Japan Dienstreise 15. Dezember 2023

Eine Woche im Land der aufgehenden Sonne

Otfried Schöttle

Hiroshima, Kyoto, Tokyo: Warum Japan ein besonderes Reiseziel ist und warum es Sinn macht, nicht nur abseits der Touristenpfade zu reisen, sondern auch mal abseits der Hochsaison, davon erzählt dir unser CEO Otfried.

Hiroshima

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die besonders im Gedächtnis haften. Wie zum Beispiel das Restaurant Baltan Shokudo im Viertel Ekinishi in Hiroshima: Gerade einmal 10 Personen bietet das Lokal Platz – und das auf engstem Raum, aber das ist so gewollt, denn man soll untereinander ins Gespräch kommen. Auch mit dem Koch, der gleichzeitig Kellner ist und von dem man gerade mal eine Thekenbreite getrennt ist. Von ihm erfahre ich, dass er neben japanischer Küche auch Bob Dylan und die Rolling Stones liebt. Und von meinem Nebensitzer an der Theke, Moshe aus Tel Aviv, der gerade in der Stadt auf Montage ist, erfahre ich die neuesten dramatischen Entwicklungen in seiner Heimat. Es ist ein sehr interessanter Abend, mit Menschen, die sich im normalen Restaurant womöglich gesehen, sich jedoch niemals unterhalten hätten.

 

Hiroshima ist für seine Austern berühmt.

 

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Und all das bei hervorragenden Fischgerichten und leckeren Austern, für die Hiroshima berühmt ist sowie natürlich für Sake – dem traditionellen japanischen Getränk, das aus fermentiertem Reis hergestellt wird und das für die Japaner zum Essen dazugehört, wie für einen Franzosen der Wein. Das Land der Kirschblüten bietet eine beeindruckende kulinarische Vielfalt, die die Sinne verzaubert.

 

 

Die Schrecken der Bombe; das Leben von heute

Der Atombomben-Dom ist Mahnmal für die Apokalypse am 06.08.1945

Wir kennen Hiroshima vor allem wegen seiner schrecklichen Geschichte. Am 6. August 1945 ließen die Amerikaner „Little Boy“ auf die Stadt nieder: 136.000 Todesopfer waren die grausame Bilanz der ersten im Krieg eingesetzten Atombombe. Ganz zu schweigen von all den Menschen, die an den Spätfolgen der Strahlung starben. Wenn man durch den Friedenspark spaziert, spürt man auf Schritt und Tritt, dass die Apokalypse von damals noch heute im Selbstverständnis der Menschen Hiroshimas, ja ganz Japans, fest verankert ist: Zu unfassbar sind die Bilder verbrannter Leiber, die schmerzverzerrten Gesichter unschuldiger Kinder, die Familien, die dieses menschenverachtende Ereignis vernichtete.

Noch schwerer sind sie zu ertragen, weil man heute weiß, dass sowohl die Bombe über Hiroshima als auch Nagasaki für den Kriegsausgang keinerlei Rolle mehr gespielt hätte. Ein Fotograf, der Hiroshima nach dem Abwurf fotografierte, sprach von der Hölle – und im Friedenspark, am Atombomben-Dom und im Friedensmuseum bekommen wir einen ungefilterten Blick mitten hinein.

 

Gedenken und Hoffnung: Ein älterer Mann verbeugt sich vor den Opfern der Atombombe – die Familie dahinter, steht symbolisch für die Hoffnung und die Zukunft Hiroshimas.

 

Es dabei zu belassen wäre jedoch schade, denn Hiroshima bietet auch eine Seite voller Hoffnung und Schönheit: Nämlich, dass es auch nach einem solch unfassbaren Akt menschlicher Grausamkeit noch ein Morgen gibt; im Bewusstsein, dass sich diese Geschichte nicht wiederholen darf und in Dankbarkeit, dass die heutigen Generationen wieder in eine Zukunft voller Hoffnung blicken. Spaziert man deshalb den Motoyasu-Fluss entlang und nimmt sich die Zeit für einen Abstecher durch die Metropole, dann entdeckt man inmitten moderner Hochhäuser viel Beschauliches: Kleine Geschäfte mit handgemachter Mode oder Second-Hand-Märkte, wo Vinyl-Platten der Beatles oder Beethoven zu finden sind. Japan kombiniert Hightech mit Kultur und Tradition – kein Wunder, dass das Land heute nicht nur herausragende Autos und Maschinen produziert, sondern auch kulturelle Schwergewichte hervorbringt, wie die Autoren Haruki Murakami, Keigo Higashino oder den Maler Munakata Shiko.

 

In Japan liebt man Hightech ebenso wie altes Analoges – wie hier auf dem Flohmarkt von Hiroshima.

 

Vor den Toren Hiroshimas: Im Shinto-Tempel auf der Insel Miyajima

Und es gibt natürlich auch noch die Insel Miyajima mit dem berühmten Itsukushima-Schrein sowie dem riesigen Shinto-Tor, das bei Flut auf dem Wasser zu schweben scheint.

 

Blick auf den weltberühmten Itsukushima-Schrein.

 

Aufgepasst – die Sika-Hirsche auf der Insel Miyajima sind manchmal schon echte Plagegeister.

Nach einer knappen Stunde Fahrt mit dem Speedboot ist man da und wird nicht nur von einheimischen Restaurants und herrlichen Tempeln empfangen (allen voran der berühmte Horyu-ji-Tempel), sondern auch von einer Vielzahl von Sika-Hirschen, die so an Menschen gewöhnt sind, dass sie zutraulich sind wie Haushunde.

 

Ich habe Glück, im Itsukushima-Schrein ist heute eine traditionelle japanische Hochzeit mit traditionellem San-san-kudo-Ritual: Braut und Bräutigam tauschen vor einem Shinto-Priester ihre Schwurversprechen aus. Die Frau trägt ein traditionelles weißes Shiromuku, der Mann den typischen schwarzen Kimono. Ohne Frage, eine traditionelle japanische Hochzeit betont nicht nur die Liebe, sondern auch die Wertschätzung kultureller japanischer Traditionen.

 

Traditionelle japanische Hochzeit im Shinto-Tempel auf der Insel Miyajima.

 

Kyoto

Ich bin wieder an dem Punkt, an dem ich unsere Gäste beneide: Zeit auf Reisen zu haben! Die ehemalige Kaiserstadt kann man nicht nur sehen, man muss sie erleben. Auf Dienstreisen kommt das – neben all den geschäftlichen Terminen, immer etwas zu kurz. Aber dennoch versuche ich es, gerade in Kyoto und steige deshalb aufs Rad, um mir nicht nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten anzuschauen, sondern um auch das ein oder andere Schmankerl unterwegs zu entdecken.

 

Auf Tour mit dem Fahrrad durch Kyoto.

 

Mehr als 1200 Jahre hat die Stadt auf dem Buckel, die von Kaiser Kanmu am Fluss Kamo inmitten herrlicher Berge gegründet wurde. Bis 1869 war sie Kaiser- und Hauptstadt Japans, einen Status, den sie schließlich an Edo, das heutige Tokyo, verlor. Entsprechend reich ist Kyoto an kulturellen Hinterlassenschaften. Zwei davon nehme ich mir vor: Die Burg Nijo mit seinen herrlichen Gärten und den Fushimi-inari-Taisha-Schrein.

 

Ein junger Mann setzt seine Frau in traditioneller Kleidung am Fushimi-inari-Taisha-Schrein in Szene.

 

Während erstere vor allem das Leben der mächtigen Samurai dokumentiert, ist der Schrein ein spiritueller Ort, dem Gott des Reises und Sake geweiht. Kein Wunder also, dass Kyoto auch als Ort gilt, an dem es den besten Sake gibt.

 

Kyoto „off Season“ zu erleben, bedeutet auch abseits der Touristenmassen zu reisen

Es sind vor allem japanische Besucher, die diese Sehenswürdigkeiten zu Beginn dieses Dezembers besuchen. Wunderbare, stets freundliche Menschen, die auch in großer Zahl nie in Hektik verfallen – eine Gelassenheit, die mir vor allem später auch in der Millionenmetropole Tokyo auffallen wird: Kein Drängeln, kein Schreien, zuvorkommendes Verhalten, kein Stress

Schülerinnen machen einen Ausflug auf die Insel Miyajima und haben dabei jede Menge Spaß.

Anders ist es selbstverständlich zur berühmten Kirschblüte – da strömen Touristen aus aller Welt ins Land, viele davon benehmen sich freilich weniger japanisch. Wieder mal ein kleines Plädoyer dafür, dass Reisen in der Nebensaison alles andere als schlechter sein muss als zur sogenannten „besten Reisezeit“. Wer’s also ruhiger mag, wird auch im Winter in Japan glücklich sein, zumal die Luft vom aufgeheizten Pazifik für ein recht mildes Winterklima sorgt, mit Temperaturen, die zum Reisen absolut geeignet sind und wenigen Niederschlägen. Generell gilt weltweit und für alle unsere Touren bei WORLD INSIGHT: Auch bei den Nebensaison-Terminen, die wir anbieten, könnt ihr euch darauf verlassen, dass man zu jenen Zeiten ein Land in all seiner Schönheit erleben kann.

 

Romantik pur: Das alte Kyoto

Zwischen Eleganz und Tradition – Die Welt der Geishas und Geikos. »Jetzt entdecken!

Zurück zum Fushimi-inari-Taisha-Schrein: Dieser hat es mir besonders angetan. Schon der Weg dorthin, der durch den charmanten alten Bezirk Kamishichiken führt, ist aufregend; denn dort gibt es die kultiviertesten Geikos und Geishas. Und es gibt die kleinen Läden mit den leckeren Appetithappen, um sich unterwegs zu stärken: Es müssen keine gebratene Spatzen sein, die es hier am Spieß gibt, aber vielleicht Sushi-to-go, Yudofu (in Brühe gegarter Tofu) oder Yatsuhashi, eine süße Reisspeise mit Zimt.

 

Unzählige Toriis säumen den Schrein.

 

Am Schrein selbst kleiden sich junge Pärchen traditionell und setzen sich im Abendlicht am Tempel in Szene – was für ein Bild: Glückliche Menschen in Seidenkimonos, die Vielzahl orangeroter Torii (ein Torii ist ein traditionelles japanisches Tor, das oft am Eingang von Shinto-Schreinen steht), die den Weg zum Hauptschrein säumen, die riesigen Bambusbäume, die ringsum wachsen!

Bevor man einen Tempel betritt, reinigt man sich rituell.

Ich lerne, dass man sich zunächst die Hände rituell an einem eigens dafür vorgesehenen Becken wäscht, bevor man einen Tempel betritt.

Ich staune über die Shimenawa: Taue aus Reisstroh mit weißen Papierstreifen, die die Grenze zur spirituellen Welt symbolisieren. Ohne Frage, hier wird der Traum vom traditionellen Japan lebendig!

 

 

Der Kontrast zu Kyoto: Tokyo

Romantik pur in Kyoto, dann die Metropole Tokyo – nicht, dass Kyoto mit fast zwei Millionen Einwohnern klein wäre – aber Tokyo mit seinen 15 Millionen Menschen und einem Häusermeer, das vom bekannten Tokyo-Tower aus alle Horizonte mit Wolkenkratzern, Straßen und anderen Bauten füllt, ist einfach eine Megametropole.

 

Die wohl am stärksten frequentierte Kreuzung der Welt in Tokyos Stadtteil Shibuya.

 

Ausblick auf Tokio – im Hintergrund der 624 Meter hohe Skytree.

Überstrahlt wird alles vom weltberühmten Skytree, Tokyos 634 Meter hohem Fernsehturm, der zu aller Giganterie noch an einen riesigen traditionellen Pavillon erinnert. Trotz dieser unfassbaren Ausmaße ist die Stadt so sauber wie eine Schweizer Kleinstadt und tickt dazu noch zuverlässig im eidgenössischen Takt – nicht zuletzt dank eines hervorragenden U-Bahnnetzes, nach dessen Ankunft der Züge man die Uhr stellen könnte. Dennoch: Bei allem Hightech, das an den Reklamewänden der berühmten Shibuya-Kreuzung vielleicht seinen visuellen Höhepunkt findet, gibt es in der Hauptstadt immer wieder Oasen der Ruhe, wie Schreine und Tempelanlagen und natürlich, die berühmten japanischen Gärten.

 

Oasen der Ruhe in den Metropolen – die Zen-Gärten, Tempel und Friedhöfe.

 

Mein persönlicher Tick und Tipp, wer’s in einer programmfreien Zeit gerne sportlich in Tokyo mag

Was ich gerne mache: Ich nehme mir einen Vormittag Zeit und „erjogge“ mir eine Stadt; das hat den Vorteil, dass ich zügig vorankomme, ganz viel sehe und dabei ein Hörbuch anhören kann. Dieses Mal ist es Kafka am Strand von Murakami. Es beschreibt mir zwar nicht das Unmittelbare, was ich sehe, aber die Zeilen des japanischen Autors geben mir das japanische Lebensgefühl mit, das ich so in keinem Reiseführer finde.

 

Und so komme ich zumindest vom lebendigen Stadtteil Roppongi bis zum Kaiserpalast – gut 10 Kilometer sind es hin und zurück, die wie im Flug vergehen, weil es unterwegs so viel zu sehen gibt: Das Akasaka-Viertel, den Aoyama-Friedhof, den riesigen Mori-Tower, aber auch die kleinen Dinge, wie flanierende Menschen im Park, die öffentlichen Gymnastik-Anlagen oder die lächelnden anderen Läufer, die mir über den Weg laufen.

 

Kostenloser Weitblick vom architektonischen Meisterwerk – Tokys Mori-Tower.

 

Und da sind wir wieder am Anfang: Bei unseren Touren mit WORLD INSIGHT entdeckt ihr alle Highlights, aber eben auch viel Spannendes abseits der Touristenpfade. Anders als ich können alle unsere Reiseleiterinnen und Reiseleiter euch als echte Freunde an eurer Seite natürlich noch viel mehr erzählen zu diesem wunderbaren Land. Und ebenso anders als auf meiner Tour erlebt ihr das Land auch viel umfassender. Nehmt meine Bilder und meinen Bericht daher auch als Appetizer.

 

Fazit

Japan ist erfüllt von Geheimnissen, Kontrasten, Wundern und Überraschungen. Eine einzigartige Kultur trifft auf eine prächtige Naturlandschaft, die während meiner Tour vielleicht etwas zu kurz kam, aber die ihr intensiv auf unseren verschiedenen Erlebnisreisen entdecken werdet. Der majestätische Fuji-Vulkan kann auf einigen unserer Touren in den Sommermonaten sogar aktiv bestiegen werden. Genießt auf unseren Reisen die Schönheit von Zen-Gärten, wandert entlang des Shikoku-Pilgerwegs und übernachtet in der Tempelherberge des Kuon-ji. Entspannt in dampfenden heißen Quellen, den sogenannten „Onsen“, radelt über das Inselarchipel Shimanami-Kaido und reist bequem Überland im „Bullet-Train“, dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Konichiwa, willkommen in Japan!

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