Oman 30. Mai 2016

Im Land des Weihrauchs

WORLD INSIGHT

Ein Fest für die Sinne: Oman besticht mit quirligen Souks wie in Märchen aus 1001 Nacht und dem betörenden Geruch des Weihrauchs. WORLD INSIGHT Produktmanagerin Helmi Jörissen blickt hinter die Kulissen des Sultanats.

Oman ist sinnesbetörend! Kaum eine Reisebeschreibung des Orients in der nicht von den alten Souks und Basaren geschwärmt wird: Bunte Kleider, edler Schmuck, kunstfertige Schnitzereien, Intarsienarbeiten und fremdartige Gewürze bieten ein buntes Kaleidoskop für die Augen. Die Ohren vernehmen das Stimmenwirrwar der Händler, die ihre Ware anpreisen oder mit ihren Kunden über den Preis feilschen. In Oman kommt noch der Geruch von Weihrauch hinzu, der hier traditionell reichlich Verwendung im Alltag findet, anders als in anderen arabischen Ländern.

Jede Menge Parfüm wartet im Muttrah Souk auf einen neuen Besitzer.

Jede Menge Parfüm wartet im Muttrah-Souk auf einen neuen Besitzer.

Ganz authentisch erlebt man dies im alten Muttrah-Souk in Muscat. Wenn die alten Händler morgens gegen acht Uhr ihre Geschäfte öffnen, wird erst einmal für Sauberkeit gesorgt: Der Laden und der Eingang werden gekehrt, der Staub der Nacht wird von der Ware gewischt und heiße Kohle in eine große Eisenschüssel gelegt. Auf die Kohle werden einige hellgelbe bis hellgrüne Harzkügelchen des kostbaren Weihrauchbaumes und manchmal auch noch anderes Räucherwerk gestreut. Umgehend bildet sich ein dichter weißer Rauchschwaden in der Schüssel, die der Ladenbesitzer mit anmutigen Wedelbewegungen durch sein Geschäft und vor seiner Türe hin und her schwenkt. Der Rauch wabert durch die Gänge, kriecht in alle Ritzen und sorgt den ganzen Tag lang für den typisch arabischen Raumduft. Vielleicht hilft es aber doch auch gegen böse Geister oder fördert gute Geschäfte. Die jungen Händler machen sich diese Arbeit meist nicht mehr, wissen allerdings auch Wohlgeruch zu schätzen und nutzen stattdessen moderne Raumsprays mit Duftkreationen, die es so auch nur in der arabischen Welt gibt. Der neuste Trend ist der Duft von Oud: ein Öl, das aus seltenen Baumrinden gewonnen wird und noch kostbarer als Weihrauch ist. Besonders an Freitagabenden, wenn sich die omanischen Frauen durch die engen Gassen drängeln, kann man die einzelnen Duftnoten kaum noch auseinanderhalten – Weihrauch, Oud und zahlreiche Parfüms vermengen sich zu einem einzigartigen Duftcocktail.

Ein Weihrauchbaum trotzt im Dhofar-Gebirge den widrigen Bedingungen.

Ein Weihrauchbaum trotzt im Dhofar-Gebirge den widrigen Bedingungen.

Im Gegensatz zum Souk in Muscat, wo man wirklich fast alles findet, gibt es in den engen Gassen von Salalah vor allem eines: Schwarz verschleierte Frauen in kleinen Verkaufsständen handeln hier fast ausschließlich mit Weihrauch und Zubehör. Salalah ist die Hauptstadt des Dhofars, einer Gebirgsregion rund 1.000 Kilometer westlich von Muscat. An den Berghängen wachsen weit verstreut die wilden Weihrauchbäume, die sich nicht kultivieren lassen. Der feuchtwarme Sommermonsun, der im Juli und August die Küste streift, bietet den Bäumen das optimale Klima, um ein qualitativ besonders hochwertiges Harz zu liefern.

Das beeindruckende Sahrharram ist zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe.

Das beeindruckende Samharram ist zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe.

Früher wurde Weihrauch in Europa gegen Gold aufgewogen. Der Weg von Oman nach Europa war weit und beschwerlich: Teils per Schiff, teils per Kamelkarawane wurde schon vor 3.000 Jahren das seltene Gut über die Weihrauchstraße in die damals bekannte Welt transportiert. Von dem Reichtum und Wohlstand der Weihrauchhändler zeugen heute noch die Ruinen und archäologischen Überreste der großen Weihrauchhäfen Al Baleed in Salalah selbst und dem etwas weiter östlich gelegenen Samharram, die heute beide zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Neben der Ausgrabungsstätte von Al Baleed informiert ein ganzes Museum über die Weihrauchgewinnung und die Geschichte des Handels mit dem begehrten Baumharz.

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