Zwischen Wüste und Atlantik wandelte WORLD INSIGHT-Reisegast Gerd auf den Spuren wilder Tiere, deutscher Kolonialspuren und fliegender Sandkörner. Ein Reisebericht voller Kontraste und Höhepunkte.
Als wir auf dem Flughafen von Windhoek landen, erwartet uns Cornelius, unser Reiseleiter und Fahrer. Wir machen uns im Bus breit – alle Teilnehmenden können sich über zwei Sitzplätze freuen. So können wir auch die teilweise längeren Etappen über Namibias Straßen entspannt genießen.
Namibia pur: Wildnis, Weite, Wunder
Nach einer kurzen Stadtrundfahrt durch die namibische Hauptstadt brechen wir auf in Richtung Norden zum beeindruckenden Etosha-Nationalpark. Das riesige, eingezäunte Schutzgebiet birgt eine Fülle faszinierender Tiere – und unsere Hoffnung ist groß, viele davon vor die Kamera zu bekommen.
Kaum sind wir angekommen, begrüßen uns elegante Springböcke, majestätische Oryx-Antilopen, Zebras, Strauße und anmutige Giraffen. Insgesamt haben wir anderthalb Tage Zeit, um diese wunderbaren Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten und die Nähe zur Natur zu genießen.
Am zweiten Tag erwartet uns ein besonderes Erlebnis: Wir dürfen den Bus verlassen und zu einem Beobachtungspunkt wandern. Vor uns breitet sich ein kleiner Teich aus, der in der ansonsten trockenen Landschaft immer wieder zahlreiche Zebras, Springböcke und Kudus anzieht – ein lebendiges Schauspiel der einheimischen Fauna.
Als wir danach in den Bus steigen, drängt sich immer wieder die Frage auf: Werden wir noch Löwen sehen? Wir wären schon etwas enttäuscht, wenn wir den Herrscher der Savanne nicht vor unser Foto-Objektiv bekommen würden. Besonders traurig wäre aber vor allem unser Guide Cornelius. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt – und tatsächlich: Ein paar Stunden später erhascht Cornelius mit seinen unglaublich scharfen Augen zwei männliche Löwen, die es sich unter dem Schatten einer Akazie gut gehen lassen: zwei Brüder. Der Ältere genießt gerade ein mächtiges Stück Fleisch, während der Jüngere umherschleicht. Und ganz in der Nähe wartet auch schon ein Schakal auf die Überbleibsel des Festessens.

Ein Löwe lässt sich seine Beute schmecken
Willkommen in der Namib-Wüste!
Als wir Etosha verlassen, erwartet uns nun für mehrere Tage eine Fahrt durch die Namib-Wüste. Diese Landschaft zieht sich an der Westseite des Landes fast 2.000 Kilometer von Norden nach Süden hin – mal Savanne, mal Sandwüste. Der Bereich, der an den Atlantik grenzt, heißt Skelettküste. Der Grund für diesen gruseligen Namen: viele Schiffe sind hier in den letzten Jahrhunderten gestrandet, unter anderem dadurch, dass die Küste durch Sandanschwemmungen stetig wächst.
Und noch bevor wir ans Meer gelangen, wird ein Traum wahr: Wir sehen die ersten Elefanten – eine ganze Gruppe mit ihrem Nachwuchs! Die Dickhäuter sind nahe genug, um sie im Großformat zu fotografieren. Cornelius erzählt uns, dass Elefanten bis zu 80 Jahre alt werden können. Interessanterweise gibt es im südlichen Afrika insgesamt zu viele Elefanten, zwar nicht in Namibia, aber in Botswana leben immerhin 130.000. Sie ernähren sich von Pflanzen und kleineren Bäumen, die sie mitsamt der Wurzel herausreißen. Erstaunlich: Nur 40 % der aufgenommenen Nahrung wird verdaut. Damit werden sie zu direkten Nahrungskonkurrenten für die anderen wildlebenden Tiere. Das trübt aber nicht unsere Freude über diese Elefantensichtung.
Auf den anderen schwergewichtigen Vertreter der „Big Five“ haben wir lange gewartet. Aber an einem der letzten Reisetage können wir in der Kalahari-Wüste zwei Breitmaul-Nashörner sehen – und das nur wenige Meter von unserem Jeep entfernt. Diese imposanten Tiere können bis zu zweieinhalb Tonnen schwer werden, Bullen sogar bis zu dreieinhalb.

Zwei Breitmaulnashörner kreuzen unseren Weg

Eine Herde Zebras legt eine Trinkpause ein
Lodge-Abenteuer: Ein Zebra am Pool
Gegen Abend des dritten Tages erreichen wir unser nächstes Quartier – eine ganz besondere Lodge: die Nakambale Tented Lodge nördlich von Etosha. Uns erwartet ein einheimisches Serviceteam mit fröhlichen Gesängen und einem Willkommens-Drink.
Das Quartier ist ein großzügiges Zelt mit bequemem Doppelbett, separatem Badezimmer und ausgestattet mit Klimaanlage! Wie in allen Lodges auf dieser Reise finden wir auch hier einen Swimming-Pool, in dem wir uns gleich erfrischen. Die Nachtquartiere auf unserer Tour liegen meist inmitten eines riesigen Farmbetriebs. Größtenteils werden Rinder gehalten, die wir aber normalerweise nicht sehen, da das Farmland mehrere zehntausend Hektar groß ist. In der Nähe der Lodge gibt es oft eine Wasserstelle. Dort versammeln sich immer wieder verschiedenste Antilopen oder Strauße. Einmal haben wir das Glück, dass ein Zebra an den Pool zum Trinken kam. Aber nicht nur die großen Tiere werden immer wieder zum Ziel der Kameralinse. So staunen wir beispielsweise über wundervoll gefärbte Echsen, die sich gerne fotografieren lassen, und bunte Webervögel, die teilweise riesige Nester in die umliegenden Bäume bauen.

Ein Zebra trinkt aus dem Pool
Begegnungen mit dem Himba-Volk
Einen kleinen Einblick in das Leben der Völker Namibias bekommen wir in der Nähe von Kamanjab, in der Kaoko Bush Lodge. Wir werden zu einem Dörfchen geführt, in dem Angehörige des Himba-Volkes ihre traditionelle Lebensweise präsentieren. Runde Lehmhütten sind um den Kral herum angeordnet. Die Frauen hier tragen traditionelle Kleidung: Lendenschurz und bunter Schmuck am Kopf und an den Beinen. Sie zeigen uns, wie sie wohlriechende Düfte über einem kleinen Holzfeuer erzeugen. Sie behandeln damit ihre Haare und die Achseln. Zahlreiche Kinder betrachten uns neugierig.
Die Dorfgemeinschaft lebt von der Viehhaltung. Die Aufgaben von Mann und Frau sind klar definiert. Frauen kümmern sich um das Haus und die Kinder, bereiten die Mahlzeiten zu und backen mit selbst gemahlener Hirse, während die Männer für das Vieh zuständig sind. Das Ende dieser traditionellen Lebensweise ist absehbar: Sobald die Kinder zur Schule gehen und Zugang zum Internet erhalten, entfernen sie sich zunehmend von der traditionellen Lebensweise.
Zwischen Steppe und Meer: Von Swakopmund nach Lüderitz
Nach spannenden Tagen in den Steppen und Wüsten des nördlichen Namibias dürfen wir in den nächsten Tagen zur Abwechslung zwei kleine Städte kennenlernen: Swakopmund und Lüderitz. Wir freuen uns auf die schönen Hotels dort. Swakopmund zeigt noch viele Spuren deutscher Kolonialzeit: Häuser mit Aufschriften wie „Swakob-Buchhandlung“, „Kaiser Wilhelm Chalets“ oder „Adler-Apotheke“. In dem gemütlichen Café Anton lassen wir uns sehr leckere Schwarzwälder-Kirschtorte schmecken – ein Stück Deutschland in Afrika.
Einige Teilnehmer gehen auf Katamaran-Fahrt, um Wale und Delfine zu bestaunen. Wir anderen entscheiden uns für einen Rundflug mit einem kleinen Flugzeug. Man sieht die endlos scheinende Weite der Namib-Wüste, langgezogene trockene Flussbetten, in denen aber viele Bäume stehen und dann wieder eine ausgedehnte Dünenlandschaft. Der Flug führt über die bis zu 2.000 Meter hohen Naukluftberge mit ihren tief eingeschnittenen Canyons. Am Atlantik entdecken wir gestrandete Schiffe, teils vom Sand fast ganz verschluckt. In den Küstenregionen sehen wir Salinen, deren Salz zu kleinen Bergen aufgeschüttet ist und auf den Abtransport wartet.

Reisender Gerd bei seinem Rundflug über die Namib-Wüste
Das Wüsten-Highlight schlechthin: Sossusvlei
Bevor wir als nächste Stadt Lüderitz erreichen, wartet noch ein ganz besonderes Erlebnis auf uns: die Dünenlandschaft bei Sossusvlei. Rötlich leuchtende, gewaltige Dünen bestimmen jetzt das Bild. Eine dieser Dünen, 300 Meter hoch, wollen wir erklimmen. Über ein Schotterfeld erreichen wir den Fuß des Sandberges. Jeder Schritt im weichen Sand kostet Kraft – bald geht es steil nach oben. Schließlich stehen wir auf dem Grat und blicken beeindruckt hinunter. Unser Parkplatz wirkt von hier winzig klein.
Die ersten Mutigen begeben sich schließlich auf den steilen Abstieg. Das geht aber erstaunlich gut im Laufschritt – fast, als würde man fliegen.
Lüderitz: Diamantenfieber und deutsche Geschichte
Lüderitz beeindruckt durch seine Lage am Atlantik, eingebettet in raue Felsenlandschaften. Die weit sichtbare Felsenkirche, 1912 eingeweiht, wurde durch Spenden aus Deutschland finanziert. Das Altarfenster spendete Kaiser Wilhelm II.
Unser Hotel liegt direkt am Meer – mit direktem Blick auf den Atlantik.
Als die Stadt 1883 von Adolf Lüderitz gegründet wurde, ahnte noch niemand, dass sie einige Jahrzehnte später einen gigantischen Aufstieg erleben sollte: In der nahegelegenen Ansiedlung Kolmanskop (Kolmanskuppe) fand man 1908 Diamanten. Damit begann ein Boom, der viele Glücksritter anlockte: Es entstand ein kleines Dorf, das alles beinhaltete, was Diamantenjäger brauchten: Wohnhäuser, Läden, ein Krankenhaus, eine Turnhalle und sogar eine kleine Eisfabrik. Heute sind viele Gebäude halb vom Sand verschluckt, doch sie können besichtigt werden. In einigen Häusern ist mittlerweile meterhoch Sand aufgehäuft.
Auch Lüderitz profitierte enorm und entwickelte sich zu einer wohlhabenden Stadt. Bereits 1920 war das Diamantenfieber allerdings wieder abgeflaut. Mittlerweile gab es ertragreichere Diamanten-Fundstellen.
Abschied im Süden: Fish River Canyon
Einer der letzten großen Höhepunkte unserer Tour ist der Fish River Canyon. Er liegt ganz im Süden des Landes. Über 150 Kilometer zieht sich dieser Canyon hin und ist teilweise bis 500 Meter tief. Damit ist er der größte Canyon in Afrika. Wir wandern am Rand des Canyons entlang und schießen ein paar eindrucksvolle Fotos. Ein Abstieg ist mit einer mehrtägigen Tour verbunden und nur mit Führung erlaubt.
Bald ist unsere Entdeckungstour durch Namibia zu Ende. Wir haben viele spannende Eindrücke gesammelt. Wichtig war, dass wir mit unserem Reiseleiter Cornelius einen einheimischen, sehr kompetenten Führer hatten, der uns mit vielen interessanten Informationen versorgen konnte.