Völker der Vielfalt: Eine Reise durch Süd-Äthiopiens ethnische Landschaft
Was denn Äthiopien zu so einem gleichsam ausgefallenen wie wunderschönen Reiseland macht? Für die Antwort muss Woubshet nicht lang überlegen. „Die vielen verschiedenen Völker“, antwortet er, ohne mit der Wimper zu zucken. Das Volk der Karo, Hamer, Mursi und Dorze sowie das Volk der Konso lernen Reisende auf der Erlebnisreise durch den Süden des Landes kennen. „Das ist immer ein wahres Highlight“, erzählt Reiseleiter Woubshet, das Leuchten in seinen Augen ist dabei unübersehbar, „weil diese Völker gar keine Vorstellung von anderen Lebensweisen haben. Das Gebiet, in dem viele Naturvölker ansässig sind, das Omo-Tal, nennen viele daher auch das ‚Afrika von gestern‘.“ [caption id="attachment_21339" align="alignright" width="198"] Guide Woubshet freut sich, Reisenden sein Land vorzustellen.[/caption] Ein Afrika, das man laut Woubshet unbedingt kennenlernen sollte – nicht irgendwann, sondern so schnell wie möglich: „Ich glaube“, erzählt unser Reiseleiter, „man sollte dieses Gebiet wegen der einzigartigen Kultur sehen – bevor es zu spät ist. In ein paar Jahren kann all das schon anders aussehen.“ Doch was sind die Erlebnisse, die Abenteurer in die Tiefen der afrikanischen Kultur führen – und hinein in eine scheinbar vergangene Zeitzone? Die Reisetopps der WORLD INSIGHT-Erlebnisreise nach Äthiopien beantworten die Frage. Der erste dieser Art entführt Reisende in die Konso-Dörfer, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ausgezeichnet wurden – die Erwartungen sind dementsprechend hoch, keine Frage. Doch dieser Ort weiß sie zu erfüllen. Reisegäste besuchen die Dörfer der Konso, die bekannt für ihre kunstvolle Bauweise und Terrassenlandschaften sind. Sie streunen nicht nur durch die Terrassenlandschaften, in denen die Konso vorbildlich Permakultur betreiben, sondern lernen an ihren Kultplätzen auch mehr über ihre Glaubensvorstellungen und wie sie ihren Ahnenkult pflegen – spannend! Als besonderer Höhepunkt wartet der König von Konso darauf, Interessierten über sein Volk zu berichten. Mit einzigartigen Bildern auf der Kamera und im Kopf, geht die Reise weiter – heraus aus dem Konso-Bergland, bis hin zum Fuße der Buska-Berge, ins dörfliche Turmi an der kenianischen Grenze. Die Strecke mag zwar ihre Länge haben, langweilig ist sie dadurch aber nicht. Denn immer wieder halten wir am Wegesrand, um hier ansässigen Völkergruppen, wie etwa den Benna und Arbore, einen Besuch abzustatten. Der Fakt, dass es nirgendwo sonst auf der Welt eine ähnlich große kulturelle Vielfalt auf einem derart kleinen Raum gibt, fällt hier im Omo-Tal nicht schwer zu glauben. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich der Wunsch bildet, noch tiefere Einblicke zu erhaschen. Die Karo und die Hamer kommen da gerade recht. Sie begeistern mit die mit Körperkunst und indigenen Ritualen. Die Karo, die die Uferregionen des Omo-Flusses besiedeln, begeistern mit ihrem kunstvollen Schmuck aus Naturmaterialen – die bemalten, kunstvoll verzierten Körper sind Fotomotive, die geradezu nach der Kamera rufen. Doch auch bei den Hamer, die im Anschluss auf dem Reiseplan stehen, fällt es schwer, die Kamera wegzulegen. „Die Hamer legen viel Wert auf ihre Frisur. Die Haare färben sie mit Kalk, Erde und Butter. So schimmern die Haare besonders, wenn die Sonne auf sie strahlt“, weiß Woubshet.   [caption id="attachment_21331" align="alignnone" width="745"] Beim Volk der Hamer genießt die Frisur eine große Relevanz.[/caption]   Man muss ein wenig Glück haben, um die Traditionen der Völkergruppen beiwohnen zu können, aber Woubshets letzte Reisegruppe hatte es – sie konnte eine typische Rindersprung-Zeremonie miterleben. „Dabei wird der Übergang von der Kindheit zum Erwachsenen gefeiert. Die jungen Männer versuchen dabei dann, das Interesse der Frauen zu gewinnen, indem sie auf den Rücken hintereinander aufgestellter Kühe laufen.“ [caption id="attachment_21335" align="alignright" width="233"] Der Lippenteller gilt bei den Mursi als Schönheitsideal.[/caption] So viele ursprüngliche Einblicke haben fast ein wenig Suchtcharakter. Glücklicherweise steht aber ein weiterer Besuch eines spannenden indigenen Volkes noch bevor: die Mursi. Angekommen im Mago-Nationalpark, ihrer Heimat, staunen Reisende zunächst einmal nicht schlecht: Frauen mit riesigen Tellerlippen hebend grüßend die Hand. „Dafür sind die Frauen dieses Volks berühmt“, erzählt Woubshet. „Die Lippenscheiben gelten bei den Mursi als Schönheitsideal.“ Hatten Reisende zuvor doch das Gefühl, in der Zeit zurückgereist zu sein, trübt dieses Gefühl bei den Mursi doch etwas – der Konflikt zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist hier spürbar, denn zunehmend wird versucht, die Mursi sesshaft zu machen, ihre einstigen Weideflächen werden nun vermehrt von Baumwollplantagen zurückgedrängt. Nach dem Besuch der Mursi steht noch ein weiterer Besuch einer Urvölkergruppe statt: das Dorze-Volk, für das es hoch hinaus geht. Auf knapp 3.000 Meter erwartet uns das gleichnamige Dorze-Hochland mit einmaligen Ausblicken über den afrikanischen Grabenbruch und die Seen. Das wahre Highlight sind jedoch die Dorze selbst, die besonders für ihre Webekunst bekannt sind. Sogar in der Hauptstadt werden ihre Waren verkauft – und als besonders wertig angesehen. Manch einer wird in Anbetracht der Behausungen dieses spannenden Volkes ein wenig lächeln, denn ihre Häuser erinnern fast an zornige Elefantengesichter. Und hier ist er wieder – der Moment, in dem WORLD INSIGHT seinem Namen alle Ehre macht, in dem echte Einblicke warten: Eine Familie heißt Reisegäste in ihrem Zuhause willkommen und führt in das Innenleben ihrer einzigartigen Behausung. Dabei erfahren Reisende viel über die kunstvolle Bauweise dieser besonderen Häuser. Währenddessen bereitet die Familie auf offenem Feuer das traditionelle „Kojo“-Brot aus den Blättern der „falschen Bananenpflanze“ zu. Selbstverständlich dürfen auch wir diesen köstlichen Bissen probieren! „Die meisten Menschen kommen vorrangig wegen der Völkergruppen nach Äthiopien“, weiß Woubshet. Doch dass sich Flora und Fauna des Landes in Sachen Vielfalt verstecken müssen, heißt das nicht – im Gegenteil: „Die Landschaft in Äthiopien ist wirklich einzigartig.   [caption id="attachment_21347" align="alignnone" width="745"] Von Dorze zum Abaya-See: eine wundervolle Landschaftswelt![/caption]   Im Süden gibt es hohe Bergformationen bis hin zu weiten Steppen – es ist vielfältig. Man kann kein Gebiet mit einem anderen vergleichen, man hat einfach immer die Augen offen.“ Und das ist auch gut so: Denn sonst würden wir vielleicht verpassen, wie der Eisvögel nach Beute suchend über die Gewässer des Abijata-Shalla-Nationalpars schwirrt. Oder wie die imposanten Marabou-Störche auf ihren langen Stelzenbeinen durchs Wasser waten, während sich Flamingos, Pelikane und Kormorane an den Ufern tummeln. Dass mehr Reisende sich trauen, auf unbekannten Pfaden zu wandeln, um sein Äthiopien kennenzulernen – das wünscht sich Woubshet für das Jahr 2025. Es ist ein Land, das sowohl abenteuerlustige Entdecker als auch kulturinteressierte Besucher anzieht und vor allem mit einem nicht geizt: einer Authentizität, die ihresgleichen sucht.
Eine sehr persönliche Tour durch den Süden Äthiopiens
Egal, ob er als Reiseleiter in Namibias Caprivi-Streifen Gäste im Geländewagen sicher durch Elefantenherden navigiert hat oder in Sambias Liuwa Plains Nationalpark Löwen auf der Spur war, unser Produkt Manager Christian kennt viele afrikanische Länder aus erster Hand. Er weiß, was es heißt, mit Gästen unterwegs zu sein und was einer Reise den besonderen Touch verleiht. [caption id="attachment_19496" align="alignright" width="190"] Produkt Manager Christian hat einen besonderen Bezug zu Äthiopien.[/caption] „Manchmal sind es die kleinen, unscheinbaren Momente und Begegnungen, die Einblicke in eine andere Welt geben und das Reisen so besonders machen. Wenn ich an Südäthiopien denke, dann fallen mir viele solcher Momente ein, die ich in meinen vielen Jahren in Äthiopien erleben durfte.“ Als Christian das Land vor 16 Jahren zum ersten Mal besuchte, entstand daraus eine Verbindung, die bis heute anhält. Insgesamt zehn Jahre lebte Christian im Land, arbeitete als Reiseleiter und durfte auf unzähligen privaten Reisen und Gruppenabenteuern fast jede Ecke Äthiopiens kennenlernen. Aus dieser Liebe, den schönsten Orten und den besonderen Reisemomenten ist nun eine sehr persönliche Reise durch den Süden Äthiopiens entstanden.  

Besondere Momente

Es ist ein traumhafter Blick über die beiden Seen Abaya und Chamo, der sich an diesem Tag offenbart. Auf knapp dreitausend Metern Höhe im Dorze-Hochland erstreckt sich der Afrikanische Grabenbruch, mit der Stadt Arba Minch zu Füßen – knapp zweitausend Höhenmeter unterhalb. Aus den Hinterhöfen der Häuser legt sich ein dünner Rauchschleier der vielen Feuer über die Stadt, wo in kleinen Hinterhofküchen leckeres äthiopisches Essen vor sich hin köchelt. Kleine Fischerbötchen schippern auf den Seen umher. An klaren Tagen schweift der Blick weit über die östliche Abbruchkante des Grabens hinweg, und man kann sogar die Tiefebene des Omo-Tals erahnen. Es sind Momente wie diese, die unsere neue Reise nach Äthiopien so besonders machen. Landschaftlich hat dieses Land so vieles, was den Atem rauben kann. Das Dorze-Hochland ist ein weiterer Halt am heutigen Tag. Hier begegnet man dem Volk der Dorze und taucht in ihre noch sehr lebendige Kultur und Lebensweise ein.   [caption id="attachment_19479" align="alignnone" width="745"] Die traditionellen Häuser des Dorze Volkes.[/caption]   Ihre Häuser ähneln dem Kopf eines Elefanten und sind aufwendig aus Bambus geflochtene, konusförmige Gebilde, die bis zu sechs Meter hoch sein können. Im Inneren dient die obere Etage oft dem Einlagern von Getreide. Eine Bäuerin erzählt, dass die Häuser im Laufe der Zeit schrumpfen, da die Termiten sie nach und nach abfressen. Daher erklärt sich auch die Höhe, wenn man annähernd lange in seinem Haus wohnen bleiben möchte.  

Vom Hochland ins Tiefland

In rasantem Tempo führt eine Serpentinenstraße hinab in den Grabenbruch. Mit jedem Höhenmeter, den man hinabklettert, steigt die Temperatur etwas an, bis das tropisch heiße Klima Arba Minchs erreicht ist. Die Temperaturunterschiede zwischen den Hoch- und Tiefländern können tagsüber gerne mal 20 Grad betragen, und die trockenen, savannenartigen Tiefländer wechseln sich überall im Land mit satt grünen Hochländern ab. Wer genau beobachtet, bemerkt den Unterschied in jeglicher Hinsicht. Die Hirtenjungen hüten weit oben in den Bergen Schafe und Rinder, und weiter unten jagen sie den Ziegen nach, die deutlich besser die Trockenheit aushalten. Die Dorze leben vom Feldbau und kultivieren neben Getreide hauptsächlich Ensete, die „falsche Banane“.   [caption id="attachment_19483" align="alignnone" width="745"] Die "falsche Banane".[/caption]   Auf dem Weg durchs Tiefland nach Arba Minch fährt man hingegen durch Äthiopiens Fruchtoase. Bauern pflanzen hier hauptsächlich Bananen, Papayas, Avocados oder Mangos an – Früchte, die die heiße Sonne lieben und deren Geschmack nicht besser sein könnte. In der Unterkunft in Arba Minch wird oft ein jimaki, ein äthiopischer Frucht-Smoothie, bestellt, um den Abschluss eines rundum perfekten Tages zu genießen.  

Sich Zeit lassen

Mit dem Smoothie in der Hand lässt sich durchatmen und die zurückliegenden Tage im Omo-Tal lassen sich Revue passieren. Es ist kaum vorstellbar, wie weit entfernt Arba Minch mit seinem städtischen Alltag vom Leben der Menschen im Omo-Tal ist. Es kommen die Erinnerungen an den farbenfrohen Markttags in Key Afer, wo tausende Menschen und Tiere aus dem Umland, teils von sehr weit her, kommen, um ihre Waren zu verkaufen.   [caption id="attachment_19484" align="alignnone" width="745"] Auf den Märkten gibt es auch traditionelle Souvenirs zu kaufen. Zum Beispiel vom Hamer Volk.[/caption]   Die Märkte des Omo-Tals sind das völkerverbindende Element, wo sich die Menschen austauschen und informieren können, was weit weg von ihren Siedlungen passiert. Internet und Smartphones gehören nur ganz vereinzelt zu ihrem Leben. Auch das Flirten über eine Internetplattform ist ihnen fremd, wenn man an die Tanzeinlage des Evangadi-Tanzes bei den Hamer denkt, wo junge heranwachsende Männer mit akrobatischen Luftsprüngen und Tanzeinlagen den Mädchen der Nachbardörfer imponieren möchten. Es ist eine archaische Welt, so fernab des 21. Jahrhunderts, wie man sie wahrscheinlich kaum noch woanders auf unserer Erde finden mag. Vielleicht werden diese Momente den ein oder anderen ebenso nachdenklich stimmen, wenn man über seine eigenen Gepflogenheiten zu Hause nachdenkt – den Stress, den man manchmal hat, weil man sich durch belanglose Kleinigkeiten dazu verleiten lässt. Eine Reise durch das Omo-Tal macht einem einmal mehr bewusst, wie belanglos die eigenen Problemchen am Ende des Tages doch sein mögen und eines wird einem klar – wie nebensächlich die Zeit doch ist. Alles folgt hier seinem eigenen Tempo und man lässt sich schnell anstecken von dieser Entschleunigung.  

Wo der Kaffee wächst

Am nächsten Morgen führt die Reise in die Sidamo-Region, dort wo die besten Kaffeebohnen der Welt reifen. Kaum ein Reiseführer verliert viele Worte über diesen Landstrich am östlichen Rand des afrikanischen Grabenbruchs, und doch ist er malerisch schön. In der hügeligen Landschaft wechseln sich Felder mit malerischen Strohhütten ab. Einige Sidamo pflegen ihre Vorgärten so wunderschön, pflanzen Blumen und bemalen die Hauswände, dass man schon beim Durchfahren dieses Landstriches ein ganz anderes Äthiopien wahrnehmen mag.   [caption id="attachment_19480" align="alignnone" width="745"] Tolle Häuserbemalungen entdecken wir in Sidamo.[/caption]   Aber Sidamo ist zu traumhaft, um hier nur einmal kurz über die Bundesstraße zu fahren. Ein Aufenthalt in der Aregash Lodge – traditionelle Sidama-Häuschen inmitten einer Kaffeeplantage – bietet ein unvergleichliches Ambiente und viel zu entdecken. Zum Bau der Häuschen werden Bambusstämme in Streifen zerlegt, welche dann miteinander verwoben werden, wodurch nach und nach ein Haus entsteht. Architektonische Meisterwerke sind diese gewobenen Hütten und bieten ein unvergleichliches Ambiente, um darin zu nächtigen. [caption id="attachment_19492" align="alignleft" width="320"] Vielleicht hören wir die Hyänen in der Nacht.[/caption] Mitten in der Nacht hallt das Gelächter der Hyänen durch die Stille. Am nächsten Morgen folgt eine Einladung zu einer traditionellen äthiopischen Kaffeezeremonie. Die Luft ist erfüllt vom Duft frisch gerösteter Kaffeebohnen, während man sich in einem gemütlichen Sidama-Häuschen niederlässt. Eine freundliche Frau in traditioneller Kleidung bereitet den Kaffee vor den Augen der Gäste zu. Sie röstet die Bohnen über offenem Feuer, mahlt sie sorgfältig und kocht sie in einer speziellen Kanne namens jebena. Der Kaffee wird dann in kleinen Tassen serviert, begleitet von einer Schale Popcorn. Es ist ein Moment der Ruhe und Besinnung, während die Gäste sich unterhalten und den reichen, komplexen Geschmack des Kaffees genießen. Diese Zeremonie ist mehr als nur ein Getränk – sie ist ein bedeutungsvolles Ritual und ein wichtiger Bestandteil der äthiopischen Kultur. Wer eine Kaffeezeremonie erleben darf, weiß den Wert jedes morgendlichen Kaffees ganz neu zu schätzen.     [caption id="attachment_19488" align="alignnone" width="745"] Hier können wir Flamingos entdecken.[/caption]   Nachdem die Gastfreundschaft und die herrliche Natur von Sidama genossen wurden, führt die Reise weiter zum Langano-See. Der See, eingebettet in die traumhafte Landschaft des Großen Afrikanischen Grabenbruchs, ist ein perfekter Ort zur Entspannung. Am nahegelegenen Shalla-See erleidet sich ein weiteres Naturwunder: Hunderte von Zwergflamingos sammeln sich in der Abenddämmerung. Ihre rosa-weißen Körper erheben sich in die Luft und fliegen in eleganten Formationen über den leuchtenden Himmel. Der Anblick dieser anmutigen Vögel vor der Kulisse des Kratersees ist schlichtweg atemberaubend und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Es sind diese vielfältigen und intensiven Erlebnisse, die eine Reise nach Äthiopien so unvergesslich machen. Ob in den Höhen des Dorze-Hochlands, beim Genuss einer traditionellen Kaffeezeremonie in Sidama oder beim Beobachten der Flamingos am Shalla-See – jede Station dieser Reise bietet einzigartige Momente, die das Herz berühren und den Geist bereichern.
Im Land der Königin von Saba
Äthiopische Landschaft Als man mich fragte, wohin mein nächster Urlaub gehen würde, erntete ich nur erstaunte Blicke. Äthiopien ist nun nicht das klassische Reiseland, eher bekannt durch Bürgerkrieg und Hungersnöte. Nur wenige wissen, dass die legendäre Königin von Saba vermutlich in Axum ihren Palast gehabt haben soll. Außerdem befindet sich hier, wenn es nach der äthiopisch-orthodoxen Kirche geht, die echte Bundeslade mit den Gesetzestafeln Gottes. Äthiopien ist sicherlich kein eintöniges, langweiliges Land - eher eines mit reicher Geschichte und Traditionen. So gibt es 120 verschiedene ethnische Gruppen, die grandiose Gebirgslandschaft des Simien-Nationalparks mit bis zu 4.500 m hohen Gipfeln, die dort endemischen wilden Geladas, eine Pavianart, den Grabenbruch mit seinen Seen und Weinanbaugebieten, äthiopischer Kaffee, natürlich die weltweit einzigartigen Felsenkirchen und Kirchenmalereien. Für uns fremd, aber typisch für die Nordäthiopier, die weißen Baumwollumhänge und Männer, die sich auf lange Stöcke stützen und Gewehre und Kalaschnikows mit sich herumtragen.   Auf Entdeckungstour in Äthiopiens Hauptstadt Am Morgen kommen wir in Addis Abeba, der „neuen Blume“ an. Die Stadt erinnert aber mehr an Großbaustelle, einige Gebiete sind recht sauber und modern, andere bunt und chaotisch, schmutzig. Es tut gut dem tristen Novemberwetter in Deutschland zu entfliehen, denn Temperatur und Wetter sind hier in Addis ganz angenehm. Am Nachmittag des ersten Tages begegneten wir im National Museum der berühmten und überraschend kleinen „Lucy“, einer Kopie eines 3,18 Millionen Jahre alten Skelettes eines Vormenschen, das in der Danakil-Senke gefunden wurde. Wir sehen weitere prähistorische Funde sowie eine Sammlung diverser Gegenstände, Skulpturen, Kleidung aus späteren Epochen. Im ethnologischen Museum bekommen wir einen Einblick über die vielen verschiedenen Kulturen und Stämme, die in Äthiopien beheimatet sind. Danach heißt es Wertsachen ablegen, Taschen leeren und ab geht es über den größten Markt in Addis. Eine Security geht voran, um uns einen Weg zu bahnen zwischen Obst, Gemüse, Kräutern, Menschen und Tieren und allen möglichen Dingen für den alltäglichen Gebrauch. Es ist kaum möglich, die vielen Bilder, die sich einem bieten, zu erfassen. Wasserfälle des Blauen Nils [caption id="attachment_7085" align="alignright" width="264"] Wasserfälle des Blauen Nils[/caption] An den nächsten Tagen lernen wir auch die staubigen Schotterpisten kennen, obwohl es erst einen Monat nach Regenzeitende ist, sind die Pflanzen und Bäume der Straßenränder mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Ein kleiner Spaziergang durch die wunderschöne Natur bringt uns zu den nicht mehr ganz so gewaltigen, aber immer noch sehenswerten Nil-Wasserfällen. Einige Kühe bieten sich als Fotomodel an. Die Hängebrücke, um zu den Fällen zu gelangen, ist aber für Höhenängstliche eine Herausforderung. Besichtigung des Palast- und Klosterbezirkes [caption id="attachment_7086" align="alignleft" width="312"]Klosterfresken Klosterfresken[/caption] Am folgenden Nachmittag betreten wir den „Gemp“ in Gondar, den alten Palastbezirk äthiopischer Könige. Wer hätte das gedacht, dass „mitten“ in Afrika so eine imposante und außergewöhnliche Anlage zu sehen ist. Mächtige Mauern, Kuppeln, Zinnen, mehrstöckige Gebäude zeugen noch ein wenig von der Pracht und dem Reichtum und handwerklichem Können vergangener Jahrhunderte. In der Nähe besuchen wir das Kloster Debre Berhan Selassie mit seinen berühmten Engelsgesichtern an den Balken der gesamten Decke und dem völlig bemalten Innenraum. Fotostopp bei den Geladas [caption id="attachment_7093" align="alignright" width="360"]Blutbrustpavian Blutbrustpavian[/caption] Weiter geht‘s nach Debark. Ich war schon sehr gespannt auf die Geladas und ich hätte nie gedacht, dass es so einfach ist, die Blutbrustpaviane zu Gesicht zu bekommen. Gleich nachdem wir mit dem Bus in die Simien-Berge auf ein Hochplateau auf ca. 3200 m gefahren sind, „grast“ eine Horde. Das dicke Fell der Männchen weht im Wind. Sie lassen uns ziemlich nah heran und wir können sie nach Herzenslust beobachten und unzählige Fotos schießen. Das Wetter ist wunderschön und es gibt herrliche Ausblicke über diese einzigartige Naturlandschaft. Auch am nächsten Tag hält an unserem Busausstieg gerade eine Gruppe Geladas und wir haben alle Zeit der Welt zuzuschauen, wie sie Wurzeln und Flechten mit ihren kleinen Händchen abreißen, um sie zu fressen. Die Wanderung durch den Nationalpark ist gemütlich, auch wenn es nur leicht bergauf geht, merkt man schon die Höhe, aber alles ist durchaus zu schaffen. Die Wanderung geht weiter vorbei an leuchtend gelb blühenden Johanniskraut-Sträuchern, bemoosten Bäumen, verschiedenen Blumen und immer am Rand des Hochplateaus mit einem atemberaubenden Blick über eine nicht enden wollende Berglandschaft. Ein toller Tag! Erkundung des UNESCO-Weltkulturerbes Lalibela [caption id="attachment_7098" align="aligncenter" width="611"] UNESCO Kulturerbe Lalibela[/caption] Über Axum und Mekele erreichen wir über eine Schotterpiste als letzter Tagesetappe, aber mit sehenswerter Umgebung, das legendäre Lalibela mit seinen 11 Felsenkirchen aus dem 12./13. Jahrhundert, die wir tags darauf ausgiebig besichtigen. Es tut gut innezuhalten, um diese außergewöhnliche Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Jede Kirche ist aus rotem Tuffgestein heraus gehauen und keine gleicht der anderen. Kein Wunder, dass Legenden von Mithilfe der Engel bei der Entstehung dieser Kirchen entstanden sind. Es ist ein bisschen abenteuerlich, sich durch die engen Schluchten und Tunnel, über Steintreppen von einer Kirche zur nächsten zu bewegen. In jeder Kirche wird uns ein kunstvoll gearbeitetes Vortragekreuz gezeigt, typisch für die äthiopische Kirche. Die Georgskirche ist sicherlich die schönste, die Marienkirche besticht aber von innen durch wunderschöne, farbige Details. Jede Kirche ist mit Teppichen ausgelegt, farbenprächtigen Vorhängen und Bildern. Kirchensocken sind angebracht. Überraschenderweise war auch diese Anlage nur von relativ wenigen Touristen besucht. Weiterreise nach Südäthiopien Die letzten Tage unserer Reise führen uns in den südlichen Grabenbruch, mit Zwischenstopp in Hawassa, vorbei an einigen Seen bis wir in Arba Minch unser Hotel auf einem Hügel mit einem herrlichen Blick über den Abaya und Chamo See beziehen. Das hatte ich auch noch nie, Sonnenaufgang vom Bett aus beobachten. Wie genial! Wir besuchen heute die Dorze, ein Bergvolk, mit ihren ganz speziellen Hütten, aus Bambusmatten geflochten sehen sie aus wie Elefantenköpfe. Wir dürfen ins Innere. Die Augen brauchen eine Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Über offenem Feuer wird für uns guter Kaffee gebraut, im hinteren Teil der Hütte sind die Tiere untergebracht. Man wohnt zusammen. Wir erfahren einiges über das Leben der Dorze und können noch ein paar Mitbringseln kaufen. Anschließend schippern wir über den Chamosee. Es zeigen sich Krokodile, Nilpferde, Fischadler, Pelikane, Fischreiher – wunderschöne Fotomotive, aber leider fast der Schluss unserer Erlebnisreise. Am nächsten Tag treten wir die Rückreise über den Zway See nach Addis an. Nach einem ausgiebigen äthiopischen Abendessen mit Folkloretänzen und Gesängen müssen wir Abschied nehmen von diesem bezaubernden Land und seinen Menschen. Es war eine Reise mit einer für mich so noch nicht erlebten Mischung aus Natur und Kultur, Kunstschätzen, aber auch großer Armut. Ich werde nicht vergessen, wie dankbar Pilgerinnen für ein paar Birr waren. Ihre Gesichter strahlten. Dank auch an unseren Reiseleiter Woubshet, der uns mit einer Fülle an Wissenswertem aus Vergangenheit und Gegenwart bestens versorgte und mithalf, dass diese Reise in bester Erinnerung bleibt.