Reisebericht Usbekistan 13. Dezember 2024

Klanglandschaften Usbekistans: Eine Reise zu Musik und Identität

WORLD INSIGHT Reisegast

Petra berichtet von vielen musikalischen und kulturellen Eindrücken ihrer Usbekistan-Reise. Sie lernte nicht nur das Land und die Leute kennen, sondern auch sich selbst.

Es ist unglaublich und großartig, wie diese Usbekistan-Reise mit einmaligen Erlebnissen in so kurzer Zeit in 14 Tagen gefüllt war.

Unser Reiseleiter Siroj hatte eine einmalig gute Organisation mit all den vielen Transportmitteln: Bus, Flugzeug, PKW, Zug. Seine Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten waren hervorragend. Er ist so ein guter Lehrer. Er war umsichtig auf unser aller Wohl bedacht, für Essenspausen und Toiletten-Stopps. Hilfsbereit, für Bettina und mir einen Arm reichend für Gehunterstützung, die schönsten Dachterrassen für das Abendessen ausgesucht, das leckerste Essen bestellt und noch vieles mehr. Ich meine, er verdiente 3 Gehälter als Reiseleiter dieser Reise. Das ist kein Beruf von 8:00 bis 17:00 Uhr. Wie viele Stunden hatte er uns betreut: vom Frühstück bis zum Abendessen. All den Wünschen, Fragen und Anforderungen von 14 Mitreisenden ausgesetzt zu sein, das ist keine leichte Aufgabe. Vielen, vielen Dank, Siroj!

Eine durch und durch musikalische Reise

In Taschkent, dem Angestellten im Hotel „Old Taschkent“ habe ich eine Mundharmonika geschenkt. Er war sehr erfreut darüber. Er kann es mit YouTube erlernen. In Shiva hatte mich eine junge Frau im Hotel Asia gefragt, wie eine Gitarre gespielt wird. Das habe ich ihr gezeigt. Dann hatte sie es selbst probiert. Sie hatte richtig Talent mit der Gitarre und so habe ich ihr die Gitarre geschenkt. Ihre Freude war groß und so auch meine. In Buchara habe ich eine neue Gitarre gekauft, die völlig verstaubt war. Wie viele Jahre hatte sie dort wohl gehangen? Ich sollte den Preis nennen, mein Angebot war 100 €. Ich wollte die Musiker unterstützen. Nachdem ich die Gitarre im Hotelzimmer gestimmt hatte, klang sie wirklich gut. Man muss die Gitarre einfach lieb haben. Ich habe sie unserem Reiseleiter für seine Tochter geschenkt.

Ein Instrument zwischen Trommel und Rassel: die Doira.

Der Verkäufer dieser Gitarre hatte mir eine Doira geschenkt. Er baute diese „Percussion“-Instrumente selbst. Eine Doira hat einen Holzring, der mit einer Leder-Membran überzogen ist und kleine Metallringe „are attached on the inside“. So ist die Doira gleichzeitig eine Trommel und eine Rassel. Ich hatte mit seiner Frau im Verkaufsladen Unterricht dazu, wie ich die Doira halte und spiele. Wir hatten einen wunderbaren Dialog mit diesem Instrument. Sie spielte einen Rhythmus vor und ich antwortete ihr. Wir hatten gleich eine Zuhörergruppe um uns herum versammelt, die unserem Spielen zuhörte. In einem anderen Musikladen kaufte ich eine CD, worin die usbekischen Musikinstrumente erklärt wurden und auf der CD zu Gehör gebracht wurden, mit National UZBEN. In einem anderen Musikladen habe ich eine Tuuboor gekauft. Es ist ein 2-saitiges Instrument. Der Verkäufer war ein Musiker. Er spielte Bach und Beethoven auf der Tuuboor. Es war wunderbar.

Ich habe die Schönheit der Natur und die Kultur in vollen Zügen genossen und mit Musik die Schwingen der Energie in Bewegung gesetzt. Es waren die ungeplanten musikalischen Begegnungen in Musikläden, auf dem Registan-Platz in Samarkand mit den Mädchen zu rappen, in der Lobby vom Hotel in Shiwa Gitarrenunterricht zu geben, in Buchara mit den Doira-Trommeln einen Dialog zu klopfen, einem Musiker zu lauschen, der Bach und Beethoven spielte, das war einfach großartig. Was für eine Reise wurde mir geschenkt!

Usbekistan durchkreuzt mit Bus, Flugzeug, Zug, PKW

Von Taschkent machten wir eine Zugreise nach Fergana. Es ging gemütlich durch die Landschaft, am Fluss entlang, ins Gebirge, in die Wüste. Das war einmalig. Zurück ging es mit dem PKW von Fergana nach Taschkent. Es war schön, die Landschaft zu betrachten. Auch einmal die Augen zu schließen, war gut. Mit dem Flugzeug ging es von Taschkent nach Urgentsch. Ich hatte um einen Fensterplatz gebeten und ihn auch erhalten. Ich schwebte zwischen Himmel und Erde. Nun besuchten wir die Wüstenstadt Shiva, Stadt auf der Seidenstraße zwischen Ost und West, China und Europa. Es wurden nicht nur Güter wie Seide, Keramik, Gold und Edelsteine transportiert, sondern auch Ideen, Wissen und Religionen wie Islam oder Buddhismus. Ein Herrscher wie Temur hatte ein ungeheuer großes Reich von China, Indien bis Persien erobert und dieses mit Handel und nicht mit Krieg regiert. Können wir nicht heute davon lernen?

Eine weitere Wüstenstadt an der Seidenstraße gelegen ist Buchara. Eine eindrucksvolle Festung ganz aus Lehm erbaut, besuchten wir. Und nicht vergessen: Moscheen und Gebetsorte. Und Samarkand war ein Höhepunkt von all diesen Wüstenstädten. Wie eindrucksvoll war dieser Besuch! Pilgerstätten wie Daniel’s Grab und David’s Quelle durften wir auch besuchen.

Ein weiterer Höhepunkt war das astrologische Museum. Ulugbek hatte von seinen Beobachtungen und Messungen eine Landkarte von den Fixsternen erstellt mit toller Genauigkeit. Das war alles noch vor unserem Computer-Zeitalter. So bereichern außergewöhnliche Menschen unser aller Leben.

Was ich lernen durfte

Den Besuch einer Holzschnitzerei in Shiwa möchte ich nicht unerwähnt lassen. So eine geschnitzte Buchstütze, die in mehreren verschiedenen Stellungen aufgestellt werden kann, was für ein handwerkliches Können da erforderlich ist! Ich bin beeindruckt.

In der Stadt der Seide in Margilan haben wir eine lokale Seidenfabrik besucht. Da wurde uns die Zucht von Seidenraupen, die Gewinnung der Seide und deren Verarbeitung gezeigt. Wie viele Seidenraupen sind erforderlich für einen Seidenschal oder um einen Seidenteppich zu knüpfen? Das hat meine Hochachtung ungeheuerlich vergrößert.

Samarkand strotzt mit seiner imposanten Schönheit.

Wir haben in Rischtan einen Familienbetrieb besucht, der Keramikgegenstände herstellt. Es wurde uns gezeigt, wie die traditionellen Muster von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Fassaden der Moscheen in Samarkand und anderen Orten haben eindrücklich dieses Können gezeigt.

Auch Brotbacken will gelernt sein. Da esse ich einfach mit Dankbarkeit ein Stück Brot. Welches Knowhow erforderlich ist, um aus der Rinde eines Maulbeerbaumes Seidenpapier herzustellen, wurde uns in einer Seidenpapiermanufaktur gezeigt. Das hat mich sehr beeindruckt. Da sage ich einfach nur Danke.

Heimreise

Ich lasse mir den Heimreisetag durch den Kopf gehen. Morgens früh kamen wir in die Hotel Lobby im „Old Taschkent“-Hotel mit unseren Koffern. Siroj wartete auf uns mit unseren Pässen. Ein Lunch Paket stand auch bereit für uns. Es war 6:30 Uhr. Andrea hatte sicherheitshalber an meiner Tür geklopft, sollte ich im Tiefschlaf meinen Wecker nicht gehört haben. Fabian half mir, meinen Koffer zur Straße zu ziehen, wo der Bus auf uns wartete. Die Fahrt zum internationalen Flughafen Taschkent dauerte nicht lange. Hier war nun der letzte Abschied von Siroj. Abschied ist auch immer mit ein wenig Traurigkeit verbunden. Ich stand schon in der Flughafenhalle, wir blickten uns zum letzten Mal an. Mein Herz dankte ihm für seine Güte, seine Betreuung, seine Ehrlichkeit und Authentizität, sein Sein. Er war ein wunderbarer Mann.

Nun ging es zum Schalter für den Boardingpass und die Abgabe vom Koffer und weiter ging es durch die Passkontrolle und Handgepäckkontrollen zum Flieger. Ich habe etwas gelernt auf dieser Usbekistan Reise; mein wahres Glück liegt nicht im Haben und Nehmen, sondern im Geben. Wie sehr bin ich beschenkt worden: die Schwäne, das Herz. Ich bekam es hundertfach zurück auf unerwarteten Wegen und in einer anderen Währung.

Was für eine Erlebnisreise durfte ich machen! Ich habe Musik und unsägliche Freude in Usbekistan erlebt. Die spirituellen Wahrheiten loderten in mir. Ich erlebte kurze, intensive Begegnungen. Die Taxifahrer in Taschkent vom City-Shop zum Hotel „Old Taschkent“, die Reiseleiterin vom rollenden Hotel in Buchara, das Zimmermädchen im Asia-Hotel.

Waren das alles Zufälle, die Menschen, die ich getroffen habe? Was ich erleben durfte? Ich habe das erste Abendessen in Taschkent verpasst. Ich saß in einem Taxi im Stau. War das Schicksal? Sollte das so sein? Meine Reisegruppe war zum Abendessen um 19:30 Uhr gegangen, ich kam um 19:40 Uhr an. Ich hatte in der Lobby mit dem Angestellten ein Gespräch über Lebensweisheit geführt, was sagt der Koran zu diesem Thema und was die Bibel? Ich hätte das Gespräch für nichts in der Welt vermissen wollen. Bereichert kehre ich nach Hause zurück, dankbar und ein wenig reifer.

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