Turkmenistan 14. Januar 2020

Alles, außer gewöhnlich!

WORLD INSIGHT

Zugegeben: Der Begriff Geheimtipp ist in Bezug auf Reisen etwas abgenutzt. Doch anders könnte man die ehemalige sowjetische Republik Turkmenistan kaum treffender beschreiben.

Auf dieser neuen Tour gibt es holprige Fahrten über schlechte Straßen und in einem Land, in dem nicht an jeder Ecke ein Kiosk steht, ist auch mal Durchhaltevermögen gefragt. Dafür belohnt uns das etwas störrische Turkmenistan mit außergewöhnlichen Schätzen: Märchenhafte Oasenstädte und winzige Dörfer wechseln sich ab mit fantastischen Canyons und Wüsten. In Merw wird die Blütezeit der alten Seidenstraße spürbar während Ashgabat mit der pompösen Architektur aus der Sowjetzeit imponiert.

Für Individualreisende gestaltet sich eine Tour durch Turkmenistan wegen der umständlichen und kostspieligen Visumsbeantragung eher schwierig, deshalb sind wir in dem streckenweise kargen und dünn besiedelten Land in unserer kleinen Gruppe genau richtig unterwegs. Dünn besiedelt wirkt paradoxerweise auch die Hauptstadt Ashgabat: Obwohl hier rund eine Million Menschen leben, sind wir mitunter allein unterwegs zwischen bombastischen, aber nicht immer geschmackssicheren Denkmälern, prächtigen Marmorpalästen und der schönen Ertrogul Gazi-Moschee. Im Laufe unserer Tour werden wir noch viele weitere staunenswerte Momente erleben.

 

Nicht schön, aber protzig: Das Riesenrad in Ashgabat beeindruckt genauso wie die vielen Marmorgebäude der Stadt.

Oasen und Pilgerstätten in der Wüste

Wer die vielschichtige Kultur Zentralasiens verstehen will, muss in die Wüste. Dort, in der Karakum, liegen die sagenhaft schönen Oasenstädte Mary und Merw, wo wir Spannendes über die verschiedenen Kulturen und Religionen erfahren, die die Region geprägt haben. Beide Städte liegen an der ehemaligen Seidenstraße, auf der nicht nur Waren, sondern auch immaterielle Güter wie Literatur, Musik, philosophische Strömungen und unbekanntes Wissen zwischen Ost und West ausgetauscht wurde. Religionen verbreiteten sich ebenfalls schnell über die alte Handelsroute. Zeugnisse der verschiedenen Glaubensrichtungen sind zum Beispiel die Haddschi-Gurbanguly-Moschee und die russisch-orthodoxe Pokrowskaja-Kirche in Mary. Die antike Ruinenstadt Merw, heute eine UNESCO-Weltkulturerbestätte, war nicht nur eine bedeutende Stadt auf der Seidenstraße, sondern neben Damaskus, Kairo und Bagdad auch eines der wichtigsten Zentren der Islamischen Welt – bis sie der Armee des Dschingis Khan zum Opfer fiel. Zwar ist Merw nicht so bekannt wie Samarkand oder Buchara im benachbarten Usbekistan, dafür aber mindestens ebenso beeindruckend. Was die Händler auf der alten Handelsroute nach Merw brachten, welche Eroberer die Stadt umkämpften und die Geschichten zu den noch erhaltenen Mausoleen, Gräbern und Ruinen, erfahrt ihr von einer waschechten Turkmenin: Unsere Reiseleiterin Anna bringt euch auf sehr herzliche Art die vielen Facetten ihrer Heimat nahe.
In der Einsamkeit des Yangikala-Canyon befinden sich die beiden Mausoleen Kemal Ata und Gozli Ata. Gozli Ata, was so viel wie „Alles sehender Vater“ bedeutet, war ein Sufi-Lehrer aus dem 12. Jahrhundert. Die Turkmenen sagen, er konnte den Menschen direkt in die Seele schauen. Für uns ein Grund in der mystischen Aura dieser wichtigsten Pilgerstätte des Landes zu übernachten!

Kamel-Herde nahe der Wüstenstadt Merw.

Canyons und Berglandschaften wie aus dem Bilderbuch

Turkmenistan ist von der steppenartigen Landschaft der Wüste Karakum geprägt, jedoch hat die Natur in diesem Land noch ganz andere kleine und große Wunder geschaffen. Diese entdeckt man am besten zu Fuß und so wandern wir im Kopetdag-Gebirge auf schmalen Pfaden durch die abenteuerliche Leopardenschlucht. In dieser kargen Gegend, wo sonst nur die Hirten unterwegs sind, genießen wir die Ausblicke auf eine sagenhafte Mondlandschaft. Um unser Abenteuer perfekt zu machen, übernachten wir in dieser bizarren Landschaft im Zelt. Üppig grün ist dagegen das Naturreservat Syunt Hazardag, bizarr das Misrian Salzplateau, in dem wir auf die Überreste der alten Seidenstraßen-Stadt Dehistan stoßen, und einfach unglaublich ist der Yangikala-Canyon mit seinen je nach Sonnenlicht orange, rot oder rosa leuchtenden Felsen. Besonders beeindruckend sind die „feurigen Festungen“, so die wörtliche Bedeutung von Yangikala, im Sonnenuntergang. Wer braucht da noch den Grand Canyon? Die Gesteinsformationen sind die Überreste eines prähistorischen Meeres und wurden im Lauf von Millionen von Jahren von Wind und Regen geformt. Unweit des Yangikala-Canyons erwartet uns in Yangisuw eine weitere Canyon-Landschaft, die wir uns erwandern. Unterwegs finden wir mit etwas Glück Fossilien, die in diesem ehemaligen Urzeitmeer konserviert wurden, während wir am Horizont bereits das Kaspische Meer erspähen.

Ein Unterwasser-Spa und turkmenischer Alltag

Baden in einem See kann man fast überall – in Turkmenistan geht das auch unter der Erde: Der unterirdische Höhlensee Köw Ata, ein weiteres Naturphänomen Turkmenistans, wird von Thermalquellen gespeist, die das glasklare Wasser bei konstant 30 °C halten. Aber Achtung, wer sich vor Fledermäusen fürchtet, sollte besser nicht nach oben schauen: In der Höhle lebt und flattert die größte Kolonie in ganz Zentralasien! Wie so oft auf Reisen sind die Menschen, die man unterwegs trifft, spannender als jede steinerne Sehenswürdigkeit. Wenn wir im Bergdorf Nohur, mitten im Kopetdag-Gebirge, bei einer turkmenischen Familie am Mittagstisch sitzen und vielleicht einen typischen Plov serviert bekommen oder auf dem Basar in Turkmenbashi feilschen, kommen wir – mit Hilfe unserer Reiseleiterin – schnell ins Gespräch, nehmen am Alltag der Turkmenen teil und erfahren viel über ihre Kultur. Dabei werden wir auch selbst aktiv, zum Beispiel beim Brotbacken und Teppichknüpfen. Überhaupt pflegen die Turkmenen ihr traditionelles Handwerk und stellen zum Beispiel aus Maulbeerseide wunderschöne Stoffe her, was wir uns in einer Werkstatt einmal genauer anschauen. Turkmenische Städte sind durch westeuropäische Augen eine Mischung aus Tradition und modernem Alltag. Wir machen Station in Balkanabat, am Fuße des rötlich schimmernden Balkan-Gebirges, und in Turkmenbashi und Awaza, wo man an den Stränden des Kaspischen Meeres auch mal ganz klassisch baden und entspannen kann.

Beim Besuch eines Gestüts begutachten wir die königliche Rasse der Achal Tekkiner. Diese seltenen und edlen Pferde gehören zu den ältesten Rassen der Welt.

Schaffellmützen und ein kurioser Feiertag

Turkmenistan ist als Reiseland noch relativ unbekannt und steckt aus europäischer Sicht voller Überraschungen und Kuriositäten. Vieles erklärt sich aus der wechselvollen Geschichte und dem bunten kulturellen Erbe, die das Land und die Menschen geprägt haben. So könnte man sich vielleicht wundern, warum manche turkmenischen Männer auch im Sommer eine Schaffellmütze, den Telpek, tragen. Die wolligen Kappen stammen noch aus der Zeit, in der die Menschen als Nomaden in der Wüste lebten. Sie ließen sich immer dort nieder, wo es gerade Wasser gab. Der Telpek schützte in der Wüste tagsüber vor der Hitze und nachts vor der Kälte, weil er die Körpertemperatur regulierte. Das funktioniert auch noch heute. Dass ausgerechnet in einem Wüstenstaat besonders leckere Melonen wachsen, würde man auch nicht ohne Weiteres vermuten. Ab Juni sind sie reif und wir kommen natürlich auch in den Genuss der Früchte, denen die Turkmenen sogar einen eigenen Feiertag gewidmet haben! Man könnte noch ewig so weitermachen. Turkmenistan hat einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde für die Stadt mit den meisten Marmorgebäuden, einen 36 Kilometer langen, betonierten Gesundheitspfad mitten in den Bergen, ein Gesetz, dass das Fahren schwarzer Autos verbietet und, und und … In diesem Land wird es einfach nie langweilig.

 

 

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