Menschen "live" 18. Juni 2015

Christine Wanyonyis langer Weg zur Schule

Lisa Praefke

Christine aus Kenia war schon als Kind auf sich selbst gestellt und verfolgt dennoch zielstrebig ihren Weg. Ihr Traum: ein vernünftiger Schulabschluss. WORLD INSIGHT unterstützt und begleitet die junge Frau.

Im Mai feierte Christine Wanyonyi ihren 26. Geburtstag. Während bei uns Smartphone, Tablet oder sonstige technische Gadgets auf dem Wunschzettel Mitte Zwanzigjähriger stehen, ist Christines Wunsch ganz einfach: Sie möchte weiter zur Schule gehen. Erst “Primary School” beenden, dann die “Secondary School” und im besten Fall anschließend studieren.

Aber zurück auf Anfang: Christine hatte – wie viele Kenianer – keine Bilderbuchkindheit. Zur der Zeit, als Deutschland kurz vor dem Fall der Mauer stand, wurde Christine im Westen Kenias als das jüngste von sieben Kindern geboren, die aus den Ehen ihres Vater mit seinen zwei Frauen hervorgingen. Schon früh wurde sie in den Arbeitsalltag der Eltern eingebunden, denn die Mitarbeit der Kinder wurde benötigt, um die Familie zu ernähren. So konnte sie nur in unregelmäßigen Abständen die nahe gelegene Schule besuchen. Und obwohl ihre schulischen Leistungen trotz der schwierigen Umstände stets gut waren, musste sie als Kind der „Zweitfrau“ zurückstecken: Das Geld reichte nicht aus, um allen Kindern aus der Familie die damals noch kostenpflichtige Schulbildung zu ermöglichen und ihre Geschwister, vor allem die männlichen, wurden klar bevorzugt. Dabei ging Christine gerne zur Schule, sie war wissbegierig und lernte schnell. Ihre Schulbesuche wurden jedoch aufgrund der familiären Situation immer seltener, mit 14 Jahren endete Christines Traum von Bildung ganz – gezwungenermaßen hörte sie auf, den Unterricht zu besuchen. Vorerst. Denn das war eine Tatsache, die sie so nicht hinnehmen wollte.

Denkt man an die heutige Jugend hierzulande, sind mit 14 Jahren andere Dinge wichtiger und cooler als zur Schule zu gehen. Kaum vorstellbar, dass ein Mädchen in dem Alter nur eines will: Lernen.
Christine gab nicht auf:

One day I’ll go to school again. I don’t know when. I don’t know how. But I know, one day I will do it.

Der Zufall meinte es gut mit ihr: Eines Tage hatte ihre Nachbarin Verwandte aus der Großstadt Nairobi zu Besuch, die zufällig eine Haushaltshilfe suchten und Christine diesen Job anboten. So packte Christine still und heimlich ihre Sachen und ging. Ohne ein Wort zu irgendjemandem. Insgesamt acht Jahre verbrachte sie bei den Menschen, die ihr eine Chance auf ein besseres Leben ermöglichten. Doch zu diesem Leben gehörte immer noch kein Mathe, kein Kisuaheli, kein Geschichte, kein Musik, kein Bio.

Es sollten weitere drei Jahre vergehen, bis Christine ihrem Traum näher kam: Ihre Cousine fand eine Stellenausschreibung im Internet, in der eine Haushaltshilfe und Nanny gesucht wurde. Und so fuhr Christine zum Vorstellungsgespräch ins rund 100 Kilometer entfernte Naivasha. Sie und Heike Hollwitz, unsere Country Managerin in Kenia, verstanden sich auf Anhieb so gut, dass Christine direkt blieb und sich seitdem als Haushaltshilfe und Nanny zweier kleiner Kinder unersetzlich gemacht hat. Nicht nur, dass sie einen Job gefunden hat, der sie glücklich macht – sie hat auch ein „Home from home“ gefunden, eine Familie, die sie behandelt wie ihre eigene Tochter und die ihr Zeit gibt, zur Schule zu gehen.

I’m doing what I love: I’m going to school and I’m looking after children!

Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und noch lange nicht zu Ende geschrieben ist: Die Geschichte einer jungen Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. In einem Land, in dem das leider noch eine Ausnahme darstellt. Wir von WORLD INSIGHT möchten Christine auf ihrem Weg unterstützen und helfen, ihr Ziel zu erreichen. In Kenia ist die normale Schulbildung inzwischen kostenlos, für die Abendschule fallen allerdings Kosten an: Für Schulgeld, Examensgebühren, Bücher und sonstiges Schulmaterial kommen wir auf!

Wie es mit Christine weitergeht und wie ihr ganz normaler Alltag aussieht, erfahren Sie im nächsten Teil von Menschen „live“ – Christines langer Weg zur Schule.

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