heute geheimnisvoll und exotisch. „Fernab der wenigen Großstädte konnten Ursprünglichkeit und Traditionen bis heute erhalten werden“, berichtet unsere WORLD INSIGHT Country Managerin Jenka Curri. Gepaart mit pittoresken Museumsstädten und einer Naturvielfalt von weißen Bilderbuchstränden über saftig grüne Gebirgspässe zu azurblauer Fjordlandschaft biete Shqipëria, wie Albanien im Volksmund genannt wird, wirklich alles für eine abwechslungsreiche Reise. Doch um das rätselhafte Land und seine herzlichen Bewohner besser verstehen zu können, wollen wir uns zunächst der bewegten Geschichte widmen: einer Geschichte von großen Katzen, bitterer Armut und grauen Pilzen.

WORLD INSIGHT Country Managerin Jenka Curri erzählt über Albaniens bewegte Geschichte.

Jahrzehnte in völliger Isolation

Albanien hatte sich unter dem Diktator Enver Hoxha seit 1961 für fast dreißig Jahre schrittweise selbst isoliert. Die dauerhafte Schließung sämtlicher Außengrenzen und ein Verbot von Bräuchen und Religionsausübung führten zu Identitätsverlust und bitterer Armut. „Ich kann mich sehr gut an meine Kindheit unter dem kommunistischen Regime erinnern“, berichtet Jenka. „Für uns gab es damals nichts anderes, außer den ganzen Tag draußen zu spielen.“ Es sei eine glückliche Umgebung für Kinder gewesen, ohne Kriminalität, ohne Drogen und ohne Sorgen. „Für meine Eltern war es aber leider ein hartes Leben in ständiger Angst. Im Laden gab es meist nur eine Handvoll Lebensmittel, manchmal auch gar nichts.“ Deshalb hielten viele Albaner Nutztiere im Haus, was jedoch illegal war. „Aus Angst, ich würde etwas verraten, erzählte mir mein Opa, dass wir eine große Katze hatten“, schmunzelt Jenka. „In Wahrheit stand aber eine Ziege in unserem Wohnzimmer.“

Viele Albaner hielten früher Hausziegen, heute leben sie in freier Wildbahn.

Hoxha starb 1985, ehe fünf Jahre später das kommunistische Regime gestürzt wurde. Die damals 7-Jährige erinnert sich: „Die Jahre der Transformation verliefen schleppend, das Volk war bettelarm. Doch im Anschluss an die ersten demokratischen Wahlen ging es langsam aufwärts.“ Infrastrukturprojekte, die freie Marktwirtschaft und internationale Investoren sorgten für einen steilen Aufschwung und den für viele Albaner noch unbekannten Besitz von Eigentum und Bargeld, was 1997 jedoch in einem großen Desaster mündete.

Ein Land im Chaos: Lotterieaufstand und Blutrache

Schwindler, die durch auf dem Schneeballsystem aufbauende Finanzanlagen astronomische Zinserträge versprachen, lockten zahlreiche Bürger, ihr neugewonnenes Privatvermögen zu investieren. „Kurz vor dem Zusammenbruch des Kartenhauses lagerte die Hälfte unseres Bruttoinlandsproduktes in diesen dubiosen Anlagen“, resümiert die heute 37-jährige. Viele Albaner verloren ihr Gesamtvermögen. „Infolge von Massenprotesten gegen die Regierung, welche ihren Kontrollpflichten nicht nachgekommen war, brach die öffentliche Ordnung zusammen. Es herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände“, erinnert sich Jenka. „Die Aufständischen bewaffneten sich, die Lage war völlig außer Kontrolle.“ Es folgten Jahre des zivilen Ungehorsams und der wirtschaftlichen Stagnation. „Bilder von Massenprotesten und bewaffneten Zivilisten gingen um die Welt, weswegen das Image Albaniens sehr gelitten hatte. Wir lebten nur wenige Jahre nach dem Zusammenbruch des Regimes erneut von der Hand in den Mund.“ Bis 2005 habe es gedauert, ehe UN-Friedenstruppen den Lotterieaufstand für beendet erklärten und die Regierung wieder die vollständige Kontrolle zurückgewonnen hatte.

In den Dörfern Nordalbaniens wurde nach dem Fall des Kommunismus hingegen die seit vielen Jahrzehnten ruhende Blutrache wieder aufgelebt. „Sie war für Jahrhunderte fester Bestandteil des in den Bergregionen praktizierten Kanun, dem archaischen Gewohnheitsrecht, und wurde während der kommunistischen Diktatur wie alle traditionellen Bräuche unterdrückt“, erklärt Jenka. Nach dem Sturz des Regimes sei die grausame Vendetta wieder aufgelebt, seither wurden Hunderte Männer ermordet. Sie ergänzt: „Jeder Mord muss gleichermaßen gesühnt werden, es ist ein endloser Kreislauf mit der Pflicht zur Rache bis in einem Clan keine erwachsenen Männer mehr übrig sind.“ Laut Jenka leben noch heute mindestens dreißig Familien isoliert in den albanischen Bergen und erhalten diese für uns abschreckend klingende Tradition aufrecht.

In der bezaubernden Bergwelt um Valbone bekommen wir nichts von blutigen Familienfehden mit.

Endlich Ruhe im beschaulichen Albanien

All das werden wir auf unseren Reisen nur noch aus Erzählungen hören, denn, abgesehen von den entlegenen Familienfehden, ist es mittlerweile ruhig um den geheimnisvollen Mittelmeerstaat geworden. Seit 2010 können auch Albaner visafrei ins restliche Europa reisen und nur vier Jahre später begannen sogar die Beitrittsverhandlungen zur EU. „Heutzutage leben wir in einem immer noch sehr armen, aber liberalen Land, welches mit freundlichen Einwohnern und sonnigem Klima auftrumpfen kann“, meint Jenka. Weil offene Grenzen und interessierte Besucher für die Albaner immer noch recht neu seien, „freuen wir uns über jeden einzelnen Reisenden“. In ländlichen Gegenden seien die Albaner besonders neugierig, wenn sie ausländischen Gästen begegneten und kämen gerne mit ihnen ins Gespräch.

Heute orientiert sich Albanien gen Westen, doch Relikte des Hoxha-Regimes begegnen wir fast überall.

Albanien ist also wie gemacht für unsere WORLD INSIGHT-Erlebnisreisen: Das überschaubare Land ist extrem vielseitig und noch ein echter Geheimtipp. Nach unseren aufregenden Erkundungen übernachten wir in landestypischen Unterkünften, im Gebirge sogar bei einer Gastfamilie im Alpendorf. So können wir den herzlichen Einheimischen zwischen Albanischen Alpen und Ionischem Meer auf Augenhöhe begegnen, traditionelle Hausmannskost probieren sowie die Relikte einer für viele Jahrzehnte in völliger Abschottung gedeihenden Kultur entdecken – und das alles zu einem unschlagbar günstigen Preis.

Landleben in den Albanischen Alpen

Nach einer entspannten Einstimmung in der mit Moscheen und orthodoxen Kirchen gespickten Altstadt Shkodras wartet eine der beeindruckendsten Bootsfahrten der Welt auf uns. „Der in allen Blautönen schimmernde Koman-See mit seinen dicht bewaldeten Steilhängen und fjordähnlichen Armen ist ein grandioser Ort, um in Albanien anzukommen“, schwärmt Jenka. Die Szenerie erinnere sie immer an Norwegen, „nur mit Sonnenschein und 20°C mehr auf dem Thermometer“.

Der Koman-See erinnert an eine südliche Version Norwegens.

„Im abgelegenen Prokletije-Gebirge, genauer im Dorf Valbona, nehmen wir uns genügend Zeit, um den Geschichten unserer Gastfamilie zu lauschen“, verspricht Jenka. Dabei wird uns traditionelle Hausmannskost und der klassische Traubenraki angeboten. Die abgelegene Region mit ihren hohen Bergen und blaugrünen Bächen, in der bis heute noch wilde Wölfe und Bären leben, erkunden wir auf einer wunderschönen Wanderung. „Aber keine Angst, wir begegnen meist nur harmlosen Gämsen und Rehen“, beruhigt unsere Expertin.

Entlang des zauberhaften Ohrid-Sees

Der zwischen Albanien und Nordmazedonien eingebettete Ohrid-See darf auf keiner Balkanrundreise fehlen, schließlich zählt er zu den ältesten Binnengewässern unserer Erde. „Die gesamte Region gehört mittlerweile zum UNESCO-Welterbe“, freut sich Jenka. Auf einem Abstecher ins einstige Jugoslawien besuchen wir das pittoreske Sveti Naum Kloster und den entspannten Ferienort Ohrid. „Bei einem frischen Fisch und einem kühlen Bier lässt sich das Treiben auf und neben dem Gewässer am besten beobachten“, meint Jenka. Die zahlreichen kleinen Steinkirchen am Ufer und auf den Klippen bieten zudem für Fotografen das perfekte Motiv.

Pittoreske Steinkirchen zieren die Küste des Ohrid-Sees.

„Ich muss zugeben, dass die nordmazedonische Seite des Sees etwas spannender als unsere ist“, seufzt die stolze Albanerin. „Aber die offenen Grenzen machen einen Besuch beider Küstenabschnitte heutzutage zum Glück völlig unproblematisch.“ Von den über 2.300 Meter hohen Gipfeln des Galičica-Nationalparks haben wir eine grandiose Aussicht auf den tiefblauen See. „Eine kleine Wanderung durch das üppige Hochland rundet diesen ereignisreichen Tag in unserem Nachbarland ab.“

Vom Galičica Nationalpark überblicken wir den riesigen See.

Zu Fuß durch drei Welterbestätten

Auf unserer Erlebnisreise besuchen wir Berat, eine Kleinstadt, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. „Von der riesigen Burganlage überblicken wir den muslimischen und christlichen Stadtteil, während sich der Fluss Osum malerisch durch die mittelalterlichen Gassen windet“, berichtet Jenka. „Das friedliche Zusammenleben von Muslimen, Katholiken, Orthodoxen Christen und Bektaschi, einer aus Albanien stammenden Religionsgemeinschaft, sorgt für ein multikulturelles, aber dennoch gemächliches Flair.“

Wir spazieren gemütlich durch die verträumte Museumsstadt Berat.

Das historische Zentrum von Gjirokastra gehört ebenso wie Berat zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die charakteristischen Steingebäude stammen größtenteils aus der osmanischen Zeit und fügen sich bestens in die grüne Hügellandschaft ein. „Die steilen Gassen zur Burg erfordern allerdings etwas Kondition“, schmunzelt Jenka. Doch die Mühe lohnt sich: „Was gibt es Schöneres, als bei einem Gläschen albanischen Wein in einer Szenerie wie im Mittelalter über die Erlebnisse des Tages zu philosophieren.“

Nach zwei bewohnten Museumsstädten wird es nun Zeit für eine verlassene Ruinenstadt, deren Geschichte mehrere Jahrhunderte vor Christi Geburt zurückreicht. Jenka meint: „Für mich ist Butrint eine der besterhaltenen archäologischen Ausgrabungsstätten im Mittelmeerraum.“ Besonders ihre Lage an einer Lagune am Ionischen Meer und inmitten bewaldeter Vegetation sei atemberaubend. „Als Kind blickte ich von Butrint auf das nur wenige Kilometer entfernte Korfu und fragte mich, wie die Menschen dort drüben leben“, entsinnt sich die weltoffene Touristikerin und verkündet zugleich: „Wir sind an der traumhaften Albanischen Riviera angekommen!“

Eingebettet in Idylle – Die Welterbestätte Butrint.

Küste, Kultur und Kommunismus

Außerhalb der Boomstadt Saranda fahren wir entlang eines der letzten unverbauten Küstenabschnitte am europäischen Mittelmeer. „Die kurze Strecke zum Llogara Nationalpark bietet sagenhafte Ausblicke auf das azurblaue Meer“, schwärmt Jenka. Um noch weiter blicken zu können wandern wir auf den Caesar-Pass und tags darauf durch dichten Nebelwald. An idyllischen Badebuchten bietet sich anschließend ein Sprung ins klare Wasser an.

Saranda ist das Zentrum der Albanischen Riviera.

Kultur satt erleben wir hingegen in der lebhaften Studentenstadt Korça. „Sie wird auch Stadt der Serenaden genannt, im Sommer wird an jeder Straßenecke musiziert“, erzählt Jenka. Durch die Nähe zu Griechenland entstand hier ein ganz besonderes Lebensgefühl. „Tagsüber besuchen wir den lebhaften Alten Basar im Stadtzentrum, abends bieten sich die süßen Tavernen zur Weinprobe an.“ Lakror, das berühmte Blätterteiggericht der Region, und ein Maulbeerraki gehörten aber definitiv zu jedem Korça-Aufenthalt dazu, empfiehlt Jenka.

Krönender Abschluss unserer Reise: Das kontrastreiche Tirana.

Als Kontrastprogramm und krönender Abschluss unserer Erlebnisreise dient Albaniens Hauptstadt Tirana. „Ich lebe schon seit vielen Jahren in der am schnellsten wachsenden Stadt unseres Landes, einem spannenden Mix aus Alt und Neu, einem Aufeinandertreffen von Kommunismus und Moderne“, beschreibt Jenka ihren Wohnort. „Unser Nationalheld Skënderbeu thront über dem weitläufigen Stadtplatz, der in alle Richtungen mit den wichtigsten Gebäuden Tiranas beeindruckt.“ Am freien Nachmittag bestehe die Möglichkeit eine der beiden für die Öffentlichkeit zugänglichen, gigantischen Regierungsschutzbunker zu besichtigen. „Die grauen Pilze“, wie Jenka sie nennt, „wurden unter Hoxhas Herrschaft zu Zehntausenden für den Fall einer feindlichen Invasion errichtet und verteilen sich ober- und unterirdisch über das gesamte Land.“ Damit sind sie die mysteriösesten Relikte der albanischen Isolationspolitik und werfen auf unserer Erlebnisreise mit Sicherheit die ein oder andere weitere Frage über dieses rätselhafte Land auf.

Knapp 200.000 “graue Pilze” ragen aus Albaniens Landschaft.

Kleines Land, viele Möglichkeiten

„Innerhalb der zwei Wochen haben wir genügend Zeit, um einen guten Eindruck vom Facettenreichtum Shqipërias zu bekommen.“ Es biete sich außerdem an, eine Albanienreise mit den Nachbarländern des ehemaligen Jugoslawiens zu kombinieren. „Wenn sich die Corona-Pandemie abgeschwächt hat und Einreisebeschränkungen aufgehoben werden, können auf der umfassenden WORLD INSIGHT 4-Länder-Erlebnisreise zusätzlich Montenegro, Nordmazedonien und unser Bruderstaat Kosovo erkundet werden.“ Letzteren besuchen wir auch bei unseren AktivPlus- und Comfort&Joy-Varianten. „Der Tagesausflug zur faszinierenden, nordmazedonischen Seite des Ohrid-Sees, welcher alle unserer Programme beinhaltet, ist übrigens jederzeit möglich, da Tagesausflüge weiterhin ohne Einschränkungen erlaubt sind.“ Schon für diesen Sommer sehen wir gute Möglichkeiten, unsere WORLD INSIGHT-Reisen nach Albanien durchführen zu können – in das vom Massentourismus noch weitestgehend verschonte „letzte Geheimnis Europas“.

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