Madagaskar 10. Juni 2015

Verliebte Bäume, Karstlandschaften und Lemuren

WORLD INSIGHT

Abgeschieden vom afrikanischen Festland hat sich auf dem “Mikrokontinent” Madagaskar über Jahrmillionen eine ganz eigene Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. So wartet die Insel mit einigen erstaunlichen Naturwundern auf!

Wer sich Madagaskar auf der Landkarte anschaut, wird unschwer erkennen, dass der Inselstaat wie ein Puzzlestück an den afrikanischen Kontinent, genauer gesagt an die Küste Mosambiks, passen würde. Seit 90 Millionen Jahren ist die viertgrößte Insel der Welt, Madagaskar, vom Festland getrennt und hat dadurch eine ganz eigene Flora und Fauna entwickelt, die nicht nur bei Tier- und Pflanzenliebhabern Begeisterungsstürme hervorruft. Ebenso einmalig ist die kulturelle Vielfalt Madagaskars: 18 ethnische Volksgruppen und Einwanderer aus aller Welt leben in Eintracht auf der Insel – sie haben die Balance geschafft, eine gemeinsame Identität zu bilden und dennoch ihre Traditionen zu bewahren. Die Madagassen sind ein fröhliches Volk und begegnen rücksichtsvollen Touristen neugierig und hilfsbereit. Touristisch ist das Land noch weitgehend unerschlossen, die Nationalparks und Strände sind nicht überlaufen und Besucher haben die Chance, das ursprüngliche Madagaskar in all seinen Facetten zu erleben. Dazu gehört beispielsweise die Tropenvegetation des „Canal des Pangalanes“, eine 645 km lange Wasserstraße, die auf der Ostseite Madagaskars parallel zum Indischen Ozean verläuft.

Die hochgewachsenen Baobabs, auch Affenbrotbäume genannt, sind ein typischer Teil der Vegetation auf Madagaskar.

Die hochgewachsenen Baobabs, auch Affenbrotbäume genannt, sind ein typischer Teil der Vegetation auf Madagaskar.

Eine Reise durch die Natur Madagaskars

Einer der vielen sehenswerten Nationalparks ist die UNESCO-Weltnaturerbestätte Ranomafana. Sie versetzt den Besucher in eine Welt der Wasserfälle und Thermalbäder und führt ihm die ganze Vielfalt der Lemuren- und Vogelarten Madagaskars vor Augen. Als weiteres Highlight sollte das Isalo-Gebirge genannt werden: Der ausgewiesene Nationalpark liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 1.000 m über dem Meeresspiegel und fasziniert mit Schluchten, Höhlen und steil aufragenden Felsformationen. Besonderen Eindruck machen auf die Madagaskar-Reisenden auch die Tsingys: Es handelt sich dabei um emporgetragene Korallenriffe, die sich durch Erosion in ein Labyrinth von messerscharfen Kalksteinfelsen verwandelt haben. In den Zwischenräumen dieser „Kathedralen“ finden sich seltene Tiere und Pflanzen. Ganz in der Nähe des UNESCO-geschützten Tsingy de Bemaraha-Nationalpark liegt die Baobab-Allee, eine Kette von knapp 300 riesigen Affenbrotbäumen, die bei Sonnenuntergang besonders schön anzuschauen sind. Eine so große Insel wie Madagaskar bietet natürlich auch jede Menge Strand. So verlockt die malerische Küste bei Ifaty mit ihren Korallenriffen gleichsam Badegäste und Taucher. Auch die Städte Madagaskars lohnen einen kurzen Aufenthalt – in der Hauptstadt Antananarivo herrscht eine koloniale Architektur mit Tonziegeln vor und auf den Märkten strömen einem tausende fremdartige und verlockende Gerüche entgegen. Madagaskar ist einfach paradiesisch!

Tsingy: Zu Besuch in Madagaskars Karstlandschaften

Die messerscharfen Gesteinsspitzen der Tsingys ragen bis zu 70 Meter hoch.

Die Gesteinsspitzen der Tsingys sind teilweise messerscharf und ragen bis zu 70 Meter hoch.

Eine der geologischen Besonderheiten Madagaskars sind die sogenannten Tsingy: bizarre, auf den ersten Blick lebensfeindliche Karstlandschaften, die aber aufgrund der Unzugänglichkeit auch ein Rückzugsgebiet für manche angepasste Spezies bieten! Es gibt auf Madagaskar drei dieser Karstgebiete. Sie alle sind als Nationalpark ausgewiesen und können besucht werden. Berühmt ist der Park Tsingy de Bemaraha, der von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde.

„Tsingy“ kommt von „mitsingy“ und heißt „auf Zehenspitzen laufen“. Dass der Name nichts mit dem schönen Anblick der zugespitzten Kalkformationen zu tun hat, merkt man bei einer Wanderung durch die Tsingy ziemlich schnell. Über Hängebrücken und Leitern geht es in das Labyrinth der bis zu 70 Meter in die Höhe ragenden Messerspitzen. Manchmal stehen die Steine so eng beieinander, dass man sich regelrecht auf Zehenspitzen zwischen ihnen hindurchquetschen muss. Tatsächlich wachsen auch Pflanzen zwischen den Kalksteinen. Endlos lange Wurzelgeflechte, Lilien und Orchideen gibt es immer wieder zu sehen – genau wie die sonderbaren Lemuren, die auf den spitzen Felskanten umherspringen als sei es ein Kinderspiel.

Verliebte Bäume auf der Baobab-Allee

Bei Sonnenuntergang ist die Stimmung in der Baobaballee besonders magisch.

Bei Sonnenuntergang ist die Stimmung in der Baobaballee besonders magisch.

Ein weiteres Highlight auf jeder Madagaskar-Tour ist die Baobab-Allee, die man am besten bei Sonnenuntergang besucht. Die Baobab-Bäume werden bis zu 30 Meter hoch, ihre Baumstämme bis zu sechs Meter dick und sie können über 1.000 Jahre alt werden! Da ihr Holz Unmengen Wasser speichert und die glatte Rinde keine Verdunstung zulässt, gedeihen sie in der trockenen Ebene. Am besten besucht man die Baobab-Allee kurz vor Sonnenuntergang. Die eindrucksvolle Kulisse der Baumallee gibt vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne ein fantastisches Fotomotiv ab. Die Baobab-Bäume sind auch bekannt für eine seltene Laune der Natur: Zwei dicht aneinander stehende Bäume werden Baobab d’amour genannt, weil sich ihre Baumstämme ineinander verschlungen haben. Heute sind die verschlungenen Bäume beliebte Ausflugsziele für verliebte Paare.

Die Tierwelt Madagaskars – Lemuren und Fossa

Als der Urkontinent Gondwana vor vielen Millionen Jahren zerbrach, blieb an der Bruchstelle von Afrika und Südostasien Madagaskar als „Splitter“ im Meer zurück. In der Folge entwickelte sich auf Madagaskar eine einzigartige Flora und Fauna. Zwar sind auf der Insel nur ca. 100 verschiedene Säugetierarten beheimatet, aber die meisten bekommt man nur hier zu sehen. Am bekanntesten sind – sicherlich auch bedingt durch den Animationsfilm „Madagaskar“ – die Lemuren und die Fossa. Die Lemuren werden häufig auch als „Halbaffen“ tituliert, eine Bezeichnung die in die falsche Richtung führt, denn die Lemuren haben zwar ein wesentlich kleineres Gehirn als andere Affenarten, sind aber durchaus sehr intelligente Tiere. Frühzeitliche Fossilienfunde beweisen, dass die Vorfahren der Lemuren bereits die nördliche Erdhalbkugel und Afrika besiedelten. Doch nur auf Madagaskar konnten die Lemuren überleben! Während einige Lemuren lediglich zehn Finger breit werden, erreichen andere wiederum die Größe von Kleinkindern. Die bekannteste Lemurenart sind dabei sicherlich die Kattas. Ihr reges Sozialleben ist durch die Forscherin Alison Jolly ausführlich untersucht und dokumentiert worden. Die Kattas leben in Familiengruppen, die von einem Weibchen angeführt werden. An der Innenseite ihrer Unterarme befinden sich Drüsen, über die sie einen starken Geruch ausscheiden können. In Geruchkämpfen besprühen sie sich selbst. Es gewinnt: der heftigste Gestank. In Madagaskar leben kaum Raubtiere.

Madagaskar (c) WORLD INSIGHT 2

An die 100 verschiedene Lemurenarten leben auf Madagaskar.

Die endemische Fossa ist die größte auf der Insel beheimatete Katze und wird ca. anderthalb Meter lang und zwölf Kilogramm schwer. Man kann sie in allen Regionen der Insel finden, sie jagt auf Bäumen und auf dem Boden. Die Lemurenpopulation auf Madagaskar ist auch deshalb so hoch, weil die Fossas sich nicht für sie interessieren. Stattdessen machen sie Jagd auf Vögel und kleinere Säugetiere. Sie erinnern von ihrer Gestalt noch am ehesten an Pumas, haben aber deutlich kürzere Beine. Als tag- und nachtaktive Tiere machen sie ihre Ruhepausen vom Wetter abhängig und halten sich dann in (selbstgegrabenen) Höhlen oder in Bäumen auf.

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