Die Welt aus erster Hand erleben 8. April 2022

Der Sinn des Reisens

WORLD INSIGHT

Reisen ist unsere Leidenschaft, unser aller Hobby. Wer sich in andere Kontinente aufmacht, belastet aber auch die Umwelt. Können wir angesichts von Klimaerwärmung noch mit gutem Gewissen in ein Flugzeug steigen?

Für uns galt schon immer: Lieber einmal im Jahr ins Flugzeug zu steigen, um ein Land richtig genießen und entdecken zu können, als zehnmal nur Stippvisiten zu unternehmen. Heißt konkret: Keine Reise außerhalb Europas unter zwei Wochen, in der Mittelstrecke und Ferne oft drei, manchmal auch vier Wochen, damit unsere Gäste auch wirklich ankommen. Ein Genuss mit Bewusstsein statt dumpfem Konsum. Übersetzt auf eine andere ebenso CO₂-belastende Industrie: Lieber einmal in der Woche ein gutes Stück Bio-Fleisch eines Kleinbauern genießen als fünfmal in der gleichen Zeit Fleisch aus der Massentierhaltung. Klar, auch beim Ökobauern tötet man das Tier, aber es hatte davor ein anständiges Leben – es ist daher keine Ware. Man könnte das auf viele Lebensbereiche erweitern und würde auf einen Schlag ohne viele Siegel und DIN-Normen die Welt gravierend zum Positiven verändern: weil man unter Wachstum nicht mehr Quantität versteht, sondern Qualität – Lebensqualität!

Zukünftig besser virtuell als wirklich reisen?

„Um Gottes willen, nein“, meint der Philosoph Dr. Gerd B. Achenbach, den wir zum Thema „Sinn des Reisens“ bei WI TV zu Gast hatten. Zu reisen bedeutet „aus erster Hand zu erfahren“. Bei jedem Film, jedem Buch erhalten wir Eindrücke aus dem Blick des Produzenten, was nicht unbedingt schlecht sein muss, aber es ist und bleibt der Blick durch die Augen eines anderen. Hinzu kommt die fehlende Sinnlichkeit: In einem Film spüren wir nicht den Wind, der uns am Kap der Guten Hoffnung um die Nase weht, riechen nicht die Gewürze auf orientalischen oder asiatischen Märkten, spüren nicht den Sand oder den Schnee unter den Füßen, wenn wir in der Atacama-Wüste in Chile wandern oder ein Gletscher-Trekking in Island unternehmen.

Die Welt ist vielfältig und jeder Mensch verdient Respekt: Echte Reisende erkennen das, weil sie das bei Begegnungen aus erster Hand erfahren. Wir sind damit auch wichtige Botschafter für Toleranz und Weltoffenheit.

Wir begegnen unterwegs Menschen und behalten sie tief in unseren Herzen, anders, als wenn wir sie auf Bildschirmen sehen. Meldungen über Afghanistan oder Myanmar – für einige Wochen präsent, dann vergessen. Nicht so für unsere Gäste, die in Burma mit unserer Reiseleiterin Htet-Htet auf Tour waren und teilweise heute noch mit ihr in Kontakt stehen; für unsere Gäste ist sie keine Schlagzeile, sondern ein Mensch, mit einem Leben daran, die auch nach der kurzen medialen Aufmerksamkeit nicht in Vergessenheit gerät. Wir brauchen diese Erlebnisse aus erster Hand, damit wir die Welt nicht vergessen. Nicht zuletzt die Pandemie zeigt, wie wichtig das Reisen ist, denn Reisende sind immer eine Gefahr für die Mächtigen der Welt, weil das Wüten von Diktatoren dann unter unmittelbarer Beobachtung steht. Fehlen die Reisenden, agieren sie oft schamlos, wir sehen das aktuell in Ostasien, wo die Großmacht China nach Hongkong, Taiwan oder Myanmar greift.

Sinn für alle: Echtes Reisen schützt

Während Tourismus durch seinen Massenkonsum viel zerstört, schützt bewusstes Reisen. Wir beobachten das in den Nationalparks Afrikas oder Zentralamerikas: Unser Country Manager Daniel Küng in Costa Rica hat ein halbes Jahr nach Pandemie-Ausbruch davon berichtet, wie in dem zentralamerikanischen Land nach und nach die Nationalparks verrotten. Wir sehen in Kenia oder Botswana eine starke Zunahme an Wilderern, weil die Park-Ranger nicht mehr bezahlt werden können. All das sind unmittelbar sichtbare Folgen fehlender Reisender. Gott sei Dank wendet sich das Blatt wieder, die Impfungen schützen Reisende und Einheimische und mit Bedacht gehen wir seit einem Jahr wieder auf Tour in diese Länder.

Ohne Reisende verfallen viele Nationalparks, das hat die Coronakrise gezeigt.

Es ist echtes Reisen, was wir aktuell erleben: Unsere Gäste nehmen Anstrengungen wie Tests und Masken im Flugzeug in Kauf, dafür werden sie mit fantastischen Erlebnissen belohnt – einst von Touristen übervölkerte Traumlandschaften wie zum Beispiel Sossusvlei in Namibia erleben wir wieder wie echte Entdecker oder Kulturwunder wie Petra in Jordanien, wo man vor Corona sich Schulter an Schulter durch die Felsenschlucht zum weltberühmten „Schatzhaus des Pharaos“ drängte, kann man nun wieder wirklich genießen. Wir selbst machen diese Erfahrungen immer, bevor wir unsere Gäste in die Zielregionen schicken: Als verantwortungsvoller Veranstalter musst du selbst erst erleben, wie sich eine solche Reise anfühlt.

Sinn für dich: Neue Erlebnisse, ganz viel Lebensfreude

Zu Weihnachten wollten wir zum Thema mal einen scharfsinnigen unabhängigen Blick von außen haben und kontaktierten dazu den Philosophen Dr. Gerd Achenbach. Der sagte spontan zu und ebenso spontan, offen und ehrlich verlief unser Gespräch zum Thema (Sendung und Podcast unter www.world-insight.de/wi-tv). In dessen Nachgang schickte uns Herr Achenbach noch ein Fontane-Zitat, von dem er meinte, dass es ausgezeichnet zu unserer Arbeit passe, besonders der letzte Satz:

„Das Reisen hat seine Gefahren wie alles andere; wer sie nicht mit in den Kauf nehmen will, muss zu Hause bleiben oder die große Linie halten. Alles Beste aber, wie überall im Leben, liegt jenseits der großen Straße.“

Genießen und Ankommen: Bewusstes Reisen schärft unser Verständnis für die Schönheit unserer Erde, die wir auch für zukünftige Generationen erhalten möchten.

„Alles Beste“ erleben wir also, wenn wir die „große Straße“, sprich unseren Alltag, unser Umfeld, unsere Gewohnheiten verlassen. Wir erweitern unser Bewusstsein, weil wir einmal Neues im Unbekannten entdecken, zum anderen aber auch Neues im Vertrauten: Wer auf einer Reise von Afrika nach Europa schaut, wird nach seiner Rückkehr den eigenen Kontinent anders bewerten, er wird auch Europa neu erfahren. Die wichtigste Erkenntnis ist aber folgende: Wenn du gemeinsam mit anderen sympathischen Menschen am Lagerfeuer unter dem Sternenmeer von Kenias Masai Mara sitzt, tagsüber auf einem Game Drive riesige Giraffen, Löwen oder Horden von Zebras erlebt hast, wenn du abenteuerlich mit dem Schlauchboot auf den Kanaren zum Traumstrand von Las Teresitas aufbrichst, in Rumänien mit der Dampflok durch die Karpaten fährst, in Marokko durch authentische Dörfer des Atlas-Gebirges spazierst oder in Sri Lanka oder Kambodscha vor atemberaubenden Tempeln im Urwald stehst, dann entdeckst du etwas ganz Wichtiges: Diese Welt hat zwar einige Probleme – sie ist aber vor allem wunderschön!

Und damit sind wir wieder am Anfang unseres kleinen Artikels über den Sinn des Reisens: Das Wichtigste ist zu wissen, warum wir diesen Planeten überhaupt erhalten wollen – Antwort: Weil er es unbedingt wert ist, geschützt zu werden. Dafür müssen wir seine Schönheiten aus erster Hand greifen, spüren, fühlen, sehen Digital ist zweifellos toll, frei nach Gabriel García Márquez möchte man aber sagen: Die Schöpfung aber ist dem noch weit überlegen und die schönste Erfindung!


WI TV: Der Sinn des Reisens

Brauchen wir im digitalen Zeitalter überhaupt noch Flugreisen in entlegene Länder? Weitet das Reisen tatsächlich unseren Horizont? Gemeinsam mit dem Philosophen Dr. Gerd B. Achenbach haben wir uns zum Thema „Sinn des Reisens” Gedanken gemacht. Freut euch auf 60 kurzweilige Minuten mit manchen überraschenden Antworten. Den ganzen Talk findest du hier:

 

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