Von einem echten Erlebnisurlaub, mit viel Natur und Begegnungen mit den „Menschen des Waldes“ berichtet WORLD INSIGHT Reisende Cornelia Greifenberg.
Los ging es von Kuala Lumpur aus. Weil wir mit unterschiedlichen Flügen angekommen sind, waren wir uns hier den Tag über selbst überlassen. Die Stadt ist sehenswert, man kann sie zu Fuß entdecken oder setzt sich wie ich in einen Hop-On Hop-Off Bus und bekommt in kurzer Zeit einen guten Überblick. Beeindruckend und das Wahrzeichen der Stadt sind natürlich die Petrona-Towers. Leider sind die montags geschlossen, aber auch von außen gibt es tolle Fotos. Lohnenswert ist auch ein Besuch des Nationalmuseums. Hier erfährt man anschaulich, dass Malaysia ein buntes Gemisch aus einer Vielzahl von Völkern ist. Am interessantesten sind wohl die indigenen Orang Asli, deren Anteil an der heutigen Bevölkerung nur noch 0,6% beträgt. Ihnen ist ein Extra-Museum nebenan gewidmet. Ein Abendbummel durch Chinatown ist ebenso interessant wie lecker. Die Menschen hier sind sehr freundlich und ich habe mich nie unsicher gefühlt.
Von Kuala Lumpur aus ging es dann nach Kuching, der Hauptstadt von Sarawak. Dort hat sich unsere Gruppe mit unserem Reiseleiter Tom zusammengefunden. Kuching ist eine absolut interessante Stadt, die sich in den letzten Jahren sehr entwickelt hat. Ein Bummel durch die Altstadt ist ein Muss. Wenn ihr Zeit habt, empfehle ich das neue Borneo-Museum, ein gigantischer und kostspieliger Neubau, in dem die Geschichte, Kultur und Natur von Borneo anschaulich dargestellt wird. Schön ist auch eine Bootsfahrt auf dem Sarawak-Fluss zum Sonnenuntergang. Bei typischem Kuchen und Volkstänzen lässt man die Kulisse der Stadt an sich vorbeiziehen.
Unbedingt probieren muss man das Nationalgericht von Sarawak „Laksa“, eine Nudelsuppe. Lecker! Noch viel interessanter war, dass uns Tom zu einem Parkhaus geführt hat, auf dessen Dachterrasse eine riesige „Futteretage“ war, die wir allein nie gefunden hätten. Dort sitzen vor allem Einheimische an großen runden Tischen und holen sich von den unzähligen Fischtheken die exotischsten Gerichte – ein wahres Erlebnis-Essen für wenig Geld.
Begegnungen mit den Menschen des Waldes und der einheimischen Kultur
Von Kuching aus ging es dann ins Semenggoh Wildlife Center zu den Orang-Utans. Hier werden verletzte und verwaiste Tiere gepflegt und möglichst wieder ausgewildert. „Orang“ bedeutet auf Malaiisch „Mensch“, was wir bei dieser Begegnung wirklich nachempfinden konnten. Wenn die Tiere zu bestimmten Zeiten aus dem Dschungel kommen und uns Besuchern ohne Scheu ganz nah sind, geht das wirklich unter die Haut! Vor allem der „Chef“ der Familie ist beeindruckend.
Ein weiteres Erlebnis von Kuching aus war der Besuch des Bako Nationalparks. Über abenteuerliche Pfade ging es mitten in die Natur, in den Dschungel und an die Küste mit ihren bizarren Felsformationen. Unser nächstes Highlight war dann der Besuch des Volksstammes der Bidayuh mit einer Übernachtung in einem traditionellen Langhaus. Früher hat das ganze Dorf in so einem Haus gewohnt, jede Familie in einem kleinen Abschnitt. Vorn befand sich der Schlafraum, nach hinten die Küche und die Werkstatt. Jetzt ziehen die Menschen lieber in separate Häuser und das Langhaus ist hauptsächlich für die Touristen da. Für uns war es ein tolles Erlebnis.
Nach einem Rundgang durch das Dorf wurde das Matratzenlager für uns aufgebaut, es gab leckeres Essen und danach wurden Tänze für uns aufgeführt. Am nächsten Tag haben wir eine kleine Wanderung gemacht, haben im wahrsten Sinne des Wortes gesehen, wo und wie der Pfeffer wächst. Anschließend wurden wir bei einem Picknick am Fluss mit einem Essen verwöhnt, das über dem offenen Feuer in Bambusrohren gegart wurde: Dschungelfarn mit Fisch und Reis.
Ein echter Höhepunkt war der Besuch im Sarawak Cultural Village, das mit sieben nachgebauten Wohnhäusern verschiedener Ethnien einen guten Einblick in das Leben und die Tradition der Bevölkerung gibt. Über „Hühnerleitern“ gelangt man in das Langhaus der Iban und Orang Ulu, in dessen langem Raum noch echte Schädel von der Kopfjagd zu sehen sind!
Der nächste Stopp der Reise war Mulu. Der Nationalpark hier beherbergt eines der größten Höhlensysteme der Welt. Bis vor Kurzem wohnten hier die Penan, ein indigenes Volk, das als Jäger und Sammler im Einklang mit der Natur lebt. Auf die Jagd sind sie mit Blasrohren gegangen, die aus Eisenholz gefertigt und mit einem Knochenbohrer ausgehöhlt sind. Die Pfeile werden in das Gift eines bestimmten Baumes getaucht, das für Mensch und Tier absolut tödlich ist. Den Penan ist eine kleine Ausstellung auf dem Gelände unserer Lodge gewidmet.
Wir wandern auf gut ausgebauten Wegen durch den Dschungel bis zu mehreren Höhlen, die voll wunderschöner Stalagmiten und Stalaktiten sind. In den Höhlen leben mehr als 3,5 Millionen Fledermäuse, die jeden Abend in großen Schwärmen ihre Runden drehen. Zu einigen Höhlen gelangt man nur mit dem Boot. Das Beste war, dass wir danach voll verschwitzt aus dem Boot heraus nur wenige Meter über den Weg zum Mini-Flughafen gegangen und in den Flieger eingestiegen sind! Wo gibt es denn so was noch auf der Welt??? Wir flogen nach Kota Kinabalu, in die Hauptstadt von Sabah. Das ist eine ganz andere Welt. Unser Hotel lag mitten im Zentrum und wir starteten gleich zu einem Besuch des Marktes. Dort gab es allerlei ausgefallene Dinge zu sehen, wie getrocknete Seepferdchen, Haifischflossen, Seegurken und Rochen. Der Einfluss der Philippinen ist hier deutlich zu spüren. An unzähligen Essensständen kann man sich Meeresfrüchte zu günstigen Preisen frisch zubereiten lassen.
Einblicke in das Landleben von Sabah sollte uns der Besuch eines Dorfes geben. Der Dorfälteste zeigte uns stolz, wie man hier Reis verarbeitet, bei Hochwasser auf Stelzen läuft und vor allem Blasrohr bläst. Die mit K.-o.-Tropfen benetzten Pfeile sollen Affen vertreiben, die die Felder plündern. Nur die Anführer einer Affen-Horde werden so betäubt und woanders wieder ausgesetzt.
Heiliger Berg und einzigartige Flora: Der Gunung Kinabalu
Der Gunung Kinabalu ist der heilige Berg von Sabah. Die Menschen verehren ihn und pflegen ihre Rituale an seinem Fuße. An seinen Hängen wachsen zudem die außergewöhnlichsten Pflanzen, mehr als 100 verschiedene Orchideenarten und die fleischfressenden Kannenpflanzen. Fast einen ganzen Tag fuhren wir dann quer durch Sabah bis nach Sepilok. Unterwegs sahen wir Palmölplantagen, so weit das Auge reicht. Rund 90 % des kostbaren Primärwaldes von Sabah wurden bereits abgeholzt und teuer verkauft. Ein unermesslicher Schaden für die Indigenen und die Tierwelt. An seine Stelle traten erst Kautschukplantagen, später dann die Ölpalmen. Ein Guide macht uns mit der Herstellung des Öls vertraut.
Im Rain Forest Research Center von Sepilok werden Reste des kostbaren Waldes gezeigt und erklärt. Daneben gibt es auch eine Auffangstation für Orang-Utans. Durch eine einseitig durchsichtige Scheibe konnten wir sie ungestört beim Füttern beobachten und danach im Freigelände erneut beobachten. Eine weitere Auffangstation gibt es dort für Malaienbären.
Tierbeobachtungen im Kinabatangan Naturschutzgebiet
Unvergessliche Tage erwarteten uns dann im Kinabatangan Naturschutzgebiet. Unsere Unterkunft lag mitten in den Wetlands. Von hier aus starteten wir zu mehreren Tierbeobachtungen sowohl tags und nachts. Wir sahen die fast ausgestorbenen Zwergelefanten, Nasenaffen, viele verschiedene Eisvögel und sogar einen echten, freilebenden Orang-Utan! Es gibt sie also noch! Zum Abschluss der Reise verbrachten wir noch einen entspannten Tag in einem Resort am Meer. Wer möchte, konnte verlängern.
Schlussendlich war das für mich eine echte und empfehlenswerte Erlebnisreise!