Zu Besuch bei den Menschen des Waldes in Malaysia
Los ging es von Kuala Lumpur aus. Weil wir mit unterschiedlichen Flügen angekommen sind, waren wir uns hier den Tag über selbst überlassen. Die Stadt ist sehenswert, man kann sie zu Fuß entdecken oder setzt sich wie ich in einen Hop-On Hop-Off Bus und bekommt in kurzer Zeit einen guten Überblick. Beeindruckend und das Wahrzeichen der Stadt sind natürlich die Petrona-Towers. Leider sind die montags geschlossen, aber auch von außen gibt es tolle Fotos. Lohnenswert ist auch ein Besuch des Nationalmuseums. Hier erfährt man anschaulich, dass Malaysia ein buntes Gemisch aus einer Vielzahl von Völkern ist. Am interessantesten sind wohl die indigenen Orang Asli, deren Anteil an der heutigen Bevölkerung nur noch 0,6% beträgt. Ihnen ist ein Extra-Museum nebenan gewidmet. Ein Abendbummel durch Chinatown ist ebenso interessant wie lecker. Die Menschen hier sind sehr freundlich und ich habe mich nie unsicher gefühlt.   [caption id="attachment_18456" align="alignnone" width="745"] Sonnenuntergang am Sarawak-Fluss.[/caption]   Von Kuala Lumpur aus ging es dann nach Kuching, der Hauptstadt von Sarawak. Dort hat sich unsere Gruppe mit unserem Reiseleiter Tom zusammengefunden. Kuching ist eine absolut interessante Stadt, die sich in den letzten Jahren sehr entwickelt hat. Ein Bummel durch die Altstadt ist ein Muss. Wenn ihr Zeit habt, empfehle ich das neue Borneo-Museum, ein gigantischer und kostspieliger Neubau, in dem die Geschichte, Kultur und Natur von Borneo anschaulich dargestellt wird. Schön ist auch eine Bootsfahrt auf dem Sarawak-Fluss zum Sonnenuntergang. Bei typischem Kuchen und Volkstänzen lässt man die Kulisse der Stadt an sich vorbeiziehen. Unbedingt probieren muss man das Nationalgericht von Sarawak „Laksa“, eine Nudelsuppe. Lecker! Noch viel interessanter war, dass uns Tom zu einem Parkhaus geführt hat, auf dessen Dachterrasse eine riesige „Futteretage“ war, die wir allein nie gefunden hätten. Dort sitzen vor allem Einheimische an großen runden Tischen und holen sich von den unzähligen Fischtheken die exotischsten Gerichte – ein wahres Erlebnis-Essen für wenig Geld.    

Begegnungen mit den Menschen des Waldes und der einheimischen Kultur

[caption id="attachment_18459" align="alignleft" width="200"] Der Chef der Orang-Utan Familie.[/caption] Von Kuching aus ging es dann ins Semenggoh Wildlife Center zu den Orang-Utans. Hier werden verletzte und verwaiste Tiere gepflegt und möglichst wieder ausgewildert. „Orang“ bedeutet auf Malaiisch „Mensch“, was wir bei dieser Begegnung wirklich nachempfinden konnten. Wenn die Tiere zu bestimmten Zeiten aus dem Dschungel kommen und uns Besuchern ohne Scheu ganz nah sind, geht das wirklich unter die Haut! Vor allem der „Chef“ der Familie ist beeindruckend. Ein weiteres Erlebnis von Kuching aus war der Besuch des Bako Nationalparks. Über abenteuerliche Pfade ging es mitten in die Natur, in den Dschungel und an die Küste mit ihren bizarren Felsformationen. Unser nächstes Highlight war dann der Besuch des Volksstammes der Bidayuh mit einer Übernachtung in einem traditionellen Langhaus. Früher hat das ganze Dorf in so einem Haus gewohnt, jede Familie in einem kleinen Abschnitt. Vorn befand sich der Schlafraum, nach hinten die Küche und die Werkstatt. Jetzt ziehen die Menschen lieber in separate Häuser und das Langhaus ist hauptsächlich für die Touristen da. Für uns war es ein tolles Erlebnis. Nach einem Rundgang durch das Dorf wurde das Matratzenlager für uns aufgebaut, es gab leckeres Essen und danach wurden Tänze für uns aufgeführt. Am nächsten Tag haben wir eine kleine Wanderung gemacht, haben im wahrsten Sinne des Wortes gesehen, wo und wie der Pfeffer wächst. Anschließend wurden wir bei einem Picknick am Fluss mit einem Essen verwöhnt, das über dem offenen Feuer in Bambusrohren gegart wurde: Dschungelfarn mit Fisch und Reis. Ein echter Höhepunkt war der Besuch im Sarawak Cultural Village, das mit sieben nachgebauten Wohnhäusern verschiedener Ethnien einen guten Einblick in das Leben und die Tradition der Bevölkerung gibt. Über „Hühnerleitern“ gelangt man in das Langhaus der Iban und Orang Ulu, in dessen langem Raum noch echte Schädel von der Kopfjagd zu sehen sind!   [caption id="attachment_16270" align="alignnone" width="745"] Zu Besuch im Sarawak Cultural Village.[/caption]   Der nächste Stopp der Reise war Mulu. Der Nationalpark hier beherbergt eines der größten Höhlensysteme der Welt. Bis vor Kurzem wohnten hier die Penan, ein indigenes Volk, das als Jäger und Sammler im Einklang mit der Natur lebt. Auf die Jagd sind sie mit Blasrohren gegangen, die aus Eisenholz gefertigt und mit einem Knochenbohrer ausgehöhlt sind. Die Pfeile werden in das Gift eines bestimmten Baumes getaucht, das für Mensch und Tier absolut tödlich ist. Den Penan ist eine kleine Ausstellung auf dem Gelände unserer Lodge gewidmet. Wir wandern auf gut ausgebauten Wegen durch den Dschungel bis zu mehreren Höhlen, die voll wunderschöner Stalagmiten und Stalaktiten sind. In den Höhlen leben mehr als 3,5 Millionen Fledermäuse, die jeden Abend in großen Schwärmen ihre Runden drehen. Zu einigen Höhlen gelangt man nur mit dem Boot. Das Beste war, dass wir danach voll verschwitzt aus dem Boot heraus nur wenige Meter über den Weg zum Mini-Flughafen gegangen und in den Flieger eingestiegen sind! Wo gibt es denn so was noch auf der Welt??? Wir flogen nach Kota Kinabalu, in die Hauptstadt von Sabah. Das ist eine ganz andere Welt. Unser Hotel lag mitten im Zentrum und wir starteten gleich zu einem Besuch des Marktes. Dort gab es allerlei ausgefallene Dinge zu sehen, wie getrocknete Seepferdchen, Haifischflossen, Seegurken und Rochen. Der Einfluss der Philippinen ist hier deutlich zu spüren. An unzähligen Essensständen kann man sich Meeresfrüchte zu günstigen Preisen frisch zubereiten lassen. Einblicke in das Landleben von Sabah sollte uns der Besuch eines Dorfes geben. Der Dorfälteste zeigte uns stolz, wie man hier Reis verarbeitet, bei Hochwasser auf Stelzen läuft und vor allem Blasrohr bläst. Die mit K.-o.-Tropfen benetzten Pfeile sollen Affen vertreiben, die die Felder plündern. Nur die Anführer einer Affen-Horde werden so betäubt und woanders wieder ausgesetzt.  

Heiliger Berg und einzigartige Flora: Der Gunung Kinabalu

Der Gunung Kinabalu ist der heilige Berg von Sabah. Die Menschen verehren ihn und pflegen ihre Rituale an seinem Fuße. An seinen Hängen wachsen zudem die außergewöhnlichsten Pflanzen, mehr als 100 verschiedene Orchideenarten und die fleischfressenden Kannenpflanzen. Fast einen ganzen Tag fuhren wir dann quer durch Sabah bis nach Sepilok. Unterwegs sahen wir Palmölplantagen, so weit das Auge reicht. Rund 90 % des kostbaren Primärwaldes von Sabah wurden bereits abgeholzt und teuer verkauft. Ein unermesslicher Schaden für die Indigenen und die Tierwelt. An seine Stelle traten erst Kautschukplantagen, später dann die Ölpalmen. Ein Guide macht uns mit der Herstellung des Öls vertraut.   Im Rain Forest Research Center von Sepilok werden Reste des kostbaren Waldes gezeigt und erklärt. Daneben gibt es auch eine Auffangstation für Orang-Utans. Durch eine einseitig durchsichtige Scheibe konnten wir sie ungestört beim Füttern beobachten und danach im Freigelände erneut beobachten. Eine weitere Auffangstation gibt es dort für Malaienbären.  

Tierbeobachtungen im Kinabatangan Naturschutzgebiet

Unvergessliche Tage erwarteten uns dann im Kinabatangan Naturschutzgebiet. Unsere Unterkunft lag mitten in den Wetlands. Von hier aus starteten wir zu mehreren Tierbeobachtungen sowohl tags und nachts. Wir sahen die fast ausgestorbenen Zwergelefanten, Nasenaffen, viele verschiedene Eisvögel und sogar einen echten, freilebenden Orang-Utan! Es gibt sie also noch! Zum Abschluss der Reise verbrachten wir noch einen entspannten Tag in einem Resort am Meer. Wer möchte, konnte verlängern.   [caption id="attachment_18461" align="aligncenter" width="745"] Im Naturschutzgebiet gab es auch Elefanten zu sehen.[/caption]   Schlussendlich war das für mich eine echte und empfehlenswerte Erlebnisreise!
Regenwaldfieber
[caption id="attachment_16159" align="alignright" width="220"]Dieter Schonlau im Interview mit WORLD INSIGHT Unser Freund Dieter[/caption] Seit vielen Jahren sind Dieter Schonlau und seine Frau Sandra Hanke in den Regenwäldern dieser Erde unterwegs. In unserem Interview erzählt uns Dieter, wie aus seiner Faszination und Leidenschaft für den Regenwald, ein wahres „Regenwaldfieber“ entstanden ist – oder: Wie aus einem Kindheitstraum eine Lebensaufgabe wurde. Wie begann dein Reisefieber? Dieter: Sandra und ich haben uns vor 37 Jahren in Paderborn in einer Diskothek kennengelernt und schnell gemerkt, dass in uns beiden derselbe Traum schlummert: Wir möchten in den Regenwald und dort Tiere entdecken. Irgendwann ist dann die Idee in uns gereift, einmal gemeinsam in den Regenwald zu reisen. Und aus der großen Reise, die damals 13 Monate dauerte, sind zusammengerechnet mittlerweile über 13 Jahre geworden, die wir inmitten des Dschungels verbracht haben. Was begeistert dich so sehr am Dschungel? Dieter: Der Regenwald hat mich schon von klein auf begeistert. Meine Mutter musste mit mir früher abends immer in unseren heimischen Wald gehen und mir Dschungelgeschichten erzählen. In der Dunkelheit, mit einer kleinen Taschenlampe in der Hand, fand ich den Wald viel spannender als tagsüber. Mein erster Comic war Tarzan. Ich war total fasziniert von dem Mann, der sich mit Tieren verständigen konnte und sich für sie einsetzte. Und mein erstes Buch war natürlich das Dschungelbuch. Von daher war es ein Kindheitstraum eines Tages diese spannende Welt zu entdecken. Wir sind damals, ich glaube, es war 1997, total ahnungslos und unvorbereitet zu unserem ersten Dschungelabenteuer aufgebrochen. Mit dabei war „lediglich“ unser Rucksack voller Begeisterung. Und ich muss sagen, es war viel besser, als wir es uns vorgestellt haben. Was mich schon damals besonders gereizt hat ist, dass es so unglaublich schwierig ist, Tiere zu entdecken – obwohl es der artenreichste Lebensraum der Welt ist, total paradox. Wir haben überall Geräusche gehört, aber wir haben nie die Verursacher sehen können. Und diese geheimnisvolle Welt zu entdecken, ist das, was uns von Anfang an gereizt hat. Warum ist es so wichtig, den Regenwald zu erhalten? Dieter: Der Regenwald ist, genau wie unsere Weltmeere, ein lebenswichtiges Organ unserer Erde. Unser Ökosystem Erde funktioniert nur, weil ganz bestimmte Dinge, wie Luft, Sauerstoff und Wasser vorhanden sind. Der Regenwald z. B. ist ein riesiger Kohlenstoffspeicher. Zudem, wie der Name schon sagt, produziert er Regen, indem u. a. das Wasser aus den Blättern und dem Boden verdunstet und wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird – ein Kreislauf, der nur in einem intakten Wald funktionieren kann. Darüber hinaus ist der Regenwald auch ein wichtiger Faktor für die Temperaturregelung unseres Planeten und somit ein essenzieller Bestandteil des globalen Klimasystems.  

  Auch wenn es jetzt etwas abgedroschen klingt, aber da ist es wirklich kurz vor 12. Es ist extrem wichtig, genau darauf aufmerksam zu machen. Wir möchten in unseren Vorträgen nicht nur zeigen, wie schön der Dschungel (noch) ist, dass es dort spannende Tiere gibt, sondern dass wir Menschen, natürlich auch die Tiere und die indigenen Völker, die noch im und vom Regenwald leben, davon profitieren, wenn der Regenwald von seiner Produktivität nichts verliert. Es ist leider nicht selbstverständlich, dass es das Ökosystem Regenwald gibt. Von daher ist es so wichtig, dass wir die Ressourcen, die wir auf unserem Planeten haben, schützen und achten. Und da passiert leider noch viel zu wenig. Die Zerstörung der Regenwälder und die Verschmutzung der Erde nimmt täglich drastisch zu. Man muss sich mal vor Augen führen, dass unsere Regenwälder über einhundert Millionen Jahre Zeit hatten zu wachsen und zu gedeihen. Da hat sich ein einzigartiges Ökosystem mit einer einmaligen Artenvielfalt gebildet und da können wir nicht eines Tages einfach ein Pflaster draufmachen und sagen „Keine Sorge, das wird schon wieder.“ Wie bist du auf das SOCP-Projekt aufmerksam geworden? Dieter: Ich fand den Orang-Utan schon immer unheimlich interessant und imposant. Wir haben in all unseren bisherigen Reisejahren das Glück gehabt, hin und wieder Orang-Utans in ihrem natürlichen Lebensraum begegnen zu dürfen. Und wir wissen, dass das was ganz Besonderes, weil Seltenes ist. Das waren wirklich ganz beeindruckende Erlebnisse für uns. Wir kamen irgendwann an den Punkt, wo wir dachten, dass es uns wichtig ist, dem Regenwald auch etwas zurückzugeben. Ein Dankeschön. Und so kam die Idee, dass wir gerne ein Projekt, was den Regenwald in seiner Ursprünglichkeit schützt, unterstützen möchten. Natürlich gibt es da zahlreiche Projekte, aber wir wollten gerne etwas Kleines und dennoch sehr Effektives finden, das zu uns passt. Und so sind wir auf das SOCP aufmerksam geworden. Wir haben dann vor Ort Ian Singleton auf Sumatra kennengelernt, der uns mit seiner Philosophie und Arbeit im Rehabilitationszentrum absolut überzeugt hat und wir stehen auch nach wie vor in engen Kontakt mit ihm. [caption id="attachment_16163" align="alignright" width="300"] Unser Verein zum Schutz der Orang-Utans und dem Erhalt des Regenwaldes.[/caption] Was ist deine Rolle bei unserem wiLDLIFE Verein? Dieter: Ich habe mich total gefreut, dass WORLD INSIGHT uns nicht nur die Möglichkeit gibt, unsere Vorträge im Rahmen der wiLIVE Veranstaltungen zeigen zu dürfen, sondern dass dies auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit steht und wir den Zuschauern etwas zum Nachdenken mitgeben können – im positiven Sinne. Dass sich daraus im Laufe der Zeit der Spendenverein wiLIDLIFE entwickelt hat, ist eine wunderbare Sache und wir sind WORLD INSIGHT sehr dankbar und stehen zu 100 % hinter dem Verein. Wir sind sehr froh, bei wiLDLIFE mitwirken zu dürfen und möchten gerne bei unseren Vorträgen darauf aufmerksam machen. Was kann jeder Einzelne tun, um den Regenwald zu schützen? Dieter: Wenn wir in unseren Vorträgen zum Beispiel über Palmölplantagen oder Goldminen sprechen, hören wir oft danach, dass vielen das ganze Ausmaß gar nicht so bewusst war. Jeder Einzelne kann in erster Linie mal versuchen zu reflektieren, wie er auf diesem Planeten lebt und sich hier auch mal kritisch hinterfragen. Kann ich vielleicht auch öfter das Fahrrad oder die Bahn nehmen oder zu Fuß gehen, anstatt das Auto zu nehmen? Muss ich wirklich das Wasser laufen lassen, wenn ich mich beim Duschen einseife? Brauche ich bei jedem Einkauf eine neue Tüte? Brauche ich das alles wirklich, was da in meinem Einkaufswagen landet? Muss ich mir alle 2 Jahre ein neues Handy kaufen? Man kann an so vielen Stellen ansetzen und wir könnten alle so viel besser auf und mit diesem Planeten leben, wenn wir viele Dinge hinterfragen und bewusster leben, ohne dabei große Einschnitte zu haben. Und genau das versuchen wir auch den Menschen bei unseren Vorträgen näherzubringen. Es geht uns nicht darum, irgendjemanden anzuklagen, sondern darum, die Menschen für diese Thematik zu sensibilisieren und auch Alternativen aufzuzeigen. Man kann nicht alles richtig machen, aber trotzdem kann jeder seinen Beitrag leisten. Was konnten wir bereits bewirken? Was hat sich in den letzten 2, 3 Jahren getan? Dieter: Zunächst sind wir wirklich dankbar für jede Spende, mit der wir die Arbeit vor Ort unterstützen können. Allein 450 Orang-Utans konnten in den vergangenen Jahren aus illegaler Gefangenschaft befreit und über 300 dieser Tiere nach erfolgreicher Rehabilitation wieder ausgewildert werden. Oft sind es kleine Orang-Utans, die aus Gefangenschaft befreit werden. Sie werden ihrer Mutter entrissen und hatten leider nicht die Chance, von ihrer Mutter das Leben im Regenwald zu lernen. Diese Aufgabe übernehmen die Mitarbeiter des SOCP’s. Die kleinen Affen gehen morgens um 8 in die Orang-Utan-Schule und lernen dort, wie man klettert, was man essen kann, wie man isst, wie man aus Zweigen Nester baut etc. Und erst wenn die Mitarbeiter sich ganz sicher sind, dass ein Affe in der freien Natur leben und überleben kann, wird dieser mit einer Eingewöhnungsphase in ein intaktes Regenwaldgebiet gebracht. Dabei wird der Orang-Utan anfangs noch genauestens beobachtet. Die Auswilderung ist ein Prozess, der bis zu einem Jahr dauern kann. Ein anderer Erfolg ist der Batang-Toru Urwald, der komplett vernichtet werden wollte. 2017 gelang es dem Team vor Ort aber genau in diesem Wald eine neue Orang-Utan-Art zu entdecken: den Tapanuli Orang-Utan. Durch unheimlich viel diplomatische und vorsichtige Arbeit ist es schließlich gelungen, 90.000 Hektar dieses Gebiets unter Naturschutz zu stellen und somit auch die Zukunft des Tapanuli Orang-Utans zu sichern. Was viele nicht wissen, der Orang-Utan hat eine ganz besondere Lebensweise, fast schon wie ein Nomade. Er ist ständig auf der Suche, da er unglaublich viele verschiedene Pflanzenarten benötigt und braucht demnach ein riesiges Waldgebiet. Und wenn eine neue Population entstehen kann, Nachwuchs geboren wird, heißt das, dass dieser Wald absolut intakt ist. Und eben nicht nur einen gesunden Lebensraum für Orang-Utans, sondern auch für zahlreiche andere Tierarten und indigene Völker bietet.     Wann geht es für dich wieder nach Sumatra? Dieter: Ende April, Anfang Mai geht es für uns endlich wieder für 2,3 Monate nach Borneo und Sumatra! Natürlich werden wir uns auch vor Ort wieder mit Dr. Ian Singleton treffen, aber auch viele neue Regenwaldgebiete erkunden.   Das klingt wunderbar! Vielen Dank, Dieter.
Regenwald retten, Orang-Utans schützen und die Inselwelt Sumatras entdecken
[caption id="attachment_14347" align="alignright" width="480"] Dieter und Sandra haben insgesamt schon mehr als 12 Jahre in den Regenwäldern dieser Erde verbracht.[/caption] Unsere Geschichte fängt in Paderborn an. Dort leben Sandra Hanke und Dieter Schonlau. Zumindest, wenn sie nicht in den Regenwäldern dieser Welt unterwegs sind. Und das sind sie oft: In den letzten 30 Jahren sage und schreibe über zwölf Jahre! Wochen- und monatelang ziehen sie durch die Lungen dieser Welt, aus Liebe zum Dschungel. Dass dieser seit Jahren in Gefahr ist, ist nichts Neues, leider; aber eben das macht es nicht weniger dramatisch: Wenn in Brasilien wieder einmal die Bäume fallen, um an Bodenschätze heranzukommen, dann vergessen die Politiker, dass ihr wichtigster Schatz nicht unter der Erde liegt, sondern darüber – in den Primärwäldern dieser Erde. Jene, die Kohlendioxid in wertvollen Sauerstoff umwandeln und uns die Luft zum Atmen schenken. Dieter und Sandra weisen in ihren beeindruckenden Vorträgen darauf hin, dass diese Wälder jährlich schrumpfen. Und sie geben diesem Raubbau ein Gesicht, nämlich das des Orang-Utans, der vor allem in Sumatra um sein Überleben kämpft, weil Palmölplantagen ihm den Lebensraum stehlen.  

Menschen berühren, um etwas Gutes zu tun

Wir waren nicht nur auf Besuch bei Sandra und Dieter in Paderborn, wir waren auch mit ihnen gemeinsam auf Tour: Sie waren die „Special Guests“ unserer diesjährigen Travelog-Präsentation im Rahmen von wiLIVE. Als ihr gebannt auf die Bilder der beiden geblickt habt, schauten wir in eure Gesichter: Ob bei unseren Family Shows oder der Erwachsenenveranstaltung – Sandras und Dieters Präsentation berührte die Sechsjährigen ebenso wie die Sechzigjährigen. Unsere Spendenbox für das Projekt von PanEco, zu dem wir euch nachfolgend erzählen, war voll. Und wen hätten Vortrag und Bilder auch kalt lassen sollen: Der leere Blick in den Augen der Orang-Utans, die mit ihren Jungen verzweifelt nach Bäumen suchen, um dort ihren Schlafplatz zu bauen – stattdessen die gerodeten Flächen mit Jungpflanzen des Palmölbaumes. Oder die Geschichte des blinden Orang-Utans Leuser, dem man Schrot in die Augen geschossen hatte: Ihn hatte man durch ein Projekt von PanEco retten können, er zeugte sogar mit einem Orang-Utan Weibchen nochmals Nachwuchs, den man auswildern konnte: eine wunderbare Geschichte, die nicht nur euch feuchte Augen machte, sondern selbstverständlich auch uns von WORLD INSIGHT. Deshalb haben wir uns gesagt, wir müssen unbedingt was tun: Sandras und Dieters Message wollen wir so vielen Menschen wie möglich weitergeben und wir wollen darüber hinaus allen unseren Gästen die Möglichkeit geben, im Rahmen eines Projektes konkret helfen zu können.   [caption id="attachment_14341" align="aligncenter" width="745"] Orang-Utan-Kinder sind sehr neugierig und verspielt. Sie bleiben lange bei ihrer Mutter und lernen von ihr.[/caption]

Das Projekt

Deshalb geht die Geschichte nun in einem kleinen Dorf in der Schweiz weiter. Wir reisen nach Berg am Irchel, wo es nicht mehr als 50 Häuser gibt. Eines davon gehört der Primatenforscherin Regina Frey, die seit Jahrzehnten für den Lebensraum der „Menschen des Waldes“ kämpft: Und das mittlerweile mit einem Team von vielen engagierten Menschen – in der Schweiz, aber vor allem auch vor Ort auf der Insel Sumatra in Indonesien. Ihre NGO (Non-Governmental Organization) nennt sich PanEco und verfolgt verschiedene Naturschutzprojekte. Das Herz davon ist das Sumatran Orang-Utan Conservation Programme (SOCP), an dessen Spitze der Zoologe Dr. Ian Singleton steht. Er und sein Team arbeiten seit vielen Jahren so erfolgreich auf Sumatra, dass ihn sogar die englische Queen zu ihren Lebzeiten für seinen Einsatz für die Orang-Utans auszeichnete: Für die Erfolge bei der Wiedereingliederung der Tiere in ihre natürliche Umwelt, für den Erhalt ihres Lebensraumes, dem Regenwald – und damit, noch etwas weiter gedacht, für den Erhalt unserer eigenen Spezies. Ein Projekt, bei dem schnell klar war, dass wir es zukünftig unbedingt unterstützen möchten – und das auch mit Hilfe von euch: Ziel ist es zum einen Dieter und Sandra zu unterstützen, auf noch breiterer Ebene für den Lebensraum des Orang-Utans und den Regenwald zu werben; und zweitens, PanEco bei seiner wunderbaren Arbeit auch finanziell zu unterstützen. Weil Spenden vor allem auch Vertrauenssache sind und euer Vertrauen in uns unser höchstes Gut ist, schauen wir uns solche Projekte genau an: Nicht nur PanEco in der Schweiz, sondern auch das SOCP in Sumatra. Und wenn wir uns schon für 12 Stunden ins Flugzeug setzen, dann wollen wir euch auch Appetit auf die sechstgrößte Insel der Erde machen: Denn hier leben nicht nur die wunderbaren Orang-Utans, es gibt auch noch aktive Vulkane, den Toba-See und vor allem auch das spannende Volk der Batak.  

Auf Sumatra entsteht eine „Oase“ für die „Menschen des Waldes“

[caption id="attachment_14335" align="alignleft" width="480"] Ebenso wunderbare wie verletzliche Lebewesen – ein Orang-Utan Weibchen mit Kind im Gunung Leuser Nationalpark.[/caption] Ian Singleton empfängt uns im sogenannten „Orang-Utan Haven“ etwa 30 Kilometer außerhalb der Metropole Medan. „Haven“ heißt so viel wie „Oase“ und ist nicht zu verwechseln mit „Heaven“ für Himmel. Ursprünglich stammt der Brite aus Hull in England, lebt aber schon fast 30 Jahre auf Sumatra. Er ist das Gesicht von PanEco vor Ort, aber vor allem ist er als Conservation Director des SOCP auch der Vater dieses wichtigen Projektes. „Orang-Utan Haven“ ist die jüngste Idee des Zoologen, der sich schon viele Jahre lang im vorbildlich geführten Zoo von Jersey um die dort lebenden Orang-Utans kümmerte. Die Oase ist noch im Bau und wird voraussichtlich ab Ende dieses Jahres jenen Orang-Utans ein Zuhause bieten, die man nicht mehr auswildern kann – weil sie zu alt oder zu krank sind, um in freier Natur zu überleben. Sie sind ein erster Kontakt und Berührungspunkt für Besucher aus Europa. Viel wichtiger ist der Ort jedoch für die lokale Bevölkerung: „Wer den Lebensraum der Orang-Utans schützen will, muss beim Bewusstsein der einheimischen Menschen anfangen“ erklärt Ian. Und das muss unkompliziert funktionieren: Ein schneller Anfahrtsweg aus Medan, eine gute Infrastruktur, ein Aufbau wie in einem gut organisierten Zoo, nur mit ganz viel mehr Auslauf für die Tiere, aber mit der Garantie, die Tiere auch zu sehen. So plant man es als Ausflugsziel für Schulklassen und Universitäten, für Familien, für einheimische Touristen aus Sumatra, aber auch der benachbarten Staaten. Für uns gibt die wunderschöne Anlage einen ersten Einblick in die Welt der Tiere und des Dschungels. Das echte Abenteuer aber wartet dann in Bukit Lawang und dem Gunung Leuser Nationalpark, wo man die Orang-Utans in freier Wildbahn entdeckt – aber etwas Glück und Schweiß bei Wanderungen gehören dann mit dazu. Nach unserem zweistündigen Besuch im „Haven“ haben wir nicht nur ein gutes Bild von Anlage und Projekt, sondern auch von Ian: Sympathisch, „Überzeugungstäter“, Tierfreund, nimmermüde in der Sache und vor allem absolut vertrauenswürdig. Die Seriosität unterstreicht auch die enge Zusammenarbeit des SOCP mit dem WWF Indonesien, mit der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft und anderen bekannten wissenschaftlichen- sowie Umweltorganisationen. Mit einem Satz: Die Spenden sind also in besten Händen.  

Bukit Lawang: Orang-Utans auf der Spur

Das „Orang-Utan-Haven“ ist nur eines von mehreren Projekten des SOCP unter PanEco: Hier will man, wie zuvor erwähnt, das Bewusstsein bei der regionalen Bevölkerung schaffen, um die Menschen für das Tier und die Umwelt zu sensibilisieren. In anderen Regionen ist wissenschaftliche, medizinische und oft auch knallharte und zähe politische Arbeit gefragt: Zum Beispiel im Ökosystem des Leuser-Nationalparks. Hier werden neue Flächen für die Tiere geschaffen, Tiere in die Freiheit ausgewildert, verwundete Primaten verarztet, Orang-Utan-Waisenkinder aufgenommen, um sie wieder an die Natur heranzuführen. Auch die Öko-Lodge von Regina Frey in Bukit Lawang ist Teil der Arbeit – Regina nennt sie die „Cash-Cow“ und damit ist nichts Negatives gemeint: Sie bringt Geld für all die anderen Projekte und auch unsere WORLD INSIGHT-Gäste lieben sie – es ist also ein Win-Win für alle. Kein Wunder, dass die Lodge so beliebt ist, denn hier wird Nachhaltigkeit mit charmantem Komfort verbunden, Schweizer Qualität eben, jedoch mit ganz viel indonesischer Woman- und Manpower, denn die Angestellten kommen alle aus dem Ort. Die Lodge liegt idyllisch an der Grenze zum Gunung Leuser Nationalpark und ist Ausgangspunkt für Trekkingtouren in die herrliche Naturlandschaft, um nach Orang-Utans Ausschau zu halten.   [caption id="attachment_14331" align="alignleft" width="480"] Bewusstsein schaffen bei den Einheimischen für das Leben der Orang-Utans.[/caption] Wie wichtig Sensibilisierung der Einheimischen für die „Menschen des Waldes“ ist (so heißt Orang-Utan wörtlich übersetzt), erfahren wir von Tamam, der neben unseren deutschsprachigen Reiseleiterinnen und Reiseleitern (ihr werdet sie nachfolgend kennenlernen) die Trekkingtouren hier als Parkranger leitet. In der sogenannten „Bufferzone“ zwischen Lodge und Park kommt es auf privatem Dschungelgelände, wo einheimische Bauern kleine Plantagen betreiben, öfter zu Angriffen auf Orang-Utans. Eine Frucht führt vor allem zum Konflikt, denn die „Menschen des Waldes“ lieben sie als Nahrung und die Bauern brauchen sie aufgrund ihres großen Wertes zum Überleben: Die Durian. In diesem Fall wird ohne Rücksicht scharf geschossen, so wie im Fall des erblindeten Leuser, ein Drama. Zwei Dinge sind deshalb wichtig: Zum einen den Menschen zu sagen, wie bedroht diese Spezies ist, die in ihren Wäldern lebt, zum anderen alternative Einkommensquellen bieten – zum Beispiel aus dem Tourismus. Deshalb integrieren Regina und ihr Team die Einheimischen bei ihrer Arbeit und sie profitieren auch unmittelbar davon: Der Schutz des Orang-Utans ist auch Schutz einer ganz besonderen Einkommensquelle. Bei Taman und seinen Söhnen, die auch als Ranger arbeiten, ist diese Message schon längst angekommen: Sie betrachten die „Menschen des Waldes“ als wichtigen Teil ihres natürlichen Lebensraumes, den sie unbedingt erhalten wollen. Tamam kennt jede Pflanze und jeden Baum, ruft mit nachgeahmten Tierlauten Vögel und andere Tiere herbei und ärgert sich unglaublich, wenn er hört, dass Möbel in Europa noch immer aus wertvollen Tropenhölzern gemacht werden: Ein Beispiel ist der Meranti-Baum; er erreicht im Schnitt eine Höhe von 60 Metern und wird mehrere hundert Jahre alt. Seine Art gilt als stark gefährdet und dennoch findet er sich noch immer auf der Liste europäischer Möbelhersteller.   [caption id="attachment_14336" align="aligncenter" width="745"] Eine der Lieblingsspeisen der Orang-Utans sind die Blätter des Asam Gelugur Baumes – wie wir sehen, nicht unser Ding.[/caption]  

Auf einem der Gipfel des „Feuergürtels“

[caption id="attachment_14330" align="alignleft" width="480"] Auf dem 2.200 Meter hohen Sibayak Vulkan.[/caption] Die „Menschen des Waldes“ sind zweifellos ein Highlight von Sumatra. Dass wir sie bewahren müssen, steht außer jeder Frage – und durch den Schutz ihres Lebensraumes schützen wir unser eigenes Leben und vor allem auch das unserer Kinder. Zwei Tage sind wir auf Pirsch nach den Tieren, haben unfassbar schöne Erfahrungen mit den Orang-Utans und hören Spannendes von Tamam über den „Menschen des Waldes“. Wir sind froh, unsere Gäste nicht nur in kompetenten Händen zu wissen, sondern auch in der von echten Naturliebhabern, die eine Leidenschaft für die „Menschen des Waldes“ entfachen. Fraglos: Eine Spurensuche nach Orang-Utans im Dschungel Sumatras ist ein wahrhaft einmaliges Erlebnis im Leben eines jeden Reisenden! Dann verlassen wir die Welt dieser wunderbaren Tiere und reisen nach Berastagi am Fuß des fast 2.200 Meter hohen Sibayak. Zum Sonnenaufgang wollen wir auf dem Gipfel stehen, deshalb starten wir bereits um fünf Uhr morgens am Fuß des Vulkans unsere Wanderung, die uns in einer Stunde zum Kraterrand führen soll. Unser Tipp für euch: Nehmt unbedingt festes Schuhwerk mit, die Wege sind mitunter rutschig, auch ein Regenschutz gehört mit ins Gepäck, ebenso eine warme Fleecejacke – gerade am Gipfel kann es kalt sein und ihr werdet während der Wanderung schwitzen! Den Sonnenaufgang können wir leider nur erahnen, denn es herrscht dichter Nebel am Gipfel, nicht einmal die Umrisse des Vulkans sind erkennbar. Doch wieder einmal zeigt sich, dass es Sinn macht, länger zu warten als andere: Während viele Ausflügler wieder enttäuscht absteigen, bleiben wir noch zwei weitere Stunden. Dann lichtet sich der Wolkenvorhang und vor uns liegt die herrliche Caldera des eindrucksvollen Vulkans, der 1881 zum letzten Mal ausbrach. Der Vulkanismus ist ein wichtiger Aspekt Sumatras, befinden wir uns hier doch auf dem sogenannten Feuergürtel, einem System von Vulkanen und vulkanischen Inseln, die sich von Indonesien bis Australien erstreckt und hochaktiv ist.  

Willkommen in der Welt der Batak

  [caption id="attachment_14338" align="aligncenter" width="745"] Hulman kennt jeden in einem Dorf der Karo-Batak.[/caption]   Den ersten Menschen vom Volk der Batak sehen wir nicht erst am Toba-See. Denn dieser hatte uns bereits am Flughafen von Medan begrüßt. Unser WORLD INSIGHT Reiseleiter Hulman ist Batak und passt eigentlich so gar nicht ins Bild des als einst so grausam beschriebenen Volkes: Mit einem breiten Lachen stand er nach unserer Ankunft vor uns und hieß uns mit einem herzlichen „Horaz“, dem typischen Gruß der Batak willkommen. Schnell begriffen wir: Dieser Mann ist ein echter einheimischer Freund an unserer Seite, und ganz bestimmt nicht wie seine Vorfahren ein Menschenfresser. Der Name „Hulman“ ist eine Verballhornung von „Hermann“: Viele Batak tragen solche Namen, denn sie sind Christen und viele Missionare kamen aus Deutschland oder Holland. Die traditionellen Namen der Batak sind weit lyrischer, zum Beispiel Poltak, was so viel heißt wie „Licht“, oder Tigor (herrlich). Die weniger kreativen Batak-Eltern nennen jedoch ihren Sohn auch schon mal schlicht Ucok, was einfach nur „Junge“ heißt.   [caption id="attachment_14334" align="aligncenter" width="745"] Das einfache Dorfleben.[/caption]   [caption id="attachment_14333" align="alignright" width="480"] Die Menschen Sumatras sind freundlich und entdecken momentan ihre eigene Kultur für sich.[/caption] Am Toba-See sind wir mittendrin in der Kultur der Batak. Glaubt man Hulman, so wurden die ersten beiden Missionare, die zum Toba-See kamen, getötet und verspeist; und steht man am Eingang des historischen Dorfes Ambarita, dann findet sich direkt dahinter eine Grube: Dort wurde zur Gründung der Siedlung ein entführter Jüngling lebendig begraben – seine Kraft und sein Geist sollten auf die neue Stätte übergehen, was folgte waren aber vor allem Kriege zwischen den verschiedenen Siedlungen. Ob es tatsächlich all die grausamen Zeremonien gegeben hat, lässt sich wissenschaftlich nicht eindeutig belegen, Tatsache ist jedoch, dass den Batak schon zu Kolonialzeiten ein grausamer Ruf vorausging – so schrecklich, dass sich die Holländer zwar rasch im Tiefland ausbreiteten, den Toba-See jedoch mieden. Die christlichen Missionare waren dagegen trotz ihrer Verluste hartnäckiger und auch klüger: Sie kamen den Batak in Glaubensangelegenheiten entgegen und das Blut Christi zum Abendmahl schmeckte auch den Einheimischen und so ließen sich Christentum und Batak-Glaube schließlich miteinander vereinbaren. Heute leben die Batak auf Samosir, also nicht nur als Insulaner inmitten der größten Caldera der Welt, sondern bilden auch eine eigene religiöse Insel im überwiegend muslimischen Sumatra.   [caption id="attachment_14498" align="alignleft" width="450"] Schon probiert? Rendang ist ein beliebtes Gericht aus Sumatra. Fleisch wird in einer würzigen Kokosmilchsoße gekocht, bis es zart und saftig ist.[/caption]                    

 

Nicht immer ein Vergnügen: die Feste zu feiern, wie sie fallen

Die charmanten Tabo-Cottages am Toba-See sind ein Ort zum Ankommen: Hübsche Bungalows, teilweise in Batak-Architektur und meist mit herrlichen Blicken auf den See. Zum Frühstück gibt es neben indonesischer Küche Vollkornbrot, Käse und Wurst, denn die Besitzerin heißt Annette, kommt ursprünglich aus dem Ruhrgebiet und blieb als Backpackerin 1993 auf Samosir hängen. Heute betreibt sie gemeinsam mit ihrem einheimischen Mann und ihren Kindern mit ganz viel Liebe diese Lodge.   [caption id="attachment_14329" align="aligncenter" width="745"] Annette betreibt gemeinsam mit ihrem Ehemann vom Volk der Batak und ihren Kindern die charmante Tabo-Lodge.[/caption]   [caption id="attachment_14337" align="alignright" width="480"] Fürs Familienalbum – unsere großartigen ReiseleiterInnen Hulman und Hilde gemeinsam mit Geschäftsführer Otfried.[/caption] Wir treffen hier aber nicht nur Annette, sondern auch Hilde. Auch sie ist Reiseleiterin von uns – und Batak. Während wir auf den See schauen, sagt sie in perfektem Deutsch: „Die Batak sind ein großartiges Volk, aber das Leben ist auch manchmal ganz schön anstrengend“. Hilde redet nicht vom Alltag, sondern von den vielen ausschweifenden Festen, die es im Leben des Volkes gibt. Gott und die Welt müsse man dazu einladen, und sie ruinierten oft den Gastgeber, so Hilde weiter; zudem koste ihre Planung auch unendlich viel Zeit. Mehrere Jahre hat Hilde in ihrer Jugend in Deutschland verbracht, spricht daher perfekt unsere Sprache, ist supersympathisch und vor allem – wie alle Batak – direkt und offen.   Das Volk feiert schlicht alles, deshalb nennen wir hier nur mal die wichtigsten Feste im Leben eines Batak: Die Schwangerschaft, die Geburt, die Konfirmation, die Hochzeit, das Alt werden, das Sterben. Und selbst mit dem Tod ist es nicht genug, denn sobald sich Fleisch von Knochen löst, werden nochmals die Gebeine ausgegraben und in ein Gebeinhaus verlegt – natürlich unter Anteilnahme des gesamten Clans. Erst dann kommt die Batak-Seele zur Ruhe und wird entweder zum guten oder (was in jedem Fall vermieden werden muss) zum schlechten Geist, der fortan direkt mit dem höchsten Gott Mula Jadi Na Bolon in Kontakt steht.   [caption id="attachment_14339" align="aligncenter" width="745"] Idyllisch, auch wenn nicht immer die Sonne scheint – der Toba-See.[/caption]  

Batak und Torajas: Mit Büffelstärken ins Jenseits

Ganz wichtig: Je mehr Wasserbüffel bei der Totenzeremonie geopfert werden, je schneller kommt man im Reich der Geister an; irgendwie ist das ja auch logisch, je mehr Büffelstärken, je schneller der Transport! Hulman lacht bei dem Gedanken und fügt schmunzelnd an, dass bei den Toraja auf Sulawesi zur Totenfeier noch viel mehr Büffel getötet würden. Toraja und Batak haben die gleichen Wurzeln in Südchina und es verbindet sie auch sonst einiges: Vor allem die Architektur der Häuser mit ihren berühmten Satteldächern. Und es verbindet sie Geselligkeit: Traditionell lebten viele Familien unter einem Dach und auch heute sitzt man noch gerne im Clan mit vielen Leuten zusammen. „Dann spielen wir Gitarre und jodeln“, sagt Hulman; und fügt an: „Wenn es dem Gastgeber dann reicht, beendet er die Runde humorlos mit einem finalen „Lisoi““ – das bedeutet dann so viel wie „trinkt endlich ganz aus, es geht nach Hause“ – die Batak sind eben auch beim Feiern klar und direkt.   [caption id="attachment_14344" align="aligncenter" width="745"] Traditionelles Batak-Haus Rumah Bolon.[/caption]  

Entweder Indonesien gesamt erleben oder Sumatra intensiv: Orang-Utans, Batak und vieles mehr

[caption id="attachment_14356" align="alignright" width="353"] Auch ihr könnt den Regenwald und die Orang-Utans unterstützen und dabei helfen, ihren Lebensraum zu erhalten![/caption] Sumatra ist eine besondere Insel – die sechstgrößte der Welt. Wir besuchen diese bei unserer Erlebnisreise als Vorprogramm einer Java- und Bali-Reise sowie bei der Indonesien ComfortPlus-Reise. Auf Sumatra begegnen wir den Orang-Utans und dem Volk der Batak, besuchen eines der wenigen Dörfer, in denen die Menschen noch in traditionellen Häusern leben und bestaunen den Toba-See – einen der größten und tiefsten Kraterseen der Welt.