Unsere Reiseleiterin Tamara lebt ihren Traum vom Wohnen und Arbeiten im südlichen Afrika – im Interview erzählt sie von ihrem Weg zum Ziel und verrät, was den Kontinent so einzigartig und faszinierend macht.
Wie hast du deinen Weg in das südliche Afrika gefunden?
Während meines Tourismus-Studiums habe ich ein Semester im Ausland verbracht und da fiel die Wahl auf Südafrika. Ich habe das Land intensiv bereist und mich gleich verliebt. Zurück in Deutschland habe ich dann mein Studium abgeschlossen und um den Einstieg in die Tourismuswelt zu finden sowie Berufserfahrung zu sammeln, habe ich zunächst für das Australische Fremdenverkehrsamt gearbeitet. Dort ging es hauptsächlich darum, die Destination bekannt zu machen. In dieser Zeit habe ich einige Male Australien bereisen können, ich war allerdings noch so vom Afrika-Fieber gepackt, dass es mich nach ein paar Jahren dann doch endgültig nach Südafrika zog. 1991 ging das auch noch relativ einfach mit der Einwanderung.
Und wie waren die ersten Jahre in der neuen Heimat?
Ich habe für Incoming Agenturen und danach selbstständig gearbeitet und dort viele verschiedene Menschen nach Südafrika gebracht – nicht nur Deutsche, sondern auch Reisende aus Ostasien oder beispielsweise Russland. Das ist das Besondere an meinem Job: Man begegnet Menschen aus aller Welt, mit ganz anderen Kulturen und Mentalitäten.
Wann hast du dich für den Beruf Reiseleiter entschieden?
Ich lebe nun seit 25 Jahren in Kapstadt, Südafrika. Vor circa 3 Jahren wollte ich nicht mehr nur hinter dem Schreibtisch sitzen, sondern auch das Land sehen. Südafrika ist wie ein Puzzle, aus dessen Geschichte, Kultur und Natur sich etwas ganz facettenreiches Wunderbares zusammensetzt – und das möchte ich am liebsten jeden Tag hautnah erleben!
Warum sollte es gerade das südliche Afrika sein?
Das südliche Afrika war meine erste Berührung mit dem Kontinent, die ich nie vergessen werde. Ich habe auch das östliche Afrika und Australien bereist und hatte die Möglichkeit dorthin auszuwandern, aber der Busch im Süden Afrikas ist für mich etwas Besonderes, Persönliches. Die Tierwelt hier ist einfach einzigartig!
Wie wird man Reiseleiter in Südafrika?
Man benötigt einige Zertifikate, die beweisen, dass man das Land ausgiebig kennt. Dazu zählen vielseitige Kenntnisse zur Flora und Fauna, Geologie, aber auch bestimmte Sicherheitsvorkehrungen muss man lernen. Südafrika besteht aus 9 Provinzen. Um in jeder Provinz als Reiseleiter tätig sein zu dürfen, muss man für jede einzelne ein dreistündiges Examen ablegen.
Was ist das Schönste an deinem Job?
Als Reiseleiter kann ich viel Zeit in der Natur verbringen und zahlreiche neue Menschen kennenlernen. Draußen unterwegs in der Natur verliert man das Zeitgefühl. Und wenn man abends am Lagerfeuer in den Sternenhimmel blickt, hat das etwas Therapeutisches für mich. Dinge, über die man sich in der Stadt noch sorgt, werden hier in Perspektive gerückt. Dieses „Abschalten“ erfahren die Menschen heutzutage leider viel zu selten. Als Reiseleiter macht es mir natürlich auch Spaß, von der Geschichte des Landes zu erzählen. Viele Reisende kommen mit einer vorgefertigten Meinung nach Südafrika, sie haben dieses „schwarz-weiß-Denken“. Es gibt aber auch Grauzonen, nicht alle Schwarzen sind arm und alle Weißen reich. Mir macht es Spaß, über die Geschichte aufzuklären und dabei nicht nur über Jahreszahlen zu reden, sondern zu erläutern, wie es zu den Entwicklungen im Land gekommen ist.
Was fasziniert dich an deinem Job immer wieder?
Die unendliche Weite Afrikas! Ich bin niemand, der seine Reisegruppe durch unzählige Museen in der Stadt hetzen möchte. Hier in Afrika ist unglaublich viel Platz – ein Luxus der in Europa immer mehr verloren geht.
Hast du einen Lieblingsort auf den Reisen durch das südliche Afrika?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Der Fish River Canyon in Namibia beeindruckt mich immer wieder aufs Neue: Seine faszinierende Entstehungsgeschichte lässt sich wie ein Bilderbuch ablesen. Ansonsten liebe ich den afrikanischen Busch mit seiner Stille – egal ob in Swasiland, Südafrika oder Botswana.
Was glaubst du, ist das Besondere an Gruppenreisen?
Bei einer Gruppenreise kann man mit Gleichgesinnten einen intensiven Einblick in eine fremde Welt gewinnen. Eine Afrika-Reise ist ein Abenteuer und in einer Gruppe hat man ein größeres Sicherheitsgefühl und es wird einem die Organisation abgenommen, die sich in Afrika nicht immer ganz einfach gestaltet.
Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Gerne würde ich noch eine sogenannte Field-Guide-Ausbildung oder ein Ranger-Training machen. Damit kann man auch in Nationalparks und Lodges als Reiseleiter tätig sein. Man lernt noch vieles dazu, beispielsweise Pflanzen zu identifizieren und welche Heilkräfte ihnen zugeschrieben werden.