Das stark im Christentum verwurzelte Land im Kaukasus ist übersät mit zahlreichen, zum Teil uralten Sakralbauten. Umgeben von märchenhafter Natur, sind die mystischen Gemäuer heute beliebte Ausflugsziele.
Dreizehn Jahre lang lebte Gregor der Erleuchter eingesperrt in einer dunklen Höhle mitten im Kaukasus. Er überlebte dieses Martyrium nur dank einer barmherzigen Frau, welche ihn heimlich mit Nahrung versorgte. Die Gefangenschaft, auferlegt vom armenischen König Trdat III., sollte Gregor dazu bringen, dem Christentum zu entsagen. Der Herrscher hatte mit seinem Vorgehen allerdings keinen Erfolg. Stattdessen war er schon bald auf Gregors Hilfe angewiesen. Als der König schwer erkrankte, befreite seine Schwester den Gefangenen, damit er dem König half. Tatsächlich gelang es ihm den Monarchen zu heilen, welcher daraufhin den christlichen Glauben annahm und das Christentum im Jahr 301 zur Staatsreligion seines Landes erklärte. Somit wurde Armenien das erste christliche Land der Welt. Kein Wunder also, dass es heute in Armenien zahlreiche Klöster und Kirchen gibt, die auf eine lange Geschichte zurückblicken können.
Jahrhundertealte Bauten in faszinierender Landschaft
Noch heute gehören circa 94 Prozent der einheimischen Bevölkerung der Armenisch-Apostolischen Kirche an. Das Christentum ist in den Köpfen der Armenier stark verwurzelt und hat die Zeit der UdSSR, in der die Kirche bekämpft wurde, überstanden. Zu diesen Zeiten wurden Kirchen und Klöster überwiegend als Museen, Schulen oder Krankenhäuser genutzt. Heute dienen sie wieder ihrer ursprünglichen Funktion und sind zu beliebten Ausflugszielen geworden, da die meisten Anlagen von wunderschöner Natur umgeben sind.
Dort, wo einst Gregor der Erleuchter eingesperrt war, steht heute das Kloster Chor Virap. Es wurde im 7. Jahrhundert in Gedenken an den armenischen Nationalheiligen errichtet und tausend Jahre später noch einmal ausgebaut. Da das Kloster direkt an der armenisch-türkischen Grenze liegt, hat man von seinen Türmen aus eine wunderschöne Aussicht auf den Vulkan Ararat, welcher auf türkischem Gebiet liegt.
Ein Kloster im Fels
Auch an anderen Stellen ist die Gebirgswelt Armeniens mit zahlreichen Klöstern gespickt. Sie liegen an Schluchten, in Tälern, auf Bergen und Hügeln. Ihre einzigartige Lage, die alten Gebäude und die wunderschöne Architektur beeindrucken seit jeher. Kein Wunder, dass einige der armenischen Klöster zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurden. So zum Beispiel das Kloster Geghard, welches im Azaz-Tal zwischen steilen Bergriesen liegt. Halb Kloster, halb Höhle, wurden Teile der religiösen Anlage direkt in den Fels gehauen. An den Bäumen um das Kloster hängen Stoffbänder in den Wipfeln. Der Legende nach werden Wünsche oder Gebete wahr, wenn man sie am Kloster Geghard ausspricht und einen Stoffstreifen in die Bäume hängt.
Der Name „Geghard” bedeutet „Kloster zur Heiligen Lanze“ und geht zurück auf eine der Lanzen, mit welcher Jesu am Kreuz durchbohrt worden sein soll. Jene Lanze soll vom Apostel Thaddhäus nach Armenien gebracht worden sein und noch heute als Reliquie in der Kathedrale von Etchmiadsin, dem Zentrum der armenischen Kirche, liegen.
Am Rande des Nichts
In einer abgeschiedenen Region des Landes, etwa 170 km von Jerewan entfernt, wurde im 9. Jahrhundert das Kloster Tatev erbaut. Da es direkt an der gewaltigen Worotan Schlucht liegt wird auch “Am Rande des Nichts” genannt. Zu Erreichen ist es mit der längsten Seilbahn der Welt. Elf Minuten dauert die Fahrt von Halidsor über die Schlucht hin zu dem bedeutenden Architekturdenkmal. Dabei kann man den Blick über die tiefe Schlucht und die umliegende Bergwelt schweifen lassen.