Über 1.000 km von der Küste Ecuadors entfernt liegt das Archipel inmitten des tiefblauen Ozeans. Die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt diente Charles Darwin als Grundlage für seine Evolutionstheorie.
Die 14 größeren und über 100 kleinen bis sehr kleinen Inseln gehören heute politisch zu Ecuador. Fünf der großen Inseln sind bewohnt: Santa Cruz, San Cristobal, Isabela, Floreana und Baltra beherbergen rund 25.000 Menschen. Entstanden ist der einmalige Archipel vor mehr als drei Millionen Jahren durch Vulkanausbrüche: Die bis heute zum Teil aktiven Vulkane kreierten eine einzigartige Landschaft aus Lavagestein, die seit ihrer Entdeckung die Menschen in ihren Bann zieht.
Unerwartet und äußerst zufällig stieß der spanische Bischof Tomás de Berlanga im Jahr 1535 auf die Inseln im Pazifischen Ozean – er hatte sich auf dem Weg nach Peru verirrt. Keinesfalls hatte er erwartet, mitten im Pazifik diese kleine Inselgruppe vorzufinden. Dem Bischof erschienen die Inseln daher mythisch, ja zauberhaft. Spontan taufte er sie daher „die verzauberten Inseln“. Bereits damals waren die Reisenden überwältigt von der Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Die Begeisterung für die eigenartigen und nur auf dem Archipel beheimateten Tiere führte schnell zu einem neuen Namen: Nach den vielen Wasserschildkröten, die einem auf den Inseln auch heute noch begegnen, tauften die Spanier die Inseln „galápago“, was auf Spanisch „Wasserschildkröte“ bedeutet.
Erste wissenschaftliche Untersuchungen auf den „Inseln der Wasserschildkröten“ unternahm 1835 niemand Geringeres als Charles Darwin, der Entwickler der Evolutionstheorie. Heute gilt sein Aufenthalt auf Galápagos als einer der berühmtesten in der Geschichte der Wissenschaft. Als junger Wissenschaftler, der gerade sein Studium an der Universität abgeschlossen hatte, ging Darwin zwischen 1831 und 1836 an Bord der HMS Beagle auf Forschungsreise. „Die Naturgeschichte dieses Archipels ist wirklich erstaunlich: Es scheint eine eigene Welt zu sein“, schrieb er in sein Tagebuch. Zurück in Großbritannien fielen ihm – vor allem bei den Finken und Spottdrosseln – Unterschiede auf: Auf jeder Insel sah die dort lebende Art geringfügig anders aus. Um die auf einer Insel wachsenden Früchte besser aufnehmen zu können, hatte sie beispielsweise dort eine andere Schnabelform entwickelt. Damit war der Grundstein zu Darwins bahnbrechendem Buch „Die Entstehung der Arten“ gelegt. Heute ist allgemein bekannt, dass die Galápagos-Inseln ein wahres Evolutions-Laboratorium sind. Die isolierte Lage der Inseln bietet beste Bedingungen, um den evolutionären Prozess zu beobachten. So gibt es zum Beispiel auf allen Inseln unterschiedliche Arten von Riesenschildkröten, die ursprünglich von ein und derselben Linie abstammen. Mit der Zeit entwickelten sie aber unterschiedliche Panzerformen.
Der Blaufußtölpel – ein besonderer Inselbewohner
Der Blaufußtölpel weckt bei Besuchern der Inseln regelmäßig Begeisterung, wenn er mit seinen 80 bis 90 cm Körpergröße den Strand entlang watschelt. Die blauen Füße sind nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern spielen im Sozialleben der Blaufußtölpel eine wichtige Rolle. So sind die auffälligen blauen Füße nicht nur Namensgeber der Tiere, sondern auch Zeichen ihrer Geschlechtsreife. Die paarungswilligen Vögel umtanzen sich zunächst. Dann streckt das Männchen seine Füße vor und lässt sie vom Weibchen begutachten. Wer dabei ein leuchtendes Türkisblau vorweisen kann, hat gute Chancen beim anderen Geschlecht. Ein mattes Graublau lässt die Männchen hingegen oft leer ausgehen.
Der Farbton der Füße ist ein Indiz für die Gesundheit der Tiere und deutet auf gute Versorgerqualitäten der männlichen Vögel hin. Die Blaufärbung hat nach Forschungsergebnissen der letzten Jahre zwei Ursachen: Zum einen befinden sich unter der Oberhaut der Füße bestimmte Collagenfasern, die verstärkt bläuliches Licht reflektieren. Zum anderen rührt die Blaufärbung von Carotinoiden, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Das bedeutet, je erfolgreicher die Vögel bei der Jagd nach Fisch sind, desto intensiver ist das Blau.
Ist das Balzverhalten des Männchens erfolgreich, tanzen beide gemeinsam. Anschließend überbringt das Männchen dem Weibchen einige kleine Stöckchen für den Nestbau. Werden die Stöckchen akzeptiert, ist die „Hochzeit“ besiegelt. Die Blaufußtölpel leben monogam, der einmal geschlossene Bund hält in der Regel ein ganzes Vogelleben lang – in freier Wildbahn sind das etwa 15 bis 17 Jahre.
Zum Schutz der vielen endemischen Tier- und Pflanzenarten wurde 1959 der Naturpark Galápagos gegründet. Seitdem kann der Archipel, der Teil des UNESCO-Weltnaturerbes ist, deutlich besser vor der Zerstörung der einmaligen Fauna und Flora geschützt werden. Heute sorgt der Nationalpark dank strenger Lizensierung und einem gezielten Routenmanagement dafür, dass keine der Inseln und Attraktionen unkontrolliert von einer zu großen Anzahl Touristen „überschwemmt“ wird.
Fast alle Inselexkursionen starten im Hafen von Puerto Ayora auf der Insel Santa Cruz, der zweitgrößten Galápagos Insel. Auf der touristischsten Insel befindet sich die Charles Darwin Forschungsstation, in der man die Aufzucht der Riesenschildkröten beobachten kann. An ihnen, wie bei den Spottdrosseln, Lavaeidechsen, Landschnecken und den berühmten Darwinfinken, können wir heute beobachten, was einst den berühmten Evolutionswissenschaftler neu über die Entstehung der Arten nachdenken ließ. Die Besonderheiten der Tierwelt sind faszinierend: Echsen, die im Meer grasen, Finken, die Werkzeuge bauen, und Kormorane, die tauchen, aber nicht fliegen können.