Kuba 18. Juni 2019

Willkommen auf der Zuckerinsel

WORLD INSIGHT

Der koloniale Charme von Havanna und Trinidad, die kubanische Lebensfreude, aktive Wanderung und Entspannung an den Traumstränden Kubas. Unsere Reisende Sabine berichtet von ihrer Kuba Vagabunt Reise.

Kuba ist so Einiges: Tropenparadies in der Karibik, Sonne und Wirbelstürme, Heimat von Zigarren, Rum und Buena Vista Social Club, David der Weltpolitik, ein Land im Umbruch, sportverrückt und Weltmeister im Leisten humanitärer medizinischer Hilfe, Brudervolk der BürgerInnen der ehemaligen DDR und Sehnsuchtsort eben dieser, die nach Kuba nur im Rahmen einer Auszeichnungsreise fahren konnten, also so gut wie gar nicht. Okay, eines Tages würden wir es uns anschauen – und eines Tages war 2018.

Von Frankfurt ging es zunächst via Madrid nach Havanna. Schwülwarme Luft nahm uns trotz der Abendstunde in Empfang – ein Vorgeschmack auf das kubanische Wetter der kommenden Tage. Nach Gepäck abholen und Passformalitäten erledigen, hieß es erst mal die Reisegruppe suchen. Zum Glück stand unser Reiseleiter Oscar unübersehbar am Ausgang. 5 weitere Mitreisende hatten sich bereits dort zum Devisentauschen eingefunden. Der Bus mit Jorge, unserem Fahrer, stand auch schon bereit. Das war also unsere 8-köpfige Gruppe: 6 Deutsche, Oscar und Jorge, in deren Hände wir uns vertrauensvoll begeben hatten.

Ja, Havanna … Glanz und Verfall dicht nebeneinander. Habana Vieja mit seinen Kirchen und Gassen, als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt und restauriert, einige Nebenstraßen weiter Villen kurz vor dem Einstürzen, der Platz der Revolution, Paradestraßen und das Capitol – so viel zu sehen, so viele Gegensätze, dennoch überall eine überwältigende Lebendigkeit auf den Plätzen, in den Bars, kleinen und kleinsten Läden in ehemaligen Wohnzimmern oder auf dem Malecón. Selbst der Colón-Friedhof konnte mit mehr als kreativen Grabkreationen aufwarten. Und amerikanische Oldtimer in allen Farben. Überhaupt die Farben: Ist Kuba renoviert, gleicht es überall auf der Insel einem überdimensionierten Bonbonladen.

Nach unseren ersten zwei trubeligen Tagen ging es mit dem Bus in den ruhigeren Westen. Nach einigen Zwischenstopps in deutlich hügeligerer und immer grüner werdender Landschaft erreichten wir am Nachmittag die Kleinstadt Viñales und wurden von unseren Gastfamilien in den Casas Particulares herzlich in Empfang genommen. Generell hat das Übernachten bei Familien seinen eigenen Charme. Alle meine Gastfamilien waren ausnahmslos freundlich, sehr interessiert an meinem Leben und redselig über die eigene Familie: wer arbeitet was, was machen die Kinder, wann kommt der Handwerker und warum, wem gehören welche Tiere draußen, Essen und Ausflugstipps.

Nachdem wir am Tag zuvor eine Wanderung entlang der Mogotes-Berge unternommen hatten, stand der nächste Tag ganz im Zeichen von Nichtstun. Wir verbrachten den Tag im warmen Wasser der Karibik an einem relativ leeren Strand. Ein Traum in Türkis. Auf der Fahrt dorthin begegneten wir Bauern, die noch mit Ochsen pflügen – generell hat Kuba eine „grüne“ Landwirtschaft aus Mangel an Kunstdünger entwickelt, was auch die Nutzung sämtlicher Heilpflanzen in Pharmazie und Medizin einschließt. Ein Wissen, was bei uns in weiten Teilen verloren gegangen, bei den Kubanern aber präsent ist. Großes Improvisationstalent fanden wir an allen Ecken und Enden.

Nach einem Stopp im Zuckermühlental fuhren wir ins Landesinnere nach Camagüey. Gegen die Piratenüberfälle labyrinthartig erbaut, folgten wir den schneckenförmigen Straßen, die eine Orientierung schwer machen. Statt den Faden der Ariadne hatten wir zum Glück unseren Reiseleiter Oscar, der uns wohlbehalten erst hinein und vor allem wieder hinausbrachte, vorbei an einem reichen Angebot an kulturellen Einrichtungen: Kinos, Theatern und in einer Musikschule konnten wir der Probe lauschen. Nicht von ungefähr gilt Camagüey als Kulturhauptstadt. Vor der Kirche erwartete uns ein Skulpturenpark, insbesondere die Gruppe der „Klatschweiber“ fiel dabei ins Auge und sorgte für Gelächter.

Überhaupt haben wir auf dieser Reise sehr viel gelacht. Nicht ganz so lustig war der gerissene Keilriemen, den Jorge und Oscar aber sofort und souverän vor Ort reparieren konnten. Der Abend hielt eine besondere Überraschung bereit: Die Wohnung meiner Gastfamilie hatte eine wunderschöne Dachterrasse und die Dame des Hause erklärte sich spontan bereit, gemeinsam mit ihrer Nachbarin für die gesamte Gruppe zu kochen. Der Hauskater Calor leistete uns Gesellschaft, zwei weitere Nachbarskatzen folgten und die Nachbarsfamilie kam auch noch hinzu. Es wurde ein feucht-fröhlicher und gemütlicher Abend.

Und weiter ging es Richtung Osten. Zunächst zur Besichtigung der Wallfahrtskirche El Cobre, zu deren Fuß ein Krankenhaus extra für die Pilger errichtet worden war. Da wir mit dem Bus und nicht gelaufen waren, waren wir frisch für die Weiterfahrt nach Santiago. Am nächsten Tag ging es zunächst wieder um Geschichte. An allen Orten waren Statuen und Plakatwände der diversen Unabhängigkeitskriege: ein Wald aus Macheten, um das Reiterdenkmal von Antonio Maceo und die Einschusslöcher in der Moncada-Kaserne, die Fidel Castro mit einer Gruppe von Studenten am 26. Juli 1953 stürmen wollte. Weiter zum Friedhof mit den Gräbern von José Marti und Castro, aber auch dem Gründer des Bacardi-Rum-Imperiums und Compay Segundo vom Buena Vista Social Club. Nachdem wir auch der feierlichen Wachablösung beigewohnt hatten, ging es weiter zurück in die Vergangenheit zur Festung El Morro. Wer noch genug Luft hatte, konnte über die Treppe zum Meer gelangen, wer nicht, genoss den Schatten und die kühleren Temperaturen hinter den dicken Festungsmauern.

Am Ende der Reise hieß es Abschied nehmen von Oscar und Jorge in Varadero, denn die letzten drei Tage verbrachten wir im All-Inklusiv-Hotel. Obwohl das Frühstück in den Casas Particulares

Unsere Reisende Sabine auf Kuba

mehr als reichhaltig und liebevoll zubereitet war und wir auch sonst fast immer gut, wenn auch häufig eher einfach gegessen haben, war der Überfluss in Varadero schon eher unangenehm und bedurfte einer Eingewöhnungsphase in diese gänzlich andere Welt mit westlicher Musik und einem Wasserballett, das am Ende der Vorstellung die Regenbogenfahne enthüllte. Mit einem Besuch von Al Capones Haus, Baden, Strandspaziergängen, Rum, Cocktails und Zigarren verbrachten wir die Tage bis zur Abholung zum Flughafen.

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