Auf ihrer Reise nach Patagonien erlebten Kristin und Markus atemberaubende Natur, faszinierende Tierwelten und unvergessliche Abenteuer.
Unsere Reise führte uns vom 21. Oktober bis 13. November von Buenos Aires in das einfach atemberaubende Patagonien. In Lichtbildvorträgen und zahlreichen Dokus auf Sendern wie Arte und Phoenix hatten wir schon so viel gesehen vom wilden und beeindruckenden Patagonien. Doch wie wäre es, wenn wir uns das mal selbst anschauen?
Unseren Reisezielentschluss hatten wir bereits im Januar 2023 gefasst, wir haben zahlreiche Anbieter und Reiserouten angeschaut und verglichen. Die Reise von WORLD INSIGHT war letzten Endes unser Favorit. Preis, Leistung und Route waren für uns perfekt. Nun war es aber eben gefühlt auch noch eine ewig lange Zeit bis Oktober und wir konnten es wirklich kaum noch erwarten, dass unser Südamerikaabenteuer begann. Wir waren unglaublich gespannt, was uns erwarten wird. Viele Freunde und Kollegen beneideten uns sehr um unsere Reise. Wie wird es sein, selbst die berühmten Berge der Anden zu sehen; sind die Gletscher wirklich so gewaltig, wie immer berichtet wird; sehen wir Pinguine und Seelöwen wirklich ganz nah; wie sieht es aus am „Ende der Welt“ und wird das Wetter wirklich einigermaßen passen?
Wir flogen am 21. Oktober von Frankfurt nach Madrid und nach einem kurzen Aufenthalt dann weiter nach Buenos Aires. 12 Stunden Flug über den großen Teich und über das riesige Brasilien waren zwar ziemlich anstrengend, vor allem weil man als großer Mensch irgendwann nicht mehr wusste, wo man die Beine noch hinstrecken soll, aber es hat sich definitiv mehr als gelohnt!
Buenos Aires: Stadt der Kontraste und bunter Vielfalt
Wir landen in Buenos Aires bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen mehr als 20 Grad. Die Vögel zwitschern, die Bäume sind grün, wir haben unsere nette Reisegruppe gefunden (13 Reisende plus 1 Reiseleiter) … unser Abenteuer kann nun tatsächlich beginnen. Wir fahren in unser erstes Hotel, machen uns kurz frisch und erkunden zusammen mit unserem unglaublich netten und umsichtigen Reiseleiter Walter Lion die Stadt. Nach einem kurzen Fußmarsch geht es weiter mit dem öffentlichen Bus – alles erstaunlich geordnet (man stellt sich ganz ohne Drängeln an).
Buenos Aires ist riesig (die Ausmaße der Stadt erfasst man am besten aus dem Flugzeug), es ist bunt und es gibt eine riesige Spanne zwischen Arm und Reich. In einigen Ecken hat man das Gefühl, dass man gerade auch in Barcelona, London oder Paris sein könnte. Das Viertel La Boca mit seinen bunten Häuschen und Messi-Figuren an jeder Ecke und auf jedem Balkon hat uns besonders gut gefallen. Hier waren einst die ersten Häuschen der nun so riesigen Stadt. Den Ausklang des Tages genießen wir bei einem Grillabend auf der Dachterrasse eines Freundes unseres Reiseleiters.
Der nächste Tag beginnt mit einem sehr umfangreichen Frühstück. Hier essen wir auch zum ersten Mal den überaus leckeren Brotaufstrich „dulce de leche“ (müsst ihr unbedingt mal probieren). Wir setzen unsere Besichtigungstour durch Buenos Aires fort und kommen auch ins Gespräch mit den Jujuy (eine Ureinwohnergruppe), die vor wichtigen Gebäuden der Stadt gerade campieren, um für ihre Rechte zu kämpfen. Am Nachmittag zieht dann Regen auf und wir machten es uns noch in einem netten Café bequem. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass das der einzige Regen tagsüber sein wird, den wir auf unserer Reise haben werden.
Nach 2 Tagen Großstadt waren wir alle ganz froh, dass der nächste Tag ins Tigre Delta gehen sollte. Man denkt, Buenos Aires liegt direkt am Meer, tatsächlich ist es aber das riesige Mündungsdelta des Río de la Plata. Auf diesem fuhren wir mit einem Schiff bis nach Tigre, vorbei an wunderschönen Häusern auf Pfählen mit traumhaften Gärten.
Begegnung mit Pinguinen und Seelöwen
Am nächsten Tag fliegen wir nach Comodoro Rivadavia und fahren weiter nach Puerto Deseado. Hier erleben wir das erste Mal, wie der vielbesagte patagonische Wind sich wirklich anfühlt. Am darauffolgenden Morgen treffen wir uns zeitig am Hafen.
Wir wollen zur Pinguininsel mit dem Zodiac-Schlauchboot und wir wollen Seelöwen sehen. Am Nachmittag soll es per Boot noch in das Naturreservat Ria Deseado gehen. Normalerweise sind diese Ausflüge auf 2 Tage aufgeteilt. Aber für den nächsten Tag wurde noch mehr Wind vorausgesagt, sodass der Hafen gesperrt sein wird. Nach ungefähr einer halben Stunde kommen wir auf der Pinguininsel an. Der Wind ist so stark, dass wir uns kaum auf den Beinen halten können. Mit Fleecejacke, Windjacke und Regenjacke sowie Hose und Regenhose übereinander und Mütze und Handschuhen, lässt es sich aber sehr gut aushalten. Kaum sind wir ausgestiegen, laufen uns schon die ersten Pinguine um die Füße. Wir scheinen sie nicht wirklich zu stören. Es ist so faszinierend, diese Tiere so nah zu sehen. Roxana, unser Guide für den heutigen Tag, erklärt uns alles Wissenswerte über diese putzigen Tiere.
Gleich am Strand liegen auch unzählige Seelöwen in der Sonne. Wir haben nun ausreichend Zeit, die Pinguine zu beobachten, wie sie ihre Eier bebrüten, wie sie schlafen oder miteinander kuscheln, wie sie umherspringen oder auch mal abrutschen und wie sie auf den Felsen umherspringen und dann auch mal im Meer verschwinden. Auf unserer Heimfahrt sehen wir dann noch einmal Seelöwen, wie sie aufgeregt um unser Boot im Wasser umherspringen und sogar kleine Delfine begleiten unser Boot. Im Naturreservat können wir dann noch zahlreiche Vogelarten beobachten und einfach diese unglaublich schöne Natur genießen.
Am nächsten Tag tobt ein Sturm mit über 100 km/h um unser Hotel. Wahnsinn, wie gewaltig Natur sein kann. Wir ziehen uns wieder mehrschichtig an, setzen Mütze und Sonnenbrille auf und wandern los zu einem kleinen See mit Flamingos, wo wir diese wunderschönen Tiere ein Weilchen beobachten können. Am Nachmittag schauen wir noch ins Schiffswrackmuseum und lassen den Tag gemütlich ausklingen.
Unsere Reise geht dann weiter zu dem kleinen Dorf Tellier, wo wir bei einem älteren Ehepaar ein unglaublich leckeres Mittagessen bekommen. Sie erzählen uns von ihrem Leben und zeigen uns ihr Gewächshaus, wo sie mit viel Hingabe versuchen, in der Kargheit der patagonischen Steppe ein bisschen Gemüse anzubauen. Unsere Fahrt geht dann weiter zum versteinerten Wald. Dort wurden unter Lava bedeckt und konserviert riesige versteinerte Bäume (Araukarien) aus Dinosaurierzeiten gefunden. Spät am Abend steigen wir in den Nachtbus Richtung El Calafate. Der Bus war, entgegen unseren Erwartungen, unglaublich bequem und fast wie die Business-Class in Flugzeugen.
In El Calafate erwartete uns eine milde Frühlingsluft mit strahlend blauem Himmel. Wir bezogen schnell unser Zimmer und zogen wieder los, um uns das Örtchen anzuschauen. Am Abend probierten wir das erste Mal Guanaco … und es war sehr lecker!
Majestätische Gletscher und beeindruckendes Bergpanorama
Am nächsten Tag stand der Perito Moreno Gletscher auf dem Programm. Wir dachten erst, dass man ja bestimmt ein bisschen hochfahren muss, um zum Gletscher zu kommen. Angekommen sahen wir, dass die Gletscherzunge bei 180 m über NN beginnt … für Europa unvorstellbar. Wir nahmen zuerst den Rundwanderweg entlang der Gletscherzunge, hörten und sahen Eisabbrüche und fuhren dann noch mit dem Schiff fast bis an die 70 m hohen Eiswände heran. Es war einfach unglaublich faszinierend. Durch die Sonne schimmerten die Spitzen der Eisberge in einem eisigen Blau. Man hätte dieses Naturschauspiel noch Stunden beobachten können.
Wir fahren nun von El Calafate weiter nach El Chaltén durch die traumhafte patagonische Steppe mit einer endlosen Landschaft, türkisfarbenen Seen und klaren Flüssen. Kurz vor El Chaltén tauchten sie auf … die Spitze des Fitz Roy und die der umliegenden Gipfel. Was für ein Panorama! Nach unserer Ankunft unternahmen wir eine kleine Wanderung in der Umgebung von El Chaltén. Es ist der erste November und mein 40. Geburtstag. Gibt es etwas Schöneres, als bei strahlendem Sonnenschein zur Laguna de los Tres unterhalb des Gipfels des Fitz Roy zu wandern und dort die atemberaubende Aussicht zu genießen? Es war für mich ein Tag, der schöner nicht hätte sein können. Den Abend ließen wir dann bei einem – wie immer in Argentinien – leckeren Essen mit einem kleinen Geburtstagskuchen ausklingen.
Am nächsten Tag führte uns eine Wanderung zum Pliegue Tumbado über ein Schneefeld bei eisigem Wind zu einer grandiosen Aussicht mit Blick auf die Täler des Fitz Roy. Am darauffolgenden Tag fuhren wir auf der berühmten Ruta 40 zurück nach El Calafate. Wir besuchen dort zu Fuß die Laguna Nimez mit traumhaft schöner Sicht, auch auf den Lago Argentino.
Wir verlassen nun Argentinien für 4 Tage und reisen weiter nach Chile in den Nationalpark Torres del Paine. Mit dem Bus fahren wir bis zum Grenzübergang, um zuerst die Ausreiseformalitäten für Argentinien zu erledigen und dann die Einreiseformalitäten für Chile. Wir wechselten Bus und Fahrer am Grenzübergang und fuhren weiter in den Nationalpark entlang saftig grüner Wiesen und einer traumhaften Bergkulisse. Nach einer Weile kamen wir an unserer Unterkunft für die nächste Nacht, einem Refugio (ähnlich Jugendherberge), an. Wir verbrachten die nächste Nacht in 6-Mann-Zimmern im Doppelstockbett. Es war ein wirklich super Erlebnis. Wir schliefen hervorragend, genossen die Ruhe und waren begeistert von der Sauberkeit der Unterkunft. Eigentlich schade, dass wir nur 1 Nacht blieben.
Am nächsten Morgen wachten wir mit einem atemberaubenden Blick auf den Sonnenaufgang hinter den Torresspitzen auf, die auch unser heutiges Wanderziel sein sollten. Eine wirklich schöne Tageswanderung durch eine atemberaubende Natur. Am späten Nachmittag ging unsere Fahrt dann weiter nach Puerto Natales … ein wunderschönes Städtchen am Pazifik. Der darauffolgende Tag führte uns über traumhafte Nebenstraßen zur Milodon-Höhle, vorbei an gelb blühenden Löwenzahnwiesen, Pferden, Schafen und romantisch gelegenen Estancias. Den Nachmittag verbrachten wir mit einem Stadtbummel durch Puerto Natales. Unsere Reise ging dann weiter nach Punta Arenas. Wir besichtigten die Stadt, gingen zum alten Friedhof und ließen den Tag mit einem gemütlichen Abendessen ausklingen.
Ushuaia – Das „Ende der Welt“ erleben
Leider ging es dann am nächsten Tag mit dem Überlandbus schon weiter zu unserem südlichsten Punkt der Reise, nach Feuerland und zum „Ende der Welt“ Ushuaia. Wie schnell doch immer die Zeit vergeht. Wir überquerten die Magellanstraße mit der Fähre, reisten dann auch wieder aus Chile aus und nach Argentinien ein, überquerten die Anden über eine Passstraße (Ushuaia ist die einzige argentinische Stadt jenseits der Anden) und kamen nach ungefähr 10 Stunden in Ushuaia an. Von hier aus sind es dann nur noch 1300 km bis in die Antarktis. Die wäre sicher auch noch eine Reise wert. Am nächsten Tag wanderten wir zur Laguna Esmeralda und bummelten durch das bunte Ushuaia.
Den kommenden Tag begannen wir mit einer Wanderung entlang des Beagle-Kanals, durch den die argentinisch-chilenische Grenze verläuft, in traumhafter, unberührter Landschaft. Zum Abschluss fuhren wir noch mit Schlauchbooten ein Stückchen auf den Nebenarmen. Unser letzter Tag in Patagonien beginnt – am Abend geht unser Flug zurück nach Buenos Aires. In der Nacht hat es geschneit und wir fahren noch einmal mit dem Katamaran auf dem Beagle-Kanal Richtung Atlantik. Bei eisiger Luft sehen wir ein letztes Mal die Seelöwen und Pinguine – und nehmen schweren Herzens so langsam Abschied. Wir landen in Buenos Aires, fahren wieder ins Hotel und werden am nächsten Morgen abgeholt, um die Heimreise anzutreten.
Was nehmen wir mit nach Hause? Bilder, Erlebnisse, Begegnungen und Momente in unseren Herzen aus 3 Wochen faszinierender Landschaften und Orte sowie Erinnerungen an eine wunderbare Reisegruppe und einen genialen und herzensguten Reiseleiter. Landschaftliche Weite und Wind haben für uns eine ganz andere Bedeutung bekommen. Kurz vor unserem Flug nach Buenos Aires fragten wir uns: Was wäre eigentlich, wenn wir jetzt alle Klamotten durchwaschen und einfach weiterziehen … Argentinien hat uns neugierig gemacht auf noch mehr Südamerika. Und wenn man einmal im Reisemodus ist, fällt ein Abschied doch manchmal ziemlich schwer.