Myanmar 12. Mai 2016

Alles bleibt neu im Goldenen Land

Otfried Schöttle

WORLD INSIGHT-Geschäftsführer Otfried Schöttle und Fotograf Martin Buschmann gingen auf Tuchfühlung mit Myanmar und machten spannende Begegnungen: Sie trafen auf eine groteske Hauptstadt und den Nelson Mandela Myanmars.

Wenn ich an Myanmar denke, fällt mir folgende Werbung von „After Eight“ ein, die vor einiger Zeit im Fernsehen lief und die ich gelungen fand: Ein älteres britisches Ehepaar fährt in einem typisch Londoner Taxi durch die englische Hauptstadt und der Ehemann redet unablässig davon, was sich alles verändert hat. Dann bleiben seine Blicke an den Beinen einer hübschen, jungen Frau stehen, worauf die Gattin entgegnet: „And some things never change!“. Die Message der Werbung ist: Auch wenn die Welt sich weiter dreht, „After Eight“ bleibt.

WORLD INSIGHT Geschäftsführer Otfried Schöttle (li.) und Fotograf Martin Buschmann (re.): Bagan von oben. Ein etwa 300 US-Dollar teures, dafür aber unvergessliches einstündiges Erlebnis. Auch den britischen Kolonialherren hätte diese Art der Entdeckung wohl Freude bereitet: Nach der Landung gibt’s auf Feldstühlen in der Weite Bagans Croissants, Kuchen und reichlich Sekt.

16.000 Bilder in 14 Tagen! Ende Oktober gehen WORLD INSIGHT-Geschäftsführer Otfried Schöttle (li.) und Fotograf Martin Buschmann (re.) im Rahmen unserer Katalogpräsentationen mit „INSIGHT Myanmar“ auf Tour, um Ihnen das „Goldene Land“ in all seinen Facetten zu präsentieren.

Und das gilt auch für Myanmar: Trotz einer rasanten politischen Entwicklung, einem Umbruch vom Sozialismus zur Demokratie, moderner Handys, Geldautomaten und Internetverbindungen im Land, hat sich das, was Burma seit Jahrhunderten ausmacht, nicht verändert: die Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft der Burmesen, der gelebte Theravada Buddhismus, die noch heute hochverehrten Geister (die sogenannten Nats) und die vielen charmanten, exotischen Eigenheiten, die ein Reiseland interessant machen. Wenn zum Beispiel der Wachskürbis anstatt einer Stahlantenne als Blitzableiter dient und BMW nicht das Kürzel für ein Luxusmobil ist, das für „Freude am Fahren“ steht, sondern für „Bauer mit Wasserbüffel“, dann sind das die Dinge, die wir an Asien so lieben, weil es unserem westlichen Streben nach steriler Perfektion so liebevoll improvisierte Eigenheiten entgegensetzt. Htet Htet, unsere WORLD INSIGHT-Reiseleiterin, die mit Martin und mir auf Tour war, lacht herzhaft, als aus ihr dieses Wortspiel heraussprudelt: Den Humor konnten ihr auch die Militärherrscher nicht nehmen! Das war bereits so zu Zeiten, als das Wort „Demokratie“ für Burmas Regierung ein noch schlimmerer Dämon war als alle bösen Geisterwesen des Landes zusammen; als es noch den berüchtigten SLORC (State Law and Order Restauration Council – dt.: Staatsrat für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung) gab; als die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi wieder einmal unter Hausarrest stand; als sich Studenten um Yangons Sule Pagode versammelten, um zu demonstrieren; als ihre Anführer für Jahre weggesperrt wurden und Oppositionelle auf dubiose Weise verschwanden. Auch schon zu diesen schlimmen Zeiten lächelte man die Langnasen herzlich an, wenn sie sich an dem traditionellen Kleidungsstück, dem Longyi, versuchten, um in ihm angestrengt ihre Runden um eine Pagode zu drehen und der jeden Moment aufgrund eines dilettantisch angebrachten Knotens verrutschen konnte.

Ich erinnere mich an die Jahre nach der Jahrtausendwende. Ich hatte ein Reiseunternehmen gegründet und stand plötzlich vor der moralischen Frage, ob es in Ordnung sei, Reisen nach Myanmar anzubieten. Ich entschied mich für meinen Geschäftspartner in Myanmar, Min Din, und gegen Aung San Suu Kyi, die sich für einen Boykott ihres Landes ausgesprochen hatte. Ich dachte an die Familie meines Freundes, die mir näher stand als die Weltpolitik. Wir versuchten bei unseren Reisen, so gut es eben ging, auf staatliche Leistungsträger zu verzichten und stattdessen private zu nutzen. Nach den Wahlen 2011 besuchten dann Westerwelle und andere internationale Politiker das Land. Der Umbruch begann, erlebte aber einen herben Dämpfer, weil die Militärs das Wahlergebnis ignorierten. Dennoch, Filmteams aus aller Welt produzierten großartige Bilder vom „neuen Myanmar“ und mit ihnen kamen viele, ja zu viele Touristen ins Land. Deshalb stehen heute jede Menge neue Hotels im Land, die Fernsehteams und die westlichen Politiker aber sind verschwunden und von den Wahlen im November 2015, die zum ersten Mal korrekt gewertet wurden, wird allenfalls noch in Randnotizen berichtet. Kuba, Sri Lanka oder Botswana sind die neuen „In-Ziele“, dabei wäre es gerade jetzt so günstig nach Myanmar zu reisen, nachdem der dortige Reisemarkt nicht mehr so „überhitzt“ ist.

Den ganzen Zauber Myanmars wieder erleben, Zeuge des aktuellen Umbruches zu sein und wieder zu einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis nach Myanmar reisen: Grund genug für Martin und mich die Koffer zu packen, um Ihnen Myanmar in Bild und Film schmackhaft zu machen – mit 30 Kilogramm Fotoausrüstung im Gepäck und ganz viel Entdeckerfreude ging es im Februar diesen Jahres auf Tour.

Ein Willkommen voller Gold

Myanmar (c) WORLD INSIGHT 01

105 Meter misst der Stupa der Shwedagon- Pagode.

Martin und ich kennen uns nun schon einige Jahre und ich kann einschätzen, wann ihn etwas tief beeindruckt. Dann werden seine Augen groß und der Mund öffnet sich fingerbreit, während die Mundwinkel sich keinen Millimeter mehr bewegen. Mir erging es ebenso, als ich das erste Mal vor ihr stand: der Shwedagon-Pagode in Yangon. Sie ist nicht die größte, aber die schönste: 2.600 Jahre alt und bekrönt mit einen Diamanten auf ihrer Spitze, der 76 Karat haben soll.

Da sind wir nun, mittendrin in einem Meer aus Pilgern und Gold und das gerade einmal 18 Stunden entfernt von Deutschland, das wir bei Kälte und Dauerregen verlassen haben. Für eine halbe Stunde haben wir das Fotografieren, das Filmen und die Arbeit vergessen und sitzen im Schneidersitz am Fuße des mächtigen goldenen Stupas und genießen die unglaubliche Atmosphäre. Der Wind weht leicht und bewegt sanft die goldenen Glöckchen, die von goldenen Schirmen herabbaumeln und Töne erzeugen, die unsere westlichen Ohren so gerne hören, wenn wir buddhistische Stätten besuchen. Gläubige zünden Kerzen an, beten still vor sich hin oder murmeln immer wieder dieselben buddhistischen Verse.

An den Pagoden klingen überall kleine Glöckchen im Wind, magische Klänge für ein gutes Karma!

An den Pagoden
klingen überall kleine Glöckchen
im Wind, magische Klänge für ein gutes
Karma!

„Die Seele wandert und die Kunst der Meditation ist es, diese Wanderschaft zu unterbrechen“, erklärt uns Htet Htet dieses Mantra. Man konzentriert sich darauf, die Gedanken nicht schweifen zu lassen, nicht an Beruf oder Familie zu denken, sondern „im Hier und Jetzt“ zu sein. Sie selbst gehe oft zur Shwedagon-Pagode, vor allem, wenn sie unruhig sei oder eine Reise mit einer unserer Gruppen anstehe. Dann finde sie Frieden und Kraft und bete gleichzeitig für nette Gäste. Auf meine etwas provokante Frage, ob diese Gebete denn erhört würden, sagt unsere Reiseleiterin mit einem schelmischen Augenzwinkern: „Meine Mitreisenden sind meistens klasse Leute, und wenn sie es nicht sind, dann sind sie es spätestens zum Ende der Reise“, sagt‘s und lacht und spätestens jetzt wissen wir, dass diese humorvolle, intelligente junge Frau zu uns und unserer Tour durch Myanmar passen wird.

Wir bleiben bis spät in den Abend. Längst schon ist die Sonne untergegangen und im Licht der gelben Scheinwerfer thront die Shwedagon-Pagode als goldenes Wahrzeichen des Landes prächtig über dem nächtlichen Kandawgyi See. Was für ein Willkommen in Myanmar! Es hat nur wenige Stunden gebraucht und schon jetzt sind wir dem Zauber dieses Landes erlegen. Tags darauf wünsche ich mir, wieder 25 Jahre jünger zu sein und wie damals als Student mit dem Rucksack monatelang durch die Welt zu ziehen. Ich liebe meinen Job als Geschäftsführer, aber Zeit ist heute leider zum Luxus für mich geworden. Und so fahren wir schon am folgenden Morgen früh hinaus aus der Stadt Yangon, in der es eigentlich so viel zu entdecken gibt: die Sule Pagode, die Strand Street, die zahlreichen Märkte, die Altstadt, den Bahnhof, die vielen prächtigen Alleen, die Seen, die Parks, in denen die Burmesen im herrlichen Licht der Morgensonne ihre Yoga- und Thai-Chi-Übungen verrichten, oder die Teehäuser mit den debattierenden Studenten am Abend.

Myanmar (c) WORLD INSIGHT 04

Trotz mehr und mehr Motorisierung: Die Dreiradrikscha ist auch in Yangon noch immer ein beliebtes Transportmittel.

Ich kenne die 5-Millionen-Metropole gut, aber heute muss ich sie unentdeckt hinter mir lassen. Stattdessen schauen Martin und ich wie neugierige Kinder aus den Fenstern unseres Wagens: Das Leben in Yangon ist um sieben Uhr schon längst erwacht. Jungs und Mädchen gehen in ihren blauweißen Uniformen zur Schule, Mechaniker schrauben an Mopeds, Händler preisen lautstark ihre Waren an. Die Rikschafahrer, die so drahtig sind, dass man bei jeder Bewegung das Zusammenspiel der dafür zuständigen Muskeln, Fasern und Adern erkennen kann, bewegen schwere Lasten und während der Rotphase an der Ampel verkaufen junge Männer burmesische Zeitungen mit dem Bild von Aung San Suu Kyi auf dem Titel. Ein Land befindet sich im Aufbruch! Und so gespannt wie wir an diesem Morgen auf den weiteren Tag sind, sind es die Menschen Burmas auf ihre politische Zukunft.

Immer in Balance – „Kyaiktiyo“

Das Abenteuer „Goldener Felsen“ beginnt in Kin Pun. Genau in dem Augenblick, wenn man die Komfort-Zone seines klimatisierten Busses verlässt und eine klapprige Treppe hinaufklettert, um auf der Ladefläche eines LKWs Platz finden zu wollen, auf der bereits gefühlte einhundert Personen aneinandergepresst auf Holzpritschen sitzen wie Sardinen in der Dose. Wenn Burmesen auch sonst höflich und liebenswürdig sind, beim Besteigen eines Transportmittels (und nicht nur dieses LKWs) ist alle Zurückhaltung vergessen. Und wer sich nicht anpasst, der steigt als letzter auf. So schämen sich Martin und ich ein wenig, als Htet Htet uns mit sanfter Gewalt vor zwei ältere Damen schiebt, denen wir in Deutschland stets den Vortritt gelassen hätten. Dennoch, wir wollen diesen Transport nicht verpassen, schließlich wartet der Sonnenuntergang über dem „Goldenen Felsen“ nicht auf uns und natürlich brauchen wir diese Stimmungsbilder „im Kasten“. Auf der Ladefläche wird es immer enger, jeder Zentimeter wird genutzt, dann heult der Dieselmotor auf und los geht’s. Die halbstündige Fahrt hoch zum „Goldenen Felsen“ ist ein einziger großer Spaß: Steigungen bis zu 20 %, Haarnadelkurven, zur Regenzeit eventuell auch noch Bergrutsche – und das alles bei durchschnittlich 50 km/h, wobei auch schon Spitzengeschwindigkeiten bis zu 80 km/h erzielt werden, was angesichts der Strecke atemberaubend schnell ist. Ich frage später unseren Fahrer, ob er schon mal einen schlimmen Unfall miterlebt hat, was er verneint: Kleinere Pannen ja, aber Verletzte und Tote noch nie. Und das in 15 Jahren, in denen er die Strecke nun tagtäglich zur Regen- und Trockenzeit fährt.

So schnell die Fahrer die 20 Kilometer Strecke zum „Goldenen Felsen“ hinauffahren, so entschleunigt ist das Leben auf dem Gipfel. Vor allem, wenn man Mönche und Eremiten beobachtet. Behutsam setzen sie ihre Schritte, um in aller Langsamkeit zum Goldenen Felsen zu gelangen. „Kyaiktiyo“, der burmesische Ausdruck für „Goldener Felsen“, verdankt seine Bedeutung dem Eremiten Tkitha. Er suchte vor 1.000 Jahren eine würdige Aufbewahrungsstätte für ein Haar Buddhas und fand sie in eben diesem Koloss aus Granit, auf dem er eine Pagode erbaute. Die Eremiten Burmas leben ausschließlich in dieser Region, als Nachfolger von Tkitha. Es sind pittoreske Gestalten, diese einsamen Männer mit ihren Filzhüten auf dem Kopf und den dunkelorangen Roben. Jedes Mal wenn ihnen ein Pilger eine Spende zukommen lässt, klingeln sie mit einem goldenen Glöckchen (Kyisie) und zeigen so allen, dass diese Pilger Verdienst für ihr Karma erlangt haben. Im Gegensatz zu Mönchen bekommen die Eremiten ihre Spende auch als ungekochte Speisen. Mönchen hingegen wird nur fertig zubereitetes Essen serviert, weil sie nicht arbeiten sollen, um sich so voll und ganz auf ihre Meditation konzentrieren zu können.

Myanmar (c) WORLD INSIGHT 52

Der „Goldene Felsen“ thront über der Weite der Mon-Region: Acht Meter breit, acht Meter hoch ist er und eine magische Symmetrie hält den 611 Tonnen schweren Koloss wundersam auf einem Felsvorsprung im Gleichgewicht. Gekrönt wird das Naturwunder von einer kleinen Pagode zu Ehren eines Haares Buddhas, das hier aufbewahrt wird.

Wir erreichen den Gipfel, „Kyaiktiyo“ liegt vor uns: acht Meter breit, acht Meter hoch, eine magische Symmetrie, die den 611 Tonnen schweren Brocken wundersam auf einem Felsvorsprung im Gleichgewicht hält, mit Blattgold verziert und von einer Pagode gekrönt. Ich bemerke schon die Unruhe in Martin, die schlimmer ist als nach elf Stunden Flug ohne seine Benson & Hedges in der Hand, der Lieblingsmarke unseres rauchenden Fotografen. Seine Finger zucken und wollen nach allem greifen, was einen Auslöser hat, denn beim Anblick so zahlreicher Motive in Kombination mit dem traumhaft schönen Licht der untergehenden Sonne gibt es für einen Profi nur eines: Ab ins Getümmel der Pilger, die um den „Goldenen Felsen“ ziehen oder in seinem Angesicht beten, und „draufhalten“, bis die Akkus leer sind. Ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie Sie nun die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: „Wie kann man nur so schamlos sein.“ Und ja, Sie haben recht! Dennoch, natürlich beachten auch wir Grenzen, wenn wir Menschen fotografieren, akzeptieren stets ein „Nein“ – viel öfter aber kommt es eben durch diese Fotos und Filme zu ganz besonderen Begegnungen. Menschen sind für uns keine Objekte, wir kommunizieren mit ihnen. So auch am „Goldenen Felsen“. Neugierig sind Erwachsene wie Kinder auf unsere Technik. Und wie herrlich ist ihr Lachen, wenn sie auf unsere Vorschaubilder blicken.

Wir tauchen ein in den Zauber dieses mystischen Ortes. Und nachdem alle Bilder und Filme gemacht sind und die Sonne schon vor Stunden über der Weite des Berglandes des Mon-Staates verschwunden ist, lassen wir unsere ganze Technik in unseren Taschen verschwinden: Einfach nur dasitzen, beobachten, die Atmosphäre aufsaugen, das Hier und Jetzt genießen. Mein Bett im Golden Mount Hotel sieht mich in dieser Nacht nur für wenige Stunden.

Groteske Hauptstadt

Naypyidaw gleicht einer Geisterstadt: Eine Million Menschen sollen hier leben. Doch die riesigen Straßen sind verwaist und taugen eher zu Turnübungen als zur Bewältigung vielen Verkehrs.

Naypyidaw gleicht einer Geisterstadt: Eine Million Menschen sollen hier leben. Doch die riesigen Straßen sind verwaist und taugen eher zu Turnübungen als zur Bewältigung vielen Verkehrs.

In der neuen Hauptstadt Naypyidaw ist Stau so selten wie ein Wolkenbruch im kalifornischen Death Valley. Auf sechs- spurigen Prachtstraßen – vor dem Parlament sind es sogar 20 Fahrspuren! – verlieren sich nur wenige Motorräder oder PKWs. Und dennoch, man mag es kaum glauben, kommt es zu schweren Verkehrsunfällen. In Naypyidaw wohnen viele Politiker und noch mehr Militärs und damit wohlhabende und einflussreiche Leute mit Kids, deren Spielzeug schon mal ein dicker Porsche ist. Htet Htets Blick verdunkelt sich: „Es sind durchgeknallte Söhnchen von reichen Familien, die nachts auf den leeren Straßen rasen, die Kontrolle über ihre Limousinen verlieren und dann teilweise schlimme Unfälle verursachen“, klagt Htet Htet. Man merkt ihr an, dass sie die „Söhnchen“ nicht mag. Sie spricht von ausufernden Partys, die in privaten Kreisen gefeiert werden mit Alkohol-, Drogen- und Sexexzessen. Nirgendwo sonst in Burma gibt es wohl mehr Prostituierte als in Naypyidaw, mutmaßt Htet Htet. Von all dem ist im öffentlichen Leben der Hauptstadt nichts zu spüren. Wir reden mit Swe Zin, Sales Executive vom Lake Garden Hotel – sie liebt die Ruhe in Naypyidaw, ein offizielles Nachtleben gibt es nicht und so bleiben außer Arbeit und Entspannen zu Hause nicht viele Optionen in der Hauptstadt. Einzig die Jademesse einmal im Jahr unterbricht die Eintönigkeit, wenn Händler aus aller Welt in die Stadt kommen, um Edelsteine auszutauschen. Das ist dann auch das einzige Mal, an dem die viel zu vielen Hotels in der Stadt ausgebucht sind. Sonst liegt die Auslastungsrate im Lake Garden Hotel gerade einmal bei 20 %, was „schon eine befriedigende Steigerung zum Vorjahr ist“, erklärt Swe Zin.

Naypyidaw ist ein Kunstprodukt. Im Geheimen ließ der damalige Chef der Militärregierung Than Shwe die Stadt planen. 2002 wurde mit dem Bau begonnen und 2006 wurde der Ort zur Hauptstadt erklärt. Gleichzeitig wurde die modernste Autobahn des Landes gebaut, die Naypyidaw mit dem 320 Kilometer südlich gelegenen Yangon verbindet. Da zu Beginn noch Schulen und Kindergärten fehlten, zogen zunächst die Regierungsangestellten allein in das neue Landeszentrum. Später erst kamen die Familien nach. Glaubt man den offiziellen Angaben der Behörden, leben heute eine Million Menschen in Naypyidaw, was kaum nachvollziehbar ist, wenn man fast alleine über die riesigen Straßen fährt, kaum Häuser sieht, wenn man keine Pilger an der zentralen Pagode entdeckt oder wenn man durch leere moderne Einkaufszentren schlendert wie den „Capital Hypermarkt“ oder das „Junction Center“. Gefälschte Zahlen, Korruption und Landenteignungen – auf diesem Boden gründet sich Naypyidaw: Die Chinesen bauten ein prächtiges Parlament und andere millionenschwere Gebäude, im Gegenzug erhielten sie zwei Pipelines, die wertvolles Erdgas in das Reich der Mitte pumpen. Dass die Militärs mit Naypyidaw viel vorhaben, zeigt auch der nagelneue Flughafen: Er ist nicht nur der größte des Landes, er liegt auch 50 Kilometer außerhalb der Stadt – weit genug, dass Naypyidaw irgendwann in ferner Zukunft zu einer Metropole im Stile Bangkoks wachsen könnte, wenn nicht die neue Regierung der National League for Democracy (NLD) dem ganzen Spuk vielleicht doch noch ein Ende setzt und die Hauptstadt wieder zurück nach Yangon verlegt.

WORLD INSIGHT-Geschäftsführer Otfried Schöttle im Gespräch mit Nay Lin (li.): Der junge Politiker der NLD-Partei träumt nach Jahren der Militärherrschaft von einem „neuen Myanmar“ unter der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.

Überhaupt die NLD – wir haben eine Verabredung mit Nay Lin von der demokratischen Partei, um mit ihm über die neue politische Entwicklung in Myanmar zu sprechen. Im Gegensatz zu den größenwahnsinnigen Prachtbauten der Militärs ist eines der Stadtbüros der nun mächtigsten Partei des Landes in Naypyidaw erfrischend bescheiden: Eine ehemalige Holzhütte wurde zum Parteibüro umfunktioniert. Überall hängen Bilder von Aung San Suu Kyi, die wie eine Heilige verehrt wird. In der Mitte der Hütte steht ein Holztisch mit zwei Bänken, jemand repariert im Eck ein Moped, im anderen kocht eine Frau auf offener Flamme das Mittagessen und eine neugierige Katze lässt sich nur ungern von ihrem Platz auf dem Tisch verdrängen, als wir unsere Technik für ein Interview aufbauen. Es habe ihn überrascht, dass die Militärregierung die Wahl im November 2015 anerkannt habe, erklärt Parteimitglied Nay Lin. Zu oft sei man in der Vergangenheit enttäuscht worden. Zum Beispiel 2011, als man Aung San Suu Kyi aus dem Hausarrest entließ, die Wahl ihrer Partei, der NLD, zur stärksten Fraktion aber nicht anerkannte. Nun also die Chance. Ich frage ihn, was die größte Herausforderung der Partei für die Zukunft sei? Es gelte, die Minderheiten zu vereinigen, die immer wieder nach Unabhängigkeit streben, erklärt Nay Lin. Zudem müssten die immer noch nicht ganz aufgelösten Rebellengruppen in den Mon-Gebieten befriedet werden. Eine schwierige Herausforderung stellten auch die enteigneten Bauern von Monya dar, deren Länder aufgrund der dort existierenden Bodenschätze von den Militärs ohne Ausgleich verstaatlicht wurden. Es sind nicht die einzigen Probleme an diesem Morgen, die Nay Lin anspricht. Und doch strahlt aus dem Gesicht des jungen Mannes ein hoffnungsvoller Optimismus. Zum Abschied kommen nochmals alle für ein Bild zusammen. Die Köchin, der Mechaniker, der Politiker, sogar die Katze – es sind wunderbare Menschen, diese Leute hier, und wir wünschen ihnen nichts mehr, als dass sie ihren Traum von der Freiheit Burmas endlich leben können.

Heilige Händlerstadt Mandalay

Auf dem Weg nach Mandalay passieren wir eine etwa 15 Meter hohe Jadepagode. Sie ist Ausdruck von Größenwahn, Reichtum und der Angst, in einem der kommenden Leben eine ungünstige Wiedergeburt zu durchlaufen. Sie stammt von einem Arbeiter aus den Jademinen, der zum Millionär wurde und sich im letzten Jahr damit ein Denkmal setzte. Er ist nicht der Einzige: Viele reiche Einwohner Mandalays – in der Regel chinesische Händler – bauen Pagoden oder spenden Teile dafür, um ihr Karma positiv zu beeinflussen. Oftmals erfüllen sie auch Repräsentationszwecke, denn die Pagoden zieren nicht selten das Antlitz der Spender.

Mönche und Novizen im Kloster von Amarapura auf dem Weg zum Speisesaal.

Mönche und Novizen im Kloster von
Amarapura auf dem Weg zum Speisesaal.

Mandalay ist eine Händlerstadt, sie ist eine sehr chinesische Stadt und sie ist eine heilige, wenn nicht sogar DIE HEILIGE STADT Burmas! Rund 23.000 Mönche, Nonnen und Novizen leben hier in mehr als 1.500 Klöstern. Eines der bekanntesten davon ist das Kloster von Amarapura. Wenn Punkt 10.30 Uhr die Glocke läutet und die rund 1.000 Mönche zum Almosengang und Essen ruft, dann warten zur Hauptsaison von November bis Februar fast ebenso viele Touristen am Eingang des Klosters, um die Mönche in einem Spalier aus Kameras, Smartphones und Tablets zu empfangen. Wir sind da nicht besser und Martins Auslöser macht zwölf Mal pro Sekunde klack, klack, klack wie das Magazin einer Kalaschnikow. „Du hast die Mönche förmlich abgeschossen“, sagt Htet Htet nicht ohne einen gewissen Vorwurf in ihrer Stimme und wir wissen, dass wir eine Grenze erreicht haben. Als wir in die Gemächer der Mönche schauen, halten wir deshalb die Kameras bewusst weit weg vom Auge in Lendenhöhe, um nicht in den Verdacht zu geraten, auch nur ansatzweise auf einen Auslöser drücken zu wollen.

Das Leben der Mönche ist bestimmt von Disziplin. Der Tag beginnt um vier Uhr morgens mit einem leichten Frühstück und Meditation, dann folgt ein Rundgang durch die Dörfer, bei dem Almosen gesammelt werden. Wer im Kloster von Amarapura lebt, hat das Privileg, dass die Spender zu den Mönchen kommen. Sie geben ihre Gaben in der Verwaltung ab und dann vollzieht sich das eingangs beschrieben Szenario: Wie beim Zieleinlauf des Berlin-Marathons, nur im Zeitlupentempo, schreiten die Mönche schweigend durch die im Spalier aufgestellte Touristenmenge zu ihren Speiseräumen. Ein letztes Mal wird für diesen Tag gegessen, bevor nach 12 Uhr die Studien aufgenommen werden.

Die Mönche des Klosters sind ausgezeichnet ausgebildet. Nicht nur in der buddhistischen Lehre, sondern auch in Englisch. Wer also nach 8 Jahren (so lange dauert das Studium) die Klosterschule verlässt, hält ein Zertifikat des Abts in den Händen, das ihn berechtiget, an allen anderen buddhistischen Schulen der Welt weiterstudieren zu dürfen – und um dorthin zu reisen, bedarf es der englischen Sprache. Wenn die Studien enden, ist es bereits 17 Uhr. Dann wird das Gewand gewaschen, das Kloster geputzt oder andere „Hausarbeiten“ verrichtet, bevor gegen 21 Uhr der Tag für die Bewohner endet. Ich frage Htet Htet, ob es vor allem den jungen Novizen da nicht langweilig werde. „Nein, sie sind gerne im Kloster“, sagt sie, denn hier erlebten die oft aus bettelarmen Verhältnissen stammenden jungen Männer Anerkennung, sie hätten regelmäßige Mahlzeiten und erhielten eine gute Ausbildung. Wahrscheinlich entscheiden sich auch deshalb viele der jungen Novizen im Alter von 20 Jahren für immer im Kloster zu bleiben. Da es mit einigen wenigen Ausnahmen keine staatlichen sozialen Systeme in Myanmar gibt, ist das Kloster auch Heimat für alte und kranke Menschen. Die Klöster finanzieren sich durch Spenden, womit die Geber ihr Karma positiv beeinflussen können. Ein perfekt funktionierender Kreislauf. Das Rad des Buddhismus dreht sich und bewegt sich auf diese Weise schon seit mehr als 2.500 Jahren.

Ein Arbeiter in Mandalay verlädt Bambus am Hafen des Ayayarwady- Flusses.

Ein Arbeiter in Mandalay verlädt Bambus am Hafen des Ayayarwady-Flusses.

Hier die Spiritualität, dort die Händler: Mandalay ist eine Stadt der Gegensätze. Mit dem neuen politischen Wind strömen chinesischen Geschäftsleute ins Land. Von Mandalay aus betreiben sie Handel oder beuten Myanmars Bodenschätze aus. So findet nach der Kolonialisierung Burmas im Jahre 1885 durch die Engländer nun eine weitere Invasion statt. Doch nicht alles, was von außen kommt und kam ist schlecht. Es waren die Briten, die dem Land ein funktionierendes staatliches Schulsystem und ein umfangreiches Eisenbahn- und Straßennetz bescherten. Ebenso wie die sogenannten – heute mehr als 100 Jahre alten – Regenbäume, deren Schoten, wenn sie auf den Boden fallen, klebrig werden und so eine Art natürlichen Teer für die schlammigen Wege bildeten. Im Gegenzug schafften die Briten nicht nur tonnenweise Teakholz aus dem Land, sondern auch viele kulturelle Schätze, die noch heute Myanmar fehlen.

Haben wir einmal mit dem Fotografieren angefangen, hören wir so schnell nicht wieder damit auf. So war es in Amarapura, so ist es am nächsten Morgen am Ufer des Ayeyarwadys, wo Arbeiter im schönsten Fotolicht Bambuspflanzen verladen und zu Matten verarbeiten, die die Wände für einfache Bambushütten bilden. Martin und ich verlieren uns in den Motiven und in der Szenerie am Ufer. Auch wenn die Menschen hier nach unserem Maßstab arm sind, begegnet man uns stets mit einem Lächeln und einem freundlichen Blick. Wäre nicht Htet Htet, die zum Aufbruch drängt, wir würden hier die Zeit vergessen und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt verpassen: das faszinierende „Größte Buch der Welt“, den Ausblick vom Mandalay Hill, ein Teakholzkloster und, das ist natürlich auch mein Job als Touristiker, die Inspektion von Hotels für unsere WORLD INSIGHT-Gäste. Wir haben also volles Programm, das am Abend in einer Marionettenshow in einem der schönsten Theater von Mandalay endet: U Ba Be arbeitet hier seit einer kleinen Ewigkeit und der heute 85-Jährige, den alle nur liebevoll Baba (Papa) nennen, zieht hier kunstvoll seine Fäden. Auf die Frage, wie lange er denn gebraucht habe, um die Kunst des Marionettenspiels so perfekt zu erlernen, antwortet er schelmisch: „Wenn man ungeschickt ist, braucht es Jahre, wen man geschickt ist, nur 6 Monate“. Er habe es nach zwei Jahren perfekt hinbekommen, meint Baba bescheiden und lacht dann mit der Herzlichkeit eines 20-Jährigen, nur mit dem Unterschied, dass sein Mund einige Zahnlücken aufweist. Das Marionettenspiel war lange Zeit mehr als nur ein Spiel in Myanmar: Zum Beispiel konnte man durch die Puppen dem König gegenüber Kritik äußern – hätte man diese Auge in Auge kommuniziert, wäre vermutlich der Kopf des Kritikers gerollt. Wir schauen bewundernd den Spielern auf ihre Hände. Gekonnt schwingen sie die Puppen durch die Luft und wir staunen, dass sich die Schnüre nicht verheddern. Jede Bewegung muss sitzen, denn sonst wird aus dem tanzenden Hanuman oder der sich windenden Naga-Schlange schnell ein Knäuel, aus dem es für die Puppen kein Entrinnen mehr gibt.

Das Tempelmeer von Bagan

Vor Jahren habe ich das Buch „Tage in Burma“ von George Orwell gelesen. Viel weiß ich nicht mehr über den Inhalt. Aber ich erinnere mich noch daran, dass die Hauptperson, ein Engländer, während der Kolonialzeit wochenlang auf das Schiff aus Yangon wartete, das Eis nach Mandalay mitbringen sollte. Ich erinnere mich an seine Enttäuschung, als das Schiff tagelang Verspätung hatte und er sein Bier in der Hitze seines kleinen Wohnortes in Zentralburma warm trinken musste. Ich erinnere mich an das Schwarzwasserfieber, das in jener Zeit grassierte und vor allem die weißen Kolonialherren wegraffte. Ich erinnere mich auch daran, wie sie das Leben in Burma gehasst haben und sich nach dem fernen England sehnten.

Unterwegs auf Ayeyarwaddy Richtung Bagan: Immer wieder säumen versteckte Pagoden das Ufer.

Unterwegs auf Ayeyarwaddy Richtung Bagan: Immer wieder säumen versteckte Pagoden das Ufer.

Unsere Fahrt auf dem Ayeyarwady kommt mir mit zehn Stunden auch lange vor, aber sie dauert im Gegensatz zur Reise des kolonialen Eises nur einen Tag. Weil wir in der Trockenzeit unterwegs sind, geht es langsamer. Der Fluss führt nur wenig Wasser und die Untiefen, die es nun gibt, müssen sorgsam und langsam umfahren werden. Noch vor Sonnenaufgang werden die Anker gelichtet und wenn sich der rote Feuerball endlich am Horizont über der Weite des burmesische Tieflandes zeigt, sind wir schon auf der Höhe von der Tempel- und Kolonialstadt Sagain. Soweit das Auge reicht, schippern wir anschließend an flachem Land vorbei. Hier eine Wasserschlange, dort ein toter Hund im Wasser, dann wieder eine Hütte am Uferrand, Pagoden mitten im Nirgendwo, riesige Schlepper, die noch viel langsamer vorankriechen als unser Schiff. Das Leben an Bord unseres Touristenbootes ist angenehm. Der Küchenchef reicht uns persönlich das Frühstück (Toast, Marmelade, Instantkaffee, Tee) und später auch ein warmes Mittagessen (gebratener Reis, Gemüse und Erdnüsse). Ausblicke, Fotografieren und Filmen (erst nach drei, denn bis dahin hat der Fotograf frei – Martin hat mich diesen Spruch gelehrt) und nettes Plaudern mit den Mitreisenden verkürzen die Zeit und eh wir uns versehen, geht die Sonne wieder unter und wir sind in Bagan, der Hauptstadt der Bamaren zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert.

Los geht’s zum Flug über das Tempelmeer – unser Pilot Graham öffnet das Ventil und Heißluft strömt in den Ballon.

Los geht’s zum Flug über das Tempelmeer – unser Pilot Graham öffnet das Ventil und Heißluft strömt in den Ballon.

Graham heißt am nächsten Morgen der Mann, dem wir unser Leben anvertrauen. Doch der gebürtige Australier lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er uns sicher mit dem Ballon über Bagan hinweg manövrieren wird. Er gibt seine Anweisungen zwar freundlich, aber gleichzeitig auch so bestimmt, dass man sofort weiß, dass dieser Mensch ein Fachmann ist. Wenn es nicht Trockenzeit in Bagan ist, also von Juni bis Oktober, dann schwebt er mit Touristen über die migrierenden Herden Kenias in der Masai Mara oder über die Canyons Colorados. Nach seiner kurzen Einweisung wird Helium in den Ballon geblasen, bis sich das Mons­trum träge in die Höhe hebt und seinen angehängten Korb aus der horizontalen in die Vertikale bringt. Dann steigen wir zu und es heißt „Leinen los“, um lautlos über das Tempelmeer von Bagan hinwegzugleiten. Zu unseren Füßen liegt das Erbe der Bamaren, die hier zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert mehr als 12.000 Tempel und Pagoden errichteten. Ein Anblick, der sogar den Mongolenführer Kublai Khan in Staunen versetzte, was ihn freilich nicht daran hinderte, das Reich der Bamaren zu überrennen. Verheerender waren jedoch Erdbeben, die Bagans Kulturschätze auf rund 2.000 Bauwerke schrumpfen ließen, die aber immer noch beeindruckend genug sind, um den Mund weit offen stehen zu lassen, wenn man im Licht der Morgensonne und dem für Bagan typischen leichten Dunst über das Meer aus rotem Backstein, goldenen Stupas und kalkweißen Türmen hinweggleitet. Graham landet mit uns nach einer Stunde so sicher und sanft, wie er gestartet ist, und bei einem Glas Champagner feiern wir die Taufe unserer ersten Ballonfahrt.

Dann trennen sich Martins und meine Wege. Er entdeckt Bagan mit dem Bus, ich steige aufs Rad, um die wichtigsten Bauwerke zu erkunden: Ananda, Gubyaukgyi und Shwezigone. Ananda, weil es der schönste Tempel ist, Gubyaukgyi, weil es das beste Beispiel an Mon-Architektur innerhalb Bagans ist, Shwezigone, weil sie eine der ersten und bekanntesten Pagoden ist. Letztere verdankt Bagan seinen Buddhismus. Es war der Mönch Shinarahan, der im 10. Jahrhundert durchs Land zog und den damaligen König Anawyathar von seiner Religion überzeugte. Der König war begeistert und ließ die Shwezigone erbauen. Seine Untertanen, die seinerzeit in Bagan an Geisterwesen – die sogenannten Nats – glaubten, waren so fasziniert von der Anlage, dass sie ohne langes Zögern zum Buddhismus konvertierten. Die 37 Nats, die die Glaubenswelt der Menschen bis dahin bestimmten, verbannte der König auf den 60 Kilometer westlich von Bagan gelegenen Berg Popa. Trotz seiner Schön- und Besonderheit hat es Bagan nicht zum Kulturerbe der UNESCO geschafft. Die Gründe sind Bausünden und Korruption. So befindet sich z.B. ein Golfplatz inmitten von Bagans historischer Zone. Eine weiterer Schandfleck ist die mächtige Aussichtsplattform eines Hotels, von der man zwar eine wunderbare Aussicht über Bagan hat, nur leider ist der Blick auf den Turm weniger schön. Auch wenn die Stadtväter für finanzielle Zuwendungen von Investoren zugänglich sind, so bemühen sie sich dennoch um ein positives Erscheinungsbild Bagans: Man sieht kaum Müll auf den Wegen und Touristen dürfen nur Mopeds mit Elektromotor mieten, wenn ihnen die Fahrt im Bus zu langweilig oder mit dem Fahrrad zu anstrengend ist.

Bagan von oben. Ein etwa 300 US-Dollar teures, dafür aber unvergessliches einstündiges Erlebnis. Auch den britischen Kolonialherren hätte diese Art der Entdeckung wohl Freude bereitet: Nach der Landung gibt’s auf Feldstühlen in der Weite Bagans Croissants, Kuchen und reichlich Sekt.

Bagan von oben. Ein etwa 300 US-Dollar teures, dafür aber unvergessliches einstündiges Erlebnis. Auch den britischen Kolonialherren hätte diese Art der Entdeckung wohl Freude bereitet: Nach der Landung gibt’s auf Feldstühlen in der Weite Bagans Croissants, Kuchen und reichlich Sekt.

Ich habe bei meiner Radtour offensichtlich die Hitze unterschätzt. 45 °C lassen die Luft flimmern und mein Magen fängt an Kapriolen zu drehen. Habe ich am Morgen noch Witze da­rüber gemacht, dass Martin eine „Memme“ sei, wenn er den Bus nimmt, dann bereue ich das jetzt und er fährt mit Htet Htet alleine zu den Lackarbeitern und später zum berühmten Sunset über Bagan. Mein Weg führt zurück zum Hotel und zum Glück ist unser Hotelmanager des Kytumadi Hotel, in dem auch unsere Erlebnisreisenden untergebracht sind, nicht nur ein wunderbarer Mensch, sondern auch ein Kenner von Hausmittelchen bei Unpässlichkeiten: „Du musst viel grünen Tee mit Honig trinken“, erklärt er mir und schon steht eine Kanne vor mir. Zusammen mit Elotrans, das mir stets auf allen Fernreisen und bei Durchfallerkrankungen eine wunderbare Hilfe ist, wirkt sein Rezept. Und als dann am Abend Martin noch einmal in meinem Zimmer vorbeischaut und mir berichtet, dass der Sonnenuntergang von der Shwesandaw-Pagode ohnehin nicht so spektakulär gewesen sei, bin ich nicht mehr ganz so traurig, ihn verpasst zu haben.

Im Herzen des Shan-Staates

Myanmar (c) WORLD INSIGHT 43

WORLD INSIGHT-Geschäftsführer Otfried Schöttle und WORLD INSIGHT-Reiseleiterin Htet Htet blicken auf die Stelzen-Häuser der Intha im Inle-See.

Das Volk der Intha hat sich am Inle-See seinen eigenen Kosmos geschaffen. Den, den sie bereits Jahrhunderte gekannt hatten, bis die Thai ihnen an der Südwestküste Burmas den Krieg erklärt hatten und sie ihre angestammte Heimat verlassen mussten. Dieses Universum bestand aus Wasser und Fischfang und genau das fanden sie etwa 1.000 Kilometer weiter nördlich inmitten der Shan Berge wieder. Dort schufen sie künstliche Inseln mit Gärten und Pfahlhäusern, sie lebten wieder vom Fischfang und führen ihr Leben bis heute friedlich fort. Und wenn der Wasserstand des Inle-Sees nicht sinken würde und das Ökosystem stabil bliebe, dann würden sie wahrscheinlich noch in Jahrtausenden hier weiterleben. Mrauk Kyi, die seit 15 Jahren in einer kleinen Hütte die für Burma typischen Zigarren rollt, sagt, für sie gäbe es keinen schöneren Ort auf der Welt zum Leben. Man hat das Gefühl, sie spricht für alle Inthas der Region. Jeden, den wir von diesem Volk treffen, strahlt eine Freundlichkeit und Zufriedenheit aus, wie man sie nur selten in unserer heutigen, oft so chaotischen Welt findet. Doch das Ökosystem ist nicht stabil: Der 80 Quadratkilometer große See, dessen tiefste Stelle zur Regenzeit nur sechs Meter misst, verliert jährlich an Wasser und trocknet nach und nach aus. Früher war die Bergregion um den See bewaldet, heute findet man kaum noch einen schattigen Platz, wenn man sich auf Wanderschaft in die Region aufmacht. Grund sind wie immer Geldgier und Korruption, die zum Raubbau an der Natur, sprich zur Abholzung der Wälder führten. Dies beeinträchtigt das Ökosystem des Inle-Sees so massiv, dass der Wasserpegel jährlich sinkt. So viel zu den Zukunftsaussichten.

Das Hier und Jetzt ist für den Besucher dagegen malerisch. Da stört auch der zunehmende Tourismus nicht. Die Intha scheinen das mit ausgesprochener Gelassenheit hinzunehmen; sie betrachten die seltsamen Wesen mit den kalkweißen Beinen aus Europa und Amerika als nette Exoten, die zum einen ihre Haushaltskasse aufbessern, zum anderen etwas Abwechslung in den sonst gleichlaufenden Strom des Alltags bringen. Zumindest empfinden Martin und ich das so: Wo immer wir auch fotografieren, wir stoßen nicht auf Ablehnung, in welche Gesichter wir auch lächeln, wir bekommen ein Lächeln zurück, wenn wir winken, winkt man uns zurück und so fort. Nicht einmal aus unserem Hotel, den Golden Island Cottages (auch diese nutzen wir für unsere Erlebnisreisen), müssen wir hinausgehen, um außergewöhnliche Begegnungen zu haben. Der Hotelmanager selbst ist ein hochinteressanter Mann. Wann hat man schon Gelegenheit mit einem ehemaligen Schmuggler und Rebell zu reden? Khun Maung Ngwe gehörte in den 80er-Jahren einer Widerstandsbewegung des Pa-O-Volkes an, das wie viele Mitglieder des Shan-Volkes gegen die Militärregierung in Yangon operierte. Zunächst brachte er als Schmuggler Haushaltswaren vom thailändischen Chiang Mai über die grüne Grenze nach Burma zum Inle See. Später agierte er als Rebell und unterstütze aktiv den Widerstand gegen das Regime des verhassten Ne Win. „Wenn alles glatt ging, benötigten wir eine Woche für die Strecke nach Chiang Mai, wenn nicht, die doppelte Zeit“, erklärte der heute 61-Jährige in sehr gutem Englisch. Die „Hindernisse“ waren vor allem burmesische Regierungsangestellte, aber auch Mitglieder von Unabhängigkeitsbewegungen. Hinzu kamen die Lästigkeiten des tropischen Dschungels wie Schlangen und andere nicht immer ungefährliche Tiere. Nicht nur vor den Tieren auch vor den Menschen musste man sich in Acht nehmen: die Männer des Drogenbosses Khun Sar stellten eine tödliche Gefahr dar, wenn man versehentlich seinen Fuß in eines der vielen im thailändisch-burmesischen Grenzgebiet angesiedelten Opiumfelder setzte. Zum Glück haben sich die Zeiten geändert und Burma steuert auf eine demokratische Regierung zu. Auf die Frage, ob er Aung San Suu Kyi unterstütze, antwortet er mit einem klaren „Natürlich!“ – sie sei die Hoffnung für ein ganzes Land und sie böte bei allen Verschiedenheiten der Völker Myanmars und ihren Interessen die gemeinsamen Nenner Freiheit und Ehrlichkeit.

Wir verbringen einen hochinteressanten Abend, besprechen Trekkingtouren für unsere Reisen durch die Region, erfahren mehr über unser Hotel, das wir nutzen, in dem man anders als bei anderen Häuser auf dem Inle-See Menschen der Intha eine Chance gibt, auch wenn diese nicht touristisch geschult sind. Dieses „Manko“ machen sie aber mit viel Herz wett (wir merken das am Abend, wenn die Angestellten in Tänzerrollen für die Hotelgäste schlüpfen und Tänze der Pa-O, Palaung oder Kayan vorführen) und beziehen dann unsere Zimmer, die nur wenige Meter über dem Wasser des Inle-Sees auf Stelzen stehen.

Die Fußpaddler vom Inle-See

Morgens entsteht eine mystische Stimmung am Inle-See.

Morgens entsteht eine mystische Stimmung am Inle-See.

Der anschließende Morgen beginnt auf der Terrasse meines Bungalows wie aus einer Romanerzählung von Rudyard Kipling: Über den Shan-Bergen erhebt sich ein glutroter Feuerball, der nach und nach rötliches Licht über die nebelverhangenen „schwimmenden Gärten“ und Pfahlbauten wirft; hinzukommen in der Ferne Silhouetten von Menschen auf kleinen Holzbooten, die artistisch und grazil mit den Beinen rudern wie elegante Tänzer aus einem klassischen Ballett von Tschaikowsky. Der ganze Zauber Südostasiens scheint in dieser Szene eingefangen. Von meinem benachbarten Bungalow aus höre ich immer wieder dieses klack, klack, klack: Martin ist auch schon wach und hält das Ganze in faszinierenden Bilden fest. Dann geht es wieder mit ratterndem Motor auf den See hinaus. Als wir in die „schwimmenden Gärten“ einbiegen, reduziert unser Fahrer Maung die Geschwindigkeit nicht und fährt uns dennoch mit einer Sicherheit durch die teilweise engen Wasserwege, wie sie nur ein erfahrener Bootsführer haben kann, der schon jahrelang diesen Job macht.

Die „schönsten Männer Myanmars“

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Die berühmten Einbeinfischer vom Inle-See posieren für ein Bild.

Es gibt drei verschiedene Arten von Böden auf dem See. Der erste ist hart wie Land und man kann Häuser darauf bauen. Die zweite Art besteht aus Erde, Sumpf und Wasserhyazinthen – einer fruchtbaren Masse, in der Häuser aber einsinken würden, die sich jedoch hervorragend zum Anbau von Früchten und Gemüse eignet. Den dritten Boden kennen wir als „schwimmende Gärten“: Ihnen dient als Unterlage geflochtener Bambus, darauf werden mehrere Lagen Algen und Seetang gelegt, dann Erde. Hier werden Tomaten, Auberginen, Gurken, Salat und anderes gezogen. Immer wieder erhalten die „schwimmende Gärten“ dann neue Schichten aus Tang und Algen, bis der Boden irgendwann so fest ist, dass er zur Kategorie zwei und nach frühestens 50 Jahren zu festem Land wird. Auf diese Art und Weise sind heute von den 80 Quadratkilometern Fläche des Sees nur 33 schiffbar. Wir möchten nun aber die eigentlichen Stars des Sees näher kennenlernen: die berühmten Fußfischer. Tauta ist so einer und gemeinsam mit drei Kollegen legen sie vor uns eine gekonnte Performance und Choreografie auf ihren Booten an den Tag, so als hätten sie diese schon monatelang einstudiert. Und das haben sie auch, denn neben ihrem eigentlichen Geschäft, dem Fisch­fang, stellen sich die Männer für einige Kyat auch gerne dort in Pose, wo alle Touristen entlang müssen: am Ortsausgang von Nyaungshwe, wo ein Kanal in den eigentlichen See mündet. So entstehen zauberhafte Bilder von elegant tänzelnden Männern, die auf einem Bein auf der vordersten Kante ihrer kleinen, kanuähnlichen Boote stehen, die ihre Fischreuse von sich weg in die Luft strecken und selbst dann nicht das Gleichgewicht verlieren, wenn sie mit dem anderen Bein noch das Rudern anfangen. Fraglos eine Kunst! Ich will von Tauta wissen, ob er nicht schon mal bei solch atemberaubenden Kapriolen ins Wasser gefallen ist. „Nein“, schüttelt er den Kopf, die Kinder lernten das von klein auf und selbst da wäre er nie aus der Balance geraten. Ich frage ihn weiter, ob er vom Fischfang noch gut leben könnte, worauf er nickt, gleichzeitig aber einschränkt, dass man heute viel weniger fangen würde als noch vor zehn Jahren. Da kommen die Touristen gerade recht, um ein Zusatzeinkommen zu erhalten.

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Der Stock dient nicht zum Aufspießen sondern zum Aufscheuchen der Fische.

Barsche fangen sie auf dem See. Dabei wird er nicht von den harpunenähnlichen Stöcken aufgespießt, die jeder Fischer mit sich führt. Nachdem der Fischer eine Reuse kopfüber ins Wasser gelassen hat, um den Fisch darin zu fangen, wird der Fisch mit dem Stock lediglich aus dem Tang und den Algen hervorgelockt. Lebendig bringt man ihn an Bord, lebendig hält man ihn über Nacht unter den Stelzhütten, lebendig wird er anderntags zum Markt gebracht, wo er erst beim Verkauf getötet wird, um ihn so lang wie möglich frisch zu halten. Auf unserem Mittagstisch ist natürlich Barsch die Hauptspeise. Es gibt aber auch Hinwatkyaw (ein gebratenes Gemüse mit Chinakohl und Blumenkohl) oder Kayanchinththoke (Salat mit grünen Tomaten). Wenn man nicht am Aussprechen der schweren Namen der Gerichte erstickt, so lebt man am Inle-See also besonders gesund. Hinzu kommt die körperliche Bewegung – bei den Inthas ist es das Fußfischen, bei den Shan die Landwirtschaft auf den fruchtbaren Böden der Bergregionen um den See. „Deshalb sind auch die Männer hier die schönsten“, lacht Htet Htet, sie seien nicht nur schlank und sportlich, sie würden sich auch so besonders würdevoll bewegen. Unsere Reiseleiterin muss es wissen, schließlich ist sie seit mehr als zehn Jahren mit einem Mann der Shan verheiratet.

Es wird Abend und wir fahren durch mehrere Bambusschleusen durch einen Seitenarm des Inle-Sees zu den Pagoden von Inde. Sie stammen aus dem 12. Jahrhundert und man vermutet, dass sie ein König von Bagan erbauen ließ. Der Zauber des alten Burma nimmt einen wieder gefangen, wenn man inmitten hunderter kleiner Pagoden steht, deren Patina aufgrund des Klimas so herrlich mit dem weichen Licht der Abendsonne über den Shan-Bergen harmoniert. Dazu passen auch die Händler entlang des langen Aufganges der zentralen Pagode in ihren farbenfrohen Tüchern, den schönen, mit Thanaka gecremten Gesichtern und den pechschwarzen Haaren, die uns auch dann ein Lachen schenken, wenn wir nichts von ihnen kaufen und nur mit einem freundlichen „Mingalabar – guten Tag“ grüßen.

Burmas Nelson Mandela

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Ko Ko Kyi führte die Studentenbewegung von 1988 an und bezahlte das mit 18 Jahren Haft. Heute unterstützt er mit seiner „88 Generation Students Group“ einfache Leute rechtlich, die sich keinen Anwalt leisten können.

Ko Ko Kyi schenkt uns nicht so vorbehaltlos sein Lächeln. Kein Wunder, er war 18 seiner besten Jahre in verschiedenen Gefängnissen von Yangon inhaftiert. Das prägt. Und doch ist der schmächtige Mann mit dem schütter werdenden Haar nicht unfreundlich. Im Gegenteil. Als sich mein ungeschickt gebundener Longyi löst, den ich ihm zu Ehren angezogen habe, um mich mit ihm im Gouveneur Hotel in Yangon zu einem Gespräch zu treffen, ist er direkt zur Stelle, um mir zu helfen. Anderen zu helfen, das ist sein Leben heute, das war sein Leben früher. Damals, 1988, als er die Studentenbewegung für Demokratie in Yangon anführte. Sein einziges Verbrechen war, dass er mehr Freiheit für sich und die Bürger Myanmars wollte. Diesen Wunsch bezahlte er mit Inhaftierung, Einzelhaft, Folterungen und Gehirnwäsche. Ob er jemals daran dachte, einfach den Kampf aufzugeben, um freizukommen, frage ich ihn. „Keine Sekunde“, antwortet er und ich denke an eine Biographie, die ich über Nelson Mandela gelesen habe: Das gleiche harte Holz, aus dem nur ganz wenige geschnitzt sind, denen die Freiheit aller über das eigene Leben geht. Es wundert nicht, dass solche Menschen einen nicht naiv anlächeln. Auch wenn es um die Zukunft Myanmars geht, strahlt nicht der Optimismus aus Ko Ko Kyi hervor, den wir von dem jungen Parteigenossen den NDL aus Naw Py Daw kennen. Er sieht alles realistischer, sieht viele Probleme noch lange nicht beseitigt; seien es die Minderheiten der Shan- und Rakhine-Gebiete, sei es der nach wie vor riesige Einfluss der Militärs, auch wenn bei der letzten Wahl 80 % der Wahlberechigten die Partei von Aung San Suu Kyi wählten, die er nur respektvoll „the lady“ nennt. Sie ist es, die das Land führen muss, meint er. Er ist es, der mit seiner „88 Generation Students Group“ einfache Leute rechtlich unterstützt, wenn die Militärregierung ihnen wieder einmal durch Enteignung das Land weggenommen oder sie sonst in irgendeiner Weise betrogen hat. „Es ist noch ein langer Weg mit kleinen Schritten“, sagt Ko Ko Kyi mit vorsichtigem Optimismus. Sein eigenes privates Glück hat erst jetzt gefunden und er freut sich über die Geburt seiner ersten Tochter. Und das mit 57 Jahren. Wenn er davon spricht, dann entspannt sich sein Gesicht, dann findet er Frieden vom Nachdenken und Grübeln über Burmas Probleme von heute und denkt vielleicht an zukünftige glückliche Jahre, die ihm nicht wieder von Militärs und Gefängnissen geraubt werden können.

Martin und ich ziehen noch einmal durch die abendlichen Straßen von Yangon. Entlang der „Strand Street“ an den alten kolonialen Häusern vorbei, denen das Klima der Tropen zwar zugesetzt hat, die sich aber nicht endgültig zerstören lassen wollen. „Some things never change“ – die Worte der alten Engländerin aus der Werbung kommen mir wieder in den Sinn. An einem kleinen Essensstand stoßen wir mit einem Bier der Marke „Myanmar“ auf unsere Reise an. Eine Reise in ein Land, das sich im Aufbruch befindet, das viele Abenteuer vor sich hat, das aber auf seine Art auch das bleibt, was es immer war und ist: Ein Land mit einer goldenen Seele.

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