Der indische Bundesstaat Rajasthan versprüht seinen ganz eigenen Charme zwischen Wüste und Bollywood. Wir geben Tipps für eine Reise zu märchenhaften Palästen, bunten Städten und lebendigen Gewürzmärkten.
Hunderttausende Menschen strömen jedes Jahr im November in ein Städtchen im Herzen des nordindischen Rajasthans. Wo sonst nur 15.000 Einwohner die kahle Wüstenlandschaft am Ufer des heiligen Pushkar-Sees bevölkern, pocht das Herz Rajasthans plötzlich mit aller Kraft. Der weltweit größte Kamelmarkt in Pushkar hat Volksfestcharakter und fasst die Verrücktheit Indiens wunderbar zusammen: Fünf Tage lang rennen buntgeschmückte Kamele um die Wette, konkurrieren in Schönheitswettbewerben oder beobachten ihre Besitzer in spe beim Wrestling.
Rajasthan also unbedingt im November besuchen? Weit gefehlt, denn an kalenderunabhängigen Highlights fehlt es dem nordindischen Bundesstaat mit Sicherheit nicht: Wir geben vier ganz besondere Reisetipps zwischen Wüste und Bollywood!
Kinobesuch in der „Pink City“ Jaipur
Wer nach Rajasthan reist, beginnt sein Abenteuer meist in der Hauptstadt Jaipur. Die Häuser der Altstadt sind komplett in Rosarot gestrichen, traditionell die Farbe für Gastfreundlichkeit. Die Millionenstadt Jaipur hört deswegen auch auf den klangvollen Namen „Pink City“ und gibt sich alle Mühe ihrer Bedeutung gerecht zu werden. Allen voran ihre Einwohner, die einem das Gefühl geben mehr Gast als Tourist zu sein. So sind Wegbeschreibungen, die in einer Rikscha-Fahrt münden, keine Seltenheit. Neben dem beeindruckenden Observatorium Jantar Mar des Stadtgründers Jai Singh II., das mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, sollte unbedingt ein Kinobesuch eingeplant werden. Denn wahrscheinlich gibt es in ganz Indien kein schöneres Kino als das Raj Mandir in Jaipur. Der riesige Prachtbau des Architekten Namjoshi aus den 70er-Jahren imitiert gekonnt den Art-Déco-Stil und erinnert an einen riesigen Baiser, natürlich in pink. Die Filme laufen auf Englisch und wem vier Stunden Bollywood zu lang sind, der geht nach der Hälfte des Films wieder und wird sich trotzdem prächtig amüsiert haben. Auch wenn allein das Dekor schon einen Besuch wert ist, die Atmosphäre im Saal ist eine Erfahrung für sich: Die Inder heizen die Stimmung ordentlich an, indem – wie bei uns nur im Theater – laut gejubelt und geklatscht wird. Außerdem gibt es fantastische Snacks. Um wirklich gute Plätze zu ergattern, sollte man die Kinokarten allerdings schon vorher besorgen. Nicht irritieren lassen darf man sich von den getrennten Herren- und Damenschlangen beim Kartenverkauf, Zusammensitzen ist erlaubt!
Gewürzmarkt in Jodhpur
Dass Indien bekannt ist für seine Farbenpracht, beweisen nicht nur die Inder selbst mit ihren Saris und dem mittlerweile nach Europa exportierten Holi-Farbfestival, sondern neben Jaipur auch Jodhpur, die zweitgrößte Stadt Rajasthans. Statt rosarot erstrahlen die Häuserwände und Fassaden Jodhpurs blau. Die beste Aussicht auf die Stadt bietet sich vom Mehranghar Fort Jaswant Thada, das auf einem Felsen hoch über dem blauen Häusermeer thront. Übrigens hat auch diese Farbwahl ihren Grund: So soll die Farbe Blau Schädlinge wie Ratten und Moskitos abhalten und die Gebäude vor Termitenbefall schützen. Richtig farbenfroh wird es dann auf dem Sardar Markt zu Füßen des markanten „Clock Towers“. An den dort zu erwerbenden Gewürzen in allen Farbnuancen kann man sich kaum satt sehen. Wem das irgendwann zu bunt wird, der setzt sich in eine der Teestuben in der Nähe des Markttors und kommt auch dort ohne Probleme in Kontakt mit den Einheimischen.
Palasthotel in Jaisalmer
Städte in Rajasthan haben die wunderbare Eigenschaft die Kargheit der Wüste vergessen zu machen, auch wenn sie immer noch von ihr umgeben sind. Jaisalmer liegt mitten in der Wüste Thar nur 80 km von der pakistanischen Grenze entfernt, die den einst bedeutenden Handelsort von den Handelswegen der südlichen Seidenstraße abschnitt. In den Zeiten vor dieser weltpolitischen Zäsur errichteten Maharadschas – Rajasthan bestand damals noch aus 22 eigenständigen Fürstentümern – prächtige Paläste und reiche Händler kunstvoll verzierte Havelis, palastartige Wohnhäuser. Hier kann man gar nicht anders, als mindestens eine Nacht in einem der „Heritage Hotels“ zu verbringen. Findige Hoteliers haben ehemalige Paläste zu Hotels umfunktioniert und so bietet sich auch Normalsterblichen wie uns die Möglichkeit wie ein Maharadscha zu nächtigen – eine unvergessliche Erfahrung, die sich auch mit WORLD INSIGHT machen lässt! Übrigens war Jaisalmer genauso wie Jaipur und Jodhpur einst Hauptstadt eines der 22 Fürstentümer. Auf Reisen in Rajasthan stolpert man also immer mal wieder über eine ehemalige Hauptstadt mit märchenhaften Maharadscha-Palästen.
Tiger im Ranthambore-Nationalpark
Sicher lässt sich Rajasthan hervorragend in seinen bunten Städten mit prächtigen Festungsanlagen und Palästen erleben, doch wer kann schon behaupten einem wild lebenden Bengaltiger über den Weg gelaufen zu sein? Das geht am besten im Ranthambore-Nationalpark im Südosten des Bundesstaates. Seinen Namen hat der Nationalpark der verlassenen Festung Ranthambor aus dem 10. Jahrhundert zu verdanken, die auf einem 200 m hohen Felsen über das Schutzgebiet wacht. Bekannt ist der Nationalpark als Refugium für die wenig scheuen Bengaltiger, die sich auch bei Tageslicht gut beobachten lassen. Außerdem sind Sambarhirsche, Chinkaras (indische Gazellen), Schakale und einige der 270 Vogelarten zu entdecken. Auf Reisen mit WORLD INSIGHT geht es auf zwei Pirschfahrten durch die savannenartige Landschaft in einem offenen Canter-Truck, einem PS-starken Lastwagen, der jedem Reiseteilnehmer gleiche Sichtverhältnisse einräumt. So lässt sich die Begegnung mit dem Bengaltiger ganz entspannt genießen – der optimale Weg, um dem bunten Stadttrubel mal zu entfliehen.