Reisebericht Indien 29. März 2023

Rajasthan und der Norden mit Khajuraho und Varanasi

WORLD INSIGHT Reisegast

23 Tage erlebnisreich durch Indien über den Jahreswechsel 2022/2023.

Schon länger hatten mein Mann und ich diese Reise auf unserer Wunschliste. Immer wieder studierten wir das doch sehr umfangreiche Rundreiseprogramm mit den über 4.000 km Fahrstrecke mit Bus und Bahn und fragten uns: Ist das nicht etwas zu viel Programm für 23 Tage? Wir haben es gewagt und es war unheimlich schön. Wir sind glücklich, erstaunt und dankbar, dass wir so viel ERLEBNIS auf nur einer einzigen REISE hatten.

 

Mit WORLD INSIGHT  und Reiseleiter Bhawani in Indien.

 

Natürlich ging auch für mich ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung, die bekanntesten Orte Indiens live gesehen zu haben. Jaipur mit dem Palast der Winde, Amber Fort, Pushkar, das Jaisalmer Fort und vor allem das Taj Mahal mit den vielen festlich gekleideten Indern und Inderinnen sind einfach magische Orte. Unser Reiseleiter Bhawani Singh organisierte unsere Besichtigungen stets so, dass wir die besten Fotoplätze und besten Wetterbedingungen an den Orten vorfanden. Kurzerhand legte er z. B. den Besuch des Taj Mahals auf den sonnigen Nachmittag, da es am Vormittag sehr trübe und neblig war. An dieser Stelle wirklich ein ganz großes Kompliment. Dank Bhawani haben wir viele Sehenswürdigkeiten exklusiv erleben dürfen. Denn kaum jemand kennt wohl in Jaipur den versteckten und engen Treppenaufgang im Hinterhof, der zu einer winzigen Dachterrasse führt. Das Timing hätte nicht besser sein können, denn direkt vor unseren Augen ging langsam die Sonne hinter dem beeindruckenden Palast der Winde unter.

 

Sonnenuntergang hinter dem Palast der Winde.

 

Ich kann gar nicht alles aufzählen, was wir in 23 Tagen erlebt haben

Wir haben unzählige Prachtpaläste und religiöse Stätten mit vielen segnungsfreudigen Priestern besucht. Morgens bin ich zum Lachyoga und am Nachmittag zur Ayurveda-Massage gegangen. Ich habe gelernt, wie man Sari bindet und einen echten Chai-Tee kocht. In einem Sikh-Tempel durfte ich mit einheimischen Frauen Brot für die Armen backen und zum Amber Fort bin ich zu Fuß zwischen bunt bemalten Elefanten hinauf gewandert. Ein Kamel gab mir bei der Safari einen dicken Kuss und am Abend saß ich gemütlich im Bollywood-Kino. Für ein paar Rupien schenkten uns Musikanten, Gardisten, Priester oder Bauern ein besonders breites Lächeln und ließen sich dann sehr gerne fotografieren. Vom Mann mit dem längsten Schnurrbart bis zum Aghori ­– wir haben so viele interessante Menschen fotografiert. Die meisten Inder waren sehr freundlich und neugierig. Oft wollten die Einheimischen jedoch auch uns Europäer fotografieren. So fühlten wir uns wie Prominente und konnten die häufige Bitte um ein gemeinsames Foto meist nicht ausschlagen.

 

Am Ranthambore-Nationalpark verbrachten wir wunderschöne Weihnachten mit einem sehr festlichen Abendessen im Garten mit Feuerkörben und Livemusik. Unser besonderes Weihnachts-Geschenk erwartete uns am Weihnachtsfeiertag, denn wir begegneten schon auf unserer ersten Safari einem Tiger, der sich sehr lange ungestört beobachten ließ. Das war jedoch bei Weitem nicht das einzige großartige Tiererlebnis: Wir haben die verschiedensten Vogelarten zu Gesicht bekommen (Eisvögel, Geier, Eulen, Pelikane, Buntstörche, Affen, Ibisse, Schlangenhalsvögel, Fleckschnabelenten, Halsbandsittiche, Yellow-Footed-Green-Pigeon) sowie Krokodile, Elefanten, Antilopen und zahlreiche Ratten im Rattentempel Karni Mata. Nicht zu vergessen, die vielen Kühe, die wie selbstverständlich durch die Straßen liefen.

 

Unterkunft und Safari im Ranthambore-Nationalpark.

 

Abwechslungsreich waren auch unsere Übernachtungen. Wir schliefen in palastartigen und sehr einfachen Hotels, genossen das Ambiente von modernen und museumsreifen Herbergen und sogar im Nachtzug nach Delhi haben wir hervorragend und komfortabel geschlafen. Das Essen war ebenso vielfältig und stets sehr lecker. Unser Reiseleiter führte uns am Abend in wirklich gut ausgewählte Restaurants mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. (Ein Essen kostete zwischen 4 und 7 Euro). Ich probierte mich täglich durch die indische Küche und war immer zufrieden.

 

Aber nun zu meinen drei persönlichen Highlights:

1. Eine wunderbare Führung durch die erotischen Tempel von Khajuraho

Man muss diese Kamasutra-Tempel-Anlage einfach gesehen und erlebt haben. Die Situation und der Ort waren völlig verrückt. Man befindet sich eigentlich an einem heiligen Ort in einem absolut prüden Land und an einer von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Tempelanlage. Und dann führt uns ein kleiner sympathischer Mann mit Basecap und Schnauzbart – er erinnerte uns so sehr an Supermario – von einem erotischen, sehr naturalistischen Relief zum nächsten und erklärte uns völlig schamfrei jede Art von Sexpraktik, die man sich nur vorstellen kann.

Begeistert zeigte er uns detailreiche Reliefs der indischen Liebeskunst. Es war einfach wunderbar und unterhaltsam! Wir wissen nun wirklich alles über die Kamasutra-Sexstellungen und kennen die dazugehörigen Nummern. Bei der freien Zeit im Anschluss hatten wir noch genügend Gelegenheit, die Darstellungen der erotischen Geschichten bei den anderen Tempeln noch einmal in Ruhe zu entdecken.

Am Ende der Besichtigung tauchte der Sonnenuntergang die Anlage in ein romantisches Licht und wir verabschiedeten uns herzlich von unserem sympathischen Guide.

 

Die erotischen Tempel von Khajuraho.

 

2. Varanasi – mit einer besonderen Begegnung

Varanasi war ein Grund, die Erlebnisreise bei WI zu buchen. Viele Indienreisen beinhalten leider nur das Goldene Dreieck. Für uns war Varanasi ein einzigartiges Erlebnis mit Gänsehautmomenten und tollen Begegnungen. Die Abendzeremonie, bei der Tausende von Menschen am Ganges stehen und Priester mit Gesang und schweren Öllampen Vishnu verehren, holt wirklich jeden emotional ab. Wir sahen viele ältere Pilger, die tiefgläubig ein Bad im Ganges nahmen und viele jüngere Menschen, die ihr Ritual mit dem Handy filmten und auf Social Media mit ihren Freunden teilten.

Und natürlich nicht zuletzt die Leichenverbrennung. Angefangen von in bunte Tücher gewickelten Leichen, die auf den Schultern der Angehörigen zum Verbrennungsplatz getragen werden, über die vielen Holzhändler, die mit einer Waage das Holz verkaufen und den Preis der Verbrennung verhandeln, bis hin zum Akt der Verbrennung. Bei der jeder zusehen kann, der starke Nerven hat. Denn wenn erst einmal die Tücher verbrannt sind, wird der Rest sichtbar und von den lodernden Flammen verschluckt. Die Überreste werden in den Ganges geworfen. Varanasi muss man einfach miterlebt haben. Wenn man mit den Massen der Pilger zur Prozession mitgeschoben wird und am frühen Morgen oder am Abend auf dem Boot die rauchenden Scheiterhaufen sieht, ist man einfach in einer Parallelwelt gelandet.

 

Ein ganz besonderes Erlebnis: Varanasi.

 

Ich könnte ein ganzes Buch über Varanasi schreiben – auch über die Menschen, die sich dort niedergelassen haben. Gut beraten ist man, wenn man sich schon vor der Reise ein wenig über die extremen Gestalten informiert, so wurde mein Wunsch – einen Aghori* zu sprechen – tatsächlich wahr. Ich hatte mich schon vorab in das Thema eingelesen und wusste, dass die meist gruselig aussehenden Gestalten nicht mit jedem reden wollen oder ein Gespräch auch mal in Aggression und Beschimpfung umschwenken kann. Zuerst war er mir gegenüber eher skeptisch und wollte mir für 100 Rupien nur eins seiner typischen Fotoposen bieten – aber ich war hartnäckig und wir kamen tatsächlich ins Gespräch. Am Ende bekam ich natürlich trotzdem die Fotopose, er stäubte mir viel zu viel Asche auf die Stirn und segnete mich. Als ich dann weiter so hektisch rumzappelte, meinte er plötzlich sehr laut „Stopp“: Und er schaute mir tief in die Augen und murmelte etwas völlig Unverständliches und meinte – take this. It makes you strong … natürlich nahm ich die Rudraksha-Perle und irgendwie stand die Welt kurz still – in diesem Moment hatte ich das Gefühl, es ist o.k., dass dieser Mensch so ist, wie er ist.

* Die Aghori gehören zu einer hinduistischen Sekte, die soziale Normen radikal ablehnen und einem komplexen spirituellen System folgen. Eine der bekanntesten Praktiken der Aghori ist die rituelle Verwendung von menschlichen Überresten. Die Aghori glauben, dass der Körper eines Verstorbenen die Manifestation des göttlichen Prinzips ist und durch die Verwendung dieser Überreste, können sie ihre spirituellen Kräfte steigern. Ihre Rituale werden oft als schockierend bis verstörend empfunden und von vielen Hindus abgelehnt.

 

3. Hotel Bhairon Vilas in Bikaner

Dieses Heritage-Hotel war für meinen Mann und mich das beste Hotel des ganzen Urlaubs. Das Familienerbe hat sicher seine besten Zeiten hinter sich. Aber das macht den besonderen Charme aus. Wir fühlten uns wie im Museum, in eine andere Zeit versetzt und jeder Winkel bot ein Fotomotiv. Die perfekte Filmkulisse mit unfassbar vielen bizarren Objekten, wie zum Beispiel einem verstaubten Rollce Royce neben einem verlassenen Swimmingpool. Jedes Zimmer war ein Unikat. Da im Dezember keine Wüstenübernachtung stattfand, blieben wir immerhin 2 Tage dort. Dieses Hotel kennt kein allgemeines „gut“ – entweder man liebt oder hasst es. Wir jedenfalls hätten hier Tage, Wochen oder Monate verbringen können.

 

Das bunte Hotel Bhairon Vilas.

 

Unser Fazit

Es gab keinen Tag und keine Besichtigung, die uns nicht gefallen hat! Jeder Tag war etwas ganz Besonderes und hatte immer eine kleine Extraüberraschung zu bieten: Wir entdeckten einen Motorradtempel, die wohl buntesten Automobile überhaupt bei unserem Zwischenstopp in Nandakeshwar und wurden regelmäßig von unserem Reiseleiter im Bus mit einer leckeren Zwischenmahlzeit überrascht.

 

Wir haben uns auf das Abenteuer eingelassen und sind tief in dieses Land der Gegensätze mit vielen extremen Religionen eingetaucht. Vor allem vielen lieben Dank an unseren Reiseleiter, der all unsere Fragen stets beantwortet hat. Teilweise waren wir schon sehr neugierig und wollten viel über das private Leben der Inder wissen, z.B. wie arrangierte Ehen ablaufen, wie das Kastensystem funktioniert, alles über Gesundheitswesen, Hygiene und Hochzeiten. Ein dickes Lob hier für so viel Geduld und Einblicke.

 

Für meinen Mann und mich ist klar: Indien wir kommen wieder!

Vielen Dank und Namaste – an Bhawani und WORLD INSIGHT

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