Vielfältiges Andenland 14. Februar 2022

Bolivien – ursprünglich und traumhaft schön!

WORLD INSIGHT

Auch ohne Pandemie ist Bolivien schon ein wenig bereistes Land, in dem man an den schönsten Orten nicht selten ganz alleine ist. Auf unserer Inspektionsreise waren wir aber streckenweise komplett für uns selbst…

Unser Partner vor Ort, Christian, nimmt dich mit auf Tour

Unsere Tour startet in Sucre, der konstitutionellen Hauptstadt Boliviens. Wir freuen uns immer, wenn wir nach Sucre kommen, denn durch die kolonialen und neoklassischen Gebäude der Innenstadt, die allesamt weiß getüncht sind, hat Sucre einen besonderen Charme. Endlich werfen wir wieder einmal einen Blick vom Franziskanerkloster La Recoleta über die Stadt, genießen die Ruhe auf dem sonst so geschäftigen Hauptplatz Plaza 25 de Mayo und besuchen den bunten Markt mit allerlei Gemüse, Früchten, Fleisch und den vielen Garküchen.

Blick auf Sucre vom Kloster San Felipe.

Als uns nach etwas Aktivität zumute ist, fahren wir mit Grover und David in die Cordillera de los Frailes, einem Ausläufer der hohen Andenkordillere. Grover und David sind auf dem Land aufgewachsen und sprechen daher neben Spanisch und Englisch auch Quechua. Quechua ist neben Aymara und Guarani eine der drei meistgesprochenen indigenen Sprachen in Bolivien. Vorbei an bizarren Felsen und mit herrlichen Blicken ins Tal des Río Chaunaca und in den Krater von Maragua (eine Formation vieler Synklinalen, die wie ein großer Vulkankrater aussieht) wandern wir zu den Felsmalereien von Incamachay. Mit natürlichen Farben haben Menschen hier vor etwa 1.500 Jahren Figuren an den Felsen gemalt.

Die wunderschönen Täler der Cordillera de los Frailes.

Tags darauf geht es weiter nach Potosí, in die Stadt, „die der Welt am meisten gegeben hat und am wenigstens bekommen hat“. Mit dem Silberreichtum aus ihrem Cerro Rico (dem reichen Berg) hat sie während der Kolonialzeit wesentlich zur Entwicklung und zum Wohlstand Europas beigetragen. Wir spazieren durch die kolonialen Straßen, besuchen das ein oder andere Hotel, mit dem wir zusammenarbeiten, und stellen uns den Glanz vergangener Tage vor.

Ursprüngliches Südamerika in Potosí. Im Hintergrund der Cerro Rico.

Auf der Fahrt nach Uyuni machen wir Halt in der Pampa de Chaquilla. Für uns ist es die Pampa de Llamas, weil hier Hunderte von Lamas zu Hause sind und die immer feuchten Gräser der Ebene fressen. Dazwischen verlieren sich ein paar Andengänse (Huayatas) und Flamingos. Ein schöner Ort, um sich die Beine zu vertreten.

In der Pampa de Chaquilla treffen wir eine Vielzahl an putzigen Lamas an.

Und natürlich machen wir etwas später auch Halt in dem kleinen Bergarbeiterdorf Pulacayo. Pulacayo ist eine der vielen ertragreichen Zinn-Minen des 19. Jahrhunderts. Mit den alten Lokomotiven, den vielen verlassenen Werkstätten, dem Präsidentenpalast von Aniceto Arce (ein Präsident Boliviens, dem seine Mine wichtiger war als das Land), aber auch den Familien, die noch heute in der Metallverarbeitung arbeiten, ist Pulacayo wie ein lebendiges Museum. Aber, wir müssen weiter. Rechtzeitig vor Sonnenuntergang fahren wir auf dem Eisenbahnfriedhof in Uyuni ein. Die vielen Dampflokomotiven, die hier immer tiefer in den Boden sinken, waren noch bis in die 1970er-Jahre in Betrieb. Mit ihnen hat man über Jahrzehnte reichhaltiges Gestein aus Bolivien in die Häfen Chiles transportiert. In der warmen Abendsonne leuchtet das rostige Eisen der Loks in tiefem Rotbraun. Verständlich, dass unsere Gäste diesen Friedhof fleißig ablichten. Wenn die Sonne langsam untergegangen ist, fahren wir zu Valerio und Gregoria, die schon auf uns warten. Wir haben uns durch die Pandemie lange nicht gesehen und daher viel zu erzählen. Ihr Hotel ist inzwischen fertig für Gäste vorbereitet und so testen wir die bequemen Betten.

Insbesondere zur blauen Stunde, wenn sich die Sonne so weit unterhalb des Horizonts befindet, dass das blaue Lichtspektrum am Himmel dominiert, ist der Zugfriedhof ein wunderbares Fotomotiv.

Die Flamingos genießen das Wasser.

Die Nacht ist kurz, denn am nächsten Tag beginnen wir unser Abenteuer im einsamen Süd-Westen Boliviens und fahren mit einem Allradfahrzeug durch das Valle de Rocas – ein großer erstarrter Lavastrom, der über Jahrtausende zu vielen Türmen und märchenhaften Figuren erodiert ist – zu den Flamingo-Lagunen Khachi und Cara. Auf über 4.000 Meter Höhe tummeln sich hier der Flamingo Andino, der Flamingo Chilensis und der Flamingo James, die aus der Entfernung nur schwer voneinander zu unterscheiden sind.

An der Laguna Colorada sind wir auf der Jagd nach dem perfekten Schnappschuss.

Es ist ein herrlicher Anblick, wie diese Tiere durch das nur knöchelhohe Wasser waten und mit ihrem Schnabel kleine Algen aus dem Wasser filtern. Noch schöner ist es, wenn sie mit ihren breiten Schwingen über die Lagune fliegen. Nach einem ersten Fotostopp an der Laguna Colorada (auch wir machen immer noch Fotostopps, obwohl wir die Flamingos schon unzählige Male aufgenommen haben, aber vielleicht wird es ja „das“ Foto) fahren wir hinauf zu den Fumarolen von Sol de Mañana. Während der Morgensonne dampft es hier zwar eindrucksvoll, gegen Mittag sehen wir dafür viel besser die bunten Farben (vorwiegend Gelb- und Rottöne).

Die dampfenden Felder der Sol de Mañana.

Hier oben sind wir schon auf knapp 4.900 Meter Höhe und wir spüren deutlich, dass die Luft dünner ist. Am Nachmittag fahren wir wieder hinab zur Laguna Colorada und gehen am Ufer der Lagune spazieren. Das rote Leuchten verdankt sie einer Alge, die bei Fotosynthese große Mengen Beta-Caroten bildet. Und von dieser Alge ernähren sich auch die tausenden Flamingos, die in der Lagune zu Hause sind.

 

Im Süd-Westen Boliviens begegnen wir allerlei Flamingo-Arten.

Wir übernachten in einer einfachen Hütte und fahren am nächsten Tag durch die Siloli-Wüste, vorbei an den Flamingo-Lagunen Ramaditas, Honda, Chiarkhota und Hedionda nach San Juan. Unsere Mittagspause machen wir in der Mina Corina, einer verlassenen Schwefelmine auf 4.300 Meter Höhe. Hier stehen nach wie vor alte und heruntergekommene Lastwagen und Produktionsmaschinen; nach dem Eisenbahnfriedhof wieder ein beeindruckender Lost Place. Wir übernachten in einem kleinen Hostal, dessen Ziegel aus Salz sind. Wir sind schon ganz in der Nähe des großen Salar de Uyuni und daher ist Salz in dieser Gegend traditionelles Baumaterial.

Endlose Weite im Salar de Uyuni.

Am nächsten Morgen fahren wir von Süden auf den Salzsee. Jedes Mal, wenn wir auf dem Salar sind, ist es wieder ein unbeschreibliches Gefühl: Eine schier unendliche Weite aus Salz, nur hier und da ein Vulkan am Horizont. Wir wandern über zwei der wenigen Inseln, die mitten im Salar liegen, die auch von unseren Gästen besucht werden. Zunächst über die nur selten besuchte Isla Pia Pia (die Insel der Höhlen), dann über die berühmte Isla Incahuasi (die Insel des Hauses des Inkas). Auf beiden Inseln bestaunen wir meterhohe Säulenkakteen, laufen über versteinerte Korallen aus einer Zeit, als der See noch Teil eines Binnenmeeres war, und machen Fotos aus den kleinen Höhlen hinaus auf den Salar. Und auf beiden Inseln sind wir ganz alleine unterwegs – so haben wir es noch nie erlebt. Die schönsten Fotos während des Sonnenuntergangs machen wir mitten auf dem Salar, als die Polygone (Vielecke, die über das Jahr durch die Verdunstung von Wasser aus tieferen Schichten entstehen) glänzen und kleine Schatten werfen. Am Abend fahren wir im Nachtbus zurück in unsere Wahlheimat La Paz.

Meterhohe Kakteen in der Salzwüste.

La Paz ist eine Millionenstadt in einzigartiger Lage. Auf 3.000 bis 4.000 Metern stehen ihre Häuser an steilen Hängen und in tiefen Canyons. Dahinter erhebt sich die Königskordillere mit über 6.000 Meter hohen Bergen. Über die Märkte der Innenstadt zu streifen und mit der ein oder anderen Seilbahn über die Dächer der Stadt zu fahren, fasziniert einfach jeden.

La Paz gilt mit mehr als 3.500 Metern über dem Meeresspiegel als höchstgelegene Verwaltungshauptstadt weltweit.

Nach ein paar Tagen Büroarbeit zieht es uns wieder hinaus – unser Ziel ist der Camino de la Muerte. Wir fahren erst einmal hinauf in die Berge zum Pass auf 4.660 Meter Höhe. Hier werfen wir ein paar Cocablätter auf den Boden und gießen etwas Alkohol darüber. Die Pachamama, die Mutter Erde, möge uns auf unserer Fahrt über die steilen Bergstraßen beschützen. Von hier aus geht es steil hinunter. Auf 3.200 Meter teilt sich die Straße: Links die neue Straße aus den 90er-Jahren, rechts der alte Weg, die sogenannte Todesstraße (Camino de la Muerte), erbaut von paraguayischen Häftlingen aus dem Chaco-Krieg (1932-1935) und über 50 Jahre die wichtigste Verbindung für Personen und Waren zwischen La Paz und dem nördlichen Tiefland Boliviens. Wegen der wunderschönen Landschaft entscheiden wir uns für den Camino de la Muerte. Nach ein paar hundert Metern machen wir Halt im kleinen Ort Chuspipata, ein ehemals belebter Ort, in dem Lastwagen- und Busfahrer noch einmal ihre Bremsen und den Reifendruck kontrollieren konnten, bevor sie sich auf die gefährliche Fahrt über den Camino de la Muerte machten, oder aber in umgekehrter Fahrtrichtung eine Pause einlegten, nachdem sie aus den Yungas (zwei lang gestreckte Täler) über den Camino hinauf gefahren waren.

Die Yungas bilden den Übergang zwischen dem tropischen Tiefland mit dem Amazonas-Regenwald und dem Hochland der Anden.

Seitdem es die neue Straße gibt, kommen hier nur noch Touristen durch, sei es im Auto oder auf dem Mountainbike. Aber auch die treffen wir heute nicht an, schließlich gibt es zurzeit keinen Tourismus. Wir frühstücken hier, füttern zwei Hunde, die den Tourismus ganz offensichtlich so sehr vermissen wie wir, und plaudern mit Don Miguel, dem einzigen Menschen, den wir heute in Chuspipata antreffen. Anschließend machen wir uns voller Freude auf die Fahrt: Wir genießen die herrlichen Tiefblicke, spazieren immer wieder ein paar hundert Meter am Abgrund entlang, atmen die frische und aromatische Luft der Yungas, fotografieren bezaubernde Orchideen am Wegesrand und spüren die kühlen Tropfen des San Juan-Wasserfalls auf unserer Haut. Am Ende des Camino de la Muerte auf 1.180 Meter trinken wir ein kühles Bier aus unserer Kühlbox. Der erste Schluck geht an die Pachamama. Sie hat es auch heute wieder gut mit uns gemeint. Anschließend besuchen wir die Kaffeeplantage bei Coroico, die wir normalerweise mit unseren Gästen besuchen, und fahren am Nachmittag über die neue Straße zurück nach La Paz.

Der Camino la Muerte gilt als gefährlichste Straße der Welt.

Unser nächstes Abenteuer ist die Wanderung auf den 5.350 Meter hohen Pico Austria. Der Pico Austria ist ein technisch einfacher und in der Regel schneefreier Berg. Aber bei einer Höhe von über 5.000 Meter ist es wichtig, dass wir uns inzwischen gut an die Höhe angepasst haben und uns am Tag der Wanderung fit fühlen. Wir wandern auf dem selbem Weg 900 Meter bergauf und wieder 900 Meter bergab. Die Aussichten auf die tiefschwarze Laguna Chiarkhota unter uns und auf den 5.684 Meter hohen, schneebedeckten Condoriri gegenüber ist atemberaubend schön. Müde, aber glücklich sind wir am Nachmittag zurück am Fahrzeug, mit dem wir am Titicacasee entlang bis nach Copacabana fahren, wo wir heiß duschen und gut zu Abend essen.

Durch den Titcacasee verläuft die peruanisch-bolivianische Grenze.

Mit dem Boot geht es raus zu den Inseln auf dem Titicacasee.

Am nächsten Morgen ist die Freude groß: ein Wiedersehen mit Leocadio, unserem Kapitän, der uns mit seinem Boot auf die Isla del Sol bringt. Auch wenn die Ruinen, Wege und Terrassenanlagen auf der Insel aus der älteren Tiwanaku-Kultur sind, ist die Insel aufgrund der Inkas bekannt. Der Sage nach schickte der Sonnengott Inti seine Kinder Manco Kapac und Mama Ocllo hier auf die Erde, von wo sie nach Cusco zogen und dort das Inkareich gründeten. Wir verbringen den Nachmittag auf der Terrasse unserer Lodge und genießen zwischen bunten Blumen und bei einer frischen Limonade den Blick über den See.

Hausesel, sogenannte Burros, sagen uns am Titicacasee auf Wiedersehen.

Dieses Mal endet unsere Reise mit der Fahrt zum Titicacasee und zurück nach La Paz. Bald wollen wir aber auch ein paar Tage ins Amazonas-Tiefland. Wir freuen uns schon auf den Kontrast zum Hochland: durch den tropischen Regenwald streifen und mit dem Boot durch die tierreichen Pampas fahren. Es gibt noch viel zu entdecken!


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