Auf Dienstreise 18. August 2016

Sihanoukville und die Insel Rong Samloem

Otfried Schöttle

Herausforderung: Nach einer aufregenden Erlebnisreise den relaxten Abschluss zu finden – der heutige Tag gehört der Hotelrecherche in Sihanoukville und Ko Rong Samloem. Eine Suche nach kleinen „Hideaways“!

Man muss nicht unbedingt auf die Insel - die Strände des Otres Beaches I und II sind durchaus schön

Man muss nicht unbedingt auf die Insel – die Strände des Otres Beaches I und II sind durchaus schön

Sihanoukville ist kein einfaches Pflaster. Es ist quasi der einzige Badeort von Kambodscha (abgesehen von Kep, aber dort gibt es nur einen kleinen Strand), aber er bietet nicht das, was man von Thailand oder Myanmar kennt: Lange weiße Strände, Palmen und traumhaft schöne Lodges. Sihanoukville ist ein asiatischer Badort, insbesondere Gäste aus China, Vietnam und natürlich auch aus Kambodscha machen hier Urlaub. Denen ist nicht nach klein und charmant zumute, sondern nach groß und luxuriös – wobei dieser Luxus nichts mit Geschmack zu tun hat, zumindest, wenn man westliche Maßstäbe anlegt. Hinzu kommen Spielcasinos, Prostitution, eben alles, was uns als Entdeckungsreisende eher abstößt. Und dennoch, es gibt die kleinen „Hideaways“, aber man muss sie suchen. Man muss nicht unbedingt auf die Insel – die Strände des Otres Beaches I und II sind durchaus schön. Man findet sie nicht innerhalb der Stadt, sondern etwa 15 Kilometer außerhalb Richtung Osten zwischen Otres Beach I und Otres Beach II. Dort ist alles entspannter, die Strände sind lang und weiß und das Meer lädt zum Baden ein.

 

Path Mey nimmt sich bei unserer Hotelinspektion auch Details genau vor

Path Mey nimmt sich bei unserer Hotelinspektion auch Details genau vor

Unser ComfortPlus-Hotel - Das Sokha Beach in Sihanoukville.

Unser ComfortPlus-Hotel – Das Sokha Beach in Sihanoukville.

Blick auf den Pool unseres Gruppenhotels

Blick auf den Pool unseres Gruppenhotels

 

Sihanoukville ist noch nicht besonders alt. Es war der ehemalige König Sihanouk, der eine Hafenstadt haben wollte, um für den Handel ein Tor zur Welt zu öffnen. Damals hieß die Stadt Kampong Som (Kampong heißt Hafen, Som ist der Name von einem Politiker, der die Stadt mitbegründet hat). Seine Idee ging auf, Kampong Som entwickelte sich, nicht nur zur Hafenstadt sondern auch zu einem beliebten Badeort für die Khmer. Sihanouk selbst hatte hier damals eine prächtige Villa, in die er sich gerne zurückzog. Pol Pot setzte dieser Ära ein jähes Ende. Erst in den 90iger Jahren, vor allem nach der ersten freien Wahl 1993 fand Sihanoukville langsam wieder zu alter Blüte zurück. Zunächst fanden sich nur Einheimische ein, erst zu Beginn der 2000er Jahre wurde die Stadt mehr und mehr von westlichen Reisenden entdeckt, die einen Badeort zum Entspannen nach ihren Entdeckungen von Angkor suchten.

Schön und entspannt - die Insel Rong Samlem

Schön und entspannt – die Insel Rong Samloem

Robinson-Feeling - manche Unterkunft auf der Insel

Robinson-Feeling – manche Unterkunft auf der Insel

Phath und mich interessieren heute aber nicht Sihanoukville, sondern seine vorgelagerten Inseln, allen voran Ko Rong Samloem. Es gibt auch noch Ko Rong, aber die entpuppt sich mehr und mehr als Partyinsel. Ko Rong Samloem ist dagegen ein entspannter Flecken Erde – es erinnert mich an Thailands Ko Chang von vor 20 Jahren: Es gibt keine Straßen, schöne lange weiße Strände, ein relaxtes Beachlive, aber wie auch damals Ko Chang hat Ko Rong Samloem heute eher einen rudimentären Hotelstandard. So nehmen wir also morgens die Fähre und fahren etwa eine Stunde mit dem Schnellboot über die aufgewühlte See, laufen den Tag über den Strand von Ko Rong Samloem entlang und klappern alle möglichen Unterkünfte ab. Es gibt schlimmere Jobs und dieser Tag gehört zweifellos zu denen, wo uns Menschen mit Bürojob um unsere Aufgabe beneiden: Sonne, Strand und Meer und das ist dann auch noch eine Dienstreise – herrlich! Wir werden fündig an diesem Tag. Ob die Häuser jedoch tatsächlich auch für unsere Gruppen geeignet sind, wird sich herausstellen, wenn die praktische Seite der Reservierung geklärt ist. Bis dahin bleiben die netten Hotels am hübschen Otres Beach eine schöne Alternative – und wer will, kann auch von hier einen Tagesausflug zur Insel Ko Rong Samloem unternehmen.

 

„Ich hatte kein Leben“…

Phath erzählt mir seine Geschichte. Ich kenne vieles schon davon, aber nicht alles. Dieser Mann hat so viel erlebt, dass man davon ein Buch schreiben könnte. Wir sitzen am Abend am Otres Beach in einer Bar, vom Golf von Thailand weht uns eine angenehme Brise ins Gesicht und die Sonne verschwindet in dem für Südostasien zu dieser Jahreszeit typischen, etwas milchigen Horizont. Phath erzählt von seiner Kindheit: Von seiner Zeit in Prasat, als er Wasserbüffel hüten musste, als er im Reisfeld arbeiten musste, als er im Fluss übernachtete, um nicht von den vielen Moskitos gestochen zu werden – mit einem Strohhalm im Mund, um atmen zu können.

Er erzählt von der Ankunft der „Soldaten“ im Dorf im Jahr 1975. „Soldaten“, was für ein Ausdruck: Kinder und Jugendliche waren es, die jüngsten gerade mal zehn, die ältesten keine 16 Jahre! Arme Kinder, denen das Pol Pot-Regime rosige Zeiten versprach, die oft später selbst denunziert wurden, weil jeder jeden als Feind verdächtigte, weil niemand wusste, wer ANKA war, der perfide Geheimdienst damals, dessen Struktur nicht mal hohe Mitglieder der Roten Khmer durchschauten. Als die „Soldaten“ kamen, änderte sich alles: Privatbesitz war strengstens verboten. Wer dennoch Früchte pflückte oder im Fluss fischte, um seine Familie zu ernähren, der das knappe Gemeinschaftsessen in der eigens dafür gebauten Hütte im Dorf nicht reichte, wurde fortgeschafft und kam nicht mehr zurück. Phath hat auf diese Weise zwei Brüder verloren. „Ich hatte kein Leben“, sagt er, der Blick leer auf das Meer gerichtet: Nichts ist verarbeitet, höchstens verdrängt.

Path blickt ist unser Mann in Kambodscha - und er blickt auf ein aufregendes Leben zurück (c) WORLD INSIGHT

Phath ist unser Mann in Kambodscha und blickt auf ein bewegtes Leben zurück.

Phaths Leben begann mit dem Einmarsch der Vietnamesen in Kambodscha im Jahr 1979. Es war eine Befreiung, aber keine selbstlose: Vietnam nutzte die Gelegenheit, seine Pfründe in Kambodscha zu sichern. Das ist noch heute so, wenn vietnamesische Geschäftsleute günstig Land in Kambodscha erhalten. Oder wenn der kambodschanische Machthaber Hun Sen eine Insel wie Phu Coc den „vietnamesischen Freunden“ zum Geschenk gibt – natürlich nicht ohne Gegenleistung für ihn persönlich. Dennoch beginnt für Phath eine Zeit, von der er zuvor nicht zu träumen gewagt hätte: Kambodschas Bildungsschicht ist nach Pol Pot ausgelöscht, Russland setzt sich dafür ein, dass junge hoffnungsvolle Kambodschaner eine gute Ausbildung erhalten (auch nicht selbstlos, man sichert seinen Einfluss in Südostasien, die „Bruderstaaten“ Russland und China lagen immer im Clinch). Das soll in Europa geschehen, für Phath wird es wie viele Kambodschaner und Vietnamesen die DDR. Bis es dazu kommt, muss Phath um einen Platz im Programm kämpfen. Dafür fährt er neben der harten Feldarbeit täglich drei Stunden auf einem klapprigen Rad über Feldwege zu einer Schule auf dem Land. Er besteht als einziger die Prüfung.

Was dann kommt sind vier Jahre DDR, Rückkehr nach dem Fall der Mauer, Übersetzer und Helfer bei der UNTAC, die das bürgerkriegsgeschüttelte Land befrieden soll (was letztlich nicht ihr gelingt, sondern dem despotischen Machthaber und auch noch heutigem Regierungschef Hun Sen). 2002 gründet er dann sein eigenes Unternehmen, 2003 lernen wir uns kennen und Phath wird unser Country Manager und Freund und bleibt es bis heute.

Ich denke über ihn und mich nach: Als ich WORLD INSIGHT gründete, hatte ich keinen Cent, nur ein Konzept in der Tasche, genannt Business-Plan, mit dem ich bei allen Banken auf Ablehnung stieß, nur die Sparkasse war bereit, mir ein Startkapital zur Verfügung zu stellen. Nein, geschenkt wurde mir nichts, aber verglichen mit Phath hatte ich dennoch nahezu alles. Man schüttelt deshalb den Kopf darüber, wenn heute Menschen in Deutschland AfD wählen, über Ausländer schimpfen oder unsere oft guten Politiker verunglimpfen. Freilich, es ist nicht alles Gold, was glänzt, doch es lohnt für die Werte zu kämpfen, die wir heute haben: Freiheit, unsere Meinung zu sagen, zu wählen, etwas zu entwickeln, uns entfalten zu dürfen und nicht von einem totalitären Regime unterdrückt zu werden.

 

 

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