Interview mit Naturfotograf Dieter Schonlau 6. August 2018

Aus der Konditorei in den Dschungel

WORLD INSIGHT

Für den Naturfotografen Dieter Schonlau sind die Regenwälder und Dschungelgebiete dieser Welt Landschaften von unvergleichlicher Schönheit, großartigem Abenteuer und einzigartiger Sehnsucht. Wir fragen ihn, warum.

Mit 23 Jahren beschloss der frisch gebackene Konditormeister Dieter Schonlau zusammen mit seiner Frau Sandra Hanke, die Urwälder unserer Erde zu durchstreifen und die meiste Zeit des Jahres unter Dschungelkronendächern zu leben. Er wollte das grandiose Miteinander von Tieren, Menschen und Tropenwald kennenlernen – weitab von jeder uns vertrauten Zivilisation.


Du bist in ganz Deutschland viel unterwegs mit deinen faszinierenden Fotos und anregenden Live-Reportagen über deine Erlebnisse und Eindrücke im Regenwald. Gerade bei Kindern triffst du ja auf interessierte Zuhörer und Zuschauer. Wie kannst du gerade ihnen deine Ideen zum Schutz des Regenwaldes übermitteln und wie reagieren sie darauf?

Im Regenwald wimmelt es von unbekannten Tieren – skurrilen und witzigen Lebewesen, die noch gar nicht entdeckt sind. Auch die Vegetation ist komplett anders als bei uns: Alles ist abenteuerlich und bunt und überall gibt es etwas zu entdecken. Das alles finden auch Kinder außerordentlich spannend! Ich möchte, dass gerade unsere jungen Zuschauer das grüne Wunder Regenwald lieben lernen. In unseren Vorträgen geben wir seltene Einblicke in eine fantastische Dschungelwelt, schildern begeistert unvergessliche Begegnungen mit Waldelefanten, Nashornvögeln, Waldgeistern, leuchtenden Pilzen und erzählen vom Leben der Orang-Utans in den Baumkronen der Urwaldriesen. Wenn ich von unserem Leben im Regenwald berichte, möchte ich, dass sich die Kinder mittendrin fühlen, als würden sie mit uns soeben durch den Regenwald streifen. Sie sollen verzaubert und verblüfft sein. Und sie sollen erkennen, wie einzigartig und schützenswert dieser Lebensraum ist. Das ist gleichzeitig unser Dankeschön an den Regenwald. Für alles, was wir bisher dort erleben durften. Der Regenwald ist einmalig. Macht süchtig – und glücklich!


Du bist seit nunmehr 30 Jah
ren mit deiner Frau in den tropischen Regenwäldern unserer Erde unterwegs. Wie begann das eigentlich alles?

Als ich Sandra in einer Paderborner Diskothek traf, stellten wir rasch fest, dass wir uns erstens sehr mochten und zweitens unsere Traumwiesen auf denselben Breitengraden lagen. Es lag also nahe, gemeinsam dorthin aufzubrechen. Für unsere erste Reise brauchten wir zwei Jahre intensiver Vorbereitung, um die Ausrüstung zusammenzubekommen, z.B. die Rucksäcke. Wir stopften sie erstmal richtig schwer voll, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was wir demnächst monatelang mit uns herumschleppen würden. Im Wohnzimmer schlugen wir zwischen Sofa und Tisch ein Zelt auf für die „Wir-tun-so-als-ob-Nächte“ im Regenwald. Mit Reiseantritt verzichteten wir auf jede soziale Absicherung, kündigten unseren Mietvertrag und verkauften Mobiliar. Und dann standen wir 1987 mit einem mulmigen Gefühl am Schalter des Frankfurter Flughafens: In der Hand je ein Oneway-Ticket ins erste Dschungelabenteuer.


Von deinen Reisen bringst du ganz außergewöhnliche Fotos mit. Für einige dieser Bilder ist sicher sehr viel Geduld nötig. Was ist der Trick, um solche Fotos schießen zu können – falls du ihn uns verrätst?

Meiner Meinung nach gehört das Fotografieren im Regenwald zu den schwierigsten Genres der Naturfotografie überhaupt. Es herrscht ständig schwer erträgliche Hitze und das bei einer Luftfeuchtigkeit, die der Ausrüstung und einem selbst heftig zusetzt. Ständig sind Linsen und Sucher beschlagen, so dass vor der Aufnahme zunächst einmal Putzen angesagt ist. Es ist äußerst schwierig, die Waldbewohner im grünen Wirrwarr des Dschungels überhaupt zu entdecken. Noch schwieriger, sie vor die Kamera zu bekommen. Lebewesen im Urwald führen ein Dasein im Verborgenen. Es können Wochen, Monate und manchmal sogar Jahre vergehen, bevor der Regenwald einige seiner gut gehüteten Geheimnisse preisgibt. Nun zu meinem „Trick“: In den „Fotorucksack“ eines guten Naturfotografen gehören viel Geduld und noch mehr Begeisterung!


Wie bist du zum Fotografieren gekommen, und wie schwer ist deine Fotoausrüstung?

Meine erste Kamera bekam ich mit 14 von meinem Vater geschenkt. Schon damals war es für mich das Größte überhaupt, Tiere und Pflanzen zu fotografieren. Das Fotografieren habe ich mir übrigens selbst beigebracht. Und wieviel die Fotoausrüstung wiegt? Etwa 30 kg mit Gehäusen, Objektiven, Stativen, Blitzen, Reflektoren und mehr. All das und noch mehr schleppen wir wochen- und monatelang zwischen acht und 15 Stunden bergauf und bergab durch den Regenwald. Das setzt natürlich einiges an körperlicher Fitness, Willenskraft und Leidensfähigkeit voraus.

Du hast viele unvergessliche Momente erlebt. Gibt es einen Augenblick, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Eine Begegnung mit einer Orang-Utan-Mutter war etwas ganz Besonderes für mich. Orang-Utans sind Nomaden, die sich täglich auf die Suche nach Nahrung durch weite Gebiete bewegen. Als Schlafstätte bauen sie sich ein Nest hoch oben in den Baumkronen. Einem solchen Tier zu begegnen, ist wie das Finden der Nadel im Heuhaufen. Wir waren also auf einer Plattform in den Baumwipfeln – 50 Meter über dem Erdboden, als wir im Baum neben uns eine Orang-Utan-Mutter mit ihrem Jungen entdeckten. Sie war gerade dabei, ihr Nest zu bauen und hat zwischendurch immer wieder ihr Kind gestreichelt. Schließlich hat sie uns ebenfalls bemerkt und herübergeschaut. Es war ein solch intensiver Moment, ich hatte Tränen in den Augen. Für mich ein unvergessliches Erlebnis!


Vielen Dank, Dieter, für dieses Interview!
Wir freuen uns schon auf die Live-Reportagen mit dir und sind gespannt auf deine Erlebnisse im Dschungel.

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