So schmecken die Philippinen – kulinarische Entdeckungen zwischen Adobo, Halo-Ha
Wer auf die Philippinen reist, entdeckt nicht nur traumhafte Landschaften und bewegende Geschichten – sondern auch eine Küche, die ebenso vielfältig und überraschend ist wie das Land selbst.

Ein Schmelztiegel der Kulturen

Die philippinische Küche ist kein streng überliefertes Regelwerk, sondern ein bunter Mix. Sie vereint indigene Wurzeln mit chinesischen, malaiischen, spanischen und amerikanischen Einflüssen. Hier treffen Reis und Fisch auf Sojasauce und Kokosmilch, Frühlingsrollen auf Eintopf, gebratene Bananen auf karamellisierten Schweinebauch. Und überall wird improvisiert: Jede Familie hat ihr eigenes Rezept – oft seit Generationen überliefert.

Adobo – das Nationalgericht, das jeder anders macht

Fragt man auf den Philippinen nach dem Nationalgericht, fällt fast immer ein Name: Adobo. Doch was genau drin ist, darüber scheiden sich die Geister. Huhn oder Schwein, mit Essig oder Calamansi, mit Knoblauch, Lorbeer, Sojasauce und etwas Zucker – aber in welchem Verhältnis? "So wie meine Lola es gemacht hat!", lautet meist die Antwort. Und das macht Adobo so spannend: Es ist ein persönliches Statement auf dem Teller.

Sauer, süß, salzig – manchmal alles zugleich

Ein typisches Geschmacksmuster in der philippinischen Küche? Kontraste. In Gerichten wie Sinigang, einer sauer-frischen Tamarindensuppe mit Gemüse und Fleisch, treffen leichte Schärfe und feine Säure aufeinander. Kare-Kare, ein cremiger Eintopf mit Erdnusssauce, kommt oft mit würziger Garnitur. Und beim Dessert wird es richtig wild: Halo-Halo heißt übersetzt „Misch-Masch“ – und genau das ist es: zerstoßenes Eis, süße Bohnen, Kokosnussstreifen, Milch, Lila-Yams-Wurzel, Pudding und bunte Gelees. Klingt seltsam? Schmeckt köstlich!

Streetfood, das verbindet

Ob in Manila, Cebu oder auf dem Nachtmarkt von El Nido – die Straßenküche ist ein Erlebnis für sich. Gegrillte Spieße („Isaw“ – Hühnerdärme!), Reisrollen, Maiskolben, frittiertes Bananenbrot, frischer Mangosaft oder ein Eis in einem süßen Brötchen – Streetfood ist günstig, gesellig und voller Überraschungen. Wer sich darauf einlässt, taucht tief ein in den Alltag der Filipinos.

Essen als Einladung

Was uns auf unserer Reise besonders berührt hat: Essen bedeutet auf den Philippinen immer auch Gemeinschaft. Kaum ein Gespräch, kein Besuch, keine Tour ohne Einladung zu einem kleinen Snack, einer Suppe oder einer frischen Kokosnuss. Und oft öffnet sich über dem Essen auch das Herz. Es ist der vielleicht ehrlichste Zugang zu Land und Leuten – und eine Erinnerung daran, wie nah sich Menschen kommen können, wenn sie miteinander teilen. Unser Tipp: Wer mit uns auf die Philippinen reist, sollte unbedingt neugierig bleiben – und hungrig. Denn zwischen Inseln und Begegnungen wartet immer auch ein Geschmack, der überrascht.
Manila – Vergangenheit trifft Gegenwart
Kaum eine Stadt auf den Philippinen ist so voller Gegensätze und Geschichten wie Manila. Die Hauptstadt des Landes ist nicht einfach nur Ausgangspunkt unserer Reise – sie ist ein Schmelztiegel der Kulturen, Schauplatz großer Umbrüche und Spiegelbild der kolonialen wie modernen Geschichte des Archipels. Hier treffen spanische Kirchen auf gläserne Hochhäuser, Jeepneys schlängeln sich durch alte Gassen, und zwischen Streetfood-Ständen und Einkaufszentren spürt man den Pulsschlag einer Megacity mit Herz. Wir starten unsere Entdeckungstour in Intramuros, dem kolonialen Kern Manilas. Fort Santiago, das Rizal-Museum, die Casa Manila und die San Agustin Kirche erzählen von Geschichte, Besatzung und Identität. Jedes Gebäude, jeder Innenhof birgt eine Geschichte – von Schmerz und Stolz, Verlust und Aufbruch. In Gesprächen mit Kulturvermittlern und Historikern wird uns bewusst, wie stark die Vergangenheit das Selbstverständnis vieler Filipinos prägt – und wie lebendig Geschichte hier erzählt wird. In Binondo, dem ältesten Chinatown der Welt, mischen sich Kulturen, Gerüche und Sprachen.   Wir spazieren durch die lebhaften Straßen, kosten Dim Sum, besuchen Tempel und tauchen zum Schluss noch in eine ganz eigene Welt ein: den chinesischen Friedhof, wo Grabstätten wie Villen gebaut sind – stille Zeugen einer faszinierenden Tradition, die den Tod nicht als Ende, sondern als Teil des Lebens begreift. Manila ist laut, bunt, manchmal überwältigend – aber immer faszinierend. Und es ist ein idealer Einstieg, um sich auf das einzulassen, was die Philippinen im Kern ausmacht: ihre Vielfalt, ihre Widerstandskraft, ihren ganz eigenen Rhythmus.
Ein Gespräch mit John – Bootsführer in Palawan
Wenn man mit John auf dem Wasser unterwegs ist, merkt man schnell: Er kennt jede Welle, jede Bucht, jeden Sonnenstand. Mit ruhiger Hand steuert er sein Bangka – das traditionelle philippinische Auslegerboot mit den charakteristischen Bambus-Seiten – durch die Inselwelt rund um El Nido. Wir nutzen die Gelegenheit und plaudern ein wenig mit ihm über sein Leben hier. „Ursprünglich komme ich aus San Vicente in Palawan“, erzählt er uns. Zwar lebte er mit seiner Familie eine Zeit lang in Manila, aber 2003 zog es ihn zurück – eigentlich nur zum Urlaub bei seinem Onkel in El Nido. Doch aus dem Besuch wurde mehr: „Hier ist es einfach besser“, sagt er. „In Manila ist es zu voll, zu hektisch. Und Arbeit zu finden ist schwer.“ In Palawan war das einfacher. Zuerst arbeitete John als Fischer, doch als der Tourismus nach und nach an Bedeutung gewann, sattelte er um – wurde Bootsführer für die beliebten Inselhopping-Touren rund um El Nido. Seit 2004 ist er nun täglich auf dem Wasser – außer sonntags, da ist Familientag: Kirche, Zeit mit den Kindern, vielleicht ein bisschen Ruhe im Haus. „Montag geht’s dann wieder los“, lacht er. Besonders berührt hat uns, wie John über die Natur spricht: „Früher haben viele sie einfach ignoriert“, erzählt er. „Aber durch die Touristen habe ich gelernt, wie wertvoll sie ist. Jetzt liebe ich sie.“ Seine Lieblingsmomente? Wenn er den Gästen die stillen Lagunen zeigt, oder wenn beim Schnorcheln Papageienfische, Zebrafische oder sogar eine Meeresschildkröte auftauchen. „Manchmal sieht man sogar einen Manta-Rochen“, sagt er mit leuchtenden Augen. Das Boot selbst, erklärt er uns, heißt Bangka – typisch für die Philippinen. Die seitlichen Bambusstreben sorgen für Stabilität, auch bei rauerem Wasser. „Es ist ein gutes Boot. Und ein Teil unserer Kultur.“ Auch seine Familie ist hier fest verwurzelt. John hat zwei kleine Töchter – sieben und zwei Jahre alt. Die Bildung seiner Kinder liegt ihm am Herzen: „Früher war es für viele Familien schwer, das Schulgeld aufzubringen. Heute kostet es zwar immer noch etwas – so um die 200 Pesos im Jahr –, aber das ist machbar. Und ich will, dass meine Kinder ihren Schulabschluss machen.“ Zum Schluss verrät er uns noch etwas über den Namen „El Nido“ – Spanisch für „das Nest“. Gemeint ist nicht etwa das Nest der Schildkröten, sondern das der kleinen schwarzen Balin-Sasayaw-Vögel, die ihre Nester aus Speichel bauen. „Daraus wird dann die berühmte Vogelnestersuppe gemacht“, erklärt John schmunzelnd.     Als wir am Ende der Tour zurück ans Ufer gleiten, sind wir uns einig: Mit John unterwegs zu sein war nicht nur ein Ausflug – es war ein echtes Erlebnis. Einblicke ins Leben, Gedanken über Natur und Familie, Geschichten aus erster Hand – genau solche Begegnungen machen eine Reise unvergesslich. Danke, John.  
Usbekistan ruft: Farben, Düfte und Geschichten aus 1001 Nacht

Was ist das Besondere an Usbekistan als Reiseland?

Die meisten Besucher kommen, um die berühmten Kulturstädte zu entdecken: Samarkand, Buchara und Chiwa zählen zu den ältesten und beeindruckendsten Städten der Region. Doch wir zeigen unseren Gästen nicht nur die kulturellen Schätze des Landes – auch die Natur spielt eine wichtige Rolle: Die Berge, die weiten Steppen und die Wüstenlandschaften machen Usbekistan zu einem vielseitigen Reiseziel.

Die historischen Städte ziehen auch heute noch viele Reisende an. Die Seidenstraße, einst eine rund 12.000 Kilometer lange Handelsroute, verbindet viele dieser Orte miteinander. Kleine Dörfer wie Talas und die alten Städte entlang der Strecke waren einst das Herzstück dieser Verbindung.

Gerade deutsche Touristen interessieren sich stark für dieses Erbe. Viele kennen die Namen Samarkand und Buchara bereits aus ihrer Kindheit. Diese Orte sind fest im kulturellen Gedächtnis verankert – und heute für viele ein Traumziel, das sie endlich mit eigenen Augen erleben wollen.

Welche Highlights würdet ihr unseren Reisegästen empfehlen?

In Samarkand zum Beispiel gibt es drei absolute Highlights. Zum Beispiel fahren wir zum Registan-Platz. Das ist für viele ein Wow-Moment! Der Registan ist die Visitenkarte von Samarkand und sogar von ganz Usbekistan. Viele kennen ihn mit seinen prachtvollen drei Medresen, die sich gegenüberstehen. Diese beeindruckenden Bauwerke mit ihren blauen Mosaiken und der offenen Platzanlage – das bleibt in Erinnerung. [caption id="attachment_21637" align="alignnone" width="745"] Die Visitenkarte Usbekistans: der Registan-Platz in Samarkand[/caption] Ein zweiter ganz besonderer Ort ist die Stätte Schah-e-Sinda. Dabei handelt es sich um eine alte Nekropole mit vielen prachtvoll verzierten Grabstätten. Am schönsten ist es, sie am Vormittag zu besuchen, wenn noch nicht so viele Besucher da sind. Da es immer noch ein aktiver Pilgerort ist, kommen viele Usbeken und Muslime dorthin. Ein weiteres Highlight ist der Besuch von Gur-Emir, dem Mausoleum von Timur. Wenn am Nachmittag das Sonnenlicht auf die großen, blauen Kuppeln fällt, leuchten die Farben besonders schön. Natürlich geben wir unseren Gästen auch Tipps, wie sie Samarkand auf eigene Faust entdecken können: zum Beispiel bei einem Spaziergang durch die Altstadt mit ihren engen Gassen.

Haben unsere Reisenden auch Kontakt zu Einheimischen?

Ja, wir besuchen eine Gastfamilie in einem traditionellen Dorf. Einige Familien empfangen dort Gäste, die Menschen leben davon und wir möchten sie unterstützen. [caption id="attachment_21644" align="alignleft" width="570"] Reisende lernen auch das traditionelle Dorfleben kennen[/caption] Die Natur dort ist einfach wunderschön. Es gibt Berge, aber anders als die, die viele aus Europa kennen. Sie sind nicht hoch, eher sanft, karg, aber sehr ausdrucksstark. Und wenn es regnet und alles grün wird, dann entstehen fast mondähnliche Landschaften – mit Steppen, Felsen und Weite. Das wirkt alles ganz natürlich und harmonisch. So eine Phase dauert manchmal nur ein paar Wochen, also braucht man auch etwas Wetterglück, um diesen Moment zu erleben. Aber selbst wenn es trocken ist: Ein Spaziergang durch das Dorf und die Natur lohnt sich immer.

Auf welche Erlebnisse dürfen sich unsere Gäste dort einstellen?

Besonders schön wird es, wenn wir gemeinsam mit der Familie Brot backen oder zusammen kochen. Die Gäste dürfen dabei helfen: Karotten ganz fein schneiden, rühren, probieren. Wer nicht wandern möchte, kann aktiv am Dorfleben teilnehmen, denn in der Familie helfen oft mehrere Frauen gemeinsam und es ist für die Gäste eine tolle Gelegenheit, einen echten Einblick in die usbekische Kultur zu bekommen. Viele Reisende sagen uns: Genau das haben wir gesucht. Nicht nur Tourist sein, sondern echte Begegnungen erleben. Und genau aus diesem Grund haben wir unsere Reise bewusst abwechslungsreich gestaltet. Wer 10, 12 oder 13 Tage in Usbekistan unterwegs ist, möchte nicht jeden Tag nur Moscheen und Medresen sehen – so wunderschön sie auch sind. Nach zwei Tagen voller Kultur gibt es bei uns auch Zeit für Natur, für das einfache Leben auf dem Land und für das echte Miteinander.

Wo wir schon einmal beim Kochen sind: Gibt es ein Gericht, das typisch für Usbekistan ist?

Ja, unbedingt – und zwar Plov. Es gibt viele leckere Rezepte in Usbekistan, aber Plov ist unser Hauptgericht, unser Königsgericht, das bei keinem Besuch fehlen darf. Egal, in welcher Region man unterwegs ist, wenn Gäste kommen, wird Plov gekocht. Das ist bei uns einfach Tradition. Ohne Plov geht es nicht. Das usbekische Leben ist ohne dieses Gericht kaum vorstellbar. Selbst bei großen Hochzeiten – mit 500 bis 1.000 Gästen – wird Plov in riesigen Kesseln zubereitet. Und das überall im Land. Besonders bekannt ist aber der Plov aus Samarkand, der für viele der beste ist. Und das sagen nicht nur die Leute, die aus Samarkand kommen!

Woraus besteht Plov?

[caption id="attachment_21647" align="alignright" width="570"] Plov, das Nationalgericht Usbekistans – ohne geht es nicht![/caption] Plov ist ein herzhaftes Reisgericht mit Fleisch, Gemüse und Gewürzen. Typischerweise besteht es aus:
  • Reis
  • Karotten (fein geschnitten)
  • Zwiebeln
  • Rind- oder Lammfleisch
  • Und je nach Region: Kreuzkümmel, Knoblauch, Paprika oder sogar Peperoni
Ein besonderes Merkmal des Samarkand-Plovs ist die Zubereitung mit Sesamöl. Dieses Öl ist dunkler, hat ein ganz eigenes Aroma – und soll sogar gut verträglich für Menschen mit empfindlichem Magen sein.

Gibt es da irgendwas, was die Leute überrascht, wenn sie nach Usbekistan kommen? Fällt euch da irgendwas ein?

Ein Satz, den ich von vielen Gästen gleich am ersten Tag in Taschkent höre, ist: „Es ist hier unglaublich sauber!“ Diesen Eindruck teilen fast alle in meinen Gruppen. Und ich sage dann oft mit einem Lächeln: „Wartet mal ab – da kommt noch mehr!“ Schon nach kurzer Zeit merken viele auch, wie freundlich und offen die Menschen hier sind. Einige sagen sogar: „So viel Herzlichkeit hätten wir gar nicht erwartet.“ Ein weiterer Punkt, der vielen auffällt, vvor allem beim Besuch der Basare, ist das unaufdringliche Verhalten der Verkäufer. Manche Gäste erzählen von ihren Erfahrungen in Ägypten oder anderen Orient-Ländern, wo man beim Einkaufen oft unter Druck gesetzt wird, etwas zu kaufen – und wo Händler manchmal unfreundlich reagieren, wenn man ablehnt. In Usbekistan ist das anders. Unsere Verkäufer sind entspannt.

Worauf dürfen sich unsere Gäste noch ganz besonders freuen?

Am Ende unserer Reise erreichen wir die Stadt Chiwa – ein ganz besonderer Ort. Chiwa gehört zu den wenigen lehmgebauten Festungsstädten der Welt, in denen auch heute noch Menschen leben. Man sagt, es gibt vielleicht drei oder vier solcher Orte weltweit – und Chiwa ist einer davon. Die Altstadt, Itchan Kala, ist wie ein lebendiges Museum: vollständig aus Lehm gebaut, mit Mauern, Gassen und Gebäuden, die wirken, als kämen sie aus einer anderen Zeit. Es ist tatsächlich so: Die Menschen, die dort leben, dürfen ihre Häuser nicht modernisieren – kein Blechdach, kein Beton. Alles bleibt aus Lehm, wie vor hundert Jahren. [caption id="attachment_21648" align="aligncenter" width="745"] Die Märchenstadt Chiwa weiß zu beindrucken.[/caption] Am Abend, wenn die Stadt stimmungsvoll beleuchtet ist, ist die Atmosphäre wirklich magisch. Die engen Gassen sind dann ruhig, fast menschenleer, denn die Einheimischen gehen meist früh nach Hause. Für uns Gäste aber beginnt dann ein ganz besonderes Erlebnis: Man fühlt sich, als wäre man im Mittelalter gelandet – wie in einem orientalischen Märchen.

Das klingt, als müsste man Usbekistan unbedingt auf die Bucket List setzen. 

Auf jeden Fall!
Wüste, Witze und wilde Tiere: Humorvoll durch den Süden Afrikas
Moin, moin aus Bremen. Es folgt ein Reisebericht meiner zweiten Afrika-Tour. Der Kontinent fasziniert mich offensichtlich, da ich sieben Monate später schon wieder in Windhoek lande. Diesmal als Teilnehmerin der Erlebnisreise Namibia, Botswana und Zimbabwe. Ich möchte einen Elefanten mal in freier Wildbahn sehen und in Botswana ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher als Bremen. Es waren schon wieder wirklich viele Eindrücke und ein paar beschreibe ich euch näher. Tour-Start: Am 18.11.24 geht's los. Gemäß der Reisebeschreibung wird zehnmal im Zelt übernachtet und dafür wird uns eine Matratze gestellt. Das Einpacken eines Schlafsacks ist obligatorisch. Diese Information habe ich gelesen und als Platzverschwendung im Koffer abgetan. Warum? Ich weiß es doch auch nicht mehr. Eine große Packung Spekulatius habe ich merkwürdigerweise mitgenommen. Wenigstens mein extra Schlafsack-Inlett hat es ins Hauptgepäck geschafft. Temperatur: Namibia kann im Dezember in der Wüste übrigens richtig kalt werden und Spekulatius gibt es in jedem Spar-Markt vor Ort zu kaufen. Tagsüber blauer Himmel mit mindestens 34°C und sternklare Nächte mit knapp 10°C. Kalte Füße sind sehr lästig – besonders meine. Jetzt bin ich stolze Besitzerin von namibischen Wollsocken. Ich werde meine Pack-Prioritäten überdenken. Wir sind zur offiziellen Regenzeit in Botswana unterwegs und campieren in den Verbreitungsgebieten der Anopheles-Mücke, welche die alleinige Verantwortung für Malaria trägt. Durch Expositionsprophylaxe lässt sich eine Ansteckung wohl am besten vermeiden. Tagsüber sind es hier aber gerne über 40°C und in der Dämmerung bleibt das Thermometer bei 26°C stehen. Lange Hosen und Langarmshirt zur Stich-Unterbindung? Ich setze zusätzlich auf das örtliche Anti-Mück. Und was vergesse ich beim ersten Einkaufsstopp? Genau – das Mücken-Spray. Wasser und Obst habe ich gekauft. Auch hier werde ich mich meinen Prioritäten nochmals widmen. Campingtour: Der Zeltaufbau wird direkt am Anfang der Reise einmal für alle demonstriert – leider nicht an meinem Zelt. Die Routine des fast täglichen Nestbaus gelingt schon nach dem ersten eigenständigen Auf- und Einklappen des Gedöns ganz gut. Jeder einzelne hat ja so seine Camping-Kernkompetenzen. Ich bin gut im Abwasch, Auf- und Abbau von Tischen, Stühlen und Zelten - auch von Fremd-Zelten. Dafür betrete ich selten die „Küche“. Erinnerungskultur: In der Dämmerung finden wir uns oft, nach und nach im Kreis, um ein romantisches Lagerfeuer ein – nicht nur um den Tag bei einem Kaltgetränk Revue passieren zu lassen, sondern auch um Geschichten auszutauschen. Im Hintergrund wird gelacht, gekocht, unter Geklapper der Tisch gedeckt und irgendjemand raschelt immer in seinem Zelt. Eigenartigerweise setzen wir uns zum Essen abends oft nicht an die gedeckte Tafel, sondern verweilen im Kreis um das Feuer, mit den Tellern auf den Knien und den Getränken auf dem Boden. Es hat schon etwas sehr Ursprüngliches, wenn sich eine Gruppe von Fremden zum ersten Mal um eine Feuerstelle versammelt. Danach ist man, auch als Alleinreisende, nicht mehr so fremd. Ich hatte ganz vergessen, wie schön das sein kann. [caption id="attachment_21601" align="alignleft" width="570"] Lagerfeuerromantik vom Feinsten[/caption] Meine anfänglichen Mücken-Bedenken werden schnell zerstreut. Ich gehöre zu den Glücklichen, welche - egal wo sie sich an einem Feuer platzieren - gefühlt immer im Qualm mit tränenden Augen sitzen. Ein unübertroffener Vorteil von Gruppen-Touren ist die Hilfsbereitschaft der Mitreisenden. Es ist ganz reizend, wenn mir direkt am ersten Lagerfeuer unterschiedlichste Mückenschutzmittel angeboten werden. Natürlich habe ich die Nerven verloren und meinen Schutz-Bedarf einige Tage später doch noch gedeckt. Augentropfen habe ich mir auch gegönnt, da keine KI den Rote-Augen-Effekt auf Grund von Qualm beheben kann. Spielstruktur: Wir werden auf dieser Reise an dem Gesellschaftsspiel „Stempel-it 2.0“ teilnehmen. Bei unserer Einreise in Namibia gibt es nach Formularausfüllung den ersten Stempel – zum Warmwerden. Diese Bustour wird von uns Spielteilnehmern volle Konzentration verlangen. Drei Länder, drei unterschiedliche Formulare in knapp drei Wochen. Bei jedem Grenzübertritt ist von uns ein Aus- und/oder Einreiseformular analog auszufüllen. Stifte sind selbstredend mitzubringen. Unser Kfz-Kennzeichen und wechselnden Unterkunftsadressen müssen bereitgehalten werden, sowie ein Ansprechpartner und eine Telefonnummer in dem jeweiligen Land. Mal muss das ganze Formular ausgefüllt werden und manchmal nur ein Teil. Signatur nicht vergessen. Bitte keine Fehler – die Grenzer haben es schon so schwer genug in der Hitze mit uns schnatternden Touristen. Die Prozeduren haben ihren individuellen Charme. Am Ende der Reise sind es sage und schreibe 17 Stempel. Eigentlich müsste es eine gerade Anzahl von Stempeln sein. Egal – es ist trotzdem mein absoluter Stempel-Rekord im Pass in 3 Wochen. Bürokratie liebe ich schon immer. Dieser leicht chemische Geruch der Formulare, deren Farbabrieb an meinen Patschefingern und Stempel im Allgemeinen. Herrlichst! Ja – möglicherweise hatte ich früher eine Kinderpost und war vielleicht auch schon auf dem Jakobsweg. Mondscheintour: Des Öfteren werden wir uns auf dieser Reise fernab von ziviler Lichtverschmutzung aufhalten. Ich bin immer noch an Milchstraßenfotografie interessiert und freu mich schon seit Wochen darauf, nachts um 3 Uhr aufzustehen, um den Himmel zu fotografieren. Klar - Sternschnuppen liebe ich auch ein wenig. Es wäre schon schön, wenn es mir gelingen würde, eine Wunsch-Schnuppe festzuhalten. Ein unbedachter, positiver Nebeneffekt des sehr frühen Aufstehens ist – der Kreislauf kommt in Schwung und mir wird wieder warm. Natürlich gebe ich mich vor Ort einer Generalprobe mit Stativ hin, um meine Kameraeinstellungen zu überprüfen. Knips-knips. Das Ergebnis? Schwarz auf Schwarz. Kein Stern. Kein Nix. Unter dem Schein meiner Stirnlampe führe ich eine Nachkontrolle der Einstellungen durch und finde keinen offensichtlichen Fehler. Die Kamera muss kaputt sein – alles andere ist undenkbar. Mist! Und das am Anfang der Reise! Ich schwenke den Sucher auf unser Lagerfeuer. Das Display bleibt schwarz auf schwarz? Vielleicht hilft es ja den Objektivdeckel abzunehmen? Aha! Doch nicht kaputt. Diese Probe breche ich hier und jetzt unter Eigengelächter ab. Später auf der Reise gelingt mir tatsächlich doch noch das ein oder andere Bild. [caption id="attachment_21589" align="alignright" width="570"] Ein Sternenhimmel wie aus dem Bilderbuch![/caption] Natur: Einer der ersten Campingplätze am Kaziikini Schutzgebiet hat keinen Zaun, um die niedlichen Tiere auf Distanz zu halten. Das finde ich prinzipiell gut. Die Gruppe bekommt direkt bei Ankunft drei Anweisungen:
  • keine geöffneten Snacks in den Zelten lagern
  • das offizielle Lager nicht verlassen
  • nachts nicht alleine auf Klo gehen oder umherwandern
Aha? Kurz nach der Ansage brüllt ein Löwe in der Ferne und ein zweiter antwortet – deutlich näher. Aha? Das Kollektiv stellt ausnahmsweise diese drei Anweisung nicht in Frage. Wer tags schon weiß, dass in der Nacht ein dringendes Geschäft pressieren wird – bekommt ein Zelt-Not-Klo in Form eines leeren 5-Liter-Wasserkanisters mit Sandboden. Aha? Das ist jetzt wirklich so gar nicht mein Ding! Und was soll ich machen, wenn das kleine Geschäft expandiert? Also ich werde nach 20 Uhr vorsorglich nichts mehr essen und trinken. Die kleine Not-Klo-Lösung wurde übrigens tatsächlich angenommen – nein, nicht von mir. Ich habe mir Rückendeckung von unserer 86-Jährigen Mitreisenden geholt, um stirnlampen-erhellt meine Waschhausroutine abzuspulen. [caption id="attachment_21600" align="aligncenter" width="745"] Bringen Herzen zum Schmelzen: Löwenkinder[/caption] Infrastruktur: Straßenmärkte und Souvenir-Shops haben es mir weltweit wirklich angetan und noch nie herrschte ein Mangel an Einkaufsgelegenheiten. Ich kann eigentlich alles gut gebrauch und weiß oftmals gar nicht wie dringend. Ich sag mal so, nach dieser Reise bin ich stolze Besitzerin von Wollsocken, eines Springbockfells, diverser Armbänder und Statuetten. Ein T-Shirt mit unserer Reiseroute und ein Hemd in einem fröhlichen Braunton mit wertiger Eine Elefant-Sands-Lodge-Stickerei habe ich mir auch noch genehmigt. Das Hemd sieht verdächtig nach Ranger-Oberbekleidung aus. Passt hervorragend zu meinem Camouflage-Rock. Die Kleidungskombination sorgt auf der weiteren Reise dafür, dass mich andere – ja, richtige Ranger - mit dem Hang-Loose-Handzeichen und einem ebenso lässigen "Whatsup?" in diversen Städten auf offener Straße begrüßen. Naturgemäß grüße ich mit einem freundlichen, leichten Nicken und überschwänglichem, norddeutschen „Moin!“ zurück. Kreatur: Es sprengt den Schreibrahmen alle Tiere einzeln zu erwähnen, welche auf unseren diversen Pirschfahrten zu Wasser oder zu Lande durchs Bild gelaufen, geflogen oder geschwommen sind. Auf Elefanten – als großes Ziel meiner Reise - möchte ich trotzdem noch eingehen. Für den heutigen Tag auf der A3 in Botswana platziere ich mich vorne auf dem Beifahrersitz und hoffe auf tierische Motive. Am Straßenrand ist eine Wasserleitung unter der Erde verlegt. Betonschächte mit Betondeckeln sollen die Zugänge vor unbefugtem Gebrauch schützen. Es ist heiß. Die Sonne brennt. Keine Frisur sitzt mehr. Alle dösen und dämmern hinten vor sich hin. Ich zähle tote Insekten auf der Frontscheibe. Wir fahren an so einigen Pfützen, verschobenen Deckeln oder zerborstenen Schächten vorbei. So eine Betonabdeckung ist für einen Elefanten offensichtlich kein Hindernis, sondern eher eine Herausforderung, welcher man sich gerne stellt und daran rüsselt. Und dann geht´s los - alle 50 Meter steht plötzlich in der Mittagshitze ein Elefant. Entweder wie bestellt in einer Pfütze oder unter Bäumen in Gruppen - beides direkt an der Straße. Ich dreh beim ersten Anblick steil und muss meiner Freude und Verblüffung akustischen Raum geben. Der Satz: „Schaut - dort steht ein Elefant!“ ist mir völlig entfallen. Raus rutscht mir rutscht nur ein infantiles: „Oh-oh-oh-da. Vorbei! Oh-oh-oh-da-da!“ Fahrer Ewald ist sichtlich verwundert und tritt abrupt auf die Bremse. Alle sind wieder wach und ich bin jetzt verliebt in Elefanten. Diese Verblüffung nutzt sich übrigens beim 20. Seitenstreifen-Elefanten etwas ab. [caption id="attachment_21598" align="alignleft" width="570"] Ein kleines Malheuer auf der Strecke[/caption] Reparatur: Auf irgendeinem Teilabschnitt im Nirgendwo gibt unser Truck ein neues, lautes Geräusch von sich. Ewald kommt am Rand des Highways zum Stehen. Kurze Diagnose - der Keilriemen ist gerissen. Zum Glück sind Ewald und Stephan nicht nur Köche, Kindermädchen und Übersetzer – sondern auch Mechaniker. Die beiden machen sich souverän daran einen neuen Keilriemen aufzuziehen. In der Zwischenzeit dürfen wir alle aussteigen. Die Anweisung lautet: „Bleibt in der Nähe des Buses.“ Nähe ist ja relativ und wieviel Distanz verträgt Sie? Die im Kopf formulierte Antwort von allen: „Ja, ja!" Ein paar Bus affine Mitreisende bleiben neben der improvisierten Werkstatt stehen – natürlich mit wohlgemeinten Tipps und Tricks. Nikolaus nutzt diesen Stopp um Interessierte mit einer Feldenkrais-Methode, in bewusste, neue Bewegungsabläufe einzuweisen. Die Neigungsgruppe bildet neben dem defekten Bus einen Halbkreis und bewegt sich langsam, fast schon bedächtig und synchron hin und her, vor und zurück. Alle anderen nehmen sich eine persönliche Auszeit – in Afrika Buschi-Buschi genannt - und sind nicht mehr zu sehen. Ich suche auf der anderen Straßenseite schlendernd Fotomotive. In zirka 70 Meter Entfernung treten acht Elefanten inklusive Kälbern aus dem Busch. Sie wechseln auf meine Straßenseite und kommen mir entgegen. Ich bin mir meiner Ranger-Verantwortung natürlich seit Hemd-Besitz bewusst und informiere die anderen über die Möglichkeit einer Elefantenbegegnung. Guide Stephan trommelt die Menschen-Herde sofort zusammen - es tauchen alle aus der Buschi-Buschi-Deckung auf und bewegen sich schnell - überhaupt nicht mehr synchron – Richtung Bus. Bootstour: Ein Bootsausflug im Gewitter auf dem Chobe-Fluss? Ja oder nein? Die Alternative im Zimmer zu sitzen, ist nicht ganz so verlockend - wir sind schließlich Reisende. Ich habe den Poncho der Ponchos im Gepäck und könnte – wenn es notwendig erscheint – damit ein Biwak bauen. Die Dauer der Entscheidungsfindung trägt dazu bei, dass es nur noch leicht regnet. OK – den Poncho nehme ich aber trotzdem mit. Wir werden mit der Aussicht auf Büffel und Nilpferde auf den Ausflugsdampfer verbracht. Zwischendurch pladdert es aber doch noch ganz schön - von oben - da es relativ windstill ist. Ich ergattere einen Sitzplatz in der noch überdachten ersten Reihe - merkwürdigerweise will da überhaupt keiner sitzen. Warum? Sobald der Wind auffrischt - damit umschließe ich auch Fahrtwind - kommt der Regen frontal. Aha! Es gibt ja spritzwassergeschützte Kameras. Ratet doch mal, was ich wohl nicht habe. Am Horizont läuft ein dramatisches Gewitter ab und im Vordergrund stehen malerisch Büffel und Nilpferde mit Silberreihern knietief im Schwemmland. Wunderschöne Kontraste. Tanz-Kultur: In einer Lodge wird um 19 Uhr eine Tanzvorführung dargeboten. Ich suche mir frischgeduscht durch das Hotel-Labyrinth meinen Weg zum Aufführungsort. Ich habe mir einen Videoauftrag erteilt und erfülle diesen vom Rand aus - in der ersten Reihe. Alles in allem wird es eine sehr rhythmische Darbietung. Keine Instrumente - nur Stimme, Klatschen, Stampfen, dramatische Mimik und große Gestik. Es sieht nach Spaß aus. Wer hätte gedacht, dass zum Abschluss der Aufführung freiwillige Mittänzer aus dem Publikum gesucht werden? Unter der ersten mir entgegengestreckten Hand des größten Tänzers ducke ich mit weg und täusche eine Ohnmacht vor. Mit dem Gebaren komme ich bei einer kleinen, sehr energischen Lady nicht durch. Sie schnappt lächelnd meine Hand und lässt nicht mehr los. Hm.... sie hat ja keine Ahnung. Es fängt mit einfachem Armeschwenken an und steigert sich zu mehr oder minder komplizierten Schrittkombinationen. Ich werde an den Zeremonienmeister und Einpeitscher abgeben. Ich bin irritiert, ob des Personenwechsels und direkt raus aus dem Takt. Mein Freestyle-Talent ist jetzt gefragt - sehr zur Verwunderung meines Tanzpartners. Humor ist ebenfalls von Vorteil, um diese Darbietung für mich zu einem einigermaßen würdevollen Ende zu bringen. [caption id="attachment_21594" align="alignright" width="570"] Wenn zwei Kulturen aufeinandertreffen[/caption] Kultur: Zusammen mit zwei Stammesangehörigen der San wollen wir durch eine weite, wilde Landschaft im Erongo-Gebirge schlendern. Feuermachen und Spurenlesen steht auf dem Vorführungsplan. Eine Schar Kinder beobachtet uns unter Gekicher - natürlich mit Sicherheitsabstand. Nicht mit mir. Ich fordere die frechste Kleine mit einer pantomimischen Einlage auf, an unserem Walk teilzunehmen. Es schließen sich alle bezaubernden Kinder an. Auf dem Weg suche ich mir drei etwa gleichgroße Steinchen und biete meine quasi nicht vorhandenen Jonglierkünste dar. Das scheinen noch nicht so viele Reisende vorgeführt zu haben. Es wird noch mehr gekichert – nicht mehr ganz so schüchtern. Feuermachen und Spurenlesen? Ach - die Interaktion mit den Mini-San ist für mich viel spannender. Auch ohne Worte kann man sich hervorragend auf das Spiel „Fangen und Werfen“ verständigen. Wobei ich versuche, gezielt jedem Kind einen Stein zuzuwerfen. Als Belohnung werden von den Kindern alle gefangenen Steine gleichzeitig in meine Richtung geworfen. Ein paar kann ich sogar mit einem artistischen Auftritt fangen - sehr zu meiner Freude! Bei der Feuer-mach-Präsentation hocke ich mich abseits in den Hintergrund und zeige der Kindergruppe auf meinem Kameradisplay die von mir bereits gemachten Fotos. Ich tippe auf die abgelichteten, einzelnen Persönchen in den Gruppenbildern und mir werden die Namen leise ins Ohr geflüstert. Alle wollen die Fotos sehen und müssen daher auf Tuchfühlung mit mir gehen. Irgendwann habe ich eine kleine Hand im Nacken, welche unbewusst und trotzdem fasziniert an meinen Haaren nestelt. Das liegt nicht unbedingt an meiner Haarpracht, sondern vielmehr daran, dass San die Haare einfach und sehr kurz tragen. Letztendlich wollen alle mal die Haare der komischen Tante streicheln oder zum Zopf zusammen zupfen. Ich bin genauso fasziniert von den jungen Menschen, wie sie von meinen Haaren. Entdeckungstour: In Swakopmund ist ein Tag der Freizeit gewidmet - dachte ich. Um 7:30 Uhr sitze ich ausgeruht und ohne mir bekanntem Plan für den Tag beim Frühstück. Ich lasse es mir gut gehen. Ein richtiger Tisch und richtige Stühle. Nichts kann zusammengeklappt werden. Fantastisch! So eine Camping-Reise lässt mich vor Freude über Kleinigkeiten - wie ein Bett mit Decke - fast in Tränen ausbrechen. Eine Mitreisende ist schon gestiefelt und bereit für ihren gebuchten Ausflug um 8 Uhr. Ich schlürfe in aller Seelenruhe meinen Kaffee, gucke Löcher in die Luft, frage höflich nach den Tagesplänen der anderen und verneine die Frage, ob ich etwas vorhabe. Ein stattlicher, im Safari-Look gekleideter Mann holt meine Mitreisende ab – es wird in der Lobby diskutiert. Ich verfolge den Prozess interessiert. Es scheint ein Problem zu geben. Logisch. Immer ist irgendetwas. Ich grinse und schlürfe meinen Kaffee. Die Rezeptionistin kommt in den Frühstücksraum und fragt alle anwesenden, wer sich noch für die Tour angemeldet hat. Eine Person fehlt noch. Ich denke mir meinen Teil lächelnd – es hört ja immer jemand nicht richtig zu. Nur sehr langsam kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht dieses fehlende Geschöpf sein könnte. Ist das möglich? Ein kurzes Handzucken meinerseits bei der Interessensabfrage am gestrigen Tag und schon ist der Vertrag geschlossen? Könnte sein? Ich war gestern etwas unkonzentriert auf Grund von genereller Erschöpfung durch Eindrücke und Erlebnisse. Ich bequeme meinen ausgeruhten Körper zur Rezeption um mich als Ersatzkandidat anzubieten. Hm – mein Name steht schon auf der Liste. Komisch. Inventur: Laut Mark Twain ist Reisen tödlich für Vorurteile. Das kann ich bestätigen. Auf dieser Reise habe ich wieder Tribut gezahlt - diesmal in Form eines Vorbehalts. Ich war dem arroganten Irrglauben aufgesessen, dass ich nicht mehr von Reisegruppen überrascht werden kann. Weit gefehlt. So viele unterschiedliche Lebensentwürfe, Herangehensweisen, liebenswerte Eigenarten und persönliche Spezialeffekte habe ich selten in einer Gruppe vereint erlebt. Eine ganz tolle und auch sehr besondere Mixtur. Das Ziel, auf einer Reise, unvergessliche Eindrücke und Erlebnisse zu sammeln vereint uns ja doch irgendwie. Akzeptanz der Verschiedenheit und Humor, lassen persönliche Differenzen - welche in jeder Gruppe auftreten - im Hintergrund verschwinden. Besondere Begegnungen mit phänomenalen Tieren, außergewöhnlichen Menschen und beispiellosem, klare Sternenhimmel springen in den Vordergrund. Offenheit schafft oft Verständnis. Eine Portion Gelassenheit oder Ohrstöpsel helfen natürlich auch. Den Kampf für ordentliche Fingernägel, eine adrette Frisur und saubere Füße habe ich direkt aufgegeben. Auch hier hilft die Akzeptanz des Iss-Halt-So-Zustandes weiter. Die daraus resultierende Freizeit und die weitest gehende Internetlosigkeit habe ich genutzt um mich Gesprächen, dem Staunen oder dem Schreiben zu widmen. Eigentlich wollte ich doch nur Elefanten sehen und habe schon wieder so viel mehr erhalten! Merci beaucoup an alle!
Buddhistische Tempel und geheimnisvolle Nudelsuppen – eine Rundreise durch Laos
Als echten Klassiker der laotischen Küche gibt es mittags Nudelsuppe mit Fleisch oder Gemüse, angeboten in einfachen Restaurants am Straßenrand. Es muss sie ein Geheimnis umgeben, die Nudelsuppe, denn herzhaft geschlürft und aufgesogen spürt man eine wohlige Zufriedenheit nach dem Verzehr. Unsere abenteuerliche Reise beginnt in Luang Prabang, wo wir uns auf einer unbefestigten Buckelpiste auf den Weg zu den Bergvölkern im Norden machen. Unterwegs probieren wir den köstlichen Reisschnaps in Ban Xang Hai, der dort auch destilliert wird. Weiter geht es zu dem Örtchen Ban Nanyang, welches sich von der Weberei ernährt. Wir erreichen am Abend Nong Khiaw und übernachten in einem schönen Resort. Das Örtchen liegt am Nam Ou Fluss, wo wir von der Brücke aus die untergehende Sonne beobachten. [caption id="attachment_21574" align="alignnone" width="745"] Sonnenuntergang in Nong Khiaw - ein Traum![/caption] Anschließend geht es zurück in die Königstadt Luang Prabang, die zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Der Nacht- und der Morgenmarkt sind emsig besucht und bieten allerhand kulinarische Köstlichkeiten. Mit dem Tuk Tuk ist man bequem unterwegs. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Fahrräder auszuleihen.

Begegnungen mit dem Buddhismus

Geprägt wird das Stadtbild auch durch den Buddhismus. Neben den urigen, zurückhaltenden Häusern glänzen die reich verzierten Tempel in schönen Farben. Wir besuchen den Königspalast, den Wat Pa Phon Phao sowie den Haupttempel Wat Xieng Thong und treffen hier Mönche und gläubige Buddhisten. Viele Eltern geben ihre Jungen in Klöster, damit die Kinder bereits im jungen Alter erste Erfahrungen sammeln können. Dies geschieht ganz ohne Zwang und nur wenn die Kinder es auch wollen. Luang Prabang ist bekannt für den Almosengang der Mönche, der dort zu einer touristischen Attraktion geworden ist. Auch anderenorts beobachten wir Mönche, die frühmorgens mit Schalen unterwegs sind, in welche die Gaben der Gläubigen gelegt werden. Sie erweisen durch die Spenden ihren Respekt, da die Mönche davon leben müssen. Wir tauchen ein in die buddhistische Tradition mit dem Segen der Baci-Zeremonie.

Wissenswertes: Von Wasserenergie bis zu Handys bei Zeremonien

Weiter geht es zum paradiesischen Kuang Si-Wasserfall, welcher in betörendem Türkis in mehreren Kaskaden zum Baden einlädt. Seine Lage in dichtem Grün macht ihn zu einem der schönsten Orte, die man gesehen haben muss. Wir besuchen auf unserer Reise noch den Tad Gneuang-, Tad Lo-, und den Tad Somphamit-Wasserfall. [caption id="attachment_21575" align="alignleft" width="250"] Buddha-Statuen so weit das Auge reicht![/caption] Auch aufgrund der hohen Niederschlagsmenge erzeugt Laos mit seinen Wasserkraftwerken sauberen Strom. Der Mekong-Fluss ist ebenso ein Energielieferant und mit seinen Fischvorräten noch eine Lebensader. Er ist Verkehrsweg und verbindet Landesteile per Boot, was wir unter anderem auf dem Weg zur Tham Ting-Höhle nutzen, in der wir unzählige Buddha-Statuen besichtigen. Die Mönche am Kuang Si-Wasserfall tragen Flip-Flops. Außerdem haben viele von ihnen ein Handy dabei, denn die Gebetszeremonien werden häufig übertragen. Wie nicht von dieser Welt muten die überdimensionalen Tonkrüge auf der Ebene nahe der Stadt Phonsavanh an. Man vermutet, dass die Gefäße als Graburnen dienten. Während des Krieges wurde das Gebiet hier stark bombardiert. Die Bomben sind in den offenen Bereichen zwar geräumt, doch die Krater erinnern wie Mahnmale an das Unfassbare.

Ein abenteuerlicher Roadtrip

Am nächsten Tag müssen wir wieder früh aufstehen, denn unser Programm ist anspruchsvoll. Wir rumpeln über eine harte Buckelpiste, die zwei einheimischen LKWs vor uns bereits zum Verhängnis wurde. Glücklicherweise schafft es unser Fahrer an den beschädigten Fahrzeugen vorbeizukommen. Vorsichtshalber sind wir alle vorher ausgestiegen. Als wir Vang Vieng nach dieser erlebnisreichen Abenteuertour erreichen, stellt sich bei mir erstmals das Gefühl von Urlaub ein. Ich kaufe mir zunächst ein neues T-Shirt und genieße dann eine ordentliche Massage nach all den Anstrengungen. Abends beobachten wir Heißluftballons, die der untergehenden Sonne entgegen schweben. Am nächsten Tag machen wir eine Bootstour in kleinen Motorbooten, auf der wir den Wasserbüffeln ganz nahekommen. Es geht weiter zu einer spektakulären Hängebrücke, von der aus wir zu einer Höhle wandern. Rast machen wir an der „Blauen Lagune“, an der man eine Zipline beobachten kann. Weiter geht es nach Vientiane, wo wir natürlich die Stadt besichtigen. [caption id="attachment_21576" align="alignnone" width="745"] Die Stadt Vientiane hat ihren ganz eigenen Charme.[/caption] Als Nächstes führt die Reise zur Kong Lor-Höhle. Dort in der Umgebung wartet eine besondere Unterkunft auf uns: Bambushütten auf Stelzen. Hier gefällt es mir so gut, dass ich den Ausflug zur Höhle mit einer sieben Kilometer langen Bootsfahrt einfach ausfallen lasse. Da der Ausflug sehr schön gewesen sein soll, würde ich das Ausfallen-Lassen nicht unbedingt empfehlen. Ich habe die freie Zeit allerdings genutzt, um meine Fotoausrüstung wieder auf Vordermann zu bringen und die Gegend allein zu erkunden. Bei einem Spaziergang galoppierten wilde Wasserbüffel an mir vorbei und wilden Hunden begegnete ich ebenfalls. Der Vorteil an diesem Alleingang war, dass mir wunderbare Fotoaufnahmen gelangen.

Handwerk und Kultur

Laos ist immer noch ein Agrarstaat. Vor allem auf dem Land sind viele Laoten Selbstversorger und leben von dem, was sie sammeln, ernten und fangen. Doch auch das Handwerk stellt eine Einnahmequelle dar. Wir besuchen Weber, eine Schnapsbrennerei, eine Kaffeeplantage, eine Messerschmiede und eine Nudelfabrik. [caption id="attachment_21578" align="alignright" width="480"] Auch der Besuch eines Weberdorfes gehört zur Reise.[/caption] Auf den skurrilen Märkten gibt es nicht nur Obst, Gemüse, Blumen und Gebratenes, sondern hier und da auch lebende Tiere. Eine Delikatesse sind offenbar auch Insekten, wie Bambusraupen, Grillen, Larven und Puppen von Ameisen und Wespen. Wir besichtigen interessante Tempel, Stupas und Ruinen und kommen schließlich an unserem Ziel, der Insel Don Khong, an. Eine lange Bootsfahrt auf dem Mekong bringt uns zur Insel Don Det und wieder zurück zum Hotel. Nach ein bisschen Erholung geht es zurück nach Vientiane, von wo aus wir nach Hause fliegen. Fazit: Die Rundreise Laos ist eine wundervolle Reise mit unvergessenen Eindrücken. Unser Reiseleiter Thongpet spricht fantastisches Deutsch und hat uns professionell durch sein Land geführt. In den Fahrzeugen sind wir sicher gereist und es gibt viel Platz für Gepäck und Proviant unterwegs. Wer Ursprüngliches mag und auf gewissen Luxus auch mal verzichten kann, der ist bei dieser Reise gut aufgehoben.
Herzliche Gastfreundschaft und kultureller Reichtum in Bulgarien
Glaubt mir, obwohl Bulgarien zu einem der ärmsten Länder Europas zählt, ist es auf andere Weise reich. Reich an Menschen, die ihre Türen und Herzen öffnen. Wir wurden umarmt von einer Herzenswärme und einem großen Maß an Gastfreundschaft wie bei „Tante Deshka“, Mihaela Kircheva oder Daniel und Maya vom Weingut Dragoshinov, die wir auf dieser zweiwöchigen Reise mit WORLD INSIGHT durch das sehr vielseitige Land erleben durften. Alle Menschen, denen wir begegnet sind, haben uns das Lebensgefühl ihres Landes auf kulinarische, kulturelle sowie musikalische Weise nähergebracht. Ich fühlte mich jederzeit und überall willkommen. Ich kehrte am Ende der Reise reicher zurück und sogar ein Stück weit beseelt.

Mehr als nur Strände und Küsten

Bulgarien ist weit mehr als Gold- und Sonnenstrand. Weit mehr als nur die Schwarzmeerküste. Es ist innerlich reich an historischen und kulturellen Schätzen. Auf dem Programm standen sehenswerte Weltkulturerbestätten wie das Felsenrelief des Reiters von Madara, das Thrakergrab von Kazanlak, das Kloster Rila und die Altstadt von Nessebar. Dazu Metropolen wie die Hauptstadt Sofia, Plovdiv und Varna, eine entschleunigte Panoramafahrt durch das Rhodopen-Gebirge und einige Wanderungen durch die unberührte, wilde Natur. Der erste Tipp für Reisende gleich zu Beginn: Geldumtausch, wenn möglich, direkt in der Stadt erledigen, nicht am Flughafen. Auf Empfehlung des Mitarbeiters an der Rezeption suchten wir uns als Gruppe eine Wechselstube unweit unseres Hotels in Sofia. Zu beachten ist, dass auf dem Schild der Wechselstube beide Kurse (We Buy, We Sell) angegeben sind. Für einen Euro bekamen wir dort 1,956 Lewa. Das war ein ziemlich guter Kurs. In größeren Städten ist die Bezahlung mit Karte oftmals kein Problem. In den Dörfern ist es besser, man fragt vorher, ob Kartenzahlung möglich ist. Ein paar Lewa sollte man auf solch einer Rundreise immer dabeihaben.

Sofia: Grüne Oasen und majestätische Berge

[caption id="attachment_21407" align="alignleft" width="250"] Rosen in Sofia[/caption] Mit reichlich Lewa in der Tasche begann die Rundreise in der Hauptstadt Bulgariens: Sofia. Beeindruckend, wie grün diese Stadt doch ist. Es gibt unheimlich viele kleine und große Parkanlagen, in denen man die Sommerhitze gut ertragen kann. Es blieb neben der offiziellen Stadtführung durch unsere sehr kompetente und bestens organisierte Reiseleiterin Vjara noch ausreichend Zeit, sowohl bei der Ankunft als auch am Folgetag, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Zum Reinkommen war es ein wunderschöner Einstieg in das Land. Die umliegenden Berge kamen mit jedem Tag näher, sie wirkten zunehmend mächtiger und majestätischer. Ratternd setzten wir unsere Fahrt mit der Schmalspurbahn fort und erlebten eine tolle und entschleunigende Panoramafahrt durch das Rhodopen-Gebirge. Im Gästehaus von „Tante Deshka“ fühlten wir uns mehr als willkommen. Wir genossen an beiden Tagen die Gastfreundschaft bei Musik, Tanz und landestypischem Essen. [caption id="attachment_21406" align="alignright" width="440"] Blick aus dem Gästehaus von „Tante Deshka“[/caption] Nun saßen wir wieder im Bus: Plattgedrückt war meine Nase schon von den vorbeiziehenden Berglandschaften. Die Fahrt war zuweilen sehr abenteuerlich, wenn wir Asphalt gegen Schotterpisten tauschten. Die Tropfsteinhöhle Yagodina mit ihren herausragenden Stalaktiten, Stalagmiten und seltenen Höhlenperlen war beeindruckend. Leider war das Fotografieren dort verständlicherweise verboten. Dies galt auch in der Christi-Geburt-Kirche in Arbanassi, deren Wände und Decken über und über mit biblischen Szenen wie ein großes Bilderbuch geschmückt sind.

Antike Entdeckungen in Plovdiv

Ein absolutes Highlight der Reise war die Stadt Plovdiv, die Kulturhauptstadt Europas 2019. Verließ man die eingetretenen Pfade der Fußgängerzone und bahnte sich links oder rechts seinen Weg, entdeckte man im Künstlerviertel Kapana zahlreiche Streetarts sowie kleine Cafés zum Verweilen oder was die Bulgaren sehr gern machen, Menschen beobachten. Sehenswert ist die Altstadt, die sehr gut über die Fußgängerzone zu erreichen ist, mit ihrem sehr prägnanten Kopfsteinpflaster. Die Spuren der Römer sind im Stadtkern sowie in der Altstadt unübersehbar. Dazu zählen das Antike Theater und das römische Stadion. [caption id="attachment_21411" align="aligncenter" width="745"] Römische Spuren in Plovdiv[/caption] Eingestreut ins Programm waren zwei- bis dreistündige Wanderungen in der Natur, die einen schönen Kontrast zu dem wuseligen Treiben in den Großstädten boten. Beeindruckend war der weite Blick von oben über Täler und Seen. Wer die schöne Berglandschaft wie die Wunderbrücken oder die Überreste der Festung Moniak erkunden möchte, dem seien Wanderstöcke durchaus empfohlen. [caption id="attachment_21414" align="alignright" width="407"] Im Archäologischen Museum von Varna wartete der älteste Goldschatz der Welt![/caption] Zur Halbzeit der Reise erreichten wir Nessebar, das Hotel, das malerisch in der Küstenstadt gelegen ist. Wunderschön ausgesucht, mit Blick auf das Schwarze Meer. Absolut hilfsbereit waren die Mitarbeiter, die die Koffer bis unters Dach schleppten und sich lächelnd von einem verabschiedeten. In der Vorsaison ist diese kleine Perle eine Wohltat, die engen, verwinkelten Gassen fast menschenleer. So konnte man sich in Ruhe treiben lassen, begleitet vom sanften Meeresrauschen im Ohr. Eine Wohltat war auch Varna, eine Stadt, die für wunderbare Aha-Momente sorgte. Da war ein dreiviertel Tag fast zu wenig, um sich alles in Ruhe anzuschauen. Wir besuchten das archäologische Museum mit dem ältesten Goldschatz der Welt. Den muss man einfach gesehen haben!

Entspannung in Varna: Boulevards und Vogelbeobachtungen

An unserem freien Nachmittag ließ sich Varna auf eigene Faust wunderbar erkunden. Das Hotel war dafür sehr zentral gelegen. Unweit davon lag der größte, älteste und bekannteste Meeresgarten Primorski-Park. Sportlich Aktive spielten Tischtennis, andere spazierten durch den malerischen Park. Sogar ein Paraglider nahm die grüne Wiese als Landebahn. Für die Augen schon von Weitem sichtbar war das Schwarze Meer. Um es zu erreichen, ging es treppab zur Party- und Strandmeile. Dort reihte sich eine Strandbar an die andere. Das Flair der Sommermonate konnte man bereits erahnen. Im Mai lag noch der Hauch der Vorsaison über Bars und Restaurants, in denen es sich nach einem ordentlichen Fußmarsch durch die Stadt gut bei einem kühlen Getränk entspannen ließ. [caption id="attachment_21422" align="aligncenter" width="745"] Ausblicke auf das Schwarze Meer[/caption] Am Hafen säumten Rosen in den schönsten Farben blühend und ihren betörenden Duft verströmend den Weg. Wo sonst die großen Kreuzfahrtriesen liegen, standen Männer mit der Angel in der Hand. In den Restaurants fand sich problemlos ein Platz, und die Erholungs- und Unterhaltungszone mit Riesenrad und anderen Fahrgeschäften war noch verwaist. Wer mochte, genoss das abendliche Flair auf dem breiten Boulevard in Richtung Muttergottes-Kathedrale. Für mittags und abends versorgte uns unsere Reiseleiterin Vjara mit Geheimtipps der einheimischen Küche. Als Alternative für den ausgefallenen Programmpunkt, den Besuch des Bärenreservats in Belitza, besuchten wir ein anderes Paradies. An der Straße zwischen Burgas und Sozopol liegt das Naturschutzzentrum Poda. Zu sehen gab es dort gefährdete und seltene Vogelarten. Wir bekamen Ferngläser, sahen Seeschwalben, kleine Kormorane, Reiher, Brandgänse und Stelzenläufer. Wir konnten Fragen stellen, die Mitarbeiter waren sehr hilfsbereit und erzählten uns, dass sich dieses Zentrum vollständig aus Eintrittsgeldern, verkauften Souvenirs und Spenden trägt. Es ist wirklich eine sehr schöne Station, die dank der Mitarbeiter und freiwilliger Helfer am Leben gehalten wird.

Veliko Tarnovo

Auf unserem weiteren Weg legten wir einen Stopp in der ehemaligen bulgarischen Hauptstadt Veliko Tarnovo ein. Von einem Aussichtspunkt gab es einen wundervollen Panoramablick, der die kleinen Handwerksläden eines Ikonenmalers und eines Holzspielzeugmachers präsentierte. Dann schauten wir noch einer Mutter und ihrem Sohn beim Töpfern der typisch bulgarischen Keramik über die Schulter. Angehalten durch unsere Reiseleiterin, die uns ermutigte, in die Läden hineinzugehen, legten wir unsere Scheu ab. In englischer Sprache flogen die Bekundungen für das Geschäft und Erklärungen zur Keramik hin und her. Das Gespräch war mehr als herzlich, ebenso wie die Eigentümer. [caption id="attachment_21425" align="aligncenter" width="745"] Die ehemalige Hauptstadt Bulgariens gehört zu den schönsten Städten des Landes. Zu Recht![/caption] Irgendwo im Balkangebirge liegt das schöne Dorf Bozhentsi. Es beeindruckte mit seinen gut erhaltenen zwei- und dreistöckigen Häusern und öffentlichen Gebäuden. Mehrere Häuser wurden in Museen umgewandelt. In diesem bezaubernden Dorf schien die Zeit still gestanden zu sein. Wir aßen dort zu Abend, lernten, wie der typisch bulgarische Joghurt hergestellt wird und verkosten diesen beim gemeinsamen Abendessen in geselliger Atmosphäre. Vom schönen Dorf ging es danach ins bezaubernde Tal der Rosen. Duftendes Gold aus Bulgarien: Das Land ist einer der weltgrößten Erzeuger von Rosenöl. Die Ernte der Rosenblüten begann bereits in den ersten Maitagen, früher als sonst, aufgrund des trockenen und milden Frühlings. Geerntet wurde vor Sonnenaufgang, nur per Hand. Keine Schere, keine Handschuhe, so erklärte es uns Alexej. Die familiengeführte Rosenölmanufaktur befindet sich am Rande von Kazanlak, ein Hektar großes Rosenfeld direkt hinter dem Haus. Dort erhalten wir einen Einblick in die Produktion. An einer weißen Wand ist der Herstellungsprozess dargestellt, die Destillierapparate sind modern ausgestattet. Natürlich dürfen duftende Mitbringsel für die Daheimgebliebenen nicht fehlen. Wir verlassen Kazanlak, die blühenden Rosenfelder begleiten uns. Leider nicht bis Sofia, wo unsere Reise endet.
Völker der Vielfalt: Eine Reise durch Süd-Äthiopiens ethnische Landschaft
Was denn Äthiopien zu so einem gleichsam ausgefallenen wie wunderschönen Reiseland macht? Für die Antwort muss Woubshet nicht lang überlegen. „Die vielen verschiedenen Völker“, antwortet er, ohne mit der Wimper zu zucken. Das Volk der Karo, Hamer, Mursi und Dorze sowie das Volk der Konso lernen Reisende auf der Erlebnisreise durch den Süden des Landes kennen. „Das ist immer ein wahres Highlight“, erzählt Reiseleiter Woubshet, das Leuchten in seinen Augen ist dabei unübersehbar, „weil diese Völker gar keine Vorstellung von anderen Lebensweisen haben. Das Gebiet, in dem viele Naturvölker ansässig sind, das Omo-Tal, nennen viele daher auch das ‚Afrika von gestern‘.“ [caption id="attachment_21339" align="alignright" width="198"] Guide Woubshet freut sich, Reisenden sein Land vorzustellen.[/caption] Ein Afrika, das man laut Woubshet unbedingt kennenlernen sollte – nicht irgendwann, sondern so schnell wie möglich: „Ich glaube“, erzählt unser Reiseleiter, „man sollte dieses Gebiet wegen der einzigartigen Kultur sehen – bevor es zu spät ist. In ein paar Jahren kann all das schon anders aussehen.“ Doch was sind die Erlebnisse, die Abenteurer in die Tiefen der afrikanischen Kultur führen – und hinein in eine scheinbar vergangene Zeitzone? Die Reisetopps der WORLD INSIGHT-Erlebnisreise nach Äthiopien beantworten die Frage. Der erste dieser Art entführt Reisende in die Konso-Dörfer, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ausgezeichnet wurden – die Erwartungen sind dementsprechend hoch, keine Frage. Doch dieser Ort weiß sie zu erfüllen. Reisegäste besuchen die Dörfer der Konso, die bekannt für ihre kunstvolle Bauweise und Terrassenlandschaften sind. Sie streunen nicht nur durch die Terrassenlandschaften, in denen die Konso vorbildlich Permakultur betreiben, sondern lernen an ihren Kultplätzen auch mehr über ihre Glaubensvorstellungen und wie sie ihren Ahnenkult pflegen – spannend! Als besonderer Höhepunkt wartet der König von Konso darauf, Interessierten über sein Volk zu berichten. Mit einzigartigen Bildern auf der Kamera und im Kopf, geht die Reise weiter – heraus aus dem Konso-Bergland, bis hin zum Fuße der Buska-Berge, ins dörfliche Turmi an der kenianischen Grenze. Die Strecke mag zwar ihre Länge haben, langweilig ist sie dadurch aber nicht. Denn immer wieder halten wir am Wegesrand, um hier ansässigen Völkergruppen, wie etwa den Benna und Arbore, einen Besuch abzustatten. Der Fakt, dass es nirgendwo sonst auf der Welt eine ähnlich große kulturelle Vielfalt auf einem derart kleinen Raum gibt, fällt hier im Omo-Tal nicht schwer zu glauben. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich der Wunsch bildet, noch tiefere Einblicke zu erhaschen. Die Karo und die Hamer kommen da gerade recht. Sie begeistern mit die mit Körperkunst und indigenen Ritualen. Die Karo, die die Uferregionen des Omo-Flusses besiedeln, begeistern mit ihrem kunstvollen Schmuck aus Naturmaterialen – die bemalten, kunstvoll verzierten Körper sind Fotomotive, die geradezu nach der Kamera rufen. Doch auch bei den Hamer, die im Anschluss auf dem Reiseplan stehen, fällt es schwer, die Kamera wegzulegen. „Die Hamer legen viel Wert auf ihre Frisur. Die Haare färben sie mit Kalk, Erde und Butter. So schimmern die Haare besonders, wenn die Sonne auf sie strahlt“, weiß Woubshet.   [caption id="attachment_21331" align="alignnone" width="745"] Beim Volk der Hamer genießt die Frisur eine große Relevanz.[/caption]   Man muss ein wenig Glück haben, um die Traditionen der Völkergruppen beiwohnen zu können, aber Woubshets letzte Reisegruppe hatte es – sie konnte eine typische Rindersprung-Zeremonie miterleben. „Dabei wird der Übergang von der Kindheit zum Erwachsenen gefeiert. Die jungen Männer versuchen dabei dann, das Interesse der Frauen zu gewinnen, indem sie auf den Rücken hintereinander aufgestellter Kühe laufen.“ [caption id="attachment_21335" align="alignright" width="233"] Der Lippenteller gilt bei den Mursi als Schönheitsideal.[/caption] So viele ursprüngliche Einblicke haben fast ein wenig Suchtcharakter. Glücklicherweise steht aber ein weiterer Besuch eines spannenden indigenen Volkes noch bevor: die Mursi. Angekommen im Mago-Nationalpark, ihrer Heimat, staunen Reisende zunächst einmal nicht schlecht: Frauen mit riesigen Tellerlippen hebend grüßend die Hand. „Dafür sind die Frauen dieses Volks berühmt“, erzählt Woubshet. „Die Lippenscheiben gelten bei den Mursi als Schönheitsideal.“ Hatten Reisende zuvor doch das Gefühl, in der Zeit zurückgereist zu sein, trübt dieses Gefühl bei den Mursi doch etwas – der Konflikt zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist hier spürbar, denn zunehmend wird versucht, die Mursi sesshaft zu machen, ihre einstigen Weideflächen werden nun vermehrt von Baumwollplantagen zurückgedrängt. Nach dem Besuch der Mursi steht noch ein weiterer Besuch einer Urvölkergruppe statt: das Dorze-Volk, für das es hoch hinaus geht. Auf knapp 3.000 Meter erwartet uns das gleichnamige Dorze-Hochland mit einmaligen Ausblicken über den afrikanischen Grabenbruch und die Seen. Das wahre Highlight sind jedoch die Dorze selbst, die besonders für ihre Webekunst bekannt sind. Sogar in der Hauptstadt werden ihre Waren verkauft – und als besonders wertig angesehen. Manch einer wird in Anbetracht der Behausungen dieses spannenden Volkes ein wenig lächeln, denn ihre Häuser erinnern fast an zornige Elefantengesichter. Und hier ist er wieder – der Moment, in dem WORLD INSIGHT seinem Namen alle Ehre macht, in dem echte Einblicke warten: Eine Familie heißt Reisegäste in ihrem Zuhause willkommen und führt in das Innenleben ihrer einzigartigen Behausung. Dabei erfahren Reisende viel über die kunstvolle Bauweise dieser besonderen Häuser. Währenddessen bereitet die Familie auf offenem Feuer das traditionelle „Kojo“-Brot aus den Blättern der „falschen Bananenpflanze“ zu. Selbstverständlich dürfen auch wir diesen köstlichen Bissen probieren! „Die meisten Menschen kommen vorrangig wegen der Völkergruppen nach Äthiopien“, weiß Woubshet. Doch dass sich Flora und Fauna des Landes in Sachen Vielfalt verstecken müssen, heißt das nicht – im Gegenteil: „Die Landschaft in Äthiopien ist wirklich einzigartig.   [caption id="attachment_21347" align="alignnone" width="745"] Von Dorze zum Abaya-See: eine wundervolle Landschaftswelt![/caption]   Im Süden gibt es hohe Bergformationen bis hin zu weiten Steppen – es ist vielfältig. Man kann kein Gebiet mit einem anderen vergleichen, man hat einfach immer die Augen offen.“ Und das ist auch gut so: Denn sonst würden wir vielleicht verpassen, wie der Eisvögel nach Beute suchend über die Gewässer des Abijata-Shalla-Nationalpars schwirrt. Oder wie die imposanten Marabou-Störche auf ihren langen Stelzenbeinen durchs Wasser waten, während sich Flamingos, Pelikane und Kormorane an den Ufern tummeln. Dass mehr Reisende sich trauen, auf unbekannten Pfaden zu wandeln, um sein Äthiopien kennenzulernen – das wünscht sich Woubshet für das Jahr 2025. Es ist ein Land, das sowohl abenteuerlustige Entdecker als auch kulturinteressierte Besucher anzieht und vor allem mit einem nicht geizt: einer Authentizität, die ihresgleichen sucht.
Zwischen Kaukasus und Kaspischem Meer – Erlebnisreiches Aserbaidschan
Ein paar grundlegende Bemerkungen: Wenn man an den Kaukasus denkt, dann fallen einem zunächst die Länder Georgien und Ar­menien ein, die in historischer und kultureller Hinsicht schon seit jeher eine starke Affinität zu Europa aufweisen. Beide Staaten gelten als Wiegen des Christentums mit überwältigender Landschaft und einzigartigen Bauwerken. Aserbaidschan kann als die anderen beiden Länder in vielerlei Hinsicht ergänzender Teil einer Art kaukasischer Triade verstanden werden. Wir hat­ten vor diesem Hintergrund schon frühzeitig die Entscheidung getroffen, die drei genann­ten Länder im Rahmen abgegrenzter, aber in jeder Hinsicht doch recht ausführlicher Reisen kennenzulernen: Auf Georgien (im [caption id="attachment_21261" align="alignright" width="235"] Reiseleiter Gurban sorgt für gute Stimmung.[/caption] April 2023) und Armenien (September/Oktober 2023) ging es diesmal eben nach Aserbaidschan und wir kön­nen nur allen an der Kaukasus-Region Inte­ressierten dazu raten, es uns gleichzutun:  Man wird nicht nur fünf Tage lang, sondern zwei intensive Wochen an Erfahrungen und Eindrü­cken belohnt und nach der Rückkehr ein unver­gessliches und gleichzeitig äußerst differen­ziertes Bild der gesamten Region erhalten haben. Wir haben also ganz bewusst genau diese Reise gebucht, um ein wenig mehr von der spe­ziellen Kultur und dem Leben der Menschen kennenzulernen. In diesem Sinn wa­ren die Reise­route, die Schwerpunktsetzung, die Organi­sation, besonders jedoch die ange­nehme, enga­gier­te und äußerst kompetente Betreuung durch unseren Reiseführer Gurban Alaskarov na­hezu perfekt. Seine fürsorgliche Art, sehr oft für ein Mittagessen in Form eines schmack­haften Picknicks zu sorgen, wird uns in Erinnerung bleiben. Gurban ist übrigens ausgezeich­ne­ter Mu­siker, weshalb uns nachfolgenden Reisenden zu empfehlen ist, nach herumlie­genden Saitenin­strumenten Ausschau zu halten und sie ihm in die Hand zu drücken. Es lohnt sich…! Für das Gelingen einer Reise sehr wichtig sind vor allem auch die Mitreisenden: Diesbezüglich hat alles bestens funktioniert und jede(r) Einzelne hat dazu beigetragen, eine für alle Teilneh­merInnen angenehme Atmosphäre zu schaffen...! Was ist das Besondere an dieser Reise nach Aserbaidschan…? Meiner Meinung nach sind die besuchten Orte, Regionen und Sehenswürdigkeiten in einem sehr ausgewogenen Verhältnis zueinander ausgewählt worden, sodass man nicht nur einen hervorragenden Eindruck von den allgemeinen Charakteristika dieses Landes gewinnt, son­dern auch einige lokale Besonderheiten zu schätzen lernt. Der Umfang des Gesehenen und Erlebten ist jedenfalls so groß, dass man in einem kurzen Bericht gar nicht auf alle Attraktio­nen und Höhepunkte dieser Reise eingehen kann. Aus diesem Grund möchten wir vor allem auf jene besonderen Erinnerungen verweisen, die uns sehr überrascht haben und auf die wir zukünf­tige Reisende gerne aufmerksam machen möchten.

Der erste Teil der Reise: Von Baku nach Sheki…

[caption id="attachment_21276" align="alignleft" width="387"] Baku überrascht mit einzigartiger Kultur.[/caption] Es war von Vorteil, die Stadt Baku in zwei Etappen kennenzulernen: Einmal in ihren Grundzü­gen und wesentlichsten Sehenswürdigkeiten in teil­weise auf Grund des gerade überstande­nen Nacht­flugs nicht ganz ausgeschlafenem Zustand. Ein andermal im Rahmen selbst zu gestaltender Freizeit im Sinne einer Vertiefung besonderer Interessen kurz vor der Heimreise. Die Stadt ist so vielfältig in ihren frühzeitlichen und mittelal­terlichen Elementen, dem bedeut­samen Bezirk mit Bauten aus der Gründerzeit zu Ende des 19. Jahr­hunderts sowie der zum Teil futuristischen Architektur der Gegenwart… Ganz wichtig war zunächst der Blick von oben, vom beeindruckenden Highland Park, um die Stadt in ihrer Totalität, aber auch recht deutlichen Gliederung wahrzunehmen: Die von einer Mauer umgebene, mittelalterliche Altstadt und unmittelbar daneben die sehr großzügig an­gelegten Geschäfts- und Wohnviertel mit zum Teil sehr breit angelegten Boulevards, auf de­nen einmal jährlich sogar ein Formel 1 – Grand Prix genug Platz findet. Der Orientierung dient zunächst ein Spaziergang über das Kopfsteinpflaster der engen Gassen, vorbei an ehemaligen Karawansereien, kleinen Moscheen, aber auch an den zu Recht bekanntesten Se­henswürdig­keiten der Stadt, nämlich den Palast des Schahs von Schirvan und dem geheim­nis­vollen Mäd­chenturm. Der moderne Kontrapunkt dieser Eindrücke ist ein Besuch des nicht nur architekto­nisch überaus interessanten Kulturzentrums Heydar Aliyev, errichtet von Zaha Hadid. [caption id="attachment_21283" align="alignright" width="375"] Eine Stadt wie aus dem Bilderbuch: Lahij.[/caption] Ganz im Bewusstsein, noch einmal in diese Stadt zurückzukehren und die Besichtigung später fortzuse­tzen, führt uns schon der nächste Tag ins Gebirge, in das uralte, kleine, aber äußerst maleri­sche Handwerkerstädtchen Lahij. Spätestens an diesem Ort lernt man eine Besonder­heit Aser­baidschans kennen: Diese Nation hat viele verschiedene ethnische, sprachliche und kulturelle Wurzeln. Ein Teil der Bevölkerung dieser Gegend, sind Taten, die vor Jahrhunderten von Persien kommend sich hier angesiedelt haben. Lahij wirkt mit seinen gepflasterten Gas­sen, Höfen und alten Häusern wie eine Stadt aus dem Bilderbuch und die Zeit wirkt wie ste­hengeblieben. Der nächste Höhepunkt der Reise folgt schon am nächsten Tag und vermittelt ein wenig Ge­schichtsunterricht: Man ist plötzlich mit einem etwas anderen Albanien konfrontiert, als man es vom Balkan gewohnt ist. Es gibt nämlich ein längst untergegangenes, antikes Königreich gleichen Namens, dessen Hauptstadt, einst sowohl Handelszentrum als auch Bi­schofssitz, sich unweit des heutigen Qabala befunden hat. Heute staunt man über die noch erhaltenen, gi­gantischen Stadttore und Mauern, die sich über mehrere, zum Teil archäolo­gisch noch gar nicht untersuchten Stadtteile erstreckt. Unser nächstes Ziel ist Sheki, erneut eine Stadt, die viel älter ist, als jene in Euro­pa und voll mit großartigen Sehenswürdigkeiten: Der Palast des ehemaligen Khans, von außen eher un­scheinbar, zeigt eine prächtige Innenausstattung mit dekorativ-bunten Fresken und wunder­baren Glasfenstern. Eindrucksvoll sind die Größe und die mächtige Bau­art der wunderschön restaurierten Karawansereien sowie die Vielfalt der am Markt angebote­nen Sortiments an Obst und Gemüse. Spätestens beim Besuch des oberhalb von Sheki gelegenen Bergdorfs Kish wird uns erneut das christliche Erbe der Gegend bewusst: Die kleine Dorfkirche St. Elisæus geht auf eine Grün­­dung im 1.Jhdt. zurück und präsentiert in einem kleinen Museum sehr interessante hi­sto­rische Artefakte und sakrale Gegenstände. Wenig später genießen wir einen kurzen Spa­ziergang zur Georgskirche von Kurmuk unweit der georgischen Grenze, von der man eine großartige Fernsicht hat.  

Der zweite Teil der Reise: Von Sheki in den Süden nach Lankaran…

Wir begeben uns nun an den Südrand jener großen Ebene, die zwischen den Ausläufern des Großen und des Kleinen Kaukasus gelegen ist. Wir erreichen Ganja und genießen zur Ab­wechslung wieder das Flair einer Großstadt. Besonders beeindruckt uns die über einem Mau­soleum erbaute, architektonisch sehr reizvolle und stimmungsvolle Imamzadeh-Moschee. Reisen lebt von Überraschungen und vor allem auch solchen, auf die man vorbereitet scheint. Der Besuch in Göygöl, dem früheren Helenendorf, konfrontiert uns mit der Geschichte ehe­maliger deutscher Siedler und den vielen Spuren, die aus dieser Zeit noch vorhanden sind. Die Anlage der Straßen, vor allem jedoch so manche Gebäude mit ihren zum Teil noch erhal­tenen, originalen Inneneinrichtungen, vermitteln ein Bild wie vor hundert Jahren: Migranten aus Schwaben, die es in Aserbaidschan zu einem gewissen Wohlstand gebracht haben, unter Stalin jedoch vertrieben wurden. Eine lange Fahrt bringt uns nun in eine völlig andere Gegend nahe der iranischen Grenze. Lankaran ist eine hübsche, kleine Stadt am Kaspischen Meer, im Zentrum eines landwirt­schaft­­lich sehr fruchtbaren Gebiets. Auch hier treffen wir auf eine sprachliche und ethnische Min­derheit, die sogenannten Talyschen, die im 18. Jahrhundert vorübergehend sogar einen un­abhängigen Staat gegründet hatten. Eine besondere Attraktion dieser Gegend sind die „bren­nenden“ Quellen und Brunnen, wo sich das Wasser auf Grund seines Gehalts an Methan leicht ent­zünden lässt. Der Höhepunkt dieses Teils unserer Reise ist jedoch der Hirkan – Nationalpark nahe der irani­schen Grenze, der uns einen Eindruck davon vermittelt, wie unser Mittelgebirge als Folge des Klima­wan­dels in ein paar Jahrzehnten bestmöglich aussehen könnte: Ein lichter, artenreicher Laub­wald mit hoher Biodiversität, bestehend aus Eichen, Hainbuchen und anderen trocken­heitsre­sistenten und dem jeweiligen Standort angepassten Baumarten. [caption id="attachment_21287" align="aligncenter" width="2560"] Der hirkanische Wald ist UNESCO-Weltkulturerbe.[/caption]

Der dritte Teil der Reise: Zurück in den Norden, hinauf in die Berge und ein letzter Blick auf Baku…

Die nächste Etappe führt uns zu dem in Ufernähe des Kaspischen Meers gelegenen Shirvan – Nationalpark und wieder müssen wir angesichts der dort vorkommenden Fauna an unsere Gegenwart und Zukunft denken: Es ist nämlich kaum möglich, ein Tier zu fotografieren, ohne gleich­zeitig einen Bohrturm oder eine andere Installation des Erdölzeitalters aufs Bild zu be­kommen. Der allgegenwärtige, weltweite Energiehunger und der attraktive Rohstoff­reichtum von Aser­baidschan lassen gegenwärtig noch nicht erkennen, wie es mit unserer Wachstums­ökonomie in Zukunft weitergehen wird. Da ist das nächste Reiseziel eine willkommene Abwechslung: Die Stadt Quba ist nämlich Aus­gangs­punkt gleich mehrerer Attraktionen. Zunächst geht es durch atemberaubende Land­schaften auf engen Straßen hinauf ins Hochgebirge. Das Dorf Khinalug liegt auf einer Seehö­he von rund 2200 m, stammt aus prähistorischer Zeit und war ursprünglich – wie könnte es an­ders sein – zum größten Teil von einer sprachlichen und ethnischen Minderheit bewohnt. Das kleine, von der lokalen Bevölkerung eingerichtete Museum gibt einen guten Einblick in die Besonderheiten dieses Orts. Ein weiterer Besuch führt uns ins Dorf Kriz, wo wir erfahren, auf welche Weise man in dieser extremen Lage wirtschaftlich überleben kann. Zurück in Quba wartet auf uns die nächste Überraschung: Der Stadtteil Qırmızı Qəsəbə ist eine Siedlung der sogenannten Bergjuden, die dem Ruf, eines der letzten Shtetl zu bilden, gerecht werden. Der Ort wirkt zwar verlassen, doch wird auch neu gebaut und es herrscht offen­sichtlich auch kein Mangel an Finanzierungen, sei es von Seiten mancher russischer Oli­garchen oder anderer Geldgeber. Der beeindruckende Friedhof zeigt die Verbundenheit des abge­wan­­derten Teils der Bevölkerung und das moderne Museum ist aus touristischer Per­spektive ein absolutes Must-see. Die letzte Etappe unserer Reise konfrontiert uns mit einer Reihe starker Argumente, warum man Aserbaidschan unbedingt kennenlernen sollte: Die Schlammvulkane und vor allem die steinzeitlichen Fels­zeichnun­gen von Gobustan, das übrigens über ein ganz ausgezeichnetes Museum verfügt, sind einzigartige Attraktionen. Dasselbe gilt für die Sehenswürdigkeiten auf der Halbinsel Absheron, nämlich die seit dem Altertum brennende Erde Yanar Dag und vor allem der nachgebaute Feuertempel Ateschgah samt seinem sehr anschaulichen Museum. Der letzte Reisetag in Baku wird einem zu kurz, um alle noch bestehenden Besichtigungsplä­ne und Interessen zu berücksichtigen. Ein spezieller Tipp ist die vorzügliche Küche: Fischlieb­habern wird dringend empfohlen, Stör zu kosten, am besten in pikanter Granatapfelsauce…!
Mongolei unvergessen: Ein Abenteuer inmitten unermesslicher Weite
Ganz am Anfang erfolgt gleich ein großes Danke für die hervorragende Organisation inkl. 1. Klasse Bahn An- und Abreise und für unsere großartige Reiseleiterin „Ama“. „Ama“ war unserer Gruppe eine außergewöhnlich tolle, liebe, bescheidene, hilfsbereite, gebildete, sanftmütige, geduldige und erfahrene Reiseleiterin. Sie gab jedem von uns das Gefühl, jederzeit sicher aufgehoben und willkommen zu sein! Eine Lobeshymne an die mongolische Tierwelt [caption id="attachment_21192" align="alignright" width="250"] In Ulaanbataar findet man zahlreiche Kontraste. Hier: alt neben neu.[/caption] Die Mongolei ist ein sehr beeindruckendes, riesengroßes und, abgesehen von der Hauptstadt Ulaanbataar, von Menschen dünn besiedeltes Land. Als leidenschaftliche Großtiertierärztin war ich ganz besonders von den freilebenden, grasfressenden Haustieren begeistert. Zwischen den kleinen Wiederkäuern wie Schafen und Ziegen grasten große Wiederkäuer wie Rinder, Yaks, Kamele und natürlich Pferde. Auf die typischen mongolischen Pferde muss ich eine Lobeshymne anstimmen. Mit ihrem perfekten Exterieur sind sie außergewöhnlich gesunde, ausdauernde, freundliche, leistungsbereite, willige und sehr fleißige Geschöpfe. Ich liebe diese Tiere. In der Mongolei werden menschliche Behausungen eingezäunt und im Gegensatz dazu sind die grasfressenden Haustiere omnipräsent und völlig frei. Ihre Besitzer sind Nomadenfamilien die, abhängig von der Weidesituation, mehrmals im Jahr samt ihren Jurten ihren Haustieren nachfolgen. Herdenschutzhunde in ihrem Element [caption id="attachment_21194" align="alignleft" width="297"] Unverzichtbar bei den Jurtenansammlungen: der Herdenschutzhund[/caption] Zu diesen Jurtenansammlungen gehörten immer auch, offensichtlich typische, Herdenschutzhunde. Wie ich soeben nachgelesen habe, sind es sogenannte Bankhars, mongolische Mastiffs. Wenn wir mit unseren russischen, sehr geländetauglichen, Bussen an einsamen Jurten vorbeifuhren, konnten wir den Wachinstinkt dieser Hunde ehrfürchtig beobachten. Dann liefen sie zähnefletschend und laut bellend den Bussen entgegen und nebenher. Als wir „unsere“ vier Nomadenfamilien besuchten und wegen Regens zweimal vor Ort übernachten durften, akzeptierten uns diese klugen Hunde aber sofort als zu den Jurten zugehörig. Es war faszinierend, diese instinktsicheren und besonderen Hunde zu beobachten. Tagsüber hielten sie sich sehr unauffällig, fast schläfrig, am Nomadengelände auf. In der Nacht jedoch konnten wir alle die Verwandlung in laut bellende, beschützend patrouillierende Wachhunde mitverfolgen. Hunde aus weiter entfernten menschlichen Behausungen schlossen sich zu schlagkräftigen, sehr bellfreudigen Truppen zusammen und beschützten dadurch Nacht für Nacht Menschen und ihre Haustiere. Dort, wo Wölfe vermehrt eine Gefahr für die weidenden Haustiere darstellten, das ist vor allem in den Bergen der Fall, werden kleine Wiederkäuer abends in sogenannte Nachtpferche getrieben. Dort konnten sie, zusätzlich geschützt durch Bankharts, eine sichere und geruhsame Nacht verbringen. Bei unseren Wanderungen wurden wir auch von einem besonders „reiselustigen Rüden“ [caption id="attachment_21201" align="alignright" width="410"] Nachtpferche bieten den Tieren Schutz.[/caption] begleitet. Dieser fröhliche vierbeinige Geselle hatte großen Spaß dabei, uns Menschen tagsüber zu begleiten. Die mongolische Kultur hautnah Unsere Gastnomadenfamilie schlachtete, uns zu Ehren, ein Schaf auf traditionelle Art und Weise. Bei der Zubereitung des leckeren Eintopfes durften wir dabei sein und genossen die Gastfreundschaft in fröhlicher Runde. Apropos Essen, das mongolische Essen ist extrem fleischlastig. Unsere mitreisenden Köche waren aber international erfahren und zauberten täglich köstliche, frisch zubereitete Mahlzeiten. Die Tatsache das Nomaden, naturgemäß, keine Gemüsebauern sind, wurde mir auch erst auf dieser Reise bewusst! Dass die Weidewirtschaft eine grundsätzlich natürliche und nachhaltige Landwirtschaftsform ist, kann in meinem Lieblingsbuch von Dr. Anita Idel „Die Kuh ist kein Klimakiller“ nachgelesen werden. Die Reise war, wie schon anfangs gesagt, perfekt organisiert und wurde von zahlreichen sehr erfahrenen Einheimischen gemanagt. Unsere geländetauglichen Busse ließen uns, dank regelmäßer prophylaktischer Wartung durch unsere Fahrer, niemals im Stich. Über Yaks und Kaschmirziegen Asphaltierte Straßen gab es vor allem zwischen der Hauptstadt Ulaanbaatar und den Aimagzentren. Der Rest des Landes ist nur auf Steppenpisten zu befahren bzw. mit Tieren zu erreichen. Solche typischen Tiere durften wir während unserer Trekkingtour nutzen. Es waren Yaks. Wegen der grunzähnlichen Laute wird der Yak treffend auch „Grunzochse“ genannt. Diese domestizierten Rinder haben 1-2 Rippenpaare mehr als gewöhnliche Hausrinder. Dadurch haben die Atmungsorgane besonders viel Platz. Das Leistungsvermögen dieser, für uns seltenen, Rinderart zeigte sich uns. Vollgepackt mit unserem nötigen Gepäck wurden sie von reitenden Nomaden getrieben und benötigten dabei ihre besonders große Atemkapazität. Sie atmeten heftig bei offenem Maul und herausgestreckter Zunge, erholten sich aber sehr rasch von der Anstrengung.   [caption id="attachment_21193" align="alignnone" width="2560"] Auch beim Yak-Melken war Jutta mit von der Partie.[/caption]   Aus der Wolle von Yaks können, ähnlich der berühmten Kaschmirziegen, Wollprodukte hergestellt werden. Ein Paar Yaksocken erstand ich zum Beispiel im großem Einkaufszentrum in der Hauptstadt. Alles über Kaschmirziegen konnten wir durch das Befragen einer besuchten Nomadenfamilie erfahren. Insgesamt durften wir viermal in Jurten von echten Nomadenfamilien Platz nehmen und vieles über Schafe, Ziegen, Pferde, Rinder, Yaks und Kamele erfahren. Die aus diesen Tieren gewonnenen Produkte durften wir mit allen Sinnen genießen. In der Hauptstadt schloss sich der Produktionszyklus, Kaschmirziegen betreffend, beim Besuch einer Kaschmirfabrik. Eine Ode an das Nomadenleben Wie man merkt, ist mein Bericht ein Ode an das nomadische Leben und die nomadische Natur. Bei dieser Reise kam jedoch auch die mongolische Kultur ausreichend zu ihrer Ehre. Wir besuchten zahlreiche buddhistische Klöster und konnten die mongolische Spiritualität erfahren. Durch den Besuch von Denkmälern und Museen klappte die Wissensvermittlung interessant und spannend. Alles in allem war es für mich eine zutiefst beeindruckende und tief berührende Erfahrung, in diesem herrlichem Land Gast gewesen zu sein.