In Asien bildet Reis einen ganzen Kult: Er wird in großen Mengen angebaut und verspeist. So gibt es um das kleine Körnchen auch einige, spannende Rituale, die für die nächste Asienreise sicherlich interessant sind!
Reis zählt zu den wichtigsten Lebensmitteln der Welt: Er bildet für mehr als die Hälfte der Erdbevölkerung das Hauptnahrungsmittel! Seinen Ursprung hat das Getreide im asiatischen Raum, wo es bis heute 80 Prozent des gesamten Speiseplans ausmacht. Mit WORLD INSIGHT könnt ihr zu den eindrucksvollen Reisanbaugebieten nach Asien reisen.
Anbau und Produktion
Die gängigste Anbaumethode für Reis ist der Nassreisanbau. Diese Methode findet vor allem im asiatischen Raum Anwendung. Dafür sind pro Kilogramm Reis 3000 bis 5000 Liter fließendes Wasser erforderlich. Die Reisfelder werden dabei gezielt überschwemmt, damit die Pflanzen ca. 20 cm im Wasser stehen. Dies verhindert unter anderem das Wachstum von Unkraut. Dadurch, dass die Pflanzensprösslinge vor dem Einpflanzen separat aufgezogen wurden, wird das Wachstum beschleunigt und es können bis zu drei Ernten pro Jahr erreicht werden.
Eine weitverbreitete Variante dieser Nassanbaumethode stellt der Anbau auf Reisterrassen dar. So wird der Reisanbau an Berghängen und Hügeln ermöglicht. Reisterrassen finden sich in vielen asiatischen Ländern, unter anderem in der bergigen Region der südlichen Provinzen Chinas oder auf den Philippinen. Über Jahrhunderte wurden riesige Stufen in Bergseiten gegraben und durch ein Bewässerungssystem vernetzt. Die UNESCO hat 1995 sogar fünf dieser einzigartigen Gebiete auf den Philippinen in ihre Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
“Möge dein Reis nie anbrennen!”
Die Ursprünge der Reiskultur liegen in Indien und Südostasien. Bei Ausgrabungen wurden dort Reiskörner gefunden, die auf 4000 v. Chr. zu datieren sind. Heute findet man Reisanbauflächen in allen warmen Gebieten sämtlicher Kontinente: Er verbreitete sich nach Japan, Indonesien und Persien und gelangte von dort um etwa 800 v. Chr. in den Mittelmeerraum. Im 17. Jahrhundert wurde der Reis dann nach Nordamerika und später nach Brasilien importiert.
Trotz der weiten Verbreitung hat das Getreide bis heute die größte kulturelle Bedeutung in Asien. So wird 90 Prozent der weltweiten Produktion in Asien verspeist: Der Pro-Kopf-Verzehr liegt dort derzeit bei 150 Kilogramm! Im Vergleich dazu liegt der jährliche Konsum in den USA bei elf Kilogramm und in Deutschland bei drei Kilogramm pro Kopf. Auch im Sprachgebrauch spiegelt sich die Bedeutung des Reis in Asien wieder: So bedeutet auf Thai das Wort Reis „gin kao“ auch gleichzeitig Essen oder Mahlzeit. Gleiches gilt für das japanische Wort „gohan“. Außerdem bezeichnen Chinesen und Japaner das Frühstück als „Morgen-Reis“, das Mittagessen als „Mittag-Reis“ und das Abendessen als „Abend-Reis“. Auch Grußformeln sind mit dem Wort „Reis“ geprägt: Zum Neujahr gratuliert man sich in China mit den Worten „Möge dein Reis nie anbrennen!“. Außerdem ist es üblich, sich mit „Haben Sie heute schon Reis gegessen?“ zu begrüßen (so auch in Thailand und Bangladesch). Zudem besagt ein japanisches Sprichwort, dass eine Mahlzeit ohne Reis keine Mahlzeit ist.
Im alten Japan galt Reis nahezu als heilig und durfte unter keinen Umständen weggeworfen oder verschwendet werden. In China wird Reis als Symbol für den Tod gesehen. Steckt man z. B. Essstäbchen gekreuzt in eine Schale mit Reis, steht dieses Bild für den Tod. So wird auch auf Familienfesten eine Schale Reis für verstorbene Ahnen bereitgestellt, was ihre Teilnahme symbolisieren soll. Im Gegensatz dazu kann Reis aber auch für das Leben stehen: Der alte Brauch, ein Brautpaar mit Reis zu bewerfen, soll z. B. aus China stammen. Diese Geste soll dem Paar Glück und viele Kinder bescheren. In Indien wird das Korn ebenfalls Teil der Hochzeitszeremonie. So wird etwas Reis in einen Zipfel des Braut-Saris gewickelt, wenn sie ihr Ja-Wort gibt.
Auch in den großen asiatischen Religionen spielt Reis eine große Rolle: Die Indonesier ehren ihre Göttin Dewi Sri vor der Ernte durch Reispuppen, die symbolisch auf den Feldern aufgestellt werden, um eine reiche Ernte zu erbitten. In Thailand wird die Gottheit Mae Posop als „Mutter der Reisernte“ angesehen. Kommt es zu einer schlechten Ernte, wird dies als Fehlgeburt der Göttin verstanden.