Reisebericht Senegal 1. Juli 2016

Mehr als eine Wüstenrallye

WORLD INSIGHT Reisegast

Auf Uta Grammes Reise durch das facettenreiche Senegal waren Trommelklänge und Tanzrythmen ein ständiger Begleiter – sie erzählt von Begegnungen mit Dorfbewohnern, von der vielfältigen Natur sowie der Sklaveninsel Gorée!

Vom Frankfurter Flughafen aus erreichen wir über einen Zwischenstopp in Madrid nach etwa neun Stunden Flug die senegalesische Hauptstadt Dakar am westlichsten Punkt von Afrika.

Bei sommerlichen Temperaturen um 30° C beginnt unsere Stadtrundfahrt im Februar 2016 durch die quirlige Metropole mit Verkehrstaus, überladenen Fahrzeugen, großen Staubwolken, einem Meer von farbenfroh gekleideten Menschen, vorbei an Hochhäusern, Moscheen, Kirchen und bunten Märkten nach afrikanischem Geschmack.

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Eine idyllisch anmutende Atmosphäre zeigt sich auf der Insel Gorée.

Am alten Jugendstilbahnhof von Dakar mit morbidem Charme der Kolonialzeit hält schon lange kein Zug mehr. So besteigen wir, eine Reisegruppe von 15 Personen, am Nachmittag ein Fährschiff zur Sklaveninsel Gorée, wo wir das dunkelste Kapitel des Sklavenhandels im „Maison des Esclaves“ streifen. Am „Tor ohne Wiederkehr“ werfen wir einen wehmütigen Blick auf den Atlantik. Von hier aus wurden ca. 10-60 Millionen Afrikaner von den Kolonialmächten als Sklaven in die Karibik und nach Südamerika verschifft. Heute dient das Gorée Memorial als UNESCO-Kulturdenkmal gegen das Vergessen der Gräueltaten vor 300 Jahren. In den engen Gassen der Sklavenhäuser hört man manchmal noch Töpfe klappern, die an die schweren Ketten der Gefangenen erinnern. Auf dieser ehemaligen Insel des Schreckens herrscht heute eine fast idyllisch anmutende Atmosphäre zwischen den touristischen Tagesbesuchern und den einheimischen Inselbewohnern beim Verrichten ihrer Alltagspflichten. Wie Segeltücher flattern die bunten Wäschestücke auf Wäscheleinen am Platz vor der Kirche St. Charles Borromeo.

Vor dem Hintergrund karibischer Musik junger Straßenmusikanten spenden uns uralte Baobab-Bäume ein wenig Schatten. Außergewöhnliche afrikanische Künstler stellen an jeder Ecke ihre Kunstobjekte zur Schau. Nach Verlassen der Hauptstadt des Landes fahren wir entlang  der Westküste und erreichen weiter nördlich hinter Sanddünen das Ufer des Lac Rose, wo seit Generationen in Schwerstarbeit vom Grund des Sees Meersalz abgebaut und getrocknet wird. Mit kleinen Holzbooten nähern wir uns den Salzbauern mit ihren von Salz und Sonne gegerbten Gesichtern. An diesem Strand endete früher die berühmte Wüstensafari von Paris nach Dakar. Der Zielort lädt heute viele afrikanische Ausflügler zum Familienpicknick ein.

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Die bunten Kleidungsstücke lassen jedes Fotografenherz höher schlagen – auch Uta Grammes ist begeistert!

Nachmittags entdecken wir im Fischerdorf Kayar einen landestypischen Fisch- und Gemüsemarkt, bevölkert mit farbenfroh gekleideten Menschen. Da schlägt das Herz eines jeden Fotografen höher. Bei atemberaubenden Trommelklängen und Tanzrhythmen einer Peulh-Gruppe in unserem Hotel Chez Salim lassen wir diesen tollen afrikanischen Abend ausklingen.

Nach längerer Busfahrt mit Zwischenstopps in Thies und Kebemer gelangen wir zum nördlichsten Ziel unserer Rundreise nach Saint Louis, der ehemaligen Hauptstadt und Kulturmetropole des Senegals an der Mündung des Flusses Senegal in den Atlantik. Direkt vor unserem denkmalgeschützten Hotel de la Poste steigen wir in Pferdekutschen, um das historische Stadtzentrum und die Fischerviertel zu besuchen. Ein Meer von farbenprächtigen Einbooten und geschäftstüchtigen Senegalesen prägt das Bild der langen Küstenstreifen vor Saint Louis. Bunt gekleidete Frauen warten mit Taschen und Körben, um bei der Rückkehr der Fischerboote gleich etwas frischen Fisch zu ergattern.

Frühmorgens starten wir zu einer Pirogenfahrt ins Vogelschutzgebiet des Djoudj-Nationalparks, wo uns riesige Schwärme von Pelikanen neben Kormoranen, Reihern, Löfflern, Seeadlern und anderen Seevögeln durch das UNESCO-Weltnaturerbe begleiten. Mittags sind wir bei einer senegalesischen Familie zum Nationalgericht Thieboudienne (Couscous mit Fleisch- und Gemüsebeilagen) nach traditioneller Sitte eingeladen. Dabei sitzen wir auf dem Boden und verspeisen das von der jüngsten Tochter zubereitete Festmahl.

Am nächsten Tag reisen wir weiter ins Landesinnere zur heiligen Stadt Touba, um den Neubau der größten Mouriden-Moschee Westafrikas und ein berühmtes Grabmal zu besichtigen. Unter Beachtung islamischer Bekleidungsvorschriften wandeln wir auf heiligem Boden und bestaunen die islamische Architektur. Auf dem Weg nach Kaolack schauen wir noch bei einer islamischen Glaubensgemeinschaft im „Strohpalast“ von Djoubel vorbei. Die beeindruckende Wohnanlage ist komplett aus Holz und Stroh erbaut. Ihre vielen Kinder bereiten uns spontan einen herzlichen Empfang. Hier leben über hundert Personen als Kommune in ihrer eigenen Welt unter dem Schutz eines 116 Jahre alten Marabus.

Bei Sonnenuntergang beziehen wir unser nächtliches Quartier im blütenreichen Hotel Le Relais. Von hier aus geht es weiter zu einem landestypischen Viehmarkt nach Tambacounda. Stolze afrikanische Viehhändler führen harte Preisverhandlungen, bevor unzählige Tiere ihren Besitzer wechseln. Auf der langen Fahrt zum Niokolo-Koba-Nationalpark kreuzen immer wieder wilde Kamele unseren Weg.

Wir übernachten im Campement Wassadou am Ufer des Gambia-Flusses umgeben von neugierigen Affen. Von dort starten wir zur nächsten Ganztagssafari auf offenen Geländefahrzeugen. Zahme Warzenschweine und wilde Paviane erwarten uns am Eingang zum Niokolo-Koba-Nationalpark. Während der Fotosafari lassen sich leider nur wenige Tiere blicken. Die Mehrzahl der Wildtiere wie Antilopen und Damwild verstecken sich heute lieber im staubigen Unterholz.

In der Abenddämmerung unternehmen wir noch einen Bootsausflug entlang des Gambia-Flusses vorbei an der afrikanischen Vogelwelt wie Nachtreihern und Bienenfressern. Unter lautem Gebrüll der Paviane verabschiedet sich die Sonne hinter den Baumwipfeln.

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Auf einem afrikanischen Markt können allerlei handgefertigte Waren gekauft werden.

Am nächsten Tag reisen wir weiter in Richtung Kédougou. Unterwegs im Süden Westafrikas an der Grenze nach Guinea treffen wir afrikanische Dorfbewohner am Wegesrand auf Märkten, beim Wäschewaschen im Fluss, beim Treiben der Viehherden, vor Brunnen, in den Schulen oder vor ihren Rundhütten. Bei jedem Stopp werden wir ständig von laut rufenden Kinderscharen umzingelt. In Tomboronkoto begegnen wir den Goldgräbern, die unter größter Lebensgefahr riesige Höhlen mitten ins Gelände graben und ihre Landschaft zerstören, weil sie an das große Glück vom Goldfund glauben. Nach einem steinigen Fußweg zum Dindèfelo-Wasserfall erleben wir an einem schattigen Platz unberührte Natur und angenehme Erfrischung. Nirgends ist Afrika ursprünglicher als hier. Auf verwunschenen Pfaden klettern wir zu entlegenen Orten, um einen Medizinmann zu treffen und hart arbeitende Frauen beim Hirsestampfen zu beobachten. Immer wieder umringen uns Scharen von Kindern und Jugendlichen, um uns in Augenschein zu nehmen.

In den bescheidenen Schulgebäuden herrscht meistens bittere Armut. Der Besuch von Fremden ist für die Schüler eine willkommene Abwechslung. Auf den Märkten balancieren hübsche Frauen in bunten Stoffen ihre Waren auf den Köpfen.

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Für die afrikanische Schulklasse ist der Besuch unserer Reisegruppe eine wilkommene Abwechslung.

Stolz präsentieren die Mütter ihren Nachwuchs, den sie ständig eingewickelt in Tragetüchern am Bauch oder Rücken mit sich tragen. Überall herrscht Kinderreichtum, auch bei den Bewohnern der Bedik Dörfer. Hier erhalten wir eine Kostprobe der wertvollen Karitébutter aus den Früchten des Karité-Baumes.

Mitten in der afrikanischen Savanne stehen uralte Megalithe als

Zeugen vergangener Kulturen. Doch die Gesichter der freundlichen Bewohner dieser Region faszinieren uns mehr als die alten Steine. Die Buschtrommeln der Einheimischen ertönen und in kürzester Zeit sind wir von neugierigen Menschen umringt. Am nächsten Morgen unternehmen wir einen weiteren Pirogenausflug durch die einmalige Mangrovenlandschaft zur Tier- und Vogelwelt im Saloum-Delta.

Mächtige Baobab-Bäume präsentieren sich am Uferrand. Waschtage in Westafrika sind ein Fest für alle Dorfbewohner, egal ob zwei- oder vierbeinig. Am Dorfbrunnen herrscht reges Treiben zwischen Händlerinnen und Waschfrauen, ein Treffpunkt für Jung und Alt, wo Fotografen ihre schönsten Motive finden.

Beißender Rauch und ein starker Fischgeruch prägen den Besuch eines kleinen Fischerdorfes im Saloum-Delta. Junge Straßenmusiker geben uns spontan eine musikalische Kostprobe. Am frühen Abend erfährt unser Reiseleiter Mohammed von einer Ringkampfveranstaltung im Nachbarort und organisiert spontan eine Tour dorthin. So erleben wir noch ein echtes afrikanisches Highlight, einen original senegalesischen Ringkampf zweier Athleten vor einer höllisch lauten Geräuschkulisse. Mitten im Publikum begrüßen sich prominente Familien in landestypischer Festtagskleidung und übergeben Geldgeschenke und Spenden für die Sieger der Kämpfe. Mit einem Trommelkonzert einheimischer Frauen lassen wir den schönsten Abend im Saloum-Delta ausklingen.

Auf dem Weg zum Küstenort La Somone halten wir für einen Zwischenstopp vor der paradiesischen Muschelinsel Joal Fadiouth. Über einen langen Holzsteg gelangen wir zum christlich geprägten Inselzentrum mit seinen auffällig sauberen Gassen. Auf einem Hügel umgeben von einer Mangrovenlandschaft unter uralten Baobab-Bäumen finden die Toten der Christen und Muslime auf einem gemeinsamen Insel-Friedhof ihre letzte Ruhestätte. Im Schatten eines Baumes genießen auch wir diese Stille.

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Uta Grammes genießt ihren letzten Tag in Senegal beim Péntanque-Spiel.

In den Abendstunden erreichen wir den Fischmarkt von Mbour mit seinem hektischen Treiben und vielen Kuriositäten. Wie wäre es mit einem echten Haifischgebiss als Souvenir oder einer Tiefseemuschel aus dem atlantischen Ozean?

Am letzten Tag unserer Senegalreise erleben wir noch ein paar besinnliche Momente beim kreativen Gestalten eines senegalesischen Sandbildes, beim Muschelsuchen am Strand von La Somone und beim Pétanque-Spiel auf dem Hotelgelände der „African Queen“.

Unsere Reise in den Senegal ermöglichte uns ein besseres Kennenlernen und Verstehen der afrikanischen Seele mit ihren vielen Facetten.

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