Interview mit Dieter Schonlau 29. Februar 2024

Regenwaldfieber

Mara Neubauer

Bereits seit vielen Jahren verbindet Dieter Schonlau und WORLD INSIGHT eine gemeinsame Leidenschaft und Faszination – der Regenwald. Wir haben unseren Partner und engen Freund für ein kurzes Interview getroffen!

Dieter Schonlau im Interview mit WORLD INSIGHT

Unser Freund Dieter

Seit vielen Jahren sind Dieter Schonlau und seine Frau Sandra Hanke in den Regenwäldern dieser Erde unterwegs. In unserem Interview erzählt uns Dieter, wie aus seiner Faszination und Leidenschaft für den Regenwald, ein wahres „Regenwaldfieber“ entstanden ist – oder: Wie aus einem Kindheitstraum eine Lebensaufgabe wurde.

Wie begann dein Reisefieber?
Dieter:
Sandra und ich haben uns vor 37 Jahren in Paderborn in einer Diskothek kennengelernt und schnell gemerkt, dass in uns beiden derselbe Traum schlummert: Wir möchten in den Regenwald und dort Tiere entdecken. Irgendwann ist dann die Idee in uns gereift, einmal gemeinsam in den Regenwald zu reisen. Und aus der großen Reise, die damals 13 Monate dauerte, sind zusammengerechnet mittlerweile über 13 Jahre geworden, die wir inmitten des Dschungels verbracht haben.

Was begeistert dich so sehr am Dschungel?
Dieter:
Der Regenwald hat mich schon von klein auf begeistert. Meine Mutter musste mit mir früher abends immer in unseren heimischen Wald gehen und mir Dschungelgeschichten erzählen. In der Dunkelheit, mit einer kleinen Taschenlampe in der Hand, fand ich den Wald viel spannender als tagsüber. Mein erster Comic war Tarzan. Ich war total fasziniert von dem Mann, der sich mit Tieren verständigen konnte und sich für sie einsetzte. Und mein erstes Buch war natürlich das Dschungelbuch. Von daher war es ein Kindheitstraum eines Tages diese spannende Welt zu entdecken.

Wir sind damals, ich glaube, es war 1997, total ahnungslos und unvorbereitet zu unserem ersten Dschungelabenteuer aufgebrochen. Mit dabei war „lediglich“ unser Rucksack voller Begeisterung. Und ich muss sagen, es war viel besser, als wir es uns vorgestellt haben. Was mich schon damals besonders gereizt hat ist, dass es so unglaublich schwierig ist, Tiere zu entdecken – obwohl es der artenreichste Lebensraum der Welt ist, total paradox. Wir haben überall Geräusche gehört, aber wir haben nie die Verursacher sehen können. Und diese geheimnisvolle Welt zu entdecken, ist das, was uns von Anfang an gereizt hat.

Warum ist es so wichtig, den Regenwald zu erhalten?
Dieter:
Der Regenwald ist, genau wie unsere Weltmeere, ein lebenswichtiges Organ unserer Erde. Unser Ökosystem Erde funktioniert nur, weil ganz bestimmte Dinge, wie Luft, Sauerstoff und Wasser vorhanden sind. Der Regenwald z. B. ist ein riesiger Kohlenstoffspeicher. Zudem, wie der Name schon sagt, produziert er Regen, indem u. a. das Wasser aus den Blättern und dem Boden verdunstet und wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird – ein Kreislauf, der nur in einem intakten Wald funktionieren kann. Darüber hinaus ist der Regenwald auch ein wichtiger Faktor für die Temperaturregelung unseres Planeten und somit ein essenzieller Bestandteil des globalen Klimasystems.

 

 

Auch wenn es jetzt etwas abgedroschen klingt, aber da ist es wirklich kurz vor 12. Es ist extrem wichtig, genau darauf aufmerksam zu machen. Wir möchten in unseren Vorträgen nicht nur zeigen, wie schön der Dschungel (noch) ist, dass es dort spannende Tiere gibt, sondern dass wir Menschen, natürlich auch die Tiere und die indigenen Völker, die noch im und vom Regenwald leben, davon profitieren, wenn der Regenwald von seiner Produktivität nichts verliert. Es ist leider nicht selbstverständlich, dass es das Ökosystem Regenwald gibt. Von daher ist es so wichtig, dass wir die Ressourcen, die wir auf unserem Planeten haben, schützen und achten. Und da passiert leider noch viel zu wenig. Die Zerstörung der Regenwälder und die Verschmutzung der Erde nimmt täglich drastisch zu. Man muss sich mal vor Augen führen, dass unsere Regenwälder über einhundert Millionen Jahre Zeit hatten zu wachsen und zu gedeihen. Da hat sich ein einzigartiges Ökosystem mit einer einmaligen Artenvielfalt gebildet und da können wir nicht eines Tages einfach ein Pflaster draufmachen und sagen „Keine Sorge, das wird schon wieder.“

Wie bist du auf das SOCP-Projekt aufmerksam geworden?
Dieter: Ich fand den Orang-Utan schon immer unheimlich interessant und imposant. Wir haben in all unseren bisherigen Reisejahren das Glück gehabt, hin und wieder Orang-Utans in ihrem natürlichen Lebensraum begegnen zu dürfen. Und wir wissen, dass das was ganz Besonderes, weil Seltenes ist. Das waren wirklich ganz beeindruckende Erlebnisse für uns. Wir kamen irgendwann an den Punkt, wo wir dachten, dass es uns wichtig ist, dem Regenwald auch etwas zurückzugeben. Ein Dankeschön. Und so kam die Idee, dass wir gerne ein Projekt, was den Regenwald in seiner Ursprünglichkeit schützt, unterstützen möchten. Natürlich gibt es da zahlreiche Projekte, aber wir wollten gerne etwas Kleines und dennoch sehr Effektives finden, das zu uns passt. Und so sind wir auf das SOCP aufmerksam geworden. Wir haben dann vor Ort Ian Singleton auf Sumatra kennengelernt, der uns mit seiner Philosophie und Arbeit im Rehabilitationszentrum absolut überzeugt hat und wir stehen auch nach wie vor in engen Kontakt mit ihm.

Unser Verein zum Schutz der Orang-Utans und dem Erhalt des Regenwaldes.

Was ist deine Rolle bei unserem wiLDLIFE Verein?
Dieter: Ich habe mich total gefreut, dass WORLD INSIGHT uns nicht nur die Möglichkeit gibt, unsere Vorträge im Rahmen der wiLIVE Veranstaltungen zeigen zu dürfen, sondern dass dies auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit steht und wir den Zuschauern etwas zum Nachdenken mitgeben können – im positiven Sinne. Dass sich daraus im Laufe der Zeit der Spendenverein wiLIDLIFE entwickelt hat, ist eine wunderbare Sache und wir sind WORLD INSIGHT sehr dankbar und stehen zu 100 % hinter dem Verein. Wir sind sehr froh, bei wiLDLIFE mitwirken zu dürfen und möchten gerne bei unseren Vorträgen darauf aufmerksam machen.

Was kann jeder Einzelne tun, um den Regenwald zu schützen?
Dieter:
Wenn wir in unseren Vorträgen zum Beispiel über Palmölplantagen oder Goldminen sprechen, hören wir oft danach, dass vielen das ganze Ausmaß gar nicht so bewusst war. Jeder Einzelne kann in erster Linie mal versuchen zu reflektieren, wie er auf diesem Planeten lebt und sich hier auch mal kritisch hinterfragen. Kann ich vielleicht auch öfter das Fahrrad oder die Bahn nehmen oder zu Fuß gehen, anstatt das Auto zu nehmen? Muss ich wirklich das Wasser laufen lassen, wenn ich mich beim Duschen einseife? Brauche ich bei jedem Einkauf eine neue Tüte? Brauche ich das alles wirklich, was da in meinem Einkaufswagen landet? Muss ich mir alle 2 Jahre ein neues Handy kaufen? Man kann an so vielen Stellen ansetzen und wir könnten alle so viel besser auf und mit diesem Planeten leben, wenn wir viele Dinge hinterfragen und bewusster leben, ohne dabei große Einschnitte zu haben. Und genau das versuchen wir auch den Menschen bei unseren Vorträgen näherzubringen. Es geht uns nicht darum, irgendjemanden anzuklagen, sondern darum, die Menschen für diese Thematik zu sensibilisieren und auch Alternativen aufzuzeigen. Man kann nicht alles richtig machen, aber trotzdem kann jeder seinen Beitrag leisten.

Was konnten wir bereits bewirken? Was hat sich in den letzten 2, 3 Jahren getan?
Dieter: Zunächst sind wir wirklich dankbar für jede Spende, mit der wir die Arbeit vor Ort unterstützen können. Allein 450 Orang-Utans konnten in den vergangenen Jahren aus illegaler Gefangenschaft befreit und über 300 dieser Tiere nach erfolgreicher Rehabilitation wieder ausgewildert werden. Oft sind es kleine Orang-Utans, die aus Gefangenschaft befreit werden. Sie werden ihrer Mutter entrissen und hatten leider nicht die Chance, von ihrer Mutter das Leben im Regenwald zu lernen. Diese Aufgabe übernehmen die Mitarbeiter des SOCP’s. Die kleinen Affen gehen morgens um 8 in die Orang-Utan-Schule und lernen dort, wie man klettert, was man essen kann, wie man isst, wie man aus Zweigen Nester baut etc. Und erst wenn die Mitarbeiter sich ganz sicher sind, dass ein Affe in der freien Natur leben und überleben kann, wird dieser mit einer Eingewöhnungsphase in ein intaktes Regenwaldgebiet gebracht. Dabei wird der Orang-Utan anfangs noch genauestens beobachtet. Die Auswilderung ist ein Prozess, der bis zu einem Jahr dauern kann.

Ein anderer Erfolg ist der Batang-Toru Urwald, der komplett vernichtet werden wollte. 2017 gelang es dem Team vor Ort aber genau in diesem Wald eine neue Orang-Utan-Art zu entdecken: den Tapanuli Orang-Utan. Durch unheimlich viel diplomatische und vorsichtige Arbeit ist es schließlich gelungen, 90.000 Hektar dieses Gebiets unter Naturschutz zu stellen und somit auch die Zukunft des Tapanuli Orang-Utans zu sichern.

Was viele nicht wissen, der Orang-Utan hat eine ganz besondere Lebensweise, fast schon wie ein Nomade. Er ist ständig auf der Suche, da er unglaublich viele verschiedene Pflanzenarten benötigt und braucht demnach ein riesiges Waldgebiet. Und wenn eine neue Population entstehen kann, Nachwuchs geboren wird, heißt das, dass dieser Wald absolut intakt ist. Und eben nicht nur einen gesunden Lebensraum für Orang-Utans, sondern auch für zahlreiche andere Tierarten und indigene Völker bietet.

 

 

Wann geht es für dich wieder nach Sumatra?
Dieter:
Ende April, Anfang Mai geht es für uns endlich wieder für 2,3 Monate nach Borneo und Sumatra! Natürlich werden wir uns auch vor Ort wieder mit Dr. Ian Singleton treffen, aber auch viele neue Regenwaldgebiete erkunden.

 

Das klingt wunderbar! Vielen Dank, Dieter.

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