Ländertrias 19. Februar 2016

Das Baltikum – Teil 3: Litauen

Litauen beherbergt Wunderplatten, Uhren, die gänzlich auf Minutenzeiger verzichten und dazu sind die Litauer noch verrückt nach ihrem Nationalsport Basketball. Was man über das südlichste Land im Baltikum wissen sollte.

Litauen & Vilnius

Am Südzipfel des Baltikums liegt Litauen. Wie in Estland und Lettland gibt es hier ebenfalls reihenweise spektakuläre Architektur zu bestaunen, allerdings laden auch teils menschenleere Sandstrände zum Verweilen und Entspannen ein. Interessant zu wissen: Das katholische Litauen erklärte als letztes Land Europas das Christentum zur Staatsreligion – erst 1387. Bis heute herrscht aber in manchen Gegenden noch eine spirituelle Naturreligion vor. Mit Vilnius verfügt Litauen außerdem über die größte Barockstadt nördlich der Alpen! Die Hauptstadt des Landes ist ein prächtiger Anblick und hat eine ganz besonders entspannte Ausstrahlung.

Von anders tickenden Uhren und der Wunderplatte

LIT-SchlossTrakai

Das Schloss Trakai ist ein gutes Beispiel für den teilweise sehr ähnlichen architektonischen Stil der drei Länder im Baltikum.

In Vilnius hetzt man sich nicht gerne ab. Die Litauer sind ein genügsames Volk und gerne dürfen auch mal ein paar Minuten mehr als geplant verstreichen. Ganz ohne Minuten kommt hingegen der Glockenturm am zentralen Kathedralenplatz aus: Er verfügt lediglich über einen Stundenzeiger, der die ungefähre Zeit anzeigt. Das stört die Menschen aber nicht besonders. Ganz im Gegenteil: Es entschleunigt das Leben in Vilnius auf angenehme Art und Weise. Irgendwo auf dem Kathedralenplatz zwischen der tatsächlichen Kathedrale und dem erwähnten Uhrenturm befindet sich außerdem die sogenannte „Stebuklas“-Platte, auch Wunderplatte genannt. Bei dieser handelt es sich um eine Steinfliese, die den Startpunkt einer rund 650 km langen Menschenkette markiert, die sich 1989 hier gebildet hatte. Vom Punkt, an dem die Platte heute liegt, bis Tallinn in Estland erstreckte sich eine Reihe von rund 2 Millionen Menschen als Protest gegen die Unterdrückung des Baltikums durch die Sowjetunion. Nach Auffassung der Litauer erfüllt die Platte heute Wünsche: Dazu stellt man sich darauf, schließt die Augen, flüstert seinen Wunsch und dreht sich anschließend dreimal im Uhrzeigersinn.

Basketball: Liebe, Religion und Volkssport

Trotz ihrer augenscheinlichen Ruhe und Entspanntheit, lieben die Litauer Sport. Ihr Herz ist insbesondere einer ganz bestimmten Ballsportart verfallen: dem Basketball. Die litauische Nationalmannschaft zählt zu den besten Mannschaften Europas und konnte bereits dreimal die Europameisterschaft gewinnen – 2011 fand diese sogar in Litauen statt. Der gemeinsame Nenner Basketball lässt sich auch in Vilnius spüren: fast kein Gebäude, an dem nicht ein Basketballkorb in irgendeiner Form hängen würde und sogar ein gigantisches Denkmal wurde dem Nationalsport in der Hauptstadt gesetzt. Auf dem Lukiskiu-Platz thront ein von Steinsäulen gehaltener, überdimensionaler Basketball, der eine chromartige Oberfläche aufweist und damit die Sportart „strahlend“ repräsentiert.

Traditionsreiche Feste und zwitschernde Kreuze

Litauen_Haff

Neben vielen architektonischen Highlights bietet die litauische Natur eine angenehme Abwechslung. Hier das kurische Haff und einige Gäste unserer Reisegruppe mit Reiseleiterin Aija (rechts).

Trotz urbaner Atmosphäre bietet Vilnius aber auch das ein oder andere Schmankerl für Kultur- und Naturfreunde. Ein gutes Beispiel dafür ist das „zwitschernde Kreuz“. Gitensis Umbrasas, ein litauischer Künstler, der auch die geheimnisvolle Wunderplatte kreiert hat, zeichnet sich hierfür verantwortlich. Besagtes Kreuz ähnelt einem Gipfelkreuz mit einem kleinen Extra: Es wurde komplett aus Nistkästen für Vögel gebaut! Daher rührt auch der Name „zwitscherndes Kreuz“, denn das Zwitschern der Vögel ist fast ganzjährig zu hören. Kulturell interessant sind auch die teilweise etwas ungewöhnlichen Festivitäten der Litauer: Im Künstlerviertel Užupis beispielsweise wird der 1. April als scherzhaft schriller Nationalfeiertag begangen. Nationalfeiertag daher, dass sich das Viertel selbst als „Freie Republik Užupis“ bezeichnet, obwohl es nur ein kleiner Teil von Vilnius ist.

Im Sommer bietet das „Thomas-Mann-Festival“ mit Lesungen und Veranstaltungen rund um den deutschen Schriftsteller ein rundes Programm für Literaturinteressierte. Die Events finden alle in der ehemaligen Sommerresidenz des Autors statt! Seltsam anmutend geht es hingegen in der Weihnachtszeit zu, wenn verhüllte Gestalten am Weihnachtsvorabend mit einem Baumstumpf von Haus zu Haus ziehen. Er soll das vergangene Jahr symbolisieren und in ihm sollen nicht erfüllte Wünsche zurückgelassen werden.

Dos & Don’ts in Vilnius & Litauen

Do:

  • Bus- und Bahntickets stets abstempeln. In der Regel diskutieren die Kontrolleure nicht lange!
  • Den Hexenberg besteigen und dabei die märchenhaften Holzfiguren bewundern.
  • Ein Besuch bei der Kathedrale von Vilnius – ein eindrucksvoller Sakralbau!

Don’t

  • Zu luftige Kleidung in der Kirche tragen. Das beleidigt in den Augen der Litauer die heiligen Stätten. Daher lieber auf geschlossene Garderobe zurückgreifen.
  • Alkohol in der Öffentlichkeit konsumieren. Die Bußgelder sind hoch!
  • Am falschen Strand baden. An manchen Orten sind Strände nach Geschlecht getrennt.

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