Aufgewachsen in den einfachsten Verhältnissen der Sowjetunion, übernimmt Aija Rutka heute die Leitung unserer Baltikumreisen. Wie sich die Ländertrias seit Aijas Kindheit entwickelt hat und was sie so besonders macht.
In unserer Serie über das Baltikum, die Ländertrias an der Ostsee, berichteten wir bereits ausführlich über die drei Länder, die sich ähneln, aber keinesfalls gleichen. Was aber denken die Menschen, die in den osteuropäischen Staaten leben über eben diese? Aija Rutka ist eine waschechte Lettin. In ihrem Stammbaum finden sich aber gleichermaßen auch noch Litauen und Esten und somit ist sie eine ideale Gesprächspartnerin – unter anderem auch, weil sie sich nahezu unvergleichlich gut in den Ländern auskennt und daher auch seit einiger Zeit unsere Reisen dort leitet.
Diese sind für Aija übrigens stets eine wunderbare Wandlung: „Wir beginnen unsere zwei Wochen im Baltikum als motivierte Reisende und stehen beim Abschied als zusammengewachsene Kameraden da“, berichtet sie.
Aija selbst wuchs in einem kleinen Fischerdorf nahe der Rigaer Bucht in Lettland auf. Ihr Vater, ein Förster, und ihre Mutter, Chemieingenieurin in einer Papierfabrik, waren arbeitstätig und kümmerten sich dazu noch um das eigene Heim mit Garten und Kleinvieh. Dadurch blieb nicht immer ausreichend Zeit für die Tochter und so verbrachte sie viel Zeit bei ihrer Großmutter, die für Aija gleichzeitig auch als gute Seele und Freundin bei Alltagsproblemen agierte. Von ihrer Großmutter und ihren Ansichten lernte Aija als Kind sehr viel: „Was wirklich zählt sind viel Arbeit und noch mehr Geduld – keine großen Worte“, erklärt sie mir. Auf dem Hof der Großmutter gab es einen Gemüsegarten und einige Tiere, sodass die Familie in den Zeiten der Sowjetunion, die vor allem von Knappheit geprägt war, durch Selbstversorgung recht annehmbar leben konnte und Aija schon früh mit anpackte und Handarbeit zu schätzen lernte. Mit einem spürbaren Stolz erzählt sie vom Fleiß ihrer Familie, die ein derart landwirtschaftliches Leben führte: „Unser tägliches Brot ist heute noch ein schlichtes Roggenbrot mit Kümmel und in unserer Seele sind wir immer ein wenig Bauern geblieben.“
Der Liebe zur Natur, die sie aus ihrer Kindheit mitnahm, blieb Aija bis heute treu. Nach ihrer Schullaufbahn erfolgte ein Studium der Biologie, das sie mit Lehramt für Biologie und Chemie abschloss. Ihren Wunsch stets Neues zu erfahren und zu vermitteln machte sie anschließend zum Beruf. Stationen als Forscherin, Museumsführerin, Dozentin oder Büroleiterin einer lettischen Partei: Aija hat viele Menschen kennengelernt und viele spannende Gespräche geführt – so beschreibt sie ihre beruflichen Abenteuer.
Abenteuer und Beruf. Das ist es auch, was Aija seit mittlerweile 12 Jahren in ihrem Job als Reiseleiterin vereint. Für sie zählt zu einem großen Teil auch der Umgang mit den Gästen zu den spannendsten Faktoren des Jobs. „Jeder Gast“, erklärt Aija, „hinterlässt bewusst oder unbewusst eine neue Erkenntnis für mich. Wie eine kleine Perle: eine neue Information, einen guten Witz, eine historische Anekdote, eine Ermunterung oder auch konstruktive Kritik, einen Außenblick auf das Geschehen. Dadurch kann ich mich verbessern, das macht mich stark! Deswegen bin ich meinen Reisegästen stets sehr dankbar.“
Seit Aijas Kinder mit dem Studium fertig sind und eigene Familien gegründet haben, widmete sich die Lettin vollends der Reiseleitung und absolvierte alle notwendigen Schulungen, um Reisegäste durch alle drei Länder des Baltikums zu führen. Obwohl Lettland, Estland und Litauen allesamt Anrainerstaaten der Ostsee sind, sollte man die Länder immer als drei eigenständige Staaten ansehen, da sich ein jedes Land die Unabhängigkeit in Sowjetzeiten selbst erstritten hat, erklärt mir Aija noch. In einem stimmt mir die gutherzige Lettin mit Sicherheit zu: Lettland, Estland und Litauen sind eine bemerkenswerte Ländertrias, die definitiv eine Reise wert ist!