Albanien hat WORLD INSIGHT-Reisende Christine mit seiner vielfältigen Landschaft, wechselvollen Geschichte und Ballung an Weltkulturerbestätten überrascht und beeindruckt!
Einst völlig abgeschottet, hat es sich inzwischen der Welt geöffnet und punktet mit landschaftlichen und archäologischen Höhepunkten ohne Massentourismus.
Kurz vor Mitternacht landen wir auf dem Flughafen in Tirana und beschnuppern erstmals unseren Reiseführer Bruno sowie die anderen Mitreisenden. Unsere Reisegruppe besteht aus 13 Personen, davon Paare und Einzelreisende.
Zunächst besichtigen wir die Burg und das Museum in Kruja mit dem Nationalhelden Skanderbeg. Die Burg von Kruja galt im 12. Jahrhundert als Nationalheiligtum der Albaner. Georg Kastriota, genannt Skanderbeg, war ein Fürst aus dem albanischen Adelsgeschlecht der Kastrioti. Skanderbeg spielte im Kampf gegen die Osmanen eine herausragende Rolle, entsprechend patriotisch wird er auf Gemälden und Standbildern dargestellt.
Im Zentrum Albaniens: Willkommen in Shkodra!
Weiter geht es in den Norden nach Shkodra. Shkodra ist die fünftgrößte Stadt Albaniens und gilt als kulturelles Zentrum. Der katholische Einfluss ist immer noch spürbar.
Der steile Aufstieg über hubbeliges Kopfsteinpflaster zur Rozafa-Burg bringt uns ins Schwitzen. Von oben genießen wir einen sagenhaften Blick auf den Shkodra-See und die drei umgebenden Flüsse Kir, Drin und Buna. Bruno erläutert uns die Einmauerungslegende. Die Burg hat eine wechselvolle Geschichte und konnte sich über Jahrhunderte erfolgreich gegen diverse Belagerer wie Römer, Slawen und Osmanen wehren. Die imposante Festungsanlage war ein strategisch wichtiger Knotenpunkt für ganz Albanien.
In der Stadt erhalten wir einen lebendigen Eindruck der Geschichte der katholischen Stephanskathedrale, auch „Große Kirche“ (Kisha e Madhe) genannt, die in der kommunistischen Zeit als Sportstätte verwendet wurde. Sie wird als Symbol der Auferstehung des katholischen Glaubens in Albanien verehrt und wurde von Mutter Teresa eingeweiht. Ein Mittagessen an der luftigen Drina entschädigt für die Anstrengung.
Zwischen Fjordlandschaften und grünen Bergkulissen
Abends beziehen wir das Hotel Tradita in Shkordra, das in traditioneller Weise renoviert wurde und viele Kunstgegenstände aus alten Zeiten, wie beispielsweise Kochgeschirr, Kelims und gewebte Kleidung, beherbergt. Im romantischen Innenhof speisen wir zu den Klängen albanischer Live-Musik zu Abend. Ein zünftiges Korça-Bier darf nicht fehlen. Am späten Abend reihen wir uns in begeisterte Albaner ein, die ihre Mannschaft beim EM-Fußballspiel anfeuern.
Nach einem reichhaltigen Frühstück im Innenhof des Hotels geht es weiter über Serpentinen durch herrliches Bergland. Wir genießen atemberaubende Aussichten auf den Stausee. Während der Schifffahrt auf dem Koman-See staunen wir über die Aussicht auf schroffe Berge, die mich an norwegische Fjorde erinnern. Einige Passagiere tanzen zu fröhlicher Balkan-Musik.
Auf dem Weg in die albanischen Alpen bewundern wir wilde Schluchten, Wasserfälle und wackelige Brücken, bis wir den Gasthof Margieka in Valbona erreichen. Eine unglaubliche Bergkulisse vor grünen Wiesen empfängt uns. Spontaner Eindruck: wie in der Schweiz!
Selbst gebrannter Raki, der eher wie Grappa schmeckt, hat einen hohen Alkoholgehalt von mindestens 50 % und wird aus Weintrauben hergestellt, so erfahren wir.
Am nächsten Tag lasse ich das Alpenpanorama mit Kuhgeläut auf mich wirken: herrlich. Die ursprüngliche und dünn besiedelte Bergwelt hat heutzutage den Bergtourismus befördert. Das kristallklare Wasser können wir direkt aus den sprudelnden Quellen trinken.
Im Bann bewegter Geschichte
Heute steht ein Abstecher in den Kosovo auf dem Programm. Die ehemals byzantinische Festung in Prizren diente ursprünglich als militärischer Stützpunkt. Sehenswert ist auch die Sinan-Pasha-Moschee, die größte im Kosovo.
Zurück in Albanien beziehen wir unser Quartier im Hotel International in Tirana an, das zentral am Skanderbeg-Platz liegt. Teilweise wird die Stadt auch in der Schreibweise Tiranë geschrieben, mit stimmlosem e. Abends speisen wir Restaurant Oda Garden mit fröhlicher Live-Musik.
Nun gilt es, die lebhafte Metropole Tirana zu Fuß zu erkunden. Auffallend sind großzügige baumumsäumte Boulevards und eine gelungene Mischung von Bauten aus kommunistischer Zeit und futuristisch gestalteten Hochhäusern namhafter Architekten. Zu den geschichtsträchtigen Gebäuden gehören zum Beispiel der Kulturpalast, die Oper, die Nationalbibliothek und der Präsidentenpalast. Ein zentraler Platz zu Ehren Mutter Theresas sowie Standbilder von Skanderbeg komplettieren das Stadtbild. Tirana punktet durch viele Kunstevents und Street Art. Auffallend ist die Piramida, ursprünglich als Museum für dem ehemaligen Diktator Enver Hoxha erbaut wurde später als Konferenz- und Messezentrum genutzt.
Per Seilbahn fahren wir auf den Mount Dajti, den 1613 Meter hohen Hausberg Tiranas mit Blick auf die Stadt.
Das Museum BunkArt 1 ist ein umfunktionierter Atombunker aus kommunistischer Zeit, das durch diverse Ausstellungsstücke die Geschichte plastisch in unser Bewusstsein rückt. Gruselige Details zur Überwachung, Folter-Apparaturen, Kriegsgerät, altmodisches Mobiliar und Darstellungen zum Werdegang Enver Hoxha lassen düstere Zeiten wieder aufleben. Bruno berichtet Privates aus der Zeit seiner Vorfahren zur Bespitzelung, Wirtschaftskrise, Enteignung, Arbeitslosigkeit und Abwanderung.
Von Nordmazedonien zurück nach Albanien: UNESCO-Weltkulturerben auf der Spur
Heute fahren wir Richtung Südosten ins benachbarte Nordmazedonien. Die Stadt und der See Ohrid ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und weist diverse Kirchen und archäologische Schätze auf. Vom Boot aus haben wir einen romantischen Blick auf das Ufer mit seinen Kirchen St. Sofia und St. John.
Ein schmackhaftes Mittagessen wie bei Muttern auf der Terrasse folgt. Vor dem romantischen Naum-Kloster und der Kirche zeigen Pfauen ihr blau-grünes Federkleid. Zurück in Albanien speisen wir im Hotel Millennium direkt am Ohridsee.
Wir besuchen zwei Kirchen in Voskopoje und das Museum für mittelalterliche Kunst in Korça, in dem eine berühmte Ikonen-Sammlung zu sehen ist. Korça ist als Kulturmetropole und Studentenstadt mit breit angelegten Lindenalleen bekannt. Unser Hotel Parc Plazza erweist sich als modern und luxuriös.
In Eigenregie besuchen wir eine Brauerei in Korça, in dem das gleichnamige Bier gebraut wird. Ein Angestellter führt uns bereitwillig durch die Anlage, wobei wir ein Schlückchen Bier vor Ort testen dürfen. Spät abends füllen sich die Straßen mit Familien, die nächtlich angestrahlte griechisch-orthodoxe Kathedrale präsentiert sich bei Vollmond in voller Pracht.
Auf einer langen Fahrt über holperige Straßen machen wir schöne Zwischenstopps in einem Restaurant mit Forellenteich und Schwalbennestern und einem romantischen Gasthof unter Weinreben. Wer möchte, wandert durch den Lengarica-Canyon und badet in schwefeligen Heilquellen. Die Landschaft voller Schluchten und Kalksandstein-Formationen erinnert mich an die Ardèche in Südfrankreich. Die aparte Steinbrücke aus osmanischer Zeit „Ura e Katiut“ ist ein beliebtes Fotomotiv. Wir sind nun ganz in der Nähe zu Korfu.
Die historische Altstadt von Gjirokastra zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe und war einst ein bedeutendes Verwaltungszentrum. Viele historisch wertvolle Häuser stehen unter Denkmalschutz und wurden inzwischen mit Hilfe der Gjirokastra Foundation restauriert.
Wir beziehen unsere Zimmer im Hotel Argjiro. In den Gässchen flanieren etliche einheimische Familien und Touristen, Restaurants und Bars laden zum Verzehr ein.
Nach der Demonstration einer albanischen Kaffeezeremonie wandern wir steil hinauf zur imposanten und weitläufigen Burganlage, die noch gut erhalten ist und einen schönen Ausblick auf das Tal der Drinos gewährt. Interessant ist u.a. die Lockheed, die 1957 während des Kalten Krieges notlanden musste und hier als abgeschossenes amerikanisches Spionageflugzeug ausgestellt wird.
An der Stelle des jetzigen Ethnografischen Museums lag der ursprüngliche Geburtsort von Enver Hoxha. Es zeigt interessante Details aus früheren Jahrhunderten: Bekleidung, Einrichtungsgegenstände, Videoaufnahmen der Iso-Polyphonen Musik und erläutert die Bedeutung der Religionen wie etwa der Bektashi.
Das Skenduli-Haus, UNESCO-Weltkulturerbe, gilt als eines der berühmtesten osmanischen Herrenhäuser, das in traditioneller Bauweise erbaut wurde und Platz für eine Großfamilie auf mehreren Etagen bietet. Das restaurierte Haus beinhaltet einen Wohn-, Schlaf- und Küchenbereich, versteckte Fenster, integrierte Wandschränke und zeigt traditionelle Kleidung zum Beispiel Hüte aus Filz.
Nachmittags besuchen wir auf eigene Faust das Zekati-Haus, ein beeindruckendes, gut erhaltenes 4-stöckiges Wehrturmhaus, das mit diversen Sälen für Frauen, Männer und Gäste und dem typischen hervorspringenden Dach mit seinen Holzstreben den Reichtum eindrucksvoll beweist. Dort sind wir fast alleine und genießen die Aussicht auf die Stadt bei einem kühlem Korça.
Mittelmeer-Charme und archäologische Stätten
Weiter geht es zur Karstquelle Syri i Kalter, dem „Blue Eye“, aus dem türkis-grünes Wasser aus einer unterirdischen Quelle hervorsprudelt und schimmert.
Die antike Ausgrabungsstätte Butrint wurde unter dem Namen „Buthrotum“ vor Christus gegründet und liegt auf einer bewaldeten Halbinsel in der Lagune von Butrint an der Meerenge von Korfu. Butrint ist als UNESCO-Weltkulturerbe eine der bedeutendsten archäologischen Stätten im Mittelmeer. Es sind gut erhaltende Ruinen aus griechischen, römischen, byzantinischen, venezianischen und osmanischen Epochen zu sehen. Aus frühchristlicher Zeit sind u.a. eine Basilika und Überreste des Asklepius-Heiligtums gut erhalten.
Einen krassen Gegensatz zum geschichtsträchtigen Butrint bildet Saranda, das mit seinem unkontrollierten Bauboom das touristische Zentrum des Landes darstellt. Die Betonwüste mit zum Teil halbfertigen Hochhäusern wirkt abschreckend auf uns.
Unsere Mittagspause verbringen wir bei Forelle und Salat in einem Restaurant am Meer am Ksamil Beach. Ein Bad im herrlich türkis schimmernden Meer erfrischt.
Vom Hotel Hotel Vola aus haben wir einen tollen Blick auf die Bucht. Trotz der quirligen Strandpromenade finden wir ein idyllisches Restaurant mit Dachterrasse, von dem wir auf beleuchtete Schiffe schauen.
Nach einem spartanischen Frühstück auf fliegenden Papierdecken fahren wir über Serpentinenstraßen zurück in den Norden entlang der Albanischen Rivera.
Die nächste Ausgrabungsstätte ist Apollonia. Die ehemalige Hafenstadt war vor Christus eine griechische Kolonie und nach dem Gott Apollon benannt. Apollonia ist eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Albaniens. Einst war sie ein blühender Hafen und ein bekanntes Zentrum der Gelehrsamkeit, in dem sogar Kaiser Oktavian studiert hat. Bisher wurde nur ein kleiner Teil der Anlage ausgegraben. Die byzantinische Klosteranlage und das Buleuterion, Versammlungsort des Stadtrates sind die Höhepunkte der Anlage.
Unterwegs in der „Stadt der tausend Fenster“
Weiter geht es nach Berat, „Stadt der tausend Fenster“. Berat, ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt, verfügt über Jahrhundert alte osmanische Altstadtviertel Mangalemi und Gorica und eine imposante Stadtfestung. Auch unser Hotel Mangalemi ist stilvoll mit dunklen alten Möbeln ausgestattet.
Auffallend sind in Berat die eng stehenden, schiefergedeckten osmanischen Wohnhäuser mit ihren weißen Fassaden und braunen Fenstern. Nach einem schweren Erdbeben wurde die Stadt wieder aufgebaut und von der kommunistischen Regierung zur Museumsstadt deklariert.
Wein- und Olivenanbau sind typisch für diese fruchtbare Region. Abends werden die Brücken und Wohnhäuser stimmungsvoll angeleuchtet.
Nach einem tollen Frühstück mit Rundrum-Blick auf die Berghänge besichtigen wir die
imposante Burganlage. Sehenswert sind u.a. die Befestigungsmauern, ein Waffen- und Pulverhaus und mehrere Kirchen. Im Onufri-Museum sind vor allem Ikonen und liturgische Gegenstände ausgestellt.
Auf engen und verwunschenen Gässchen führt uns Bruno hinab ins Tag, wo sich der Fluss
Osum malerisch durch die mittelalterlichen Gassen windet. Beim Abstieg in schwül-warmer Luft kommen wir ordentlich ins Schwitzen.
Bei einer Weinprobe in der „Kantina Pupa“ erfahren wir, dass die albanischen endemischen Sorten inzwischen u.a. nach Frankreich, Italien & Spanien verkauft werden. Die aufwändige Herstellung – per Hand an Steilhängen verlesen – hat seinen Preis. Die Verkostung: Weiß, Rosé, Rot und Raki zusammen mit edlen Häppchen ist unser letzter Programmpunkt einer dicht gepackten Rundreise.
Zurück mit vielen Eindrücken im Gepäck
Nun fliegen wir über Wien zurück nach Frankfurt. Es gilt, von der Gruppe sowie von Bruno und unserem Fahrer Miri Abschied zu nehmen. Die Rundreise wurde – auch noch ergänzt durch zwei Nachbarländer – sehr gut konzipiert und sachkundig geleitet. Vor allem hat sich unser Bild auf das lange Zeit abgeschottete Land völlig verändert. Die Vielseitigkeit, die eindrucksvolle Landschaft mit hohen Bergen und kristallklaren Flüssen und Seen, die wechselvolle Geschichte und berühmten Ausgrabungsstätten haben uns beeindruckt.
Eine Reise nach Albanien ist (noch) absolut zu empfehlen. Wegen der ungewöhnlich hohen Temperaturen wäre der Frühling oder Herbst auf jeden Fall angenehmer.