Unsere Reisende Heike war noch vor dem Lockdown Ende Februar mit WORLD INSIGHT in Ostafrika. Uganda, wie sie selbst berichtet, hat sie begeistert. Besonders schwärmt sie von ihren vielen Begegnungen mit den Primaten.
Eine Reise nach Afrika führt entweder dazu, dass man diesen Kontinent sofort in sein Herz schließt oder es bei der einen Reise bleibt. Ich habe mich bei meiner ersten Reise unsterblich in diesen Kontinent und seine Bewohner verliebt. Sie führte mich, ebenfalls mit WORLD INSIGHT, nach Kenia und Tansania. Wir haben dort so unglaublich viele Tiere gesehen – Diese Reise ist für mich bis heute in solch lebendiger Erinnerung geblieben, dass für mich klar war, dass ich Afrika ein weiteres Mal besuchen wollte, um es in allen Facetten kennenzulernen. Uganda war bis zur Suche nach einem neuen Reiseziel in Afrika für mich zunächst kein Thema. Meine Liebe zu Ostafrika und die unmittelbare Nachbarschaft Ugandas zu meinen letzten Reisezielen, sowie der Schwerpunkt auf unzähligen Begegnungen mit Primaten, hat letztendlich den Ausschlag gegeben, mich mit diesem Land näher zu beschäftigen – und schon hatte ich meine Reise nach Uganda gebucht.
Es war die letzte Reise vor der Regenzeit, alle Reisen vorher waren ausgebucht. Diese Tour sollte über den Status „nur noch wenige Restplätze vorhanden“, nicht hinauskommen. Angetreten haben wir die Reise dann in besonders kleiner Gruppe, zu fünft, und unserem Reiseleiter Lamech. Die Gruppe hat von Anfang an zusammengepasst. Alle waren schon weit gereist und nicht zum ersten Mal in Afrika. Dass Uganda noch nicht umfangreich touristisch erschlossen ist, betrifft in erster Linie die Straßen: verlässt man die Hauptstraße, hat man nur noch Pisten, die sich aus Löchern und Spurrillen zusammensetzen. Dies führt zwar dazu, dass man für kurze Strecken recht viel Zeit einplanen muss, aber auch dazu, dass man viel von diesem einfach unbeschreiblich schönen und abwechslungsreichen Land zu sehen bekommt.
Gleich am Ankunftstag ging es um 9 Uhr morgens auf die Suche nach dem afrikanischen Schuhschnabel in die Mabamba Wetlands. Einen ersten Eindruck des Landes und seiner Bewohner bekamen wir schon am Hafen. Dort stiegen wir in ein Boot, das uns über den Viktoriasee bis zu den Sümpfen brachte. Um tiefer in die Sümpfe zu gelangen, mussten wir in zwei kleinere Boote umsteigen. Es wurde dabei weniger gefahren, vielmehr wurden die Boote von unserer Besatzung fast ausschließlich geschoben. Doch die Anstrengungen wurden belohnt, indem sich uns inmitten der Sumpflandschaft ein Prachtexemplar von einem Schuhschnabel präsentierte.
Am nächsten Tag machten wir uns dann auf, das Land zu erkunden. Unser erstes Ziel war der Murchison Falls Nationalpark. Vom Entebbe aus ging es über die Autobahn an Kampala vorbei, und schon sehr schnell von dichter Besiedelung aufs weite Land. Bei einem Zwischenstopp an einem Markt deckten wir uns mit Ananas ein und bewunderten wilde Jamswurzeln. Weiter ging es Richtung Norden. Zur Mittagszeit besuchten wir das Ziwa Rhino Sanctuary. Hier werden Nashörner, die in der freien Wildbahn Ugandas nicht mehr vorkommen, gezüchtet, um sie später auszuwildern. Das gesamte Gelände ist umzäunt und wird streng bewacht. Die Nashörner werden 24 Stunden von bewaffneten Rangern begleitet, um sie vor Wilderei zu schützen. Bei unserer Ankunft erklärte uns ein Ranger kurz die Verhaltensregeln und dann brachen wir auch schon gemeinsam auf, um die Nashörner aus nächster Nähe zu sehen. Alle Ranger stehen untereinander in Funkkontakt, so mussten wir nicht allzu weit laufen, um auf Nashorn Malaika und ihr Junges Elias zu stoßen. Es war beeindruckend, diesen Tieren in einem Abstand von nur knapp 30 Metern gegenüber zu stehen und ihnen beim Grasen zuzusehen. Und es sollte nicht bei dieser einen Begegnung bleiben. Wir gingen weiter, um auf eine weitere Nashornmutter, ihr Junges und einen Nashornbullen zu treffen. Auch heute war es wieder brütend heiß, so dass sich der Nashornbulle einen schattigen Platz unter einem Baum gesucht hatte, den er auch nicht verließ, als ihn die Nashornkuh laut schnaufend und mit den Füßen scharrend dazu aufgefordert hat. Dieses Familienleben aus nächster Nähe verfolgen zu können war unglaublich bewegend. Schnell wegbewegen mussten wir uns, als sich die Nashornkuh entschloss, sich einen anderen Schattenplatz zu suchen – denn wir standen ihr im Weg.
Unser Tagesziel, die Murchison Falls Lodge, liegt direkt am Nil und wird deshalb nachts gern von Nilpferden besucht. Nilpferde sind die für den Menschen gefährlichsten Tiere Afrikas, aber sehr lichtempfindlich, weshalb alle Reisenden nach Sonnenuntergang vom Personal der Lodge mit starken Taschenlampen begleitet wurden. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sich die Tiere nachts wirklich so nah an die Lodge ran trauen würden – bis ich mitten in der Nacht von Rupf- und Schmatzgeräuschen geweckt wurde. Da hat sich wohl tatsächlich ein Nilpferd neben meiner Unterkunft den Bauch vollgeschlagen. Getraut nachzusehen, habe ich mich nicht, aber diese Nacht wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben, auch wenn ich kurz darauf wieder eingeschlafen bin.
Der nächste Tag begann wieder sehr früh, denn wir hatten einen langen, aufregenden Tag vor uns. Eine Fähre hat uns kurz vor Sonnenaufgang zum Ausgangspunkt unserer ersten Pirschfahrt über den Nil gebracht. Die Savannenlandschaft erstrahlte in warmen Rottönen und unzählige Tiere waren zu sehen: Neben dem Uganda-Kob, einer afrikanischen Antilopenart, begegneten wir sogar Giraffen und Büffel. Besonders entzückend war, dabei zuzusehen, wie eine Warzenschweinmutter sich und ihre Jungen vor uns versteckte, indem sie erst die Jungen in den Bau schickte und dann rückwärts ebenfalls darin verschwand.
Nach unserer Pirschfahrt ging es mit dem Boot zu den Murchison Falls. Schon die Fahrt war ein Erlebnis: Wir haben einen von einem Leoparden gerissen Wasserbock in einem Leberwurstbaum hängen sehen und ein Krokodil aufgeschreckt, das dann im Wasser neben uns untergetaucht ist. Auch hier gab es eine Unmenge an unterschiedlichen Vögeln zu bewundern. Am Fuße des Wasserfalls ließ uns unser Bootsführer aussteigen, damit wir zum Wasserfall aufsteigen konnten. Der Wanderweg führte circa 70 Höhenmeter nach oben. Wieder war es unglaublich heiß und anstrengend, aber der Anblick des tosenden Wasserfalls hat uns für den Aufstieg entschädigt und unser Reiseleiter Lamech empfing uns mit frischer Ananas – besser als jedes kühle Getränk!
Weiter ging es Richtung Süden. Eine lange Fahrt, auf der sich die Landschaft wieder sehr veränderte – Wir kommen den Primaten immer näher.
Im Kibale-Nationalpark erwartete uns das Schimpansen Tracking. Nach kurzem Briefing ging es los in den Wald, in einer kleinen Gruppe von 7 Personen. Wir hörten die Affen, noch bevor wir sie sehen konnten. Dann kletterte ein Schimpanse vom Baum und lief durch den Wald, und wir hinterher. So plötzlich er aufgetaucht war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Auch hier stehen die Ranger per Funkgerät in Kontakt: Derjenige, der die Schimpansen zuerst entdeckt, gibt den Standort an alle anderen weiter. So erreichten wir nach einem anstrengenden Fußmarsch durch das Unterholz einen Bereich, in dem sich eine große Gruppe Schimpansen in den Bäumen aufhielt und konnten sie hoch oben beobachten. Kurz vor Ende des Trackings entdeckten wir noch einmal zwei Schimpansen im Unterholz, diesmal nur wenige Meter von uns entfernt. Wir konnten die beiden lange beobachten und ganz in Ruhe Fotos machen, bevor auch andere Besucher eintrafen. Lamech war nach dem Tracking wieder zur Stelle, um uns abzuholen. Das Mittagessen nahmen wir bei einer einheimischen Familie ein und bekamen ein typisch ugandisches Essen serviert. Gut gestärkt, erwartete uns anschließend eine geführte Wanderung durch das Bigodi Wetland Sanctuary, zu Fuß durch ein Sumpfgebiet, in dem wir viel über die Pflanzen und Tiere erfuhren und Kinder beobachteten, die Fische fingen und uns diese zum Abendessen angeboten haben.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Etappenziel, dem Queen Elisabeth-Nationalpark, überquerten wir zum ersten Mal den Äquator. Bis zum Mittag hatten wir unsere Lodge für die nächsten zwei Tage am Lake George erreicht. Von dort aus startete unsere Bootsfahrt auf dem Kazinga-Kanal. Auch hier haben wir wieder viele Tiere vom Boot aus beobachten können.
Am nächsten Morgen ging es wieder sehr früh los. Wir begaben uns ein weiteres Mal auf die Suche nach Schimpansen, dieses Mal in der Kyambura Schlucht. Der Blick auf die Schlucht war atemberaubend, rings um uns Savanne, dann der Einschnitt durch die Schlucht. Bernhard war unser Ranger, der uns in die Schlucht begleitete. Tief in der Schlucht trafen wir auf eine Herde Elefanten, links von uns eine Mutter und ein Jungtier, rechts mehrere erwachsene Tiere. Als diese plötzlich auf uns losstürmen wollten, musste Bernhard seine Waffe durchladen, und die Elefanten sind ins Dickicht abgebogen. Ein Schuss war, zum Glück, nicht notwendig. Leicht erschrocken, aber mit sicherem Gefühl ging es weiter auf der Suche nach Schimpansen. Die konnten wir in hier jedoch nicht finden, also gingen wir nochmal ein paar Kilometer weiter, leider ohne Erfolg. Bernhard schien richtig enttäuscht – wir nicht, denn die Schlucht und das Erlebnis mit den Elefanten war schon absolut einzigartig.
Auf dem Weg in den Bwindi Impenetrable-Nationalpark fuhren wir durch dichte Regenwälder und entlang scheinbar unendlicher Teefelder. Wir kamen dem Höhepunkt unserer Reise, dem Gorilla Tracking, immer näher. Die Begegnung fand jedoch nicht im Bwindi, sondern im Mghahinga-Nationalpark im Virunga Massiv statt. Noch weit unterhalb der Baumgrenze ging es los: Am Hauptquartier der Ranger auf 2.400 Metern, erhielten wir eine Einweisung und machten uns auf die Suche nach den größten lebenden Primaten. Nach etwa eineinhalb Stunden hatten wir dank Tracker die Gorillas um Silberrücken Marc gefunden. Jetzt begann unsere Stunde, die wir mit ihnen verbringen durften. Die Gorillas waren im Wald und nahmen uns gar nicht wahr. Kurz darauf riefen unsere Begleiter uns auf, ihnen zu folgen – da saß das Familienoberhaupt Marc auf einer Lichtung, nur wenige Meter von uns entfernt. Wir konnten uns gar nicht satt sehen und unsere Fotoapparate klickten um die Wette. Irgendwann wurde es Marc zu viel und er legte sich schlafen. Es war so beeindruckend, dass die Zeit schnell verging und wir uns auf den Rückweg machten. Obwohl wir die Gorillas nicht lange suchen mussten, war es doch sehr anstrengend und wir waren alle dankbar, dass wir uns zuvor dafür entschieden hatten, Helfer aus dem Dorf zu engagieren, die uns mit Wanderstöcken versorgt, die Rucksäcke getragen und uns beim Auf- wie beim Abstieg abgesichert haben. Dieses Angebot zu nutzen würde ich jedem empfehlen, nicht zuletzt, um damit auch die örtliche Community zu unterstützen.
Das nächste Ziel war der Bunyonyi See. Unsere Unterkunft lag auf einer kleinen Insel mitten im See. Allein die Anfahrt mit dem Boot und das Rätseln, welche wohl unsere Insel sein würde, war wieder etwas ganz Besonderes. Neben aller beeindruckender Tierbegegnungen, bleibt sicher auch unsere nächste Wanderung lange in Erinnerung, auf der wir unter anderem einen Heiler besuchten, uns unser eigenes Armband in einem einheimischen Handwerkbetrieb flochten und eine ugandische Kneipe besuchten.
Die zwei Wochen in Uganda näherten sich bereits dem Ende, wieder habe ich viel gesehen und erlebt. Unser Reiseleiter Lamech hat uns sein Heimatland mit allen Facetten nähergebracht, er hat uns gleich zu Anfang dazu animiert, Fragen zu stellen, und hat uns all die vielen Fragen ausführlich beantwortet. Eine seiner letzten Fragen lautete, ob wir wieder nach Uganda reisen würden. Meine Antwort lautete: Ja! Da das Land unendlich viele Facetten hat, würde ich gerne noch einmal nach Uganda zurückkehren. Denn Uganda ist einfach unbeschreiblich schön und noch so vieles mehr als ich mir überhaupt erträumt hatte.